Katecholamine in der
Intensivmedizin
Dr. Hendrik Bachmann
Intensivstation II am
Klinikum Bamberg
Verschiedene Perspektiven:
• Beobachtungskonzept: Schock = Hypotonie und
Tachykardie
• Hämodynamikkonzept: Schock = inadäquat niedriges
Herzzeitvolumen
• Oxygenierungskonzept: Schock = mangelnde
Sauerstoffversorgung des Gewebes
Schock-Definition
Das Oxygenierungskonzept
Ziel der Katecholamintherapie ist:
– Sicherstellung eines ausreichenden
Sauerstoffstransportes zu den Zellen
– Nicht guter Druck sondern gute Perfusion
Zielgrößen sind:
– gutes Herzzeitvolumen:
Messbar über das HZV mittels Pulmonaliskatheter oder
mittels PICCO
– guter Sauerstoffgehalt des Blutes
Messbar über eine gute Sauerstoffsättigung
Cave: Volumen!
Nur bei einem optimierten Volumenstatus können
Katecholamine wirken.
Auch ein kardiogener Schock kann etwas Volumen
gemeinsam mit Katecholaminen vertragen
Sauerstoffgehalt:
Ergo: Für den Sauerstoffgehalt des
Blutes ist die Sättigung (z.B. über
Pulsoxymetrie) wesentlich
aussagekräftiger als der Partialdruck.
Katecholaminrezeptoren
Dopamin
• Dopamin ist eine sehr komplex wirkende Substanz, dessen Effekt
sich dazu noch dosisabhängig auf die Organsysteme auswirkt.
• In einer Konzentration von 1–3 (5) µg/kg/min, als „Nierendosis“
bezeichnet, steigert Dopamin durch Stimulierung von
dopaminergen Rezeptoren den renalen und splanchnischen
Blutfluß bei gleichzeitig nur geringem Einfluß auf das myokardiale
Schlagvolumen.
• Dosen zwischen 5–15 µg/kg/min stimulieren bevorzugt ß1-
Rezeptoren, woraus eine Erhöhung von Herzfrequenz,
Schlagvolumen und somit des Herzminutenvolumens resultiert.
Der optimale Effekt, das Schlagvolumen und das HZV betreffend,
liegt bei ungefähr 4 µg/kg, da höhere Dosen durch
Nachlasterhöhung diesen Effekt wieder wettmachen können.
• Über 15µg/kg/min verursacht Dopamin durch Stimulierung der
alpha1-Rezeptoren eine periphere Vasokonstriktion.
Dopamin in Nierendosis?
Am Gesunden steigert Dopamin in Nierendosis die
renale Perfusion,
– beim Herzinsuffizienten war dieser Effekt jedoch nicht
nachweisbar.
– Beim Niereninsuffizenten (GFR < 50ml/min) war dieser
Effekt nicht mehr nachweisbar
Dopamin blockiert die tubuläre Rückresorption von
Natrium und wirkt so diuretisch (natriuretisch)
– dieser Effekt hält nur ca. 24 Stunden an
– unter Dopamin kann es zu Elektrolytstörungen ähnlich der
der Furosemidgabe kommen
– Dopamin hat keinen Effekt auf das hepatorenale Syndrom
Dopamin in Herzdosis?
Dopamin erhöht den myokardialen Sauerstoffverbrauch (wie
auch alle anderen Katecholamine)
Dopamin erhöht in ‘Herzdosis’ die Nachlast und damit die
Herzarbeit
Dopamin senkt die Mucosaperfusion im Darm (im Gegensatz zu
Nordadrenalin)
Die komplexe und individuell schwer einzuschätzende Wirkung
sowie der fehlende Nachweis einer Organprotektion machen es
zu einem schwer einsetzbaren Instrument in der
Schocktherapie.
Dobutamin
Dobutamin – ein sehr potentes ß-Sympathomimetikum, das bevorzugt
ß1-Rezeptoren, weniger ß2-und alpha-Rezeptoren, stimuliert.
Das charakteristische Wirkprofil ist eine Erhöhung des HZV, eine
Steigerung der Herzfrequenz und Senkung des pulmonalkapillären
Verschlußdruckes, sowie des periphervaskulären Widerstandes und –
ganz entscheidend – des linksventrikulären Füllungsdruckes.
Hinsichtlich der schlagvolumssteigernden Wirkung (2,5–10 µg/kg)
besteht im Gegensatz zu Dopamin eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung.
Damit bietet sich Dobutamin als Therapie der Wahl bei
blutdruckstabilen Patienten mit akuter und/oder chronischer Links- und
Rechtsherzinsuffizienz an, bei denen neben der Inotropie eine Senkung
der Füllungsdrücke und des pulmonalvaskulären Widerstandes das Ziel
ist.
Nur Dobutamin beim
kardiogenen Schock?
Ist es sinnvoll, exzessive Dosen von Dobutamin beim
kardiogenen Schock zu verwenden?
– Bevor man sich diese Frage stellt:
Ist der Patient hypovolämisch? Auch ein Patient im kardiogenen
Schock braucht oft Volumen. Hilfe bringt PICCO, demnächst auf
dieser Station...!
Ist der Pat. septisch? In diesem Fall benötigt er auch einen
Vasokonstriktor. Auch hier hilft künftig PICCO.
– In Einzelfällen muss man in den sauren Apfel der
Vasokonstriktion beißen!
Dann aber muss das Schwergewicht der Therapie dennoch auf
der ß1-Stimulation liegen!
Norepinephrin
Norepinephrin ist eine sehr potente vasoaktive Substanz mit
gewisser inotroper Potenz durch Stimulation von ß1- und alpha-
1-Rezeptoren.
In der Mehrzahl der Studien fand Norepinephrin dann
Anwendung, wenn mit Dopamin/Dobutamin keine ausreichende
hämodynamische Stabilität erreicht werden konnte. So ist auch
bei Patienten mit kardiogenem Schock und begleitender
schwerer Hypotension (schlechteste Prognose!) unter subtiler
hämodynamischer Überwachung der Einsatz von Norepinephrin
durchaus gerechtfertigt.
Norepinephrin und Sepsis
Vor allem bei septischen Patienten, gekennzeichnet durch eine
ausgeprägte Vasodilatation, war erst mit der Applikation von
Norepinephrin ein zufriedenstellender mittlerer arterieller
Blutdruck erreichbar.
Auffällig und für die Anwendung von Norepinephrin sprechend,
war in einigen Studien der deutliche Abfall der
Serumlaktatkonzentration und eine Zunahme der
Harnausscheidung.
Aus tierexperimentellen Untersuchungen mit akuter
ischämischer tubulärer Nekrose und Sepsis ist bekannt, daß die
Autoregulation in der Niere eingeschränkt oder aufgehoben ist.
Dies weist darauf hin, daß beim kritisch Kranken der renale
Blutfluß direkt mit der Anhebung des systemischen Blutdrucks
zusammenhängt.
Epinephrin
In niedrigen Dosen dominiert die ß-mimetische Komponente,
während mit Erhöhung der Dosis die Stimulierung der alpha-
Rezeptoren überwiegt.
Der zu erwartende Effekt ist ein Anstieg von Cardiac Index,
allerdings auch des myokardialen Sauerstoffverbrauchs sowie
Anhebung des mittleren arteriellen Druckes und des
systemvaskulären Widerstandes.
Gerade die peripher-systemische Wirkung ist es, die den Einsatz
der Substanz bei Patienten empfiehlt, die sich durch die alleinige
Gabe hoher Dopamindosen nicht stabilisieren lassen.
Vorsicht ist allerdings geboten bei Patienten mit einer bekannten
koronaren Herzerkrankung, bei denen hohe Dosen von
Epinephrin möglicherweise Myokardnekrosen provozieren
können.
Epinephrin - Nachteile
Der Grad der Stimulation
– der beta-1-Rezeptoren (kardiale Wirkung) sowie
– der alpha-1-Rezeptoren (Gefäßwirkung)
ist wie beim Dopamin schwer einschätzbar.
Zusammenfassung
Erst das Volumen optimieren, nur Mut!
Alle Katecholamine sind erlaubt, wenn man
sie kennt.
Nicht der Druck alleine ist wichtig, sondern
die Perfusion und Oxygenierung
– Lactat ist ein einfacher und sehr valider Parameter
dafür, ob die Perfusion und Oxygenierung stimmt!
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