Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2004



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Forschungsbericht

der


Otto-Friedrich-Universität

 Bamberg


2004

Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 2


Impressum/Mediadaten

Herausgeberin

Die Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 

Prof. Dr. Ingrid Bennewitz

Tel. 0951/863-0; Fax: 0951/863-1005; E-Mail: prorektor.forschung@zuv.uni-bamberg.de



Koordination

Zentralverwaltung, Referat I/2 C 

Kontakt: Tel. 0951/863-1022; E-Mail: angelika.bullin@zuv.uni-bamberg.de

Datengrundlage

Online-„Forschungsbericht der Universität“ im Universitätsinformationssystem UnivIS, 

Archivierungsstand: 04.08.2004.

Die jeweils aktuelle Version ist erreichbar unter URL: http://univis.uni-bamberg.de/go/res



Forschungs-, Personen- und Einrichtungsdaten

Online-dezentral, eigenverantwortliche Eingabe und Aktualisierung durch alle Einrichtungen der Universität 

Bamberg; jede Einrichtung verfügt über mindestens einen schreibberechtigten UnivIS-Benutzer.

Cover

Skizze des Dominikanerklosters von Prof. Dr. Rainer Drewello



Erscheinungszeitraum

im 3jährigen Rhythmus



Auflage

425 CD-ROM



Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 3


Vorwort

Der vorliegende Forschungsbericht basiert auf dem Datenbestand des Universitätsinformations-

systems  UnivIS der Otto-Friedrich-Universität Bamberg vom 4. August 2004. Aktuelle For-

schungsinformationen sind jederzeit unter der Adresse

 http://univis.uni-bamberg.de/go/res

abrufbar.

Nach dem Bayerischen Hochschulgesetz (Art. 9 BayHSchG) sind die Universitäten verpflichtet,

Forschungsberichte zu erstellen. Seit 1995 wird der Forschungsbericht der Universität nicht ins

Netz gestellt, sondern im Netz hergestellt, d.h. der gedruckte Forschungsbericht ist eine Aus-

wertung dieses Informationssystems. Die direkte Erfassung und Pflege der Forschungsberichte

durch die forschenden Einrichtungen der Universität erlaubt die Aktualisierung nach Bedarf. Un-

abhängig von bestimmten Publikationsintervallen und definierten Berichtszeiträumen können

die Teilberichte nach gegebenem Anlass (z.B. Bewilligung von Drittmitteln, Beginn oder Been-

digung eines Projekts) aktualisiert werden. Der auf diese Weise erstellte Forschungsbericht der

Universität ist im Internet ständig verfügbar. Die Verantwortung für inhaltliche Qualität, Aktua-

lität, Vollständigkeit etc. liegt ausschließlich bei den forschenden Einrichtungen der Universität.

Die Zentralverwaltung kann lediglich die Funktion eines organisierenden Moderators überneh-

men und Hilfestellung beim Gebrauch des zugrunde liegenden Informationssystems überneh-

men. Zentrale redaktionelle Tätigkeiten entfallen.

Die Verwendung des Informationssystems UnivIS gewährleistet ein Mindestmaß an Homogeni-

tät des Berichts. Nach einer allgemeinen Selbstdarstellung können Informationen u.a. zu For-

schungsschwerpunkten, forschungsrelevanter apparativer Ausstattung, Kooperationsbeziehun-

gen, ferner zu wissenschaftlichen Tagungen und Veröffentlichungsreihen gegeben werden. Es

folgen konkrete einzelne Forschungsprojekte, auch mit bereits vorhandenen Veröffentlichun-

gen, die den Projekten zugeordnet werden können. Eine Liste projektunabhängiger Publikatio-

nen komplettiert den Forschungsbericht. 

Probleme, Anregungen und Kritik bitten wir der Betreuerin des Forschungsberichts, Frau Dipl.-

Germ. Angelika Bullin (E-Mail: angelika.bullin@zuv. uni-bamberg.de), zukommen zu lassen.

Die in UnivIS präsentierten Forschungsinformationen verstehen sich als Eingang in weiterfüh-

rende Informationen, als Exzerpt der Forschung an den forschenden Organisationseinheiten; sie

erheben nicht den Anspruch, sämtliche Forschungsaspekte in allen Detailfragen abzudecken.

Für weiterführende Informationen sind die Organisationseinheiten zum großen Teil per Link er-

reichbar.

Darüber hinaus ist deutlich darauf hinzuweisen, dass die Struktur dieses an den Hochschulen

Tradition gewordenen Forschungsberichtes auf der Ebene der forschenden Einrichtungen bleibt.

Er enthält naturgemäß keine Analyse des Funktionsbereiches Forschung mit seinen Strukturpro-

blemen aus der Lage der Fächer und Komplementärfächer und ihrer Organisation, der Ansätze

zur Schwerpunktbildung und Profilierung, der Drittmittelquoten, des Wissenstransfers, der Me-

thoden und Verfahren zur Optimierung des Funktionsbereiches Forschung und Förderung des

wissenschaftlichen Nachwuchses. Solche Analysen sind immer notwendige Grundlage der Wil-

lensbildung und Lenkung der Hochschule. Teilweise sind sie Gegenstand der Hochschulentwick-

lungsplanung.



Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 4


Der Forschungsbericht aus der Sicht der forschenden Einheiten ist dagegen ein erster Suchein-

stieg für alle, die sich für die Forschung an der Universität, ihrer Organisationseinheiten oder die

ihrer Wissenschaftler interessieren und öffnet den Zugang zu den Forschungsaktivitäten an der

Universität Bamberg. Zum ersten Mal erscheint er 2004 ausschließlich in digitaler Form.

Mein Dank geht an alle Kolleginnen und Kollegen, die es der Universität Bamberg ermöglicht

haben, mit der vorliegenden Fülle an Informationen ihrer Berichtspflicht Genüge zu tun.

Bamberg, im August 2004

Prof. Dr. Ingrid Bennewitz

Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Bamberg


Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 623



Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

Anschrift: Feldkirchenstraße 21, 96045 Bamberg

Tel.: 0951/863 2501

Fax.: 0951/863 2502

E-Mail: dekanat@sowi.uni-bamberg.de

Dekan:

Prof. Dr. Wolfgang Becker



Dekanatssekretariat:

Cornelia Stahn

Monika Stieg

Prodekan:

Prof. Dr. Detlef Sembill

Die Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wurde 1977 ge-

gründet. In den ersten Jahres ihres Bestehens wurden (in dieser

Reihenfolge) Diplomstudiengänge für Soziologie, Politikwissen-

schaft, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre einge-

richtet. Im weiteren Verlauf kamen Diplomstudiengänge in Euro-

päischer Wirtschaft und Wirtschaftsinformatik hinzu, neuerdings

auch für Wirtschaftspädagogik sowie ein Bachelor-/Masterstudien-

gang "European Economic Studies (EES)". Der Studiengang Wirt-

schaftsinformatik gehört seit dem 01.10.2001 zur neu errichteten

Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik. Die

Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist nach den Stu-

dentenzahlen seit vielen Jahren die größte der Universität. Mit weit

über 2000 Studenten sind rund 30 Prozent der Studierenden der

Universität mit Ihrem Hauptfach in der Fakultät angesiedelt. Ihre

Professorenschaft besteht derzeit aus 32 Fachvertretern. Die Orga-

nisationseinheiten der Fakultät sind überwiegend im Universitätsge-

bäude Feldkirchenstraße 21 untergebracht. 


Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 624



Bereich Politikwissenschaft

Lehrstuhl für Politikwissenschaft I

Anschrift: Feldkirchenstraße 21, 96045 Bamberg

Tel.: (0951) 863-2640

Fax.: (0951) 863-2641

E-Mail: reinhard.zintl@sowi.uni-bamberg.de

Leitung:

Prof. Dr. Reinhard Zintl



wiss. Mitarbeiter:

Dr. rer. pol. Hans-Joachim 

Behnke

Akademischer Oberrat:

Dr. phil. Johannes Schmidt



Angestellte:

Margit Kienen



Forschungsschwerpunkte

Spezial- und Arbeitsgebiete

• Politische Theorie

• Politische Ideengeschichte

• Ökonomische Theorie der Politik

• Wahl- und Abstimmungsverfahren

Schlagworte Constitutional Political Economy, Rechtsstaat, Sozial-

staat, Gerechtigkeitstheorien, Liberalismus, Rational Choice, Spielt-

heorie 

Kooperationsbeziehungen

Prof. Dr. Reinhard Zintl und Dr. Johannes Schmidt sind als ständige

Gastdozenten für den Bereich "Wirtschaftsethik" innerhalb des

"Deutschen MBA-Programms Moskau" tätig, das in Kooperation von

der  Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Akademie

für Volkswirtschaft bei der Regierung der Russischen Föderation,

Moskau durchgeführt wird. 

Wissenschaftliche Tagungen

• Prof. Dr. Zintl war hauptverantwortlicher Organisator des 20. wis-

senschaftlichen Kongresses der "Deutschen Vereinigung für Politi-

sche Wissenschaft", die vom 13. bis zum 17. Oktober 1997 in 

Bamberg stattfand

• Prof. Dr. Zintl war Mitveranstalter der Tagung "Politisches Vertrauen" 

der Sektion "Politische Theorien und Ideengeschichte" der DVPW, 

vom 25. bis 27. Mai 2000 in Bamberg

• Dr. Michael Becker war Veranstalter der Tagung des DVPW-AKs "In-

terkultureller Demokratievergleich" am 2. und 3. Juni 2000 in Bam-

berg zum Thema: "Demokratie und Rechtsstaat. Theoretische 

Reflexionen im interkulturellen Vergleich."



Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 625



Forschungsprojekte

Anwendungsprobleme von Rational Choice-Modellierungen in der Theorie der Po-

litik

Projektleitung:

Prof. Dr. Reinhard Zintl



Beteiligte:

Dr. phil. Johannes Schmidt

Dr. rer. pol. Hans-Joachim 

Behnke


Beginn: 1.7.1993

In Rational Choice-Modellierungen werden Prozeßabläufe oder die

behaupteten Eigenschaften eines Aggregats individueller Verhal-

tensweisen konstruiert als Resultate der Anpassung zielorientierter

Akteure an äußere Restriktionen; Veränderungen von Prozeßabläu-

fen oder von Aggregateigenschaften werden zunächst auf Verände-

rungen von Restriktionen zurückgeführt. Erfolgreich ist der Ansatz

traditionellerweise im Rahmen der ökonomischen Theoriebildung.

Thema des Projektes ist die Klärung der Bedingungen, unter denen

der Ansatz auch im Rahmen politikwissenschaftlicher Theoriebil-

dung als leistungsfähig angesehen werden kann. Kriterium der Lei-

stungsfähigkeit ist das Verhältnis von Aufwand und Ertrag: Für

unterschiedliche Kontexte - Wahlverhalten, politischer Wettbewerb,

Kooperation und Konflikt zwischen politischen Gemeinschaften usw.

- wird untersucht, welche Bestandteile der externen Situation je-

weils mit guten theoretischen Gründen verwendet werden können,

um Prozeßabläufe zu erklären, und wie sparsam die jeweils benötig-

ten Situationsbeschreibungen sein können. 



Publikationen

0XX


1.

Behnke, Hans-Joachim: Die Erklärung von Wahlenthaltungen mit Hilfe von räumlichen Mo-

dellen . In: Deth, Jan van ; Rattinger, Hans ; Roller, Edeltraud (Hrsg.) : Die Republik auf 

dem Weg zur Normalität? Wahlverhalten und politische Einstellungen nach acht Jahren Ein-

heit. Opladen : Leske + Budrich, 2000, S. 281-296. 

2.

Schmidt, Johannes ; Zintl, Reinhard: Rational Choice - Möglichkeiten und Grenzen (Sam-

melrezension) . In: Politische Vierteljahresschrift 37 (1996), S. 575-597

3.

Zintl, Reinhard: Methodologischer Individualismus und individualistische Theorie . 

In: Benz, A. ; Seibel, W. (Hrsg.) : Beiträge zur Theorieentwicklung in der Politik- und Ver-

waltungswissenschaft. Baden-Baden : Nomos, 1997, S. 33-43. 

4.

Zintl, Reinhard: ’Akteurzentrierter Institutionalismus’ - eine Bilanz (Essay über Renate 

Mayntz, ’Soziale Dynamik und politische Steuerung’) . In: Soziologische Revue 21 (1998), 

S. 295-299

Konstitutionelle Politische Ökonomie: Gerechtigkeitsprobleme

Projektleitung:

Prof. Dr. Reinhard Zintl



Beteiligte:

Dr. phil. Johannes Schmidt

Dr. phil. Michael Becker

Beginn: 1.1.1994

Die klassischen Fragestellungen ökonomischer Theorie beziehen

sich auf Auswahlakte von zielorientiert handelnden Personen, gege-

ben situative Restriktionen. Diejenigen Restriktionen, die man als

Spielregeln ansehen kann, lassen sich ihrerseits als Resultate von

Auswahlakten rekonstruieren und insofern unter Rationalitätsge-

sichtspunkten beurteilen. Das entsprechende Forschungsprogramm

ist die "Konstitutionelle Ökonomie". Die spezielle konstitutionelle

Ökonomie politischer Entscheidungen kann man als konstitutionelle

politische Ökonomie bezeichnen. Als normativ diskutabel erschei-

nen unter diesem Blickwinkel solche Verfassungen, die im rationalen

Interesse aller betroffenen Individuen sind. Für alle effizienzstei-

gernden Institutionen ergeben sich im Rahmen des Programms er-

sichtlich keine Schwierigkeiten. Anders verhält es sich für Institu-



Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 626

tionen, die auf Verteilung und Umverteilung zielen. Thema des Pro-

jekts ist die Klärung, welche - beispielsweise sozialstaatlichen - In-

stitutionen mit welchen Argumenten im Rahmen des Programms

unterstützt oder aber kritisiert werden können. 



Publikationen

0XX


1.

Becker, Michael: Die Verfassung des Souveräns. Grundrechte, Politik und Rechtsprechung 

im neuen Konstitutionalismus . In: Neue Politische Literatur 2 (1999), S. 241-275

2.

Schmidt, Johannes: Regeln, Interessen und Moral: Bemerkungen zum normativen Ansatz 

der konstitutionellen Ökonomik . In: Pies, Ingo ; Leschke, Martin (Hrsg.) : James Bucha-

nans konstitutionelle Ökonomik. Tübingen : J.C.B. Mohr, 1996, S. 100-105. 

3.

Schmidt, Johannes: Rational Choice und politische Gerechtigkeit . In: Druwe, Ulrich ; Kunz, 

Volker (Hrsg.) : Politische Gerechtigkeit. Opladen : Leske + Budrich, 1999, S. 67-100. 

4.

Zintl, Reinhard: Politikverflechtung und Machtverteilung in Deutschland . In: Holtmann, E. 

; Ellwein, T. (Hrsg.) : 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland (PVS Sonderheft 30). 

Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 1999, S. 471-481. 

5.

Zintl, Reinhard: La base interna del reforzamiento externo de las reglas . In: Carrión, R. et 

al. (Hrsg.) : Decisiones Normativas. Libro Homenaje a Julia Barragan. Caracas : Fondo Edi-

torial Sentido, 1999, S. 323-348. 

Ursachen der Entstehung von Überhangmandaten und mögliche Mittel zu ihrer 

Beseitigung

Projektleitung:

Dr. rer. pol. Hans-Joachim 

Behnke

Beginn: 1.2.2001

Förderer:

Otto-Friedrich-Universität 

Bamberg

Überhangmandate sind von jeher ein beliebter Gegenstand der wis-



senschaftlichen Auseinandersetzung mit dem deutschen Wahlsy-

stem. Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, daß sie ein unter

den bekannten und klassischen Wahlsystemen einzigartiges Phäno-

men darstellen, bedingt durch die Zweistimmenkonstruktion, ande-

rerseits ist ihr Zustandekommen auf so komplexe Ursachen zurück-

zuführen, daß eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Gegen-

stand sich gewissermaßen natürlich anzubieten scheint. Die prakti-

sche Relevanz dieser Analysen war aber bis zur Wiedervereinigung

vernachlässigbar. Erst seit der Bundestagwahl 1990 treten Über-

hangmandate in einer Größenordnung auf, die durchaus beträchtli-

che politische Konsequenzen nach sich ziehen könnte (1990: 6ÜM,

1994: 16, 1998: 13ÜM). 1994 z.B. erhöhte sich dank der Überhang-

mandate die parlamentarische Mehrheit der CDU/FDP-Koalition von

2 auf 10 Sitze. Damit war offensichtlich, daß durch die neuen Ver-

hältnisse Überhangmandate das politische Ergebnis einer Wahl un-

ter Umständen verändern könnten, indem sie z.B. eine eher

instabile Mehrheit in eine stabile Mehrheit oder - schlimmer noch -

eine Mehrheit an Stimmen in eine Minderheit an Sitzen verwandeln

könnten. Die neu entstandene Relevanz der Überhangmandate wur-

de ersichtlich in dem vom Land Niedersachsen angestrengten Nor-

menkontrollverfahren und dem dementsprechenden Urteil des

Bundesverfasungssgerichts vom 10.April 1997 sowie in einer wah-

ren Flut von Veröffentlichungen, die sich in erster Linie mit der Ver-

fassungsmäßigkeit von Überhangmandaten auseinandersetzten,

aber auch mit den empirischen Ursachen des Zustandekommens

von Überhangmandaten. Eine der wichtigsten Ursachen des Entste-

hens von Überhangmandaten, die unterschiedliche Anzahl von Wäh-


Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 627

lern in Wahlkriesen in den neuen und in den alten Bundesländern,

soll durch die ab der Bundestagswahl 2002 gültigen neuen Wahl-

kreiseinteilung beseitigt werden.

Das Forschungsprojekt soll u.a. folgendes leisten:

• Überprüfung der bekannten Hypothesen über die empirischen Ursa-

chen von Überhangmandaten wie unterschiedliche Wahlkreisgrößen, 

Anzahl der großen Parteien, Stimmensplitting etc. mit Hilfe der vom 

Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellten Daten über die 

letzten Bundestagswahlen sowie die Landtagswahlen in Ländern, die 

ebenfalls eine Zweistimmenkonstruktion haben.

• Formulierung eines mathematischen Schätzverfahrens, das die An-

zahl der zu erwartenden Überhangmandate aus statistischen Para-

metern ableitet, die sich auf die aggregierte Ebene oberhalb der 

Wahlkreise, also in der Regel die Bundesländer, beziehen, z.B. Mit-

telwerte und Streuungsparameter der Wahlkreisergebnisse in einem 

Bundesland. (Dieser Frage kommt daher eine besondere Bedeutung 

zu, da die gängige Rechtsprechung nicht zuletzt darauf beruht, daß 

Überhangmandate in Art der Entstehung und Richtung der Auswir-

kung unvorhersehbar seien. Eine Falsifikation dieser Annahme sollte 

sich daher auf die Verwendbarkeit bestimmter Argumente auswir-

ken.)

Wie repräsentativ ist die repräsentative Demokratie? Untersuchung von Indika-

toren zur Messung von Repräsentativität

Projektleitung:

Dr. rer. pol. Hans-Joachim 

Behnke

Laufzeit: 1.2.2002 - 

31.3.2003

So oft und häufig der Begriff "repräsentative Demokratie" auch ver-

wendet wird, so diffus und mehrdeutig ist er gleichzeitig. Es lassen

sich im wesentlichen zumindest drei Dimensionen der Bedeutung

des Begriffs ableiten. Zum einen kann sich der Repräsentationsbe-

griff unmittelbar auf den Anteil der Bevölkerung, der durch die Teil-

nahme an Wahlen repräsentiert wird, beziehen. Dieser Aspekt ist

normativer Natur und durch die Einführung des Frauenwahlrechts

spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in den westlichen

Wahlsystemen implementiert. Das rein formale Recht auf die Teil-

nahme an den Wahlen sagt jedoch noch nichts darüber aus, inwie-

fern bestimmte Bevölkerungsfraktionen als solche in der Gesetz-

gebung, also den Parlamenten, und der Regierung vertreten sind.

Auch die zweite Dimension des Repräsentationsbegriffs ist in der

wissenschaftlichen Literatur im Grunde über einen Zeitraum von

mindestens zweieinhalb Jahrhunderten abgehandelt worden, soweit

sie sich auf die Zusammensetzung der Parlamente und die Abhän-

gigkeit derselben vom jeweiligen Wahlsystem bezog. Doch was

nützt es, Wahlrecht und Repräsentation im Parlament zu besitzen,

wenn man als Gruppe dennoch konsequent aus dem Gesetzge-

bungsprozeß ausgeschlossen ist und die eigenen Interessen auch

niemals in den Regierungsentscheidungen und -maßnahmen vertre-

ten finden kann? Diese dritte Dimension ist ein prominentes Thema

theoretischer Untersuchungen der formalen Demokratietheorie wie

z.B. von Downs ("Ökonomische Theorie der Demokratie") oder

Buchanan/Tullock ("Calculus of Consent"). Empirische Arbeiten zu

diesem Themenbereich sind jedoch eher selten. In jüngster Zeit hat

Bingham Powell ("Elections as Instruments of Democracy", 2000),

fußend auf Arbeiten aus den 70ern und 80ern von Christopher



Forschungsbericht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Seite 628

Achen, Indikatoren zur Messung von Repräsentativität vorgeschla-

gen. Diese Indikatoren beruhen einerseits auf reinen Verteilungs-

größen, wie z.B. den Wähleranteilen bestimmter Parteien und ihren

Anteilen an Sitzen im Parlament, aber auch - und dies ist das Neue

an Powells Arbeiten - auf der Erhebung ideologischer Positionen der

Parteien und der Wähler. Ausgehend von den Positionen der Regie-

rungsparteien und den Positionen aller Wählersegmente wird ein In-

dikator entwickelt, der in gewisser Weise das "durchschnittliche

Ausmaß" angibt, in dem sich ein beliebiger Wähler in einer beliebi-

gen Regierungsentscheidung wiederfinden kann.In dem beantrag-

ten Regelprojekt soll zum einen eine Verallgemeinerung des

ursprünglich eindimensionalen Modells für einen vieldimensionalen

Raum politischer Sachfragen unternommen werden, wobei auf

schon entwickelte Modelle des Antragstellers zurückgegriffen wer-

den kann ("Räumliche Modelle der sachfragenorientierten Wahlent-

scheidung", Univ.Diss. Bamberg 1998). Zweitens soll anhand von

Umfragedaten, die vom ZentralArchiv zur Verfügung stehen (Polit-

barometer, Eurobarometer, Deutsche nationale Wahlstudien 1949-

1998) eine empirische Umsetzung, d.h. Berechnung der Maße, er-

folgen.Drittens sollen mehrere offene Hypothesen überprüft wer-

den, die sich z.B. auf den Zusammenhang zwischen Stabilität, d.h.

Dauer, einer Regierungskoalition und dem Ausmaß der Repräsenta-

tion beziehen. Konkreter: Gibt es über die Zeit hinweg eine Korre-

lation von Zunahme/Abnahme von Wählerstimmen und Zunahme

und Abnahme des Repräsentationsmaßes (innerhalb des eigenen

Wählerpotentials einer Partei/ innerhalb der gesamten Wähler-

schaft)? Eignet sich das Repräsentationsmaß zur Vorhersage be-

stimmter Koalitionsbildungen? Werden Koalitionen so gebildet, daß

die Repräsentation der gesamten Bevölkerung maximiert wird? 


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