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Curriculum Vitae Prof. Dr. Günter Blobel
Name:
Günter Blobel
Geboren:
21. Mai 1936
Günter Blobel ist Zellbiologe an der Rockefeller University in New York. Er ist international bekannt
für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Zellfunktionen. Insbesondere hat er die Mechanismen
aufgeklärt, mit denen Proteine in den Zellen sortiert und an den richtigen Platz in der Zelle dirigiert
werden. 1999 erhielt Blobel den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie. Gewürdigt wurde damit
die Entdeckung, dass „Proteine eingebaute Signale haben, die ihren Transport und die
Lokalisierung in der Zelle steuern“.
Akademischer und beruflicher Werdegang
Seit 1992
John D. Rockefeller Jr. Professor, The Rockefeller University, New York, USA
Seit 1986
Forscher des Howard Hughes Medical Institute an der Rockefeller University
Seit 1976
Professor für Zellbiologie, The Rockefeller University, New York
1973‐1976
Associate Professor, The Rockefeller University, New York
1969‐1973
Assistant Professor, The Rockefeller University, New York
1967‐1969
Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) an der Rockefeller University, New
York, USA, im Labor für Zellbiologie von George E. Palade
1967
Promotion (PhD) in Onkologie bei Van R. Potter im McArdle Laboratory for
Cancer Research an der University of Wisconsin, Madison, USA
1960
Doktor der Medizin an der Eberhard‐Karl‐Universität Tübingen
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1954‐1960
Studium der Medizin an den Universitäten Frankfurt am Main, Kiel, München
und Tübingen
Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien (Auswahl)
2002
Mitbegründer der Chromocell Corporation
2000
Mitglied des Institute of Medicine of the National Academies
1994
Gründer und Präsident der Stiftung „Friends of Dresden“
1990
Präsident der American Society for Cell Biology
1986
Assoziiertes Mitglied der European Molecular Biology Organisation EMBO
Auszeichnungen und verliehene Mitgliedschaften (Auswahl)
2013
Ehrendoktor der Rockefeller University, New York
2002
Ehrendoktor für Philosophie der Goethe‐Universität, Frankfurt am Main
2001
Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
2001
Mitglied der Pontifical Academy of Sciences
2000
Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
1999
Nobelpreis für Medizin oder Physiologie
1999
Massry‐Preis
1996
King Faisal International Prize for Science
1993
Albert Lasker Basic Medical Research Award
1992
Max‐Planck‐Forschungspreis
1992
Max‐Delbrück‐Medaille
1989
Mitglied der American Philosophical Society
1987
The Louisa Gross Horwitz Prize
1984
Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
1983
Mitglied der National Academy of Sciences
1983
The Richard Lounsberry Award
1983
Otto‐Warburg‐Medaille
1982
The Gairdner Foundation Award
1978
US Steel Award in Molecular Biology der National Academy of Sciences
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Forschungsschwerpunkte
Sortierung und Transport von Proteinen in der Zelle
Signalpeptide
Kanäle für Proteintransport
Kernporenkomplex
Bereits Anfang der 1970er Jahre entdeckte Günter Blobel, dass neugebildete Proteine
eingebaute Signalpeptide besitzen. Er konnte zeigen, dass diese aus einigen, in
bestimmter Reihenfolge angeordneten Aminosäuren bestehen und wie Adresszettel
den Transport der Proteine von ihrem Entstehungsort im Zytosol zum
endoplasmatischen Reticulum (ER) steuern. Dort sorgen sie für deren Einbau in oder
den Transport durch die ER‐Membran. In den zwanzig darauffolgenden Jahren hat
Blobel im Detail die molekularen Mechanismen dieser Prozesse aufgeklärt. Zudem hat
er gezeigt, dass Signalpeptide die Proteine auch zu den übrigen Organellen in der Zelle
leiten.
Die von Blobel beschriebenen Prinzipien haben sich als allgemein gültig erwiesen.
Mehrere Erbkrankheiten beim Menschen werden verursacht, wenn diese Signale und
die Transportmechanismen nicht normal funktionieren. Blobels Entdeckungen haben
auch dazu beigetragen, dass Zellen effektiver für die Produktion von Proteinen als
Medikamenten verwendet werden können. Gegenwärtig gilt Blobels Interesse der
Erforschung des Transportes von Proteinen in den Zellkern. Insbesondere arbeitet er
zu Struktur und Funktion des Kernporenkomplexes auf atomarer Ebene.
Gesellschaftliches Engagement
Günter Blobel engagiert sich seit vielen Jahren für Wiederaufbauprojekte von im Krieg und
während der deutschen Teilung zerstörten historischen Bauwerken in Dresden und Leipzig.
So gründete er 1994 die „Friends of Dresden“ und spendete im Jahr 2000 sein gesamtes
Preisgeld aus dem Nobelpreis für Medizin, den er 1999 erhalten hatte, für den Wiederaufbau
der Dresdner Frauenkirche (1,6 Mio DM), den Neubau der Dresdner Synagoge (100.000 DM)
und den Wiederaufbau des historischen Dresdner Neumarktes (50.000 DM).
Von 2001 bis 2008 hat Günter Blobel sich als Vorsitzender des Leipziger Paulinervereins für
den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Leipziger Universitätskirche eingesetzt. 2015 wird
die in der ursprünglichen Kubatur und mit historischen Elementen neugebaute Kirche, die
auch als Aula der Universität dient, eingeweiht.