Prophylaxe:
Bei Maßnahmen, die zu einer Bakteriämie führen können,
ist bei Hochrisikopatienten eine Endokarditisprophylaxe erforderlich.
Dabei kommen Antibiotika zum Einsatz, die mit hoher Wahrscheinlichkeit
eine Besiedlung von erkrankten Herzklappen verhindern können.
Def.:
Auf das Herz bezogene Beschwerden von Krankheitswert ohne Anhalt
für das Vorliegen einer strukturellen oder biochemischen Ursache (ca. 30 %
aller "Herzkranken"). Sie werden auch als somatoforme autonome Funktions-
störungen bezeichnet.
Die Annäherung an funktionell herzkranke Personen hängt vom subjektiven
Standpunkt des Betrachters ab. Es gibt neben dem pragmatisch-organischen
Ansatz das bio-psycho-soziale Genesemodell, um die vorherrschenden
Phänomene zu beschreiben.
Historisch existieren eine Vielzahl von Benennungen funktioneller Herzbeschwerden,
die oft mit bestimmten Vorstellungen der Pathogenese verknüpft sind.
Im deutschen Sprachraum liegt eine Fülle von Literatur zur „Herzneurose“ und
„Herzphobie“ vor, die eine klare Kausalattribuation enthält. Englische Synonyma
sind „soldiers heart“, „anxiety neurosis“ oder „neurocirculatory asthenia“
Unterscheide:
> Beschwerden durch eine arterielle Hypertonie
hypertensive Herzerkrankung
> Beschwerden durch eine extrakardiale, thorakale Erkrankung
organischen Ursprungs
> Mitralklappenprolaps-Syndrom
> Syndrom
(koronare Flußminderung ohne organische Läsion !)
Psychopathologie:
> Abnorme Erlebnisreaktion
> Neurotische Fehlentwicklung
> Abnorme Persönlichkeiten
(paranoid, schizoid,dissozial, emotional instabil, histrionisch,
narzisstisch)
D) FUNKTIONELLE HERZBESCHWERDEN
Symptome:
1) Angststörungen in Form von
Panikattacken
Phobien
generalisierter Angst
depressiven Symptomen
2) Vago-vasale Synkopen
3) Hyperventilationen
4) Engegefühl, Beklemmungen
5) "Herzklopfen" (Palpitationen)
6) Schwindel
Auffällige, lange Laufzeit, extensive Beschwerdeschilderung, buntes Be-
schwerdebild und starker Leidensdruck.
Diagnostik;
1) Ausschluß einer organischen Erkrankung (siehe dort !)
2) Ausschluß einer Psychose
3) Erfassung des Krankheitswertes
(Fehltage, Krankenhaustage, Arztbesuche)
Therapie:
1) Zuwendung (verständnisvolle Betreuung)
2) Psychotherapie
- zudeckend (Suggestion, Hypnose)
- übend (Verhaltenstherapie, Autogenes Training, Entspannung)
- aufdeckend (Psychoanalyse)
3) Psychopharmaka als Ünterstützung (supportive Maßnahme)
- Anxiolytika
- Antidepressiva
4) Weitere Therapieformen(Soziotherapie):
- Familientherapie/Paartherapie
- Gruppentherapie
- Selbsthilfegruppen
Sinnvollerweise wird ein Großteil der Versorgung im Rahmen der hausärztlichen
Praxis erfolgen. Hier werden die meisten Patienten von einer guten psychosomatischen
Grundversorgung profitieren:
- Ernstnehmen der körperlichen Symptome
- Durchführung der individuell angepaßten kardialen Diagnostik
- Ausführliche Erörterung der Befunde und ihrer Relevanz
- Beachtung psychosozialer Auslösungs- und Chronifizierungsfaktoren.
Ein monokausal eingeengter Terminus für das mutmaßlich breitgefächerte Syndrom
der funktionellen Herzbeschwerden ist weder angebracht noch für ihr Verständnis hilf-
reich.
KORONARE HERZKRANKHEIT - KHK
Def.:
Krankheitszeichen durch kritische Minderung der Koronarperfusion, die den
Sauerstoffbedarf des Herzmuskels unterschreitet.
Urs.:
> Stenosierende Arteriosklerose der Koronararterien (90 - 95 %)
> Koronare Mikrozirkulationsstörungen
> Vermindertes Sauerstoffangebot an das Herz
> Erhöhter Sauerstoffbedarf des Herzens
RF:
1) "Major risk factors"
Arterieller Hochdruck
Zigarettenrauchen
Hypercholesterinämie
Diabetes mellitus
Es handelt sich um Umstände, die eine besondere Gesundheitsgefährd-
ung begründen.
2) "Minor risk factors"
Bewegungsmangel
Übergewicht
Psychosozialer Streß ("Risikopersönlichkeit")
Hyperurikämie
Positive Familienanamnese
Sy./Bef.: > Angina pectoris (stabil, instabil)
> Stumme Myokardischämie, d. h. ischämiebedingte EKG-
Veränderungen ohne Symptome (50 %)
> Herzinsuffizienz > Herzrhythmusstörungen
plötzlicher
Herztod
Dg.:
> Anamnese (Anfallscharakter, Risikofaktorprofil)
> klinische Untersuchung
> EKG (Ruhe, Belastung, Langzeit)
> Rö-Thorax
> Echokardiographie
> Im Einzelfall Myokardszintigraphie
> Koronarangiographie
Th.:
1) Konservative Therapiemaßnahmen:
> Senkung des myokardialen Sauerstoffbedarfs und Erhöhung des
Sauerstoffangebots durch Medikamente (sog. Antianginosa)
- B. Blocker
- ACE-Hemmer
- Nitrate
> Verbesserung des myokardialen und koronaren Blutflusses
durch Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. Aspirin)
oder Antikoagulanzien
> Beeinflussung des Fettstoffwechsels durch Statine
> Dosiertes körperliches Training
2) Invasive Therapiemaßnahmen
> Perkutane koronare Intervention (PCI):
Transluminale Angioplastie = PTCA. Dabei kommt die
Ballondilatation, Rotations- oder Laserangioplastie zur
Anwendung (ggf. mit Stentimplantation)
> Aorto-coronare-Venen/Arterien-Bypass-Operation = ACVB
Verlauf:
Positives Koronarangiogramm
Angina pectoris
Ischämiereaktion im Belastungs-EKG
Myokardinfarkt
Ischämische Kardiomyopathie
In den Industrieländern ist die koronare Herzerkrankung die häufigste Todesursache. 2013
waren in der BRD 6 Millionen Menschen an einer ischämischen Herzerkrankung (KHK) erkrankt.
280 000 Kranke erlitten im gleichen Zeitraum einen akuten Myokardinfarkt. Davon starben
54 538 (27%).
Anhang: AKUTER MYOKARDINFARKT
Def.:
Akute, durch eine Koronarthrombose hervorgerufene Myokardnekrose
Sy./Bef.:
> Nitrorefraktärer, thorakaler Vernichtungsschmerz mit oder ohne Aus-
strahlung
> Bei ca. 20 % verläuft ein akuter Myokardinfarkt klinisch "stumm".
Formen der Myokardschämie:
> Akutes Koronarsyndrom (ACS)
> Non-ST-Elevations-Myokardinfarkt (NSTEMI)
> ST-Elevationsmyokardinfarkt (STEMI)
Diagnostik:
> Anstieg von Herzmuskelenzymen im Blut
> Typische Veränderungen im EKG
Komplikationen:
> Herzrhythmusstörungen
> Herzinsuffizienz
Kardiogener Schock
> Herzwandruptur
> Herzwandaneurysma
> Herzbeutelentzündung
(Pericarditis epistenocardica)
Therapie:
Therapieziele sind die rasche Wiederöffnung des verschlossenen
Koronargefäßes und die Beherrschung der Komplikationen durch:
> Akute perkutane koronare Intervention (PCI) meist mit Stenteinlage
> Thrombolyse mit anschließender Antikoagulation (Wenn PCI nicht sinnvoll)
> Medikamentöse oder elektrische Therapie von Herzrhythmusstörungen
> Behandlung der Herzinsuffizienz
> Im Einzelfall operative Korrektur von Herzruptur oder (später) eines
Herzwandaneurysmas
Als Basismaßnahmen kommen immer zum Einsatz:
> Medikamentöse Schmerztherapie
> Beruhigung
> Sauerstoffzufuhr
> Absolute Bettruhe
Durch konsequente Aufklärung der Bevölkerung, Ausbau des sog. Not-
arztwagensystems und effektive Frühbehandlung ist es gelungen, die
Letalität des Myokardinfarktes von früher 33 % auf derzeit 10 % zu
senken.
Prävention:
> Nikotinkarenz
> Fettarme, ballaststoffreiche Ernährung
> Blutdruckkontrolle
> Normalisierung des Körpergewichts
> Ausreichende körperliche Bewegung
> Adäquate Stressbewältigungsstrategien
Rehabilitation nach Herzinfarkt:
> Dosierte Bewegungs- und Sporttherapie
> Entspannungsverfahren
> Gesundheitsbildung
> Ernährungsberatung
> Psychologische Betreuung
> Physikalische Therapie
> Hilfen bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben
Präventivmedizin
Krankheitsprävention (lateinisch praevenire
‚zuvorkommen‘, ‚verhüten‘)
bzw. kurz Prävention versucht, den Gesundheitszustand der Bevölkerung,
einzelner Bevölkerungsgruppen oder einzelner Personen zu erhalten und
zu verbessern. Insbesondere in der Zahnmedizin und der Krebsmedizin wird
synonym auch der Begriff Prophylaxe (griechisch
προφύλαξις
prophýlaxis
‚
die vor etwas aufgestellte Wache‘, ‚Vorposten, ‚Schutz‘) verwendet.
Eine andere Unterscheidung beider Begriffe verbindet mit Prävention allge-
meine Maßnahmen und mit Prophylaxe den Einsatz von Medikamenten.
Zentrale Strategie der Prävention ist es, die Auslösefaktoren von Krankheiten
zurück zu drängen oder ganz auszuschalten. In der Regel wird Prävention
damit nicht nur als Aufgabe der Medizin verstanden, sondern erfolgt interdiszi-
plinär unter Mitwirkung von Psychologie, Soziologie und Pädagogik. Präven-
tive Maßnahmen sind nachhaltig angelegt und zielen auf langfristige Verände-
rungen der Einstellung, des Erlebens und des Verhaltens.
Präventionsmaßnahmen sind sowohl ethisch-normativ wie auch ökonomisch
begründet: Individuelles Leid soll so weit wie möglich verhindert, die Lebens-
qualität der Menschen verbessert und das Leben selbst verlängert werden.
Gleichzeitig soll Prävention die (individuellen wie gesamtgesellschaftlichen)
ökonomischen Lasten für dann unnötig gewordene Krankenbehandlungen
verringern.
Präventionen können auf verschiedene Weise gegliedert werden:
Primäre, sekundäre und tertiäre Prävention:
Gliederung der WHO nach dem Zeitpunkt der Prävention.
Universelle, selektive und indizierte Prävention:
Neuere Gliederung von Gordon (1983) nach der Zielgruppe.
Diese Unterscheidung wurde für das Institute of Medicine (IOM)
im Rahmen des Continuum of Care-Model von Mrazek und
Haggerty (1994) eingeführt.
Verhaltensprävention und Verhältnisprävention:
Gliederung nach dem Ansatzpunkt der Intervention. Es gab zahl-
reiche andere Bezeichnungen, die inhaltlich zum Teil leicht an-
ders akzentuiert sind.
Um den aktuellen Stand medizinischen Wissens vernünftig und gewissenhaft anwenden zu
können, bedarf es einheitlicher Kriterien zur Bewertung wissenschaftlicher Studien. Nur so kann
eine Entscheidung beim individuellen Patienten getroffen und nachvollzogen werden.
Im Zeitalter globaler Kommunikation gibt es neue Möglichkeiten, klinische Erfahrung und extern
gewonnene Evidenz zu integrieren.
Beispiel:
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