Kampfstoffe
Adamsit
Synonyma:
Diphenylaminchlorarsin, DM, Phenarsazinchlorid
Wurde von H. Wieland 1915 entdeckt, erhielt seinen Beinamen von Adams, der es 1918 synthetisierte.
Formel:
Beschaffenheit:
hellgelbe, nadeiförmige Kristalle; Schmelzpunkt: 195° C; Siedepunkt: 410° C; Dampfdruck bei 20° C:
2 • 10
1 3
mmHg; Flüchtigkeit bei 20° C: 2 • 10"
5
mg/1;
ist wasserunlöslich, löst sich schlecht in Benzol, Toluol, Xylol, Alkohol; Hydrolyse läuft in Aerosolform
sehr schnell ab, dabei entstehen Diphenylarsinoxid und Diphenylaminarsinoxid, die auch stark toxisch
sind;
Molekulargewicht: 277,57 g/mol; Dichte bei 20° C: 1,65 g/cm
3
.
Verwendung:
Aerosole in Rauchkerzen und Granaten, Rauch ist gelb, riecht nach Kohlefeuer.
Stoffwechselverhalten:
Aufnahme über die Haut, die Schleimhäute des Respirationstraktes, die Augenbindehaut und die Lungen.
Wirkungscharakter:
Die Wirkung einer organischen Arsenverbindung besteht darin, daß bei Absättigung zweier Valenzen des
Arsenatoms mit zwei gleichartigen Atomen oder Atomgruppierungen die dritte Valenz von einem Atom
oder einer Atomgruppierung anderer Art gebunden sein muß. Durch das 3-wertige-Arsen werden Proteine
und Enzyme, die Monothiolgruppen besitzen, in ihrer Funktion durch Bildung einer kovalenten Bindung
gestört. Lungenreizstoffvergiftung.
Toxizität:
LCT
50
: 15000 mg • min/m
3
ICT
50
: 22 für 1 min; 8 für 60 min
Reizschwelle: 0,1 mg/m
3
; Erträglichkeitsgrenze: 0,4 mg/m
3
Symptome:
zeigen sich schnell nach Exposition:
Augen: Brennen mit Tränenfluß.
Nase: Brennen mit Hypersalivation, Rhinorrhoe; Sinusitis maxilloris; Sinusitis ethmoidalis mit heftigen
Schmerzen.
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Adamsit
in-6.3
Kampfstoffe
Lunge: zunächst Husten; bei längerer Exposition retrostenale Schmerzen, Dyspnoe und asthmatische Zu-
stände. Achtung: Gefahr des toxischen Lungenödems.
Haut: Jucken, Brennen, Hauterythem, bei hohen Konzentrationen Blasenbildung.
ZNS: Par-, Hyper-, Anästhesien der unteren Extremitäten, Bewußtseinsverlust, Schock.
Therapie:
Erste Hilfe:
für gute Durchlüftung sorgen; ABC-Maske bietet sicheren Schutz; Dekontamination mit Chlorkalk.
Arzt:
im Vordergrund steht die Behandlung der Reizsymptomatik.
Nase-Rachen-Lunge: zur Prophylaxe eines toxischen Lungenödems Auxiloson-Dosier-Aerosol® (Fa. Tho-
mae), 5 Hübe alle 10 Min. bis zur Leerung der Packung. Siehe auch Phosgenvergiftung.
Augen: nach Einträufeln des Lokalanaesthetikums Chibro-Kerakain® (Fa. Scharp-Dohme) Spülung mit
Isogutt-Augen-Spülflasche® (Fa. Dr. Winzer) oder mit l,3%iger Natriumbikarbonatlösung.
Haut: Reinigung mit Wasser und Seife oder mit Roticlean® (Fa. Roth, Karlsruhe).
Bei schweren, akuten Vergiftungen: Antidottherapie mit DMPS (Dimaval®, Fa. Heyl), wie bei Lewisit.
Volumen- und Elektrolytzufuhr im Schock.
Literatur:
JACOBSEN, U.: Chemische Kampfstoffe. Geo-Verlag, Bonn, 1969
LOHS, K.-H.: Synthetische Gifte. 4. Auflage, Militärverlag der DDR (VEB), Berlin 1974
SCHULZE, H.: ABC-Abwehr, Chemische Sabotagegifte. Z. Zivilschutz Heft 7/8, 1965
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