Das erste Ziel meines Vortrags ist zu zeigen, dass das Individuum eine bedeutende Rolle in
Existenz einer entsprechenden plansprachlichen Bewegung abhängig. Am Anfang der
Entstehung einer Plansprache stehen gewöhnlich eine oder wenige Personen, die die
Grundlagen der Sprache gelegt haben. In einem zweiten Schritt ist es am wichtigsten, erste
Anhänger anzuwerben, die danach als Pioniere die Sprache weiter verbreitern können. So
findet sie im idealen Fall endlich ihren Weg zu mehreren Tausend gewöhnlichen Anwendern,
die sich vielleicht wenig bemühen, die Sprache aktiv weiter zu übertragen, deren Existenz
aber auch für sich selbst als ein gutes Werbemittel zur weitern Verbreitung der Sprache gilt.
Was also im Fall einer Plansprache, im Unterschied zu ethnischen Sprachen, besonders betont
Population gewöhnlich durch natürliche demografische Mittel erneuern, muss eine
Plansprache immer wieder von einer Person zur anderen bewusst überliefert werden. Darum
hat das Individuum in der Geschichte einer Plansprache eine spezielle Rolle – es ist direkt
mitverantwortlich für die Entwicklung, die Verbreitung und überhaupt insgesamt die
Eine Erforschung der Wege, auf denen plansprachliche Kenntnisse überliefert werden, kann
solches Wissen kann dann den Leitfiguren der plansprachlichen Bewegungen helfen, die
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herausgegeben hat. Darum stellt Zamenhof in der vorgeschlagenen Genealogie von
Esperantisten nach dem Erlernen der Sprache den Probanden dar.
Die ersten Jahre der Esperanto-Bewegung werden am bestens in der Zeitschrift La
Esperantisto dokumentiert. Das erste Lehrbuch Zamenhofs enthielt einen Antwortschein,
durch den man dem Initiator mitteilen konnte, dass man die Sprache erlernt hatte oder
erlernen wollte. Listen dieser bekannten Esperantisten wurden im Laufe der Zeit von
Zamenhof erst im Buch Adresaro de la Esperantistoj – die ersten 1.000 Namen – später in der
Zeitschrift La Esperantisto und schließlich wieder als selbständige Ausdrucke herausgegeben.
Im Jahre 1902 wurden auf diese Weise schon 6.578 Namen und Adressen veröffentlicht.
Insgesamt sind von 1889 bis 1909 die Namen von 21.916 Esperantisten erschienen. Sehr
wichtig ist, dass seit dem Jahr 1895 in der Adressliste auch der „nomo de la persono altirinta“
(Name des Anwerbers) erwähnt wurde. Die Mehrheit der frühesten Pioniere hat die Sprache
wahrscheinlich direkt von Zamenhof übernommen.
Um Angaben über Esperantisten der späteren Zeiten gewinnen zu können, werden Biografien
gebraucht, die z.B. in Zeitschriften oder Enzyklopädien zu finden sind. Und die noch
lebenden Sprecher können persönlich in einem Fragebogen gefragt werden, bzw. es können
solche Einzelheiten ihres Esperanto-Lebens von den noch lebenden Familienmitgliedern
festgestellt werden.
In der Esperanto-Wikipedia, die jetzt aus mehr als 100.000 Artikeln besteht, können mit Hilfe
geeigneter Schlüsselwörter (z.B. „{lernis, ellernis, eklernis, ekstudis, ekkonis} esperanton“,
„komencis {lerni, studi} esperanton“, „konatiĝis kun esperanto“, „esperant(ist)iĝis“, „(far)iĝis
esperantisto“, „esperantisto (ek)de“) zurzeit 1.149 Texte gefunden werden, die Informationen
über die Erlernung des Esperanto von konkreten Personen enthalten und die darum zur
Bereicherung der Datenbank benutzt werden könnten. Auch einige Autoren der Esperanto-
Wikipedia haben in einer speziellen Seite über sich selbst geschrieben und viele von ihnen
geben dort eine sehr ausführliche Beschreibung davon, wie sie Esperanto gelernt haben.
Der einfachste, aber gleichzeitig auch interessanteste Teil der Forschung könnte es sein, eine
Webseite zu gründen, in der einzelne Besucher Angaben über sich selbst einfügen könnten.
Dafür könnte z.B. die schon bestehende Schnittstelle des Projekts Neurotree.org genutzt
werden, deren Verwalter bereit ist, einen Bestandteil seiner Webseite für die Zwecke der
Esperantisten vorzubereiten.
In einem kleinen Fragebogen (mit 10 Befragten aus verschieden Ländern), der der
Feststellung der besten Fragen und Formulierungen dienen sollte, habe ich die folgende
Informationen verlangt:
1. Personaldaten (Name, Geburtsdatum, Geburtsort)
2. Mittel („wie?“), Person („von/wegen wem?“), Zeit („wann?“), Ort („wo?“) zu jedem dieser
vier Ereignisse:
a) haben Sie über die Sprache zuerst gehört
b) sind Sie für die Sprache zuerst interessiert geworden
c) haben Sie sich zum Erlernen der Sprache entschlossen
d) haben Sie die Sprache angefangen zu lernen.
Es konnte unter folgenden Rubriken gewählt werden: Freund, Schule, Artikel, Buch,
Internetseite, Anzeige, Lied, Fernsehen, Radio, andere.
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Eine eloquente Antwort habe ich aus Schweden bekommen, die ich hier in einer
anonymisierten Form vorlege (Übersetzung aus dem Esperanto, mit Unkenntlichmachung von
konkreten Namen):
„Ich habe ein altes Lehrbuch zu Esperanto im Buchladen in Stadt A im März 2005 gefunden.
In der Zeit hatte ich mich schon für Kunstsprachen interessiert und habe mich entschieden
diese einmal zu lernen.
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