Forschungsbericht
der
Otto-Friedrich-Universität
Bamberg
2004
Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Seite 2
Impressum/Mediadaten
Herausgeberin
Die Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Otto-Friedrich-Universität Bamberg,
Prof. Dr. Ingrid Bennewitz
Tel. 0951/863-0; Fax: 0951/863-1005; E-Mail: prorektor.forschung@zuv.uni-bamberg.de
Koordination
Zentralverwaltung, Referat I/2 C
Kontakt: Tel. 0951/863-1022; E-Mail: angelika.bullin@zuv.uni-bamberg.de
Datengrundlage
Online-„Forschungsbericht der Universität“ im Universitätsinformationssystem UnivIS,
Archivierungsstand: 04.08.2004.
Die jeweils aktuelle Version ist erreichbar unter URL: http://univis.uni-bamberg.de/go/res
Forschungs-, Personen- und Einrichtungsdaten
Online-dezentral, eigenverantwortliche Eingabe und Aktualisierung durch alle Einrichtungen der Universität
Bamberg; jede Einrichtung verfügt über mindestens einen schreibberechtigten UnivIS-Benutzer.
Cover
Skizze des Dominikanerklosters von Prof. Dr. Rainer Drewello
Erscheinungszeitraum
im 3jährigen Rhythmus
Auflage
425 CD-ROM
Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
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Vorwort
Der vorliegende Forschungsbericht basiert auf dem Datenbestand des Universitätsinformations-
systems UnivIS der Otto-Friedrich-Universität Bamberg vom 4. August 2004. Aktuelle For-
schungsinformationen sind jederzeit unter der Adresse
http://univis.uni-bamberg.de/go/res
abrufbar.
Nach dem Bayerischen Hochschulgesetz (Art. 9 BayHSchG) sind die Universitäten verpflichtet,
Forschungsberichte zu erstellen. Seit 1995 wird der Forschungsbericht der Universität nicht ins
Netz gestellt, sondern im Netz hergestellt, d.h. der gedruckte Forschungsbericht ist eine Aus-
wertung dieses Informationssystems. Die direkte Erfassung und Pflege der Forschungsberichte
durch die forschenden Einrichtungen der Universität erlaubt die Aktualisierung nach Bedarf. Un-
abhängig von bestimmten Publikationsintervallen und definierten Berichtszeiträumen können
die Teilberichte nach gegebenem Anlass (z.B. Bewilligung von Drittmitteln, Beginn oder Been-
digung eines Projekts) aktualisiert werden. Der auf diese Weise erstellte Forschungsbericht der
Universität ist im Internet ständig verfügbar. Die Verantwortung für inhaltliche Qualität, Aktua-
lität, Vollständigkeit etc. liegt ausschließlich bei den forschenden Einrichtungen der Universität.
Die Zentralverwaltung kann lediglich die Funktion eines organisierenden Moderators überneh-
men und Hilfestellung beim Gebrauch des zugrunde liegenden Informationssystems überneh-
men. Zentrale redaktionelle Tätigkeiten entfallen.
Die Verwendung des Informationssystems UnivIS gewährleistet ein Mindestmaß an Homogeni-
tät des Berichts. Nach einer allgemeinen Selbstdarstellung können Informationen u.a. zu For-
schungsschwerpunkten, forschungsrelevanter apparativer Ausstattung, Kooperationsbeziehun-
gen, ferner zu wissenschaftlichen Tagungen und Veröffentlichungsreihen gegeben werden. Es
folgen konkrete einzelne Forschungsprojekte, auch mit bereits vorhandenen Veröffentlichun-
gen, die den Projekten zugeordnet werden können. Eine Liste projektunabhängiger Publikatio-
nen komplettiert den Forschungsbericht.
Probleme, Anregungen und Kritik bitten wir der Betreuerin des Forschungsberichts, Frau Dipl.-
Germ. Angelika Bullin (E-Mail: angelika.bullin@zuv. uni-bamberg.de), zukommen zu lassen.
Die in UnivIS präsentierten Forschungsinformationen verstehen sich als Eingang in weiterfüh-
rende Informationen, als Exzerpt der Forschung an den forschenden Organisationseinheiten; sie
erheben nicht den Anspruch, sämtliche Forschungsaspekte in allen Detailfragen abzudecken.
Für weiterführende Informationen sind die Organisationseinheiten zum großen Teil per Link er-
reichbar.
Darüber hinaus ist deutlich darauf hinzuweisen, dass die Struktur dieses an den Hochschulen
Tradition gewordenen Forschungsberichtes auf der Ebene der forschenden Einrichtungen bleibt.
Er enthält naturgemäß keine Analyse des Funktionsbereiches Forschung mit seinen Strukturpro-
blemen aus der Lage der Fächer und Komplementärfächer und ihrer Organisation, der Ansätze
zur Schwerpunktbildung und Profilierung, der Drittmittelquoten, des Wissenstransfers, der Me-
thoden und Verfahren zur Optimierung des Funktionsbereiches Forschung und Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses. Solche Analysen sind immer notwendige Grundlage der Wil-
lensbildung und Lenkung der Hochschule. Teilweise sind sie Gegenstand der Hochschulentwick-
lungsplanung.
Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Seite 4
Der Forschungsbericht aus der Sicht der forschenden Einheiten ist dagegen ein erster Suchein-
stieg für alle, die sich für die Forschung an der Universität, ihrer Organisationseinheiten oder die
ihrer Wissenschaftler interessieren und öffnet den Zugang zu den Forschungsaktivitäten an der
Universität Bamberg. Zum ersten Mal erscheint er 2004 ausschließlich in digitaler Form.
Mein Dank geht an alle Kolleginnen und Kollegen, die es der Universität Bamberg ermöglicht
haben, mit der vorliegenden Fülle an Informationen ihrer Berichtspflicht Genüge zu tun.
Bamberg, im August 2004
Prof. Dr. Ingrid Bennewitz
Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Bamberg
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Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Anschrift: Feldkirchenstraße 21, 96045 Bamberg
Tel.: 0951/863 2501
Fax.: 0951/863 2502
E-Mail: dekanat@sowi.uni-bamberg.de
Dekan:
Prof. Dr. Wolfgang Becker
Dekanatssekretariat:
Cornelia Stahn
Monika Stieg
Prodekan:
Prof. Dr. Detlef Sembill
Die Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wurde 1977 ge-
gründet. In den ersten Jahres ihres Bestehens wurden (in dieser
Reihenfolge) Diplomstudiengänge für Soziologie, Politikwissen-
schaft, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre einge-
richtet. Im weiteren Verlauf kamen Diplomstudiengänge in Euro-
päischer Wirtschaft und Wirtschaftsinformatik hinzu, neuerdings
auch für Wirtschaftspädagogik sowie ein Bachelor-/Masterstudien-
gang "European Economic Studies (EES)". Der Studiengang Wirt-
schaftsinformatik gehört seit dem 01.10.2001 zur neu errichteten
Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik. Die
Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist nach den Stu-
dentenzahlen seit vielen Jahren die größte der Universität. Mit weit
über 2000 Studenten sind rund 30 Prozent der Studierenden der
Universität mit Ihrem Hauptfach in der Fakultät angesiedelt. Ihre
Professorenschaft besteht derzeit aus 32 Fachvertretern. Die Orga-
nisationseinheiten der Fakultät sind überwiegend im Universitätsge-
bäude Feldkirchenstraße 21 untergebracht.
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Bereich Politikwissenschaft
Lehrstuhl für Politikwissenschaft I
Anschrift: Feldkirchenstraße 21, 96045 Bamberg
Tel.: (0951) 863-2640
Fax.: (0951) 863-2641
E-Mail: reinhard.zintl@sowi.uni-bamberg.de
Leitung:
Prof. Dr. Reinhard Zintl
wiss. Mitarbeiter:
Dr. rer. pol. Hans-Joachim
Behnke
Akademischer Oberrat:
Dr. phil. Johannes Schmidt
Angestellte:
Margit Kienen
Forschungsschwerpunkte
Spezial- und Arbeitsgebiete
• Politische Theorie
• Politische Ideengeschichte
• Ökonomische Theorie der Politik
• Wahl- und Abstimmungsverfahren
Schlagworte Constitutional Political Economy, Rechtsstaat, Sozial-
staat, Gerechtigkeitstheorien, Liberalismus, Rational Choice, Spielt-
heorie
Kooperationsbeziehungen
Prof. Dr. Reinhard Zintl und Dr. Johannes Schmidt sind als ständige
Gastdozenten für den Bereich "Wirtschaftsethik" innerhalb des
"Deutschen MBA-Programms Moskau" tätig, das in Kooperation von
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Akademie
für Volkswirtschaft bei der Regierung der Russischen Föderation,
Moskau durchgeführt wird.
Wissenschaftliche Tagungen
• Prof. Dr. Zintl war hauptverantwortlicher Organisator des 20. wis-
senschaftlichen Kongresses der "Deutschen Vereinigung für Politi-
sche Wissenschaft", die vom 13. bis zum 17. Oktober 1997 in
Bamberg stattfand
• Prof. Dr. Zintl war Mitveranstalter der Tagung "Politisches Vertrauen"
der Sektion "Politische Theorien und Ideengeschichte" der DVPW,
vom 25. bis 27. Mai 2000 in Bamberg
• Dr. Michael Becker war Veranstalter der Tagung des DVPW-AKs "In-
terkultureller Demokratievergleich" am 2. und 3. Juni 2000 in Bam-
berg zum Thema: "Demokratie und Rechtsstaat. Theoretische
Reflexionen im interkulturellen Vergleich."
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Forschungsprojekte
Anwendungsprobleme von Rational Choice-Modellierungen in der Theorie der Po-
litik
Projektleitung:
Prof. Dr. Reinhard Zintl
Beteiligte:
Dr. phil. Johannes Schmidt
Dr. rer. pol. Hans-Joachim
Behnke
Beginn: 1.7.1993
In Rational Choice-Modellierungen werden Prozeßabläufe oder die
behaupteten Eigenschaften eines Aggregats individueller Verhal-
tensweisen konstruiert als Resultate der Anpassung zielorientierter
Akteure an äußere Restriktionen; Veränderungen von Prozeßabläu-
fen oder von Aggregateigenschaften werden zunächst auf Verände-
rungen von Restriktionen zurückgeführt. Erfolgreich ist der Ansatz
traditionellerweise im Rahmen der ökonomischen Theoriebildung.
Thema des Projektes ist die Klärung der Bedingungen, unter denen
der Ansatz auch im Rahmen politikwissenschaftlicher Theoriebil-
dung als leistungsfähig angesehen werden kann. Kriterium der Lei-
stungsfähigkeit ist das Verhältnis von Aufwand und Ertrag: Für
unterschiedliche Kontexte - Wahlverhalten, politischer Wettbewerb,
Kooperation und Konflikt zwischen politischen Gemeinschaften usw.
- wird untersucht, welche Bestandteile der externen Situation je-
weils mit guten theoretischen Gründen verwendet werden können,
um Prozeßabläufe zu erklären, und wie sparsam die jeweils benötig-
ten Situationsbeschreibungen sein können.
Publikationen
0XX
1.
Behnke, Hans-Joachim: Die Erklärung von Wahlenthaltungen mit Hilfe von räumlichen Mo-
dellen . In: Deth, Jan van ; Rattinger, Hans ; Roller, Edeltraud (Hrsg.) : Die Republik auf
dem Weg zur Normalität? Wahlverhalten und politische Einstellungen nach acht Jahren Ein-
heit. Opladen : Leske + Budrich, 2000, S. 281-296.
2.
Schmidt, Johannes ; Zintl, Reinhard: Rational Choice - Möglichkeiten und Grenzen (Sam-
melrezension) . In: Politische Vierteljahresschrift 37 (1996), S. 575-597
3.
Zintl, Reinhard: Methodologischer Individualismus und individualistische Theorie .
In: Benz, A. ; Seibel, W. (Hrsg.) : Beiträge zur Theorieentwicklung in der Politik- und Ver-
waltungswissenschaft. Baden-Baden : Nomos, 1997, S. 33-43.
4.
Zintl, Reinhard: ’Akteurzentrierter Institutionalismus’ - eine Bilanz (Essay über Renate
Mayntz, ’Soziale Dynamik und politische Steuerung’) . In: Soziologische Revue 21 (1998),
S. 295-299
Konstitutionelle Politische Ökonomie: Gerechtigkeitsprobleme
Projektleitung:
Prof. Dr. Reinhard Zintl
Beteiligte:
Dr. phil. Johannes Schmidt
Dr. phil. Michael Becker
Beginn: 1.1.1994
Die klassischen Fragestellungen ökonomischer Theorie beziehen
sich auf Auswahlakte von zielorientiert handelnden Personen, gege-
ben situative Restriktionen. Diejenigen Restriktionen, die man als
Spielregeln ansehen kann, lassen sich ihrerseits als Resultate von
Auswahlakten rekonstruieren und insofern unter Rationalitätsge-
sichtspunkten beurteilen. Das entsprechende Forschungsprogramm
ist die "Konstitutionelle Ökonomie". Die spezielle konstitutionelle
Ökonomie politischer Entscheidungen kann man als konstitutionelle
politische Ökonomie bezeichnen. Als normativ diskutabel erschei-
nen unter diesem Blickwinkel solche Verfassungen, die im rationalen
Interesse aller betroffenen Individuen sind. Für alle effizienzstei-
gernden Institutionen ergeben sich im Rahmen des Programms er-
sichtlich keine Schwierigkeiten. Anders verhält es sich für Institu-
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tionen, die auf Verteilung und Umverteilung zielen. Thema des Pro-
jekts ist die Klärung, welche - beispielsweise sozialstaatlichen - In-
stitutionen mit welchen Argumenten im Rahmen des Programms
unterstützt oder aber kritisiert werden können.
Publikationen
0XX
1.
Becker, Michael: Die Verfassung des Souveräns. Grundrechte, Politik und Rechtsprechung
im neuen Konstitutionalismus . In: Neue Politische Literatur 2 (1999), S. 241-275
2.
Schmidt, Johannes: Regeln, Interessen und Moral: Bemerkungen zum normativen Ansatz
der konstitutionellen Ökonomik . In: Pies, Ingo ; Leschke, Martin (Hrsg.) : James Bucha-
nans konstitutionelle Ökonomik. Tübingen : J.C.B. Mohr, 1996, S. 100-105.
3.
Schmidt, Johannes: Rational Choice und politische Gerechtigkeit . In: Druwe, Ulrich ; Kunz,
Volker (Hrsg.) : Politische Gerechtigkeit. Opladen : Leske + Budrich, 1999, S. 67-100.
4.
Zintl, Reinhard: Politikverflechtung und Machtverteilung in Deutschland . In: Holtmann, E.
; Ellwein, T. (Hrsg.) : 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland (PVS Sonderheft 30).
Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 1999, S. 471-481.
5.
Zintl, Reinhard: La base interna del reforzamiento externo de las reglas . In: Carrión, R. et
al. (Hrsg.) : Decisiones Normativas. Libro Homenaje a Julia Barragan. Caracas : Fondo Edi-
torial Sentido, 1999, S. 323-348.
Ursachen der Entstehung von Überhangmandaten und mögliche Mittel zu ihrer
Beseitigung
Projektleitung:
Dr. rer. pol. Hans-Joachim
Behnke
Beginn: 1.2.2001
Förderer:
Otto-Friedrich-Universität
Bamberg
Überhangmandate sind von jeher ein beliebter Gegenstand der wis-
senschaftlichen Auseinandersetzung mit dem deutschen Wahlsy-
stem. Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, daß sie ein unter
den bekannten und klassischen Wahlsystemen einzigartiges Phäno-
men darstellen, bedingt durch die Zweistimmenkonstruktion, ande-
rerseits ist ihr Zustandekommen auf so komplexe Ursachen zurück-
zuführen, daß eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Gegen-
stand sich gewissermaßen natürlich anzubieten scheint. Die prakti-
sche Relevanz dieser Analysen war aber bis zur Wiedervereinigung
vernachlässigbar. Erst seit der Bundestagwahl 1990 treten Über-
hangmandate in einer Größenordnung auf, die durchaus beträchtli-
che politische Konsequenzen nach sich ziehen könnte (1990: 6ÜM,
1994: 16, 1998: 13ÜM). 1994 z.B. erhöhte sich dank der Überhang-
mandate die parlamentarische Mehrheit der CDU/FDP-Koalition von
2 auf 10 Sitze. Damit war offensichtlich, daß durch die neuen Ver-
hältnisse Überhangmandate das politische Ergebnis einer Wahl un-
ter Umständen verändern könnten, indem sie z.B. eine eher
instabile Mehrheit in eine stabile Mehrheit oder - schlimmer noch -
eine Mehrheit an Stimmen in eine Minderheit an Sitzen verwandeln
könnten. Die neu entstandene Relevanz der Überhangmandate wur-
de ersichtlich in dem vom Land Niedersachsen angestrengten Nor-
menkontrollverfahren und dem dementsprechenden Urteil des
Bundesverfasungssgerichts vom 10.April 1997 sowie in einer wah-
ren Flut von Veröffentlichungen, die sich in erster Linie mit der Ver-
fassungsmäßigkeit von Überhangmandaten auseinandersetzten,
aber auch mit den empirischen Ursachen des Zustandekommens
von Überhangmandaten. Eine der wichtigsten Ursachen des Entste-
hens von Überhangmandaten, die unterschiedliche Anzahl von Wäh-
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lern in Wahlkriesen in den neuen und in den alten Bundesländern,
soll durch die ab der Bundestagswahl 2002 gültigen neuen Wahl-
kreiseinteilung beseitigt werden.
Das Forschungsprojekt soll u.a. folgendes leisten:
• Überprüfung der bekannten Hypothesen über die empirischen Ursa-
chen von Überhangmandaten wie unterschiedliche Wahlkreisgrößen,
Anzahl der großen Parteien, Stimmensplitting etc. mit Hilfe der vom
Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellten Daten über die
letzten Bundestagswahlen sowie die Landtagswahlen in Ländern, die
ebenfalls eine Zweistimmenkonstruktion haben.
• Formulierung eines mathematischen Schätzverfahrens, das die An-
zahl der zu erwartenden Überhangmandate aus statistischen Para-
metern ableitet, die sich auf die aggregierte Ebene oberhalb der
Wahlkreise, also in der Regel die Bundesländer, beziehen, z.B. Mit-
telwerte und Streuungsparameter der Wahlkreisergebnisse in einem
Bundesland. (Dieser Frage kommt daher eine besondere Bedeutung
zu, da die gängige Rechtsprechung nicht zuletzt darauf beruht, daß
Überhangmandate in Art der Entstehung und Richtung der Auswir-
kung unvorhersehbar seien. Eine Falsifikation dieser Annahme sollte
sich daher auf die Verwendbarkeit bestimmter Argumente auswir-
ken.)
Wie repräsentativ ist die repräsentative Demokratie? Untersuchung von Indika-
toren zur Messung von Repräsentativität
Projektleitung:
Dr. rer. pol. Hans-Joachim
Behnke
Laufzeit: 1.2.2002 -
31.3.2003
So oft und häufig der Begriff "repräsentative Demokratie" auch ver-
wendet wird, so diffus und mehrdeutig ist er gleichzeitig. Es lassen
sich im wesentlichen zumindest drei Dimensionen der Bedeutung
des Begriffs ableiten. Zum einen kann sich der Repräsentationsbe-
griff unmittelbar auf den Anteil der Bevölkerung, der durch die Teil-
nahme an Wahlen repräsentiert wird, beziehen. Dieser Aspekt ist
normativer Natur und durch die Einführung des Frauenwahlrechts
spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in den westlichen
Wahlsystemen implementiert. Das rein formale Recht auf die Teil-
nahme an den Wahlen sagt jedoch noch nichts darüber aus, inwie-
fern bestimmte Bevölkerungsfraktionen als solche in der Gesetz-
gebung, also den Parlamenten, und der Regierung vertreten sind.
Auch die zweite Dimension des Repräsentationsbegriffs ist in der
wissenschaftlichen Literatur im Grunde über einen Zeitraum von
mindestens zweieinhalb Jahrhunderten abgehandelt worden, soweit
sie sich auf die Zusammensetzung der Parlamente und die Abhän-
gigkeit derselben vom jeweiligen Wahlsystem bezog. Doch was
nützt es, Wahlrecht und Repräsentation im Parlament zu besitzen,
wenn man als Gruppe dennoch konsequent aus dem Gesetzge-
bungsprozeß ausgeschlossen ist und die eigenen Interessen auch
niemals in den Regierungsentscheidungen und -maßnahmen vertre-
ten finden kann? Diese dritte Dimension ist ein prominentes Thema
theoretischer Untersuchungen der formalen Demokratietheorie wie
z.B. von Downs ("Ökonomische Theorie der Demokratie") oder
Buchanan/Tullock ("Calculus of Consent"). Empirische Arbeiten zu
diesem Themenbereich sind jedoch eher selten. In jüngster Zeit hat
Bingham Powell ("Elections as Instruments of Democracy", 2000),
fußend auf Arbeiten aus den 70ern und 80ern von Christopher
Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
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Achen, Indikatoren zur Messung von Repräsentativität vorgeschla-
gen. Diese Indikatoren beruhen einerseits auf reinen Verteilungs-
größen, wie z.B. den Wähleranteilen bestimmter Parteien und ihren
Anteilen an Sitzen im Parlament, aber auch - und dies ist das Neue
an Powells Arbeiten - auf der Erhebung ideologischer Positionen der
Parteien und der Wähler. Ausgehend von den Positionen der Regie-
rungsparteien und den Positionen aller Wählersegmente wird ein In-
dikator entwickelt, der in gewisser Weise das "durchschnittliche
Ausmaß" angibt, in dem sich ein beliebiger Wähler in einer beliebi-
gen Regierungsentscheidung wiederfinden kann.In dem beantrag-
ten Regelprojekt soll zum einen eine Verallgemeinerung des
ursprünglich eindimensionalen Modells für einen vieldimensionalen
Raum politischer Sachfragen unternommen werden, wobei auf
schon entwickelte Modelle des Antragstellers zurückgegriffen wer-
den kann ("Räumliche Modelle der sachfragenorientierten Wahlent-
scheidung", Univ.Diss. Bamberg 1998). Zweitens soll anhand von
Umfragedaten, die vom ZentralArchiv zur Verfügung stehen (Polit-
barometer, Eurobarometer, Deutsche nationale Wahlstudien 1949-
1998) eine empirische Umsetzung, d.h. Berechnung der Maße, er-
folgen.Drittens sollen mehrere offene Hypothesen überprüft wer-
den, die sich z.B. auf den Zusammenhang zwischen Stabilität, d.h.
Dauer, einer Regierungskoalition und dem Ausmaß der Repräsenta-
tion beziehen. Konkreter: Gibt es über die Zeit hinweg eine Korre-
lation von Zunahme/Abnahme von Wählerstimmen und Zunahme
und Abnahme des Repräsentationsmaßes (innerhalb des eigenen
Wählerpotentials einer Partei/ innerhalb der gesamten Wähler-
schaft)? Eignet sich das Repräsentationsmaß zur Vorhersage be-
stimmter Koalitionsbildungen? Werden Koalitionen so gebildet, daß
die Repräsentation der gesamten Bevölkerung maximiert wird?
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