Reversible und irreversible Prozesse — Der Begriff des reversiblen Prozesses ist
in der Thermodynamik von grundlegender Bedeutung. Hierunter wird ein Vorgang
verstanden, der vollständig umkehrbar ist. Es gilt folgende Definition:
Ein Prozess ist reversibel oder umkehrbar, wenn ein System, in dem der Prozess
abgelaufen ist, wieder in seinen Anfangszustand gebracht werden kann, ohne dass
irgendwelche Änderungen in der Umgebung zurückbleiben.
Ist der Anfangszustand des Systems ohne Änderungen in der Umgebung nicht wie-
derherstellbar, so ist der Prozess irreversibel oder nicht umkehrbar.
Nach dieser Definition ist ein Prozess nicht schon dann reversibel, wenn das System
wieder in den Anfangszustand zurück gebracht werden kann. Dies ist mit entspre-
chendem Aufwand stets möglich. Wesentlich ist, dass bei der Umkehrung des Pro-
zesses auch in der Umgebung des Systems keine Veränderungen zurückbleiben.
Ein reversibler Prozess muss sich also durch seine Umkehrung in allen seinen Aus-
wirkungen vollständig annullieren lassen (vgl. Baehr, 1973, S. 30).
Alle in der Natur oder Technik ablaufenden Prozesse der Energieumwandlung oder
der Energieübertragung sind irreversibel. Dazu gehören alle Ausgleichsvorgänge und
alle Vorgänge mit Reibung. Ausgleichsprozesse können nach aller Erfahrung nur in
einer Richtung ablaufen. So ist noch nie beobachtet worden, dass nach einem
Druck- oder Temperaturausgleich die beiden daran beteiligten Systeme von selbst,
d. h. ohne äußere Einwirkungen, wieder in ihren Ausgangszustand zurückgekehrt
sind. Bei Prozessen mit Reibung gelangt stets ein mehr oder weniger geringer Ener-
gieanteil als so genannter Verlust in die Umgebung und wird dort zerstreut. Aufgrund
dieses Verlustes kann bei einer Umkehrung des Prozesses die Energie nicht voll-
ständig in die ursprünglich vorhandene Energieart zurückverwandelt werden. Der
ursprüngliche Zustand ist nur durch Einwirkungen von außen wiederherstellbar.
Sind die Verluste bei Prozessen mit Reibung sehr gering, so können sie in erster
Näherung vernachlässigt werden. Der Prozess wird dann praktisch als umkehrbar
angesehen. Der Energiezustand zu Beginn des Prozesses kann dann nahezu voll-
ständig wiederhergestellt werden. Ein derartig idealisierter Prozess gilt in der Ther-
modynamik als reversibler Grenzfall.
Häufig werden bei thermodynamischen Berechnungen Reibungsvorgänge vernach-
lässigt, um die Prozesse in einem System einfacher beschreibbar zu machen und
einfachere Formulierungen zu erhalten (vgl. Windisch, 2001, S. 28f).
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