Friedrich Gustav Jakob Henle wurde am 19.Juli 1809
in Fürth als Kaufmannssohn geboren. Nach seinem
Studium in Bonn und Heidelberg promovierte er
1832 in Bonn zum Dr. med. Schon während seiner
Gymnasialzeit in Koblenz hatte er persönlichen
Kontakt zu dem hervorragenden, in Bonn lehrenden
jungen Physiologen Johannes Müller (1801-1858).
Diese für ihn sehr wert-volle Bekanntschaft und
alsbald Freundschaft war entscheidend für seine
ganze spätere Entwicklung. Müller, der einem Ruf als
Anatom und Physiologe nach Berlin folgte, holte
Henle nach dessen medizinischem Staatsexamen
(1833 in Berlin) als seinen Prosektor an das
Anatomische Institut. 1840 wurde Henle Professor
für Anatomie und Physiologie an der Universität
Zürich. 1844 erhielt er einen Ruf nach Heidelberg,
um dort Anatomie, Physiologie und Anthropologie
zu lehren. 1852 wurde er an die Georg-August-
Universität Göttingen berufen, wo er bis zu seinem
Tod (1885) aktiv blieb.
Henle verfasste zahlreiche Arbeiten über anatomische, vergleichend-
anatomische, anatomisch-pathologische und physiologische
Untersuchungen, die schließlich in seinem Hauptwerk „Handbuch der
rationellen Pathologie“ gipfelten. Mit seinem Freunde Pfeufer gab er die
„Zeitschrift für rationelle Medizin heraus“, deren erstes Heft 1842 erschien.
Henle fand die glatte Muskulatur der Arteriolen und machte zahlreiche
andere histologische Entdeckungen. 1840 hat er erstmals in seiner Analyse
der „Miasmen und Kontagien“ die Postulate für ein infektiöses Agens, das
vermehrungsfähig und belebt sei, formuliert. Robert Koch war es vergönnt,
den experimentellen Nachweis für diese hypothetischen Annahmen zu er-
bringen.
Für die Pathologie war er ein Wegbereiter für eine neue Ära, der er allerdings
zurückhaltend gegenüber stand: gemeint ist Virchows „Cellularpathologie“.
Als er am 13. Mai 1885 als Professor der Anatomie in Göttingen starb, trau-
erte die ganze medizinische Welt um ihn. Für Waldeyer hatte er seinen Platz
unter den ersten Meistern aller Zeiten gefunden und ein amerikanischer
Medizinhistoriker nannte ihn den „Vesal der mikroskopischen Anatomie“.
Friedrich Gustav Jakob Henle