MASARYKOVA UNIVERZITA
FILOZOFICKÁ FAKULTA
Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky
Diplomová práce
Eigennamen als Komponenten von
Phraseologismen
1
Vypracovala: Bc. Helena Beránková
Vedoucí práce: PhDr. Jiřina Malá Csc.
Brno 2008
2
Ich erkläre, dass ich meine Diplomarbeit selbstständig
geschrieben
habe
und
dass
ich
nur
die
im
Literaturverzeichnis angeführten Quellen verwendet
habe.
……………………………………………..
3
An dieser Stelle möchte ich mich bei der Leiterin meiner Abschlussarbeit, PhDr. Jiřina
Malá, CSc., für ihre fachkundige Leitung, wertvollen Ratschläge und Hilfe bei allen
Problemen besonders bedanken.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
6
I. Theoretischer Teil
7
1. Gegenstand der Phraseologie
7
2. Geschichte
8
3. Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften
11
4. Merkmale der Phraseologismen
12
4.1. Polylexikalität
13
4.2. Idiomatizität
13
4.2.1. Grad der Idiomatizität
14
4.2.2. Arten der Idiomatizität
14
4.2.3. Probleme der Idiomatizitätsbestimmung
15
4.3. Stabilität
16
4.3.1. Variabilität
17
4.3.2. Modifikationen
21
4.4. Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit
22
5. Klassifizierung der Phraseologismen nach Harald Burger
22
5.1. Basisklassifikation
25
5.2. Spezielle Klassen
31
5.2.1. Modellbildungen
31
5.2.2. Zwillingsformeln (Paarformeln)
32
5.2.3. Komparative Phraseologismen
33
5.2.4. Kinegramme
35
4
5.2.5. Geflügelte Worte
35
5.2.6. Autorphraseologismen
35
5.2.7. Onymische Phraseologismen
36
5.2.8. Phraseologische Termini
36
5.2.9. Klischees
37
6. Herkunft von Phraseologismen
37
7. Innere Struktur von Phraseologismen
37
8. Stilistische und kommunikativ-pragmatische Aspekte der Phraseologie 40
8.1. Konnotationen
40
9. Eigennamen
43
9.1. Onomastik
44
9.2. Klassifizierung von Eigennamen
45
9.3. Ursprung und Bedeutung von Eigennamen
46
9.3.1. Personennamen
46
9.3.2. Ortsnamen
47
9.4. Lexikographie von Eigennamen
48
II. Praktischer Teil
50
1. Methode der Arbeit
50
2. Eigennamen als Komponenten der Phraseologismen
50
3. Konfrontative (kontrastive) Phraseologie
52
3.1. Volläquivalenz
53
3.2. Teiläquivalenz
53
3.3. Rein semantische Äquivalenz
53
3.4. Nulläquivalenz
53
4. Deonymisierung der Eigennamen
54
5. Gesammelte Phraseologismen
56
5.1. Personennamen
56
5.1.1. Vornamen
56
5.1.1.1. Volkstümliche Namen
56
5.1.1.1.1. Volläquivalenz
56
5.1.1.1.2. Teiläquivalenz
56
5.1.1.1.3. Rein semantische Äquivalenz
58
5.1.1.1.4. Nulläquivalenz
62
5.1.1.2. Biblische Namen
65
5
5.1.1.2.1. Volläquivalenz
65
5.1.1.2.2. Teiläquivalenz
69
5.1.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz
72
5.1.1.2.4. Nulläquivalenz
74
5.1.1.3. Antike Namen
75
5.1.1.3.1. Volläquivalenz
75
5.1.1.3.2. Teiläquivalenz
81
5.1.1.3.3. Rein semantische Äquivalenz
81
5.1.1.3.4. Nulläquivalenz
82
5.1.1.4. Restliche Namen
83
5.1.1.4.1. Volläquivalenz
83
5.1.1.4.2. Teiläquivalenz
84
5.1.1.4.3. Rein semantische Äquivalenz
86
5.1.1.4.4. Nulläquivalenz
86
5.1.2. Familiennamen
89
5.1.2.1. Volläquivalenz
89
5.1.2.2. Teiläquivalenz
90
5.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz
90
5.1.2.4. Nulläquivalenz
92
5.2. Länder- und Völkernamen
93
5.2.1. Adjektivische Derivate
93
5.2.1.1. Volläquivalenz
93
5.2.1.2. Teiläquivalenz
95
5.2.1.3. Nulläquivalenz
97
5.2.2. Substantivische Formen
99
5.2.2.1. Volläquivalenz
99
5.2.2.2. Teiläquivalenz
99
5.2.2.3. Rein semantische Äquivalenz
101
5.2.2.4. Nulläquivalenz
102
5.3. Ortsnamen
103
5.3.1. Volläquivalenz
103
5.3.2. Teiläquivalenz
105
5.3.3. Rein semantische Äquivalenz
106
5.3.4. Nulläquivalenz
108
6
5.4. Flussnamen
109
5.4.1. Volläquivalenz
109
5.4.2. Teiläquivalenz
109
Zusammenfassung
111
Abkürzungen
113
Literaturverzeichnis
114
Anhang
117
Einleitung
Als Thema meiner Diplomarbeit habe ich die deutschen Phraseologismen gewählt, deren
Bestandteil die Eigennamen bilden. Die Eigennamen umgeben den Menschen von Kindheit
an. Mit der Hilfe von Eigennamen, die auch Propria genannt werden, bezeichnet man also
verschiedene individuelle Wesen, Personen und Orte.
In meiner Abreit möchte ich die deutschen Phraseologismen mit Eigennamen als
Komponenten sammeln, nach der Art des Eigennamen klassifizieren und dann mit ihren
tschechischen Äquivalenten vergleichen.
Die ganze Arbeit hat zwei Teile, den theoretischen und den praktischen Teil. In dem
ersten Teil möchte ich mich mit der Theorie der Phraseologie beschäftigen. Ich beginne mit
der Beschreibung des Gegenstands der Phraseologie, der folgende Schritt stellt die Geschichte
der Phraseologie dar. Weiter wird die Phraseologie aus der Sicht von anderen Wissenschaften
beschrieben, die nächsten ausführlichen Kapitel bilden die phraseologischen Merkmale und
die Klassifizierung der Phraseologismen. Den theoretischen Teil schließt das Kapitel über die
Eigennamen ab.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit konkreten Beispielen. Dieser Teil ist in mehrere
Untergruppen gegliedert. Die Gliederung richtet sich nach der Art des Eigennamen, den der
jeweilige Phraseologismus enthält. Zu jedem Phraseologismus versuche ich sein
tschechisches Äquivalent zu finden. Die deutschen und tschechischen Phraseologismen
werden dann auf Grund ihrer Äquivalenz verglichen. Jedes Paar ergänzt die Erklärung der
Bedeutung und der Herkunft des deutschen Phraseologismus.
Das Ziel meiner Diplomarbeit ist nicht die ganzen phraseologischen Systeme des
Deutschen und des Tschechischen zu vergleichen, sondern nur einen Teil der Systeme.
7
I. Theoretischer Teil
1. Gegenstand der Phraseologie
Phraseologie ist eine linguistische Teildisziplin, sie hängt mit der Lexikologie zusammen,
aber sie kann auch als eine selbstständige Disziplin betrachtet werden.
Gegenstand der Phraseologie sind die Phraseologismen (feste Wortverbindungen, feste
Wortgruppen, Idiome, Redensarten, Redewendungen). Phraseologismen können als
syntaktische Verbindungen von Wort-Komponenten bezeichnet werden.
1
Es ist nicht eindeutig festgelegt, was der Begriff „die idiomatische Redewendung“
bedeutet. „Die einzige von den meisten Fachleuten akzeptierte Definition eines
phraseologischen Ausdrucks ist: eine Einheit aus mehreren Elementen, deren
Gesamtbedeutung verschieden ist von der Summe der Bedeutungen der Elemente“
2
Beispiel: Eulen nach Athen tragen
1
Fleischer, 1982, S. 34.
2
H. Schemann, 1993, S. 18.
8
Die Bedeutung dieses Phraseologismus ‚etwas Überflüssiges machen’
3
kann man weder von
dem Wort Eule noch von dem Wort Athen ableiten. Sie ist an die Gesamtbedeutung
gebunden.
Die Sprichwörter bilden in eine selbständige Klasse. Oft sind sie den idiomatischen
Wendungen ähnlich.
Es ist nicht einfach den Gegenstand der Phraseologieforschung zu bestimmen. Man
kommt auch zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn sich die Kriterien unterscheiden.
4
Es
kann aber eindeutig gesagt werden, welche Konstruktionen zu den Phraseologismen sicher
nicht gerechnet werden. Es handelt sich vor allem um die zusammengesetzten Verbalformen
(er hatte geschrieben, sie war gelobt worden), die Konstruktionen aus Artikel und Substantiv
(des Buches), den adverbialen Superlativ (am besten, aufs herzlichste), die korrelativen
Konjunktionen (entweder –oder), die Präpositionen (von – an) und die reflexiven Verben
(sich aalen) – die reflexiven Verben werden als ein Wort betrachtet.
5
Ein Phraseologismus
muss nämlich wenigstens ein autosemantisches Wort enthalten, und diese Bedingung erfüllen
die obengenannten Verbindungen nicht.
Es ist auch sehr kompliziert, für die Phraseologismen ein Klassifikationskriterium
festzulegen. Die Phraseologismen haben nämlich kein eigenes System von Strukturtypen und
Bildungselementen wie zum Beispiel die Affixe, und man kann sie auch nicht nach den
Kriterien gliedern, die für Einzelwörter gelten, da es sich um Wortgruppen handelt.
Die Bildung von Phraseologismen ist neben der Bildung neuer Wörter und der
Entlehnung aus fremden Sprachen eine Möglichkeit, wie man die Sprache bereichern kann.
2. Geschichte
3
Duden, S. 56.
4
Fleischer, 1982.
5
Fleischer, 1982, S. 34.
9
Die Phraseologie ist eine junge wissenschaftliche Teildisziplin. Früher wurde sie als
Teilgebiet der Lexikologie betrachtet. Der Grund dafür ist, dass die Phraseologismen
eigentlich Einheiten des Wortschatzes (wie die Wörter) sind, und darum wurden sie so
untersucht und beschrieben.
In der Entwicklung der Phraseologieforschung war vor allem die sowjetische
Sprachwissenschaft wichtig. Die sowjetischen Wissenschaftler, namentlich V. V.
Vinogradov
6
, haben die Phraseologie im zwanzigsten Jahrhundert als eine selbständige
Teildisziplin bezeichnet.
Man interessierte sich in der deutschsprachigen Germanistik aber auch schon früher
für die „festen“ Wortverbindungen. Die Aufmerksamkeit war vor allem auf die Sprichwörter
konzentriert. Es ging aber vielmehr um die Sammlung und Inventarisierung der Sprichwörter
und nicht um die Eigenart und Abgrenzung von anderen festen Wortverbindungen.
7
Die älteste umfassende Sprichwörtersammlung des Deutschen ist das dreibändige
Werk von M. F. Peters: „Der Teutschen Weiβheit“ (1604/05), hier wurden die Redensarten
ganz ausgeschlossen.
Ein weiteres Werk ist das Buch von J. G. Schottel: „Ausführliche Arbeit von der
Teutschen Haubt-Sprache“ (1663). J. G. Schottel hat in seinem Werk neben den
Sprichwörtern auch die sprichwörtlichen Redensarten einbezogen.
In dem achtzehnten Jahrhundert befasste sich mit der Frage der Phraseologie auch J.
G. Gottsched. Er unterschied verschiedene Arten von Phraseologismen, in seiner
Unterscheidung war er aber nicht konsequent. Er wollte die Phraseologismen in dem
Sprachunterricht berücksichtigen.
In
dem
neunzehnten
Jahrhundert
entstanden
die
ersten
„reinen
Redensartensammlungen" von H. Schrader, W. Borchard und A. Richter. Aus diesem
Jahrhundert stammt auch das erste Werk, wo der Autor versucht den Unterschied zwischen
Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart zu finden. Es geht um das Werk von K. F. W.
6
Fleischer, 1982, S. 11.
7
Fleischer, 1982, S. 17.
10
Wander „Das Sprichwort, betrachtet nach Form und Wesen, für Schule und Leben, als
Einleitung zu einem großen volksthümlichen Sprichwörterschatz“ aus dem Jahr 1836.
Seit der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gewinnen viel Aufmerksamkeit
die geflügelten Worte. Dieser Terminus stammt von G. Büchmann aus seiner Sammlung
„Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des Deutschen Volkes“ aus dem Jahr 1864, wo er die
geflügelten Worte beschreibt und von dem Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart
abgrenzt.
Zu den ersten Arbeiten mit der linguistischen Fragestellung, d.h. nicht nur der
Inventarisierung gewidmet, kann man eine kurze Abhandlung „Begriff und Gebrauch der
Redensart“ des Gymnasiallehrers C. F. Schnitzer aus dem Jahr 1871 zählen. In seinem Werk
strebt der Autor nach der Klassifizierung von den sogenannten „Verbalbegriffen“ (heute
Funktionsverbgefüge genannt), er behandelt das Verhältnis zwischen dem Sprichwort und der
Redensart und beschreibt ihre Verwendung.
In dem zwanzigsten Jahrhundert stellt F. Seiler eine bedeutende Persönlichkeit dar.
Seine Arbeit „Deutsche Sprichwörterkunde“ aus dem Jahr 1922 ist ziemlich bekannt und
stellt einen Fortschritt in der Phraseologieforschung dar. Er hat z.B. einige Begriffe
beschrieben und voneinander unterschieden (zum Beispiel Sentenzen, sprichwörtliche
Redensarten und Sprichwörter).
In dieser Zeit wurden in die Phraseologie auch die dialektologischen und
literaturwissenschaftlichen Aspekte einbezogen. In dem Jahre 1935 entstand „Atlas der
deutschen Volkskunde“. Dieses Werk beschreibt die geographische Verbreitung von
Phraseologismen in Deutschland und Österreich in den 30er Jahren.
Eine weitere wichtige Person in der Phraseologieforschung ist W. Mieder, der vor
allem die Rolle des Sprichworts im literarischen Werk untersucht hat. Als Beispiel seines
Werkes kann das Buch „Das Sprichwort in der deutschen Prosaliteratur des 19.
Jahrhunderts“ aus dem Jahr 1976 genannt werden.
Der Erforschung des Sprichwortes widmete sich auch G. Peukes. In seinem Buch
„Untersuchungen zum Sprichwort im Deutschen. Semantik, Syntax, Typen“ aus dem Jahr
1977 sterbt er nach der Abgrenzung des Sprichworts von der sprichwörtlichen Redensart. Er
hat auch eine Typologie des Sprichworts erarbeitet.
In der neueren Zeit werden auch die ‚Redensarten‘ gesammelt. Als Beispiel können
einige Sammlungen aus dem Ende der 70er Jahre genannt werden, es geht um Bücher von W.
Friedrich (1976), L. Röhrich (1974) und H. Görner (1979). Die Sprichwörter werden in diese
Sammlungen nicht einbezogen und es fehlen auch andere groβe Teile des phraseologischen
11
Bestandes, wie z. B. die sogenannten allgemeinen Redensarten (den Kopf schütteln, mit den
Achseln zucken).
Es wurden also im Laufe der Zeit viele Arbeiten geschrieben, die sich mit der
Phraseologie beschäftigten. Die theoretische Phraseologieforschung gewann aber eine größere
Aufmerksamkeit erst in den 60er und 70er Jahren. Die ersten eingehenderen theoretischen
Untersuchungen stammen vor allem von R. Klappenbach und E. Agricola. R. Klappenbach
bemüht sich in ihrem Werk „Feste Verbindungen in der deutschen Gegenwartssprache“ aus
dem Jahr 1961 um die Klassifizierung von Phraseologismen und um die
Gegenstandsbestimmung der Phraseologie. E.Agricola konzentriert sich in seiner Arbeit
„Wörter und Wendungen“ auf die Klassifikation von Phraseologismen nach semantischen
Kriterien.
Die erste selbständige Gesamtdarstellung der deutschen Phraseologie hat im Jahre
1970 die sowjetische Forscherin I.I. Černyševa vorgelegt. Sie bemüht sich vor allem um die
Gegenstandsbestimmung der Phraseologie und die Klassifikation der Phraseologismen,
daneben widmet sie auch die Aufmerksamkeit anderen Fragen wie zum Beispiel der
Synonymie und Polysemie phraseologischer Einheiten oder der phraseologischen Derivation.
8
Weitere Autoren, die die Phraseologieforschung sehr beeinflusst haben, sind z.B. U. Fix, A.
Rothkegel, Annelies Buhofer, Harald Burger, Dmitrij Dobrovol’skij, Wolfgang Fleischer,
Christine Palm oder Ambros Sialm. Sie haben sich mit verschiedenen Faktoren der
Phraseologie beschäftigt und diese Faktoren dann in ihren Werken gesammelt und
beschrieben, z.B. das Verhalten von Phraseologismen im Satz, die Strukturbeschreibung von
Phraseologismen, verschiedene Arten der Klassifizierung von Phraseologismen (z.B. nach
phraseologischen Wortarten), die Rolle von Phraseologismen im Text usw.
3. Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften
8
Fleischer, 1982, S. 24.
12
Es ist nicht einfach um den richtigen Platz für die Phraseologie in der Linguistik zu finden.
Früher wurde sie nämlich als ein Bestandteil der Lexikologie betrachtet, es war so darum,
weil sie sich mit den festen Wortgruppen (d.h. Lexemen) beschäftigt. Heute wird die
Phraseologie meistens als eine selbständige Disziplin bezeichnet.
Die Phraseologie hängt auch mit der Syntax zusammen. Der Grund dafür ist, dass
viele Phraseologismen eine Satzstruktur haben.
Aber nicht nur die Linguistik befasst sich mit der Phraseologie, andere Wissenschaften
haben die Phraseologie auch beeinflusst, als Beispiel können die Volkskunde, Soziologie,
Psychologie und Psychiatrie, Pädagogik und Literaturwissenschaft genannt werden.
Die Volkskunde befasst sich mit der Parömiologie, es ist Wissenschaft von der
Erforschung und Beschreibung der Sprichwörter
9
und Redensarten. Die Sprichwörter und
Redensarten hängen oft mit alten Bräuchen zusammen und sie helfen also den Volkskundler
bei der sprach- und kulturhistorischen Rekonstruktion. Man forscht vor allem die Herkunft,
Bedeutung und Bedeutungswandlung von Phraseologismen und auch ihre Funktion in der
Kommunikation.
Die nächste Wissenschaft die sich mit der Phraseologie beschäftigt ist die Soziologie.
Ihr Anziehungspunkt ist der gesellschaftliche, schichtspezifische oder gruppenspezifische
Charakter der Phraseologismen (vor allem das Problem des „Stereotyps“ – der verbale
Ausdruck, der die Form eines vereinfachenden oder generalisierenden Urteils hat über soziale
Gruppen oder einzelne Personen).
10
Die Psychologie und Psychiatrie interessieren sich für die Phraseologie schon lange
Zeit. Als Beispiel kann Sigmund Freud genannt werden, der mit Hilfe von phraseologischen
Auffälligkeiten der Rede des Patienten für seine psychoanalytische Theorie Beweise liefert.
Für die Pädagogik ist aus dem Bereich der Phraseologie am interessantesten die Frage
von welchem Alter an Kinder die metaphorischen Phraseologismen zu verstehen beginnen. Es
9
Fleischer, 1982, S. 17.
10
Burger, 1982, S. 7.
13
ist wichtig auch für die Sprachdidaktik, die wissen will, seit wann ist es sinnvoll um auf die
Phraseologismen im Lehrproceß zu reflektieren.
Die Literaturwissenschaft ist eine der Wissenschaften, die sich für die Phraseologie
am längsten interessieren. Es geht meistens um Werke vom Typ „Das Sprichwort bei ...“.
„Angesichts dieser Vielfalt von Beziehungen der Phraseologie zu verschiedenartigen
Disziplinen hat es einen guten Sinn, vom „interdisziplinären“ Charakter der Phraseologie zu
sprechen, auch wenn der Begriff „Phraseologie“ je nach Forschungsinteresse der jeweiligen
Wissenschaft wieder je anders abgegrenzt wird.“
11
4. Merkmale der Phraseologismen
Es gibt vier Merkmale, die mit den Phraseologismen verbunden sind. Diese Merkmale helfen
dann beim Erkennen von Phraseologismen im Text.
Die Merkmale sind:
- Die Polylexikalität (Mehr-wortstruktur)
- Die Idiomatizität
- Die Festigkeit (Stabilität)
- Die Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit
4.1.
Polylexikalität
Ein Phraseologismus ist nicht dasselbe wie ein Einzelwort und auch nicht dasselbe wie eine
Wortgruppe. Nach A.I.Molotkov ist ein Phraseologismus „eine neue Einheit sui generis mit
11
Burger, 1982, S. 9-10.
14
lexikalischer Bedeutung, Mehr-Komponenten-Struktur und entsprechenden grammatischen
Kategorien“.
12
Ein Phraseologismus sollte mindestens zwei Lexeme beinhalten.
Beispiel: Homerisches Gelächter, Freund Hein, böhmisches Dorf
Aber es bestehen auch manche Einwortphraseme.
Beispiel: Argusaugen, Sisyphosarbeit, Achillesferse
4.2.
Idiomatizität
Idiomatizität ist für Idiome charakteristisch, sie hängt mit der Semantik zusammen.
Es geht um die übertragene (metaphorische, metonymische …) Bedeutung.
Das kann mit dem Idiom einen Kater haben illustriert werden. Das Idiom kann
entweder eine Katze männlichen Geschlechts besitzen oder Zustand nach dem übermäßigen
Alkoholgenuss bedeuten.
Ein weiteres Beispiel bilden zwei folgende Sätze.
1) Den alten Mantel ablegen.
2) Den alten Adam ablegen.
13
Diese zwei Sätze haben eine gleiche syntaktische Struktur, aber eine unterschiedliche
Bedeutungsstruktur. In dem zweiten Satz besteht ein „irreguläres“ Verhältnis zwischen der
Bedeutung der Wortkomponenten und der Bedeutung des ganzen Satzes. Es gibt hier ein
bestimmtes Maß von Idiomatizität.
12
Fleischer, 1982, S. 12.
13
Duden, S. 27.
15
Die übertragene Bedeutung entsteht aufgrund der Ähnlichkeit (Methaphorisierung)
oder des logischen Zusammenhangs (Metonymie). Andere Möglichkeiten für die Übertragung
der Bedeutung sind die Synekdoche (Teil fürs Ganze)
Beispiel: Dach über den Kopf haben
oder Ironie, Hyperbel und Litotes.
4.2.1. Grad der Idiomatizität
Bei verschiedenen phraseologischen Wendungen kann der Grad der Idiomatizität
unterschiedlich sein. Die Wendungen können vollidiomatisch
Beispiel: den Pegasus besteigen/reiten – ‚dichten’
oder nur teilidiomatich sein.
Beispiel: frech wie Oskar – ‚sehr frech’
4.2.2. Arten der Idiomatizität
Es gibt zwei Arten der Idiomatizität, die sich durch die Durchsichtigkeit unterscheiden. Die
erste Art ist durchsichtig, d.h. man kann den Übertragungsprocess nachvollziehen.
Beispiel: Bei jemandem/irgendwo ist Schmalhans Küchenmeister - es ist deutlich, dass
es um das Essen geht und das Wort Schmalhans verweist auf zu wenig Essen
Die zweite Art ist undurchsichtig. Es ist nicht deutlich, wie die Bedeutung übertragen wurde.
Beispiel: einen Türken bauen (etwas vorspiegeln)
4.2.3. Probleme der Idiomatizitätsbestimmung
16
Es ist schwierig, die Idiomatizität festzustellen, es geschieht durch den Vergleich von
wendungsinterner und wendungsexterner Bedeutung der Komponenten und es ist nicht immer
eindeutig.
Wichtig ist, welche Sememe einem Wort zugeschrieben werden. Blinder Passagier
wird als Phraseologismus aufgefasst, blind bedeutet hier nämlich ‚illegitim, ohne
Berechtigung‘. Diese Bedeutung hat blind nur in dieser Verbindung, anders hat blind andere
Bedeutungen wie zum Beispiel ‚unsichtbar‘ oder ‚vorgetäuscht‘ (‚blinde Nacht‘ - ‚unsichtbare
Nacht‘, ‚blindes Fenster‘ – ‚nicht wirkliches Fenster‘). Diese Sememe (‚nicht wirklich‘ und
‚unsichtbar‘) können nicht auf Passagier bezogen werden.
Interessant ist auch das Wort dick. Die übertragene Bedeutung für dieses Wort ist
„über die Maßen groß, gewichtig“. Die Verbindungen wie ein dicker Auftrag, ein dickes Lob,
mitten in der dicksten Arbeit können also als „regulär“ d.h. nichtidiomatisch bezeichnet
werden. Die Verbindungen dicke Freunde, dicke Gelder, dicker Fehler können auch darunter
fällen. Mit der Wortverbindung dick mit jemandem befreundet sein (auch regulär =
nichtidiomatisch) ist es anders, dem Wort dick wird hier ein anderes Semem zugeschrieben
und zwar ‚sehr‘. Weitere Kombinationen die dazu auch gehören sind dick ankreiden,
auftragen, auftrumpfen. Als ‚irregulär‘ können die Wortverbindungen wie eine dicke Nummer
haben bei jemandem (‚groß angeschrieben sein‘), etwas ist ein dicker Hund (‚ein starkes
Stück‘), das dicke Ende (‚das Schwierigste‘), den dicken Wilhelm spielen (‚großtun‘)
bezeichnet werden.
14
14
Fleischer, 1982, S. 38.
17
4.3.
Stabilität
Die Stabilität hängt mit der Idiomatizität zusammen. Der Austausch der phraseologischen
Komponenten ist in vielen Fällen überhaupt nicht möglich, meistens geht es um
Wortverbindungen mit archaischen Elementen
Beispiel: klipp und klar, jemanden ins Bockshorn jagen
und um Verbindungen, die einen hohen Grad der Idiomatizität haben.
Beispiel: ins Gras beißen, an jemandem einen Narren gefressen haben
15
Die Stabilität bildet auch den Unterschied zwischen den phraseologischen Wortverbindungen
und den freien Wortverbindungen. Es handelt sich um eine lexikalisch-semantische Stabilität.
1) Gustav hat bei seinem Vater ein Auto in der Garage.
2) Gustav hat bei seinem Vater einen Stein im Brett.
16
Im ersten Satz ist es kein Problem, die Substantive Auto und Garage auszutauschen, für die
übrigen Komponenten des Satzes wird das keine semantischen Konsequenzen haben. In dem
zweiten Satz können die Wörter Stein und Brett nicht verstellt werden, weil es sich um eine
phraseologische Wortverbindung handelt. Bei dem ersten Satz kann auch das Verb verändert
werden, man kann nämlich auch sagen:
Gustav stellt bei seinem Vater ein Auto in die Garage.
15
Burger, 1982, S. 67.
16
Fleischer, 1982, S. 41.
18
Bei dem zweiten Satz ist es wieder unmöglich, das Verb auszutauschen. Man kann also nicht
sagen:
Gustav wirft bei seinem Vater einen Stein ins Brett.
4.3.1. Variabilität
Die Stabilität von Phraseologismen ist ziemlich relativ. Es gibt nämlich auch einige
Veränderungen von der Reihenfolge der einzelnen Komponenten möglich.
Manche Varianten sind völlig synonym, zwischen anderen liegt ein kleiner
Bedeutungsunterschied.
Die Phraseologismen können auf drei Arten variiert werden:
1) Die morphologische und syntaktische Veränderung einzelner Komponenten.
a) Topologische Varianten
Bei den topologischen Varianten geht es um die Veränderung der Wortfolge.
Beispiel: jemanden grün und blau/blau und grün schlagen (‚sehr viel schlagen
bis man blaue Flecken hat‘), wie Milch und Blut/Blut und Milch aussehen
(‚schön und stark aussehen‘)
b) Grammatische Varianten
Durch die grammatischen Veränderungen entstehen Varianten die synonym sind,
die Bedeutung von den Phraseologismen bleibt unverändert. Diese Veränderungen
19
kann man merken bei:
Beispiel
17
: ● dem Numerus – seine Hand/Hände im Spiel haben
● der Rektion – mit den Achseln/die Achseln zucken
● dem Gebrauch des Artikels u.a. determinierender Elemente –
des/sein Herz auf der Zunge tragen
● dem Diminutivum – jemandem kein Haar/Härchen krümmen
● der Art der Negation – jemandem keinen/nicht den Bissen Brot
gönnen
● der Lautstruktur – etwas ist gehupft/gehüpft wie gesprungen
2) Lexikalisch – semantische Veränderungen
Durch die lexikalisch – semantischen Veränderungen kommt es zu gewissen
Differenzierungen in der Bedeutung und in der Konnotation der Phraseologismen.
a) Es können Synonyme:
Beispiel: jemandem Honig um den Mund/ums Maul/um den Bart schmieren
(‚jemandem schöne Lügen erzählen‘), keine Ruhe geben/lassen (‚nicht in Ruhe
lassen‘), auf den Arm/die Schippe nehmen, böhmische/arabische/spanische
Dörfer (‚etwas Unverständliches‘), Seit Adams Zeiten/Tagen (‚seit je‘)
b) und auch Antonyme entstehen.
Beispiel: mit dem/ gegen den Strom schwimmen
17
Fleischer, 1982, S. 209.
20
3) Erweiterung und Reduktion des Phraseologismus
a) Erweiterung
Die Erweiterung eines Phraseologismus bildet einen Kontrast zu der Stabilität
eines Phraseologismus. Es bestehen mehrere Sorten von möglichen
Erweiterungen:
18
● Erweiterung durch ein Adjektiv oder substantivisches Attribut
Dieser Typ der Erweiterung scheint am häufigsten zu sein. Er ist oft in
literarischen und journalistischen Texten zu finden.
Beispiel: unter die mehr oder minder kritische Lupe nehmen (nach:
etwas unter die Lupe nehmen – ‚genau prüfen‘), mit dem politischen
Feuer spielen (nach: mit dem Feuer spielen – ‚gefährliche Sachen
unternehmen‘)
● Erweiterung als Adverbialbestimmung
Es handelt sich nur um Ergänzungen, die strukturell und semantisch in den
Phraseologismus integriert werden, nicht um Ergänzungen von freien
18
Fleischer, 1982, S. 211.
21
adverbialen Bestimmungen.
Beispiel: mit allen Wassern, auch mit Blut, gewaschen (nach: mit allen
Wassern gewaschen – ‚raffiniert‘)
● Erweiterung von Wortpaaren durch ein drittes Element
Beispiel: Schritt für Schritt für Schritt
● Erweiterung durch Komposition mit einem Element des Phraseologismus
Beispiel: den Geldhahn zudrehen (nach: den Hahn zudrehen – ‚nicht
mehr liefern‘), die kalte Rentendusche (nach: die kalte Dusche –
‚Ernüchterung‘)
● Erweiterung durch einen Relativsatz und andere Konstruktionen
Bei diesem Typ der Erweiterung wird die nominale Komponente „getrennt“
von dem Rest des Phraseologismus.
Beispiel: Das Kopf bisschen, das sie noch haben, zerbrechen sie sich
…
19
(nach: sich den Kopf zerbrechen – ‚angestrengt nachdenken‘)
● Die Kontamination
Die Kontamination bedeutet „Vermischung“ oder „Kreuzung“ von
mehreren Phraseologismen.
19
Fleischer, 1982, S. 212.
22
Beispiel: „Einträchtig bestellten Mönch und Soldat auch andere
brachliegende Äcker, säten Hirse und Hanf, erschlugen Wölfe und
machten manchem Schnapphans, der langfingrig war, lange Beine.“
20
(man kann hier drei Phraseologismen finden – lange Finger machen –
‚stehlen‘, hier ist eine Derivation von diesem Phraseologismus zu
finden – langfingrig, der zweite Phraseologismus ist jemandem Beine
machen – ‚jemanden davon jagen‘ und der dritte Phraseologismus ist
lange Beine machen – ‚schnell laufen‘)
b) Reduktion
Die Reduktion ist eine Weglassung einer Komponente in einem
Phraseologismus in einem bestimmten Textzusammenhang. Die Reduktion
hilft auch bei der Steigerung der Expressivität des Textes.
Beispiel: Holzweg in eine gefährliche Sackgasse (nach: auf dem Holzweg sein
– ‚sich irren‘), die ganze Feier fand auf des Messers Schneide statt (nach: auf
des Messers Schneide stehen – ‚unentschieden sein‘)
21
4.3.2. Modifikationen
Neben den phraseologischen Varianten existieren auch sogenannte Modifikationen. Die
Variante ist eine formale Veränderung eines Phraseologismus, wobei die phraseologische
Bedeutung bestehen bleibt. Sie sind im Wörterbuch gespeichert.
20
Fleischer, 1982, S. 213.
21
Fleischer, 1982, S. 213.
23
Eine Modifikation ist dagegen nicht lexikographisch erfassbar. Es handelt sich um
eine einmalige Verwendung eines modifizierten Phraseologismus. Diese Veränderungen sind
dann für die Phraseologismen semantisch von Bedeutung. Die Abgrenzung von Varianten und
Modifikationen ist immerhin oft nicht eindeutig.
Beispiel:
„Vor allem dieser Satz, scheint es, ergrimmte den Gatten dermaßen, daβ er im hellichten
Genua laut vor sich herredete und nicht mehr wuβte, wo er eigentlich ging. (Frisch, Stiller, S. 268)
22
Hier wurde das Substantiv Tag durch den Städtenamen Genua ersetzt und es musste also auch
die Präposition am durch die Präposition im ersetzt werden. Nach dem Adjektiv hellicht
erwartet man das Substantiv Tag, es wird also schnell begriffen, was man mit dem Satz sagen
will und zwar: „in Genua, bei hellem Tage …“
23
4.4.
Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit
Ein weiteres Kriterium, das neben der Idiomatizität und Stabilität zur Charakterisierung von
Phraseologismen dient, ist die Lexikalisierung.
Die Lexikalisierung ist die Speicherung von Phraseologismen als Lexikoneinheiten im
Lexikon. Dieses Ereignis ist für ein Wort ganz gewöhnlich, aber für eine syntaktische
Wortverbindung ist es eine zusätzliche Markierung.
24
Mit der Reproduzierbarkeit wird die Verwendung der Konstruktion in der
Kommunikation gemeint. Für die gespeicherte Wortverbindung bedeutet die Lexikalisierung
dass sie nicht mehr nach einem syntaktischen Strukturmodell neu gebildet wird, sondern dass
sie als eine lexikalische Einheit immer in derselben Form „reproduziert“ wird.
5. Klassifizierung der Phraseologismen nach Harald Burger
22
Burger, 1982, S. 70.
23
Burger, 1982, S. 71.
24
Fleischer, 1982, S. 67.
24
Es ist sehr schwierig, für die Phraseologismen die Klassifizierungskriterien festzulegen. Die
Phraseologismen haben nämlich kein eigenes Bildungssystem, wie das z. B. bei der
Wortbildung der Fall ist. Es handelt sich um Wortgruppen, darum können sie auch nicht nach
den Klassifikationskriterien gegliedert werden, die für die Wörter angewendet werden, wie
zum Beispiel die Klassifikation nach den Wortarten.
25
Es gibt aber einige Gesichtspunkte, die als Klassifikationskriterien gelten könnten. Die
Eigenschaften von Phraseologismen können nämlich nach mehreren Hinsichten beurteilt
werden die dann beim Erkennen von Phraseologismen im Text helfen. Die lexikalische
Hinsicht liegt darin, dass die Phraseologismen einerseits aus mehreren selbständigen
Wörterbucheinheiten bestehen und anderseits selbst wieder eine lexematische Einheit
bilden.
26
In der syntaktischen Hinsicht verlieren manche Typen von Phraseologismen die
Möglichkeit, die Reihenfolge von einzelnen Komponenten zu verwechseln
Beispiel: mit Kind und Kegel, es kann nicht gesagt werden *mit Kegel und Kind
Andere Phraseologismen behalten die Eigenschaften von freien Wortverbindungen, es gilt vor
allem für Phraseologismen, die ein Verb enthalten.
Beispiel: jemandem über den Kopf wachsen, sie ist ihm über den Kopf gewachsen, sie
wächst mir über den Kopf …
In semantischer Hinsicht kann man sagen, dass die Phraseologismen heterogen sind und
darum ist es sehr schwierig, ihre semantischen Eigenschaften allgemein zu beschreiben. Man
kann aber sagen, dass zwischen der Bedeutung der Komponenten und der Bedeutung des
25
Fleischer, 1982, S. 116.
26
Burger, 1982, S. 2.
25
ganzen Phraseologismus ein „irreguläres“ Verhältnis besteht, ein Phraseologismus hat also
eine wörtliche und eine phraseologische Bedeutung. Das sagt auch Harald Burger in seinem
Buch: „Für die meisten Phraseologismen gilt aber doch folgendes: Ihre Gesamtbedeutung, die
Bedeutung, die sie als lexikalisierte Einheit haben, entspricht nicht der Summe der
Bedeutungen der einzelnen Wörter, aus denen sie bestehen.“
27
Das Verhältnis zwischen der wörtlichen und der phraseologischen Bedeutung ist nicht
immer dasselbe. Um diese verschiedenen Verhältnistypen charakterisieren zu können ist, der
Begriff die Motivierbarkeit entstanden.
Von den direkt motivierbaren Wendungen spricht man, wenn die phraseologische
Bedeutung eines Phraseologismus von den wörtlichen Bedeutungen der einzelnen Wörter
abgeleitet werden kann.
Beispiel: Dank sagen
Als eine teilmotivierbare Wendung kann eine feste Wendung bezeichnet werden, wenn man
ihre phraseologische Bedeutung aus der wörtlichen Bedeutung eines oder mehreren (aber
nicht allen) Elementen nicht verstehen kann.
Beispiel: in Hülle und Fülle, klipp und klar, im großen und ganzen
Der obengenannte Phraseologismus in Hülle und Fülle enthält die wörtliche Bedeutung von
Fülle, aber nicht die wörtliche Bedeutung von Hülle.
Die metaphorisch motivierbaren Phraseologismen sind solche Phraseologismen, die
nur dann verständlich sind, wenn die wörtlichen Bedeutungen ihrer Elemente als eine
zusammenfassende Bedeutung im bildlichen oder übertragenen Sinn verstanden werden.
Beispiel: das fünfte Rad am Wagen sein, den Kopf verlieren
27
Burger, 1982, S.3.
26
Wenn die phraseologische Bedeutung einer festen Wendung aus der wörtlichen Bedeutung
gar nicht verstanden werden kann, spricht man von unmotivierten Phraseologismen.
Beispiel: an jemanden einen Narren gefressen haben, gang und gäbe
28
Die Klassifikation ist auch von den Kriterien der Gegenstandsbestimmung abhängig. Man
strebt nach möglichst objektiven Kriterien. Phraseologismen mit Satzstruktur und
nichtidiomatisierte feste Wortverbindungen werden meistens nicht in die Klassifizierung
einbegriffen. Problematisch ist auch die Einbeziehung von Funktionsverbgefügen (Dank
abstatten). Die Übergänge zwischen einzelnen Disziplinen (Phraseologismen, geflügelte
Worte...) sind flieβend, was die Klassifizierung auch nicht vereinfacht. Die Frage ist auch, ob
die onymischen (Schwarzes Meer) und terminologischen (goldener Schnitt) Wortgruppen zu
den Phraseologismen gerechnet werden können.
Die Klassifizierung von Phraseologismen war immer eine viel behandelte Frage,
darum bestehen verschiedene mögliche Klassifikationen von verschiedenen Autoren, z.B. von
E. Agricola, I.I. Černyševa, U. Fix, A. Rothkegel und vielen anderen. Diese Klassifikationen
werden hier nicht behandelt, es wird hier nur eine Klassifikation in Betracht gezogen und
zwar die Klassifikation von Harald Burger, die hierunter ausführlicher behandelt wird.
5.1.
Basisklassifikation
Bei der Klassifikation ist für Harald Burger das Kriterium der Zeichenfunktion von
Bedeutung, die die Phraseologismen in der Kommunikation haben. Er unterscheidet drei
Gruppen:
1. Referentielle Phraseologismen
28
Burger, 1998, S. 66-68.
27
Es handelt sich um Phraseologismen, die sich auf Objekte, Vorgänge oder Sachverhalte
beziehen.
Sie stellen eine groβe Gruppe vor, darum werden sie auch weiter geteilt.
a) Einteilung nach dem semantischen Kriterium
1) Nominativen Phraseologismen
Die nominativen Phraseologismen bezeichnen Objekte und Vorgänge.
Beispiel: das Schwarze Brett, Ariadnefaden
Innerhalb nominativen Phraseologismen (auch unterhalb der Satzgrenze) kann
man drei weitere Subklassen unterscheiden, die nach dem Grad der
Idiomatizität geteilt werden. Die Grenze zwischen diesen drei Untergruppen ist
nicht scharf und es bestehen zwischen ihnen fließende Übergänge.
● Idiome - die idiomatischen Wortverbindungen.
● Teil-Idiome – die Wortverbindungen die nur teilidiomatisch sind
● Kollokationen (Funktionsverbgefüge)
Die Kollokationen stellen die nicht- und schwachidiomatischen
Verbindungen
dar.
Es
handelt
sich
um
verbonominale
Konstruktionen.
Sie
können
als
einfache
phraseologische
Wendungen betrachtet werden. In den meisten Fällen sind sie nicht
expressiv. Sie bestehen aus einem Verb und einem Substantiv, das
die Bedeutung trägt.
Sie werden vor allem im juristischen, ökonomischen und
polotischen Sprachgebrauch verwendet.
Beispiel: das Geld abheben, sich die Zähne putzen, Maβnahmen
28
treffen, etwas in Anspruch nehmen
Zum Teil sind sie unersetzbar.
Beispiel: Erfolg haben, erfolgreich sein
Zum Teil beruhen sie aber auf Umschreibung einfacher Verben
Beispiel: Befehl erteilen – befehlen, Bericht erstatten –
berichten
2) Propositionale Phraseologismen
Diese Phraseologismen fungieren als Aussagen über Objekte und Vorgänge.
Beispiel: Morgenstund hat Gold im Mund
b) Einteilung nach dem syntaktischen Kriterium
1) Satzgliedwertige Phraseologismen
Diese Gruppe bilden die Phraseologismen die aus einem oder mehreren
Satzgliedern bestehen, aber die unterhalb der Satzgrenze fallen. Sie
entsprechen den nominativen Phraseologismen.
Beispiel: das Ei des Kolumbus
2) Satzwertige Phraseologismen
29
Die satzwertigen Phraseologismen sind Phraseologismen, die die Form eines
Satzes haben (oder einer noch größerer Einheit, es handelt sich dann um sg.
textwertigen Phraseologismen). Sie entsprechen den propositionalen
Phraseologismen.
Beispiel: leben wie der Herrgott in Frankreich
Auch hier gibt es eine Untergliederung nach syntaktischen und
textlinguistischen Kriterien.
● feste Phrasen
Beispiel: jemandem fällt ein Stein vom Herzen (‚jemandem ist
plötzlich sehr erleichtert‘), jemandem geht ein Licht auf
(‚jemand versteht, durchschaut plötzlich etwas‘)
● Topische Formeln (Topoi)
Sprichwörter und Gemeinplätze werden mit Hilfe vom
semantischen Kriterium voneinander abgegrenzt.
▲ Das Sprichwort
Die Sprichwörter bilden eine groβe Gruppe, es handelt sich
um „in sich geschlossene Sätze, die durch kein lexikalisches
Element an den Kontext angeschlossen werden müssen.“
29
29
Burger, 1998, S. 39.
30
Die Sprichwörter bewahren alte Volksweisheit, ihre Schöpfer
sind unbekannt. In den Sprichwörtern werden Ratschläge
oder Lehren erteilt, sie sind bildreich und anschaulich.
Beispiel: Morgenstund hat Gold im Mund (‚wer früh mit
der Arbeit beginnt, erreicht viel‘), Was du nicht willst,
dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu
▲ Gemeinplätze
Die Gemeinplätze sprechen die Selbstverständlichkeiten aus,
darum nennt man sie auch „Evidenzformeln“ oder
„Evidenzaussagen“.
30
Beispiel: Was sein muss, muss sein, man lebt nur einmal
In manchen Fällen (z.B. in dem ersten Beispiel) sind die
Aussagen ‚tautologisch‘, d.h. immer wahr.
Sie bewerten oder rechtfertigen verschiedene
Handlungen.
2. Strukturelle Phraseologismen
Die strukturellen Phraseologismen herstellen die (grammatischen) Relationen innerhalb
30
Burger, 1998, S. 39.
31
der Sprache. Es handelt sich um die kleinste Gruppe der Phraseologismen.
Beispiel: in Bezug auf, sowohl – als auch
Man kann eine Untergliederung nach dem syntaktischen Kriterium machen.
a) Präpositionale/konjunktionale Phraseologismen
Es sind Phraseologismen, die eine Konjunktion oder Präposition beinhalten.
Beispiel: auf Grund von, wenn auch
b) Adjektivische Phraseologismen
Diese Phraseologismen kann man prädikativ oder attributiv verwenden. Sie
erfüllen die Funktion eines Adjektivs.
Beispiel: gut angeschrieben bei jemandem, schwarz angeschrieben
c) Adverbiale Phraseologismen
Sie treten in der Funktion von Adverbien auf.
Beispiel: auf jeden Fall (‚unbedingt‘), im Handumdrehen (‚sehr schnell‘), null
und nichtig
d) Nominale Phraseologismen
Die Satzgliedfunktion der nominalen Phraseologismen ist die des Subjekts,
Objekts und eventuell des Attributs. Meistens bestehen sie aus einem Adjektiv und
einem Substantiv.
Beispiel: Hinz und Kunz, Vater Staat, die Schwarze Kunst, bessere Hälfte, der
blinde Passagier, ein alter Hase
32
e) Verbale Phraseologismen
Alle Phraseologismen, die ein Verb enthalten kann man als verbale
Phraseologismen bezeichnen.
Beispiel: ins Grass beißen, einen Russen aufbinden, aus einer Mücke einen
Elefanten machen, etwas auf die lange Bank schieben
3. Kommunikative Phraseologismen
Die kommunikativen Phraseologismen (oder auch Routineformeln und pragmatische
Phraseologismen) helfen bei den kommunikativen Handlungen, wo sie verschiedene
Aufgaben erfüllen. Sie nehmen an der Herstellung, Definition, dem Vollzug und der
Beendigung der Kommunikation teil. Es handelt sich um verschiedenste Gruß-, Wunsch-,
Höflichkeits-, Anrede- und Schluβformeln. Es kann sich um zwei Wörter, aber auch um
ganze Sätze handeln.
Die Routineformeln werden sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen
Kommunikation verwendet, wobei die mündliche Kommunikation häufiger ist.
In semantischer Hinsicht handelt es sich in vielen Fällen um „de-semantisierte
Wortverbindungen mit einer bestimmten kommunikativen Funktion“.
31
Die kommunikativen Phraseologismen können nach der Art der Situation gegliedert
werden, in der sie verwendet werden.
a) Situationsabhängige Routineformeln
31
Burger, 1998, S. 52.
33
Sie sind an einen bestimmten Situationstyp gebunden.
Beispiel: Guten Morgen, aufrichtiges Beileid
b) Situationsunabhängige Routineformeln
Diese Formeln können in unterschiedlichen Situationen auftreten. Als
charakteristisch kann für diese Gruppe von Phraseologismen der hohe Grad an
Variabilität betrachtet werden.
Beispiel: ich meine, nicht wahr?, soweit ich weiß, oder nicht?
5.2.
Spezielle Klassen
Diese
Klassen
von
Phraseologismen
„liegen
quer
zu
der
vorgeschlagenen
Basisklassifikation“
32
von Harald Burger. Sie können in mehere obengenannte Klassen
eingereiht werden, darum werden sie getrennt besprochen.
5.2.1. Modellbildungen
Die Modellbildungen werden nach einem Strukturschema gebildet. Sie werden weiter geteilt.
1) Bildung nach einem Strukturschema, mit einer bestimmten Interpretation
Das Modell ist X um X, seine Bedeutung ist ein X nach dem anderen.
32
Burger, 1998, S. 42.
34
Beispiel: Stein um Stein, Glas um Glas
2) Bildung
nach
einem
Strukturschema,
mit
unterschiedlichen
möglichen
Interpretationen
In diese Gruppe gehört z.B. das Modell von X zu X. Phraseologismen, die nach diesem
Modell gebildet werden, haben nicht dieselben Bedeutungen.
Beispiel: von Stadt zu Stadt (‚von einer Stadt zur nächsten Stadt, stetige
Bewegung‘), von Mann zu Mann (‚wechselseitiger Austausch von
Informationen zwischen Männern
33
‘), von Tag zu Tag (‚stetige Entwicklung‘)
5.2.2. Zwillingsformeln (Paarformeln)
Diese Phraseologismen bestehen aus zwei Wörtern, die in dieselbe Wortart gehören, es
können auch zwei dieselben Wörter sein. Diese Wörter werden dann mit der Konjunktion und
oder mit einer anderen Konjunktion oder Präposition verbunden. Es entsteht eine paarige
Formel, die oft einen Stab- oder Endreim beinhaltet, was die Expressivität des Textes erhöht.
Die Reihenfolge von den einzelnen Elementen ist meistens festgelegt, vor allem bei den
Ausdrücken mit unikalen Komponenten.
Beispiel: klipp und klar
Es bestehen aber auch einige Ausnahmen, doch gibt es immer eine Bevorzugung einer
Reihenfolge.
Die Zwillingsformeln treten in allen Graden der Idiomatizität auf.
33
Burger, 1998, S. 43.
35
Beispiel: nicht-idiomatisch: dick und fett
teilidiomatisch: klipp und klar
idiomatisch: gang und gäbe
Die Paarformeln sind manchmal ein Bestandteil von größeren festen Wortverbindungen, die
meistens ein Verb beinhalten.
Beispiel: mit jemandem durch dick und dünn gehen
Weitere Beispiele: Schulter an Schulter, mit Mann und Maus, Kind
und Kegel, Sack und Pack, Rat und Tat, fix und fertig, frank und frei, Krethi und Plethi
5.2.3. Komparative Phraseologismen
Die komparativen Phraseologismen, auch phraseologische Vergleiche genannt, beinhalten
einen Vergleich. Ihre Funktion ist vor allem die expressive Verstärkung eines Satzelementes.
Dieser Vergleich kann an verschiedene Elemente des Satzes angeschlossen werden, nach dem
Ausgangselement werden die komparativen Phraseologismen weiter gegliedert. Ihre
syntaktische Funktion im Satz ist dann die einer Adverbialbestimmung oder eines Attributs.
34
1) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie +
Substantiv
Beispiel: schreien wie am Spieß, aussehen wie eine gebadete Maus, dastehen
wie ein begossener Pudel, gesund wie ein Fisch im Wasser, alt wie
Methusalem, frech wie Oskar, stark wie ein Herkules
34
Fleicher, 1982, S. 108.
36
2) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie +
Partizip
Beispiel: lügen wie gedruckt, sich fühlen wie gerädert, antworten wie aus der
Pistole geschossen
3) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie + Satz
Beispiel: jemand redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist
4) Verbindung des Vergleichs mit einem Substantiv durch wie
Beispiel: ein Mensch wie du und ich, Zustände wie im alten Rom
5) Verbindung des Vergleichs vorwiegend mit einem Verb durch andere Strukturen als
wie
Beispiel: dümmer, als die Polizei erlaubt; jemand tut, als hätte er die Weisheit
mit Löffeln gefressen
Diese Verbindungen können als Kollokationen oder auch Teil-Idiome betrachtet werden. Es
hängt von der „Durchsichtigkeit“ des Vergleichs ab. Als eine Kollokation kann z.B. der
Vergleich flink wie ein Wiesel bezeichnet werden. Der Vergleich dumm wie Bohnenstroh ist
dagegen teil-idiomatisch.
Neben der Erhöhung der Expressivität können die Vergleiche auch andere Funktionen
erfüllen. Eine der Funktionen ist z.B. die Funktion einer indirekten Verneinung.
35
35
Fleischer, 1982, S. 111.
37
Beispiel: Er versteht soviel davon, wie der Hahn vom Eierlegen
Eine weitere wichtige Funktion ist, neben der Verstärkung, eine andere Weise der
semantischen Spezifizierung.
36
Beispiel: wie ein begossener Pudel/wie versteinert dastehen, wie ein Ölgötze
5.2.4. Kinegramme
Kinegramme stellen ein kodiertes und sprachlich gefasstes konventionalisiertes nonverbales
Verhalten. Sie haben besondere semantische Eigenschaften.
Beispiel: die Achseln zucken, die Nase rümpfen
5.2.5. Geflügelte Worte
Die geflügelten Worte stellen verschiedene Zitate dar. Es handelt sich um Zitate berühmter
Dichter und Denker, literarisch belegbare Ausdrücke
37
; Zitate aus Filmen, aus der Werbung
und anderen nicht-literarischen Quellen, die allgemein benutzt werden. Wichtig ist, dass die
Ausdrücke auf bestimmte und bestimmbare Quellen zurückgehen.
Geflügelte Worte bilden ein weiterer Typ fester Verbindungen. Dieser Typ gewann
seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine groβe Aufmerksamkeit in der
deutschsprachigen Germanistik. Der Terminus „geflügelte Worte“ stammt aus der Sammlung
„Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des Deutschen Volkes“ von G. Büchmann aus dem Jahr
1864. Dieses Werk wurde dann immer wieder nachgedruckt und erweitert.
36
Burger, 1998, S. 44.
37
Burger, 1998, S. 45.
38
Beispiel: Etwas ist faul im Staate Dänemark
5.2.6. Autorphraseologismen
Dieser Typ von festen Verbindungen hängt mit den literarischen Texten zusammen. Innerhalb
eines künstlerischen Werkes kann ein polylexikalischer Ausdruck zu einer Art fester
Wendung werden. Dieser Ausdruck ist nur an das Werk gebunden und nur hier hat er seinen
konkreten Sinn.
Beispiel: Als ein Beispiel kann der Ausdruck auf den Steinen sitzen dienen, der sich in
‚Buddenbrooks‘ von Thomas Mann befindet.
38
5.2.7. Onymische Phraseologismen
Die onymischen Phraseologismen erfüllen dieselbe Funktion als Eigennamen. Sie dienen vor allem
zur Identifikation und darum werden sie meistens aus der Phraseologieforschung ausgeschlossen.
Es können aber auch Argumente angeführt werden, die für ihre Integration in die Phraseologie
sprechen. Sie verhalten sich in mancher Hinsicht ähnlich wie andere Phraseologismen.
Beispiel: Das Rote Kreuz, Der Ferne Osten, Das Weiße Haus
5.2.8. Phraseologische Termini
Phraseologische Termini sind terminologische Ausdrücke, die wie jeder Wortterminus funktionieren,
ihre Bedeutung ist strikt festgelegt. Darum werden sie von vielen Forschern nicht zur Phraseologie
gerechnet.
Viele Termini werden aber im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet und sie sollten doch in
die Phraseologie einbezogen werden.
39
38
Burger, 1998, S. 46.
39
Die Phraseologischen Termini stammen aus unterschiedlichsten
Sphären des gesellschaftlichen
Lebens
(Sport, Wirtschaft, Mathematik, Recht …).
Danach können sie auch geteilt werden.
Beispiel: j
uristisch: von Tisch und Bett getrennt sein,
rechtliches Gehör
administrativ: es wird höheren Ortes entschieden
medizinisch: ans Bett gefesselt sein
militärisch: die fünfte Kolonne
Sport: ein Eigentor schießen
wirtschaftlich: in Konkurs gehen
mathematisch: spitzer Winkel, gleichschenkliges Dreieck
5.2.9.
Klischees
Klischees sind Phraseologismen, die wie „Schlagwörter“ funktionieren. „Bedingung ist, dass ein
bestehender Phraseologismus für eine konkrete politische oder ökonomische Situation als besonders
passend empfunden wird oder dass eine metaphorische Wortverbindung geprägt wird, die schlagartig
„einleuchtet“ und dann phraseologisch wird.“
40
Beispiel: Schritt in die richtige/falsche Richtung
6. Herkunft von Phraseologismen
Die Herkunft von Phraseologismen ist vielfältig. Viele stammen aus der Bibel (sein Licht
nicht unter den Scheffel stellen), Seefahrt (jemandem den Wind aus den Segeln nehmen),
Kriegswesen (übers Ziel hinausschießen), Ritterzeit (jemandem den Fehdehandschuh
hinwerfen) und Hauswesen (sich zwischen zwei Stühle setzen). Andere Disziplinen sind im
39
Burger, 1998, S. 47.
40
Burger, 1998, S. 49.
40
Bereich der Phraseologie auch enthalten wie z. B. Handwerk (den Nagel auf den Kopf
treffen), Sport (k.o. sein) und viele andere.
7. Innere Struktur von Phraseologismen
41
Meistens befasst man sich mit der Charakterisierung der äußeren Struktur von
Phraseologismen. Der Grund dafür ist, dass man sie von den nichtphraseologischen
Wortverbindungen abgrenzen will. Die syntaktische Struktur eines Phraseologismus kann die
einer nichtprädikativen Wortverbindung (zwischen Tür und Angel, die Flinte ins Korn
werfen), einer festgeprägten prädikativen Konstruktion (Ihn sticht der Hafer) oder eines
festgeprägten Satzes sein (Da beiβt die Maus keinen Faden ab).
42
„Die richtige Verwendung eines Phraseologismus erfordert, dass die phraseologischen
Bestandteile (Komponenten, Konstituenten) in ihrer Gebundenheit (Festigkeit) erkannt und
von den variablen unterschieden werden.“
43
Die einzelnen Komponenten des Phraseologismus sind als Einzelwörter zu
bezeichnen, die die wichtigsten Merkmale des Wortes bewahren. Die Phraseologismen
bestehen aus Autosemantika und Synsemantika. Autosemantika werden auch als
„Basiselemente“ bezeichnet. Diese Gruppe bilden Substantive, Adjektive, Adverbien,
Numeralia
und
Verben.
Synsemantika
erfüllen
dagegen
die
Funktion
eines
„Verknüpfungselement“, es geht um Pronomina, Präpositionen, Artikel und Konjunktionen.
Ein Phraseologismus sollte wenigstens aus einem Basiselement bestehen, aber er kann
auch aus mehreren Basiselementen gebildet werden. Es ist aber nicht so häufig, ein
Phraseologismus, der aus mehr als drei Basiselementen besteht, ist relativ selten, wobei das
Kopulaverb sein meistens nicht mitgerechnet ist.
41
Fleischer, 1982, S. 86 – 115.
42
Fleischer, 1982, S. 35.
43
Fleicher, 1982, S. 86 – 87.
41
Die Basiskomponente, die in der Wortverbindung syntaktisch dominiert, bezeichnet
man als ‚Kernwort’. Wenn das Kernwort durch ein Verb gebildet ist, handelt es sich um einen
verbalen Phraseologismus. Wenn es um ein Substantiv geht, ist der Phraseologismus
substantivisch.
Beispiel: die Augen in die Hand nehmen (‚ganz genau hinsehen’), ein offenes
Geheimnis
(‚ein Geheimnis, das jeder kennt’)
Phraseologismen mit einem Basiselement sind ziemlich häufig, im wesentlichen wird diese
Gruppe durch präpositionale Substantivgruppen gebildet.
Beispiel: an Bord (‚auf einem Schiff’), in sich gehen (‚bereuen’), auf Anhieb (‚sofort’)
Die substantivischen Phraseologismen gehören meistens zu der Gruppe mit zwei
Basiselementen.
Beispiel: mit Ach und Krach (‚unter großen Schwierigkeiten’), jemanden unter Druck
setzen (‚mit Drohungen zu beeinflussen versuchen’), gegen eine Wand reden
(‚jemanden vergeblich zu überzeugen versuchen’)
Die verbalen Phraseologismen bestehen am häufigsten entweder aus zwei oder aus drei
Basiselementen, sie sind fast gleich verteilt.
44
Beispiele der Phraseologismen mit zwei Basiselementen: im dunkeln tappen (‚im
Ungewissen sein’), baden gehen (‚scheitern’)
44
Fleischer, 1982, S. 88.
42
Beispiele der Phraseologismen mit drei Basiselementen: die Engel singen hören
(‚starke Schmerzen empfinden’), sich mit fremden Federn schmücken (‚Leistungen
anderer als eigene ausgeben’)
Phraseologismen, die aus mehr als drei Basiselementen bestehen, sind selten.
Beispiel: wissen, wo Barthel den Most holt (‚sehr findig sein’), wenn Ostern und
Pfingsten auf einen Tag fallen (‚niemals’), den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen
(‚das Wichtigste vor unwichtige Sachen nicht sehen’)
In der Gruppe der verbalen Phraseologismen kann man zwei Strukturen unterscheiden. Die
erste Struktur stellen die Verbindungen mit phraseologisierter syntaktischer ‚Leerstelle’, diese
Leerstelle ist lexikalisch variabel. Die zweite Struktur hat keine obligatorische ‚Leerstelle’.
Beispiel einer Verbindung mit “einem obligatorischen syntaktischen Strukturelement
mit variabler lexikalischer Füllung“
45
: Er öffnete seinem Vater/dem Lehrer/allen
Freunden die Augen (jemandem die Augen öffnen – ‚jemandem die Wahrheit zeigen’)
Bei dem zweiten Strukturtyp ist die Füllung nicht variabel.
Beispiel: Peter hängt die Fahne nach dem Wind (Die Fahne nach dem Wind hängen –
‚sich aus Eigennutz oder Bequemlichkeit einer Meinung anschließen’)
8. Stilistische und kommunikativ-pragmatische Aspekte der
Phraseologie
45
Fleischer, 1982, S. 89.
43
8.1.
Konnotationen
Die Phraseologismen werden zur „Erhöhung und Steigerung der Wirkung des Textes
(Expressivität)“
46
verwendet. Darum ist für sie die sogenannte Konnotation von Bedeutung.
„Unter Konnotation werden zusätzliche Elemente der an ein Zeichen gebundenen
Bewusstseinsinhalte verstanden, die nicht Merkmale des bezeichneten Gegenstandes
widerspiegeln, sondern entweder die emotional betonte Einstellung des Zeichenbenutzers zum
benannten Gegenstand bzw. mitgeteilten Sachverhalt als „indirekte“ Information mitliefern
oder die Einordnung des betreffenden Zeichens in ein Normensystem der sozialen
Verwendungsweise sprachlicher Mittel kennzeichnen.“
47
Die Konnotationen hängen also mit der Stilistik zusammen. Es geht um die
Mitinformationen und eine gefühlsmäßige Wertung. Sie werden in verschiedenen Situationen
verwendet. Nicht konnotiert ist z.B. das Wort Tisch, konnotiert ist z.B. Revolution, die
Konnotierung kann negativ oder positiv sein.
Die Konnotierung betrifft verschiedene Ebenen des Idiom-Gebrauchs.
1) Die kommunikative Ebene des Idiom-Gebrauchs
Die Grenze zwischen den einzelnen Stilschichten ist nicht scharf. Manchmal ist es
schwierig, die einzelnen Phraseologismen einzureihen. Von Bedeutung ist zum
Beispiel auch die Konnotation einzelner Komponenten eines Phraseologismus.
Beispiel: Die einzelnen Komponenten haben eine neutrale Konnotation, aber
der ganze Phraseologismus wirkt gehoben: die Stirn zu etwas haben (‚die
Dreistigkeit, Unverfrorenheit zu etwas haben‘).
46
Malá, 2003, S. 60.
47
Fleischer, 1982, S. 202.
44
a) Umgangssprachlich
In diese große Gruppe gehören fast alle Typen der Phraseologismen
(vollidiomatische
Phraseologismen
ohne
semantische
Kongruenz
der
Komponenten, festgeprägte prädikative Konstruktionen und viele andere).
Beispiel: über alle Berge sein (‚weg sein‘), immer auf Achse sein (‚immer aktiv
sein‘), zum alten Eisen gehören (‚alt, unbrauchbar sein‘), Wind von etwas
bekommen
b) Salopp (grob, derb)
Diese Gruppe ist auch umfangreich und befasst alle Typen von Phraseologismen.
Beispiel: einen in der Krone haben (‚betrunken sein‘), den Löffel abgeben
(‚sterben‘)
c) Vulgär
Beispiel: am Arsch der Welt sein (auf einem Platz sein, wo überhaupt nichts ist,
nichts passiert‘), jemandem die Fresse polieren (‚jemanden schlagen‘), zum
Kotzen sein
d) Neutral
Es sind Phraseologismen ohne Markierung, in diese Gruppe kann der größte Teil
der Phraseoschablonen, Nominationsstereotype und viele teilidiomatischen
Phraseologismen eingereiht werden.
Beispiel: in Misskredit bringen, Gefahr laufen, bessere Hälfte (‚die Ehefrau‘),
werdende
Mutter
(‚schwangere
Frau‘),
fliegender
Herkules
(‚Transporthubschrauber‘)
45
e) Gehoben
Manche Phraseologismen sind veraltet.
Beispiel: jemandem sein Ohr leihen (‚jemandem zuhören‘), den bitteren Kelch
zur Neige leeren müssen, seine Hände in Unschuld waschen, in Morpheus
Armen ruhen (‚schlafen‘), wie ein Phönix aus der Asche steigen (‚verjüngt,
neubelebt wiederstehen‘), alt wie Methusalem, den Pegasus besteigen/reiten
(‚Verse machen‘), homerisches Gelächter (‚schallendes, lautes Gelächter‘)
2) Die emotionalen Bedingungen (Stilfärbungen)
Diese emotionell gefärbten Ausdrücke werden vor allem „im weniger offiziellen,
weniger öffentlichkeitsbestimmten Bereich der Alltagsrede“
48
verwendet.
Manche Ausdrücke kann man nur positiv oder negativ verwenden, bei anderen
Phraseologismen ist sowohl die positive als auch die negative Verwendung möglich,
wo dann die Bewertungsrichtung von dem Kontext abhängt.
Beispiel: nur negative Verwendung: fauler Zauber (‚Schwindel‘)
nur positive Verwendung: auf Draht sein
sowohl positive als negative Verwendung: auf jemandes Konto
kommen / gehen (‚durch jemanden verursacht sein‘), Nummer eins
Es gibt verschiedene mögliche Stilfärbungen, z.B. scherzhaft (im Adams Kostüm sein –
‚nackt sein‘), ironisch (da blieb kein Auge trocken – ‚jeder hat geweint‘, wie die Faust aufs
Auge passen – ‚überhaupt nicht passen‘), verhüllend oder euphemistisch (über den Jordan
gehen – ‚sterben‘, Tüten kleben – ‚im Gefängnis sein‘), abwertend oder negativ (im Trüben
48
Fleischer, 1982, S. 206.
46
fischen, jemandem einen Strick drehen
) und w
ohlwollend oder positiv (jemanden auf
Händen tragen – ‚für jemanden alles machen‘, es zu etwas bringen – ‚erfolgreich sein‘)
9. Eigennamen
„Im Laufe seines Lebens lernt der Mensch immer mehr Erscheinungen (Dinge, Merkmale,
Prozesse, Sachverhalte) und Beziehungen zwischen diesen Erscheinungen kennen. Auch über
seinen persönlichen Lebensbereich hinaus dringt er mit Hilfe der vielfältigen Möglichkeiten
der Information und der Bildung in immer weitere Bereiche der gesellschaftlichen
Wirklichkeit vor. Um sich Kenntnisse oder Wissen über die Erscheinungen der
gesellschaftlichen Wirklichkeit aneignen und sich darüber verständigen zu können, müssen
diese Erscheinungen benannt werden. Ein Berg, ein Stein, ein Gegenstand oder ein Baum
trägt aber keine Benennung in sich selbst, sondern er wird vom Menschen unter
Berücksichtigung des – mehr oder weniger – vorhandenen Wissens über diese Erscheinung
mit Hilfe eines bestimmten sprachlichen Zeichens benannt. Diese Benennung kann innerhalb
einer sprachlichen Gemeinschaft kleineren oder größeren Umfangs für kurze oder für lange
Zeit gebraucht werden. Sie weißt eine bestimmte äußere Form auf, die schriftlich oder
mündlich verwendet werden kann. Die jeweilige Benennung beinhaltet eine ganz bestimmte
Bedeutung, durch die sie den Angehörigen einer sprachlichen Gemeinschaft „verständlich“
ist.“
49
Mit der Hilfe von Eigennamen, die auch Propria genannt werden, bezeichnet man also
verschiedene individuelle Dingen und Wesen (zum Beispiel eine Person, einen Ort usw.).
Die Eigennamen haben in fast allen Sprachen ein gemeinsames graphematisches
Merkmal, sie werden großgeschrieben. Es erleichtert in vielen Sprachen das Erkennen von
Eigennamen im Text. Im Deutschen ist es natürlich ganz anders, weil alle Substantive mit
einem großen Anfangsbuchstaben beginnen.
49
H. Naumann, 1986, S. 11.
47
9.1.
Onomastik
Die Onomastik ist eine Lehre, die sich mit der Forschung von Eigennamen (nomina propria)
beschäftigt. Früher machte sie einen Teil von verschiedenen Wissenschaften aus. Sie wurde
als eine Teildisziplin z.B. von der Linguistik, Geschichte, Geographie und auch Ethnographie
betrachtet. Oft wurde sie nicht richtig verwendet und darum wurde sie früher als eine
unwissenschaftliche Disziplin gesehen.
50
Die Wurzeln der Toponomastik sind also zerstreut in unterschiedlichsten Chroniken,
etymologischen Arbeiten und Beschreibungen des Landes. Die erste Systematisierung im
tschechischen Sprachgebiet begann erst in dem neunzehnten Jahrhundert mit den Arbeiten
von V.J. Pelikán
51
, es ging vor allem um Untersuchung der Toponomastik aus der
historischen Sicht. Die tschechischen Linguisten begannen sich für die Toponomastik erst
später interessieren, und zwar am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.
In Deutschland interessierte man sich auch zunächst um das historische Studium der
Eigennamen. Die linguistischen Studien kamen erst später an die Reihe. Die deutschen
Untersuchungen stammen ungefähr aus derselben Zeit wie die tschechischen.
Es ist sehr schwierig, um eine genaue Definition des Eigennamens zu machen.
Zwischen den Eigennamen und Appellativen (nomina appellativa) besteht keine scharfe
Grenze und manche Namen können in beide Gruppen eingereiht werden.
Die beste Definition wahrscheinlich ist: das Appellativum verbindet die Einzelnen, die
ähneln und der Eigenname unterscheidet diese Einzelnen voneinander.
Die Hauptbestandteile der Onomastik bilden die Antroponomastik, die sich mit den
Personennamen beschäftigt und die Toponomastik, die die Ortsnamen behandelt.
50
Šmilauer, 1963, S. 3.
51
Šmilauer, 1963, S. 24.
48
9.2.
Klassifizierung von Eigennamen
Die Eigennamen werden nach der Art des Objekts klassifiziert, das sie benennen.
Die erste Gruppe bilden die Personennamen (Antroponyme), mit denen sich die
Antroponomastik befasst. Diese Gruppe ist am größten, weil die Personen am häufigsten
einen Namen tragen. Die Personennamen werden dann weiter in Vornamen und
Familiennamen gegliedert, wozu es nicht nur um wirkliche Personen geht, sondern auch um
fiktive, zum Beispiel literarische Personen.
Beispiel: Anna Karenina, Franz, Hans, Herkules, Adam, Eva, Goethe, Kolumbus
Eine weitere große Gruppe stellen die Ortsnamen (topographische und geographische
Namen, nomina geographica) dar, den die Toponomastik ihre Aufmerksamkeit widmet. Diese
Gruppe hat auch viele Untergruppen, am bedeutendsten sind: Städtenamen, Ländernamen
(und Völkernamen), Flussnamen, Flurnamen, aber es bestehen auch andere wie z.B. die
Namen von Himmelskörpern (Astronyme), die hier aber nicht behandelt werden.
Beispiel: Städtenamen: Prag, Berlin, Dresden, Brünn
Ländernamen: Die Bundesrepublik Deutschland, Tschechien, Frankreich
Flussnamen: Spree, Rhein, Elbe, Moldau
Astronyme: Sonne, Mond, Orion
Es bestehen auch andere Gruppen, die aber nicht so einen großen Umfang haben. Als ein
Beispiel können die sogenannten Produktnamen angeführt werden.
Beispiel: Colgate, Ariel, Milka
49
9.3.
Ursprung und Bedeutung von Eigennamen
9.3.1. Personennamen
Der Ursprung von Vornamen ist an die Benennungen von üblichen Erscheinungen gebunden,
z.B. Bezeichnungen der Personen, Tiere, Dingen, Eigenschaften und Tätigkeiten. Sie sind
entstanden, wenn man die Notwendigkeit der Benennung des Einzelnen festgestellt hat. Man
wollte die Personen mit Hilfe von Namen individualisieren und von anderen Personen
unterscheiden. Durch den Namen bemühte man sich um eine treffende Benennung eines
Menschen, man versuchte seine Einreihung in die Gesellschaft und die Natur zu
charakterisieren und seine wirklichen, angeblichen oder gewollten geistigen und körperlichen
Eigenschaften zu kennzeichnen. Das konnte man entweder direkt machen oder mit Hilfe von
Vergleich, z.B. zu Tieren und Naturerscheinungen, man konnte auch seine Beziehung zu den
Menschen, der Natur, den Göttern, zu der ganzen umringenden Welt beschreiben.
52
Früher hatten also die Personennamen eine deutliche Bedeutung, die sie aber
allmählich fast verloren haben. Heute kennen wir die ursprünglichen Bedeutungen von
Personennamen nicht, man kann sie aber in speziellen Wörterbüchern nachschlagen.
Die Anzahl von Vornamen war ziemlich klein. Beim dem ständigen Zuwachs der
Bevölkerung waren sie nicht ausreichend und es waren viele Menschen mit demselben Name.
Es war nötig um die Menschen weiter voneinander zu unterscheiden. Man hat darum
begonnen verschiedene Hausformen von Vornamen zu benutzen. Durch diese Differenzierung
sind allmählich neue Vornamen entstanden.
Eine andere Möglichkeit stellt der Anschluss von verschiedenen Bezeichnungen nach
dem Ort des Ursprungs, nach dem Namen des Vaters oder der Mutter, nach dem Beruf, nach
dem Äußeren usw. Diese Bezeichnungen sind dann im Laufe der Zeit erblich geworden, was
zu der Entstehung von Familiennamen geführt hat. Es ging um einen langen Prozess, der in
52
Knappová, 1999, S. 9.
50
dem dreizehnten Jahrhundert begonnen hat. Erst hat er nur den Adel betroffen, später
verbreitete er sich auch in die Stadt und zum Schluss hat er auch das Land erreicht. Seit dem
achtzehnten
Jahrhundert
bildet
der
Familienname
den
Hauptbestandteil
des
Personennamens.
53
9.3.2. Ortsnamen
Die Ortsnamen (oder Toponyme) sind eigentlich die Beschreibungen in der kürzesten Form.
Man muss also das beschriebene Objekt kennen, um den Namen gut zu verstehen. Die
sachliche Benennung ist auf bestimmten Faktoren begründet, die bei der Namengebung eine
Rolle gespielt hatten, es waren zum Beispiel verschiedene Eigenschaften der Naturobjekten,
Geologie, das Äußere des Objekts, Pflanzen und Tiere, die sich auf einem bestimmten Platz
befunden haben und viele andere Kategorien.
Es gibt eine ungeheure Menge von geographischen Namen. Die kleinste Gruppe
bilden wahrscheinlich die Ländernamen, weil die Anzahl von Ländern ziemlich begrenzt ist.
Wichtig ist, dass die Ortsnamen von einfachen Menschen stammen, nicht von
fachkündigen Geologen und Geografen. Es ist also ab und zu passiert, dass ein Berg groß
genannt wurde und der nebenstehende größere Berg klein, weil der zweite weiter stand und
kleiner aussah. Die Namengeber waren meistens die Besucher und Nachbarn oder die
Bewohner selbst. Die erste Gruppe (Besucher und Nachbarn) war wahrscheinlich größer. Man
brauchte nämlich nicht seinem eigenen Dorf oder Teich einen Namen zu geben, es war
einfach unseres Dorf und unserer Teich. Für die anderen, die den Teich von einem anderen
Teich unterscheiden mussten, war eine Benennung notwendig. Oft ging es um spöttische
Namen.
54
Die Benennung eines Ortes hilft bei der Orientierung des Menschen in seiner
Umwelt.
53
Kopečný, 1974.
54
Šmilauer, 1963, S. 24.
51
Die ältesten Namen der Siedlungen stammen aus der Antike und aus dem Mittelalter.
Im Laufe der Zeit sind sie so verändert, dass ihre ursprüngliche Form überhaupt nicht mehr
erkennbar ist.
Im deutschen Sprachraum sind die Ortsnamen meistens keltisch-germanischer
Herkunft. Im allgemeinen bestehen sie aus einem Grundwort und einem Bestimmungswort,
das Bestimmungswort bestimmt näher das Grundwort. Die Grundwörter sind allmählich
zurückgeblieben und viele kann man heute nicht mehr von den Suffixen unterscheiden.
Beispiel: aus dem Grundwort -heim entstanden allmählich die Suffixe –em, -en, -um
Das Grundwort bezeichnet den Grund der Benennung eines Ortes, es kann auf verschiedene
Merkmale der Gegend verweisen.
Beispiel: -berg, -wald, -kirchen
Die Stelle von Grundwörtern können auch Suffixe einnehmen, die keine eigene Bedeutung
tragen.
Beispiel: -ach, -in, -ing, -ede
Das Bestimmungswort sagt mehr über das Grundwort. Es kann sich auf bestimmte
geographische und geologische Umstände, auf die natürliche Umwelt oder Personengruppen
beziehen.
Beispiel: Berg-, Wasser-, Stein-, Erz-, Hase-, Eich-, Frank-, Sachsen-
55
9.4.
Lexikographie von Eigennamen
55
http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname
52
Die Eigennamen stellen für die Lexikographen ein Problem dar. Die Eigennamen
werden nicht im Rahmen sprachlexikographischer Werke behandelt, man muss also die
Eigennamen in anderen Quellen suchen, z.B. in Enzyklopädien und in speziellen
Namenwörterbüchern. Es gibt aber drei Ausnahmen und manche Eigennamen sind doch in
üblichen Wörterbüchern zu finden.
Die erste Ausnahme bilden die Eigennamen, die „sich durch generischen Gebrauch zu
Appellativa oder gar lexikalischen Zeichen anderer Wortarten entwickelt haben“.
56
Beispiel: Zeppelin, Duden, Röntgen
Zweite Gruppe der Eigennamen die im Wörterbuch gespeichert werden, sind die Eigennamen,
die die physikalischen Größen bezeichnen.
Beispiel: Beaufort, Ohm, Celsius
Der letzte Fall sind die Eigennamen, bei denen der Status als Eigenname unklar ist.
Beispiel: Mittwoch, Mai, November
56
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenname
53
II. Praktischer Teil
1. Methode der Arbeit
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die deutschen und tschechischen
Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten zu vergleichen. Bei dem Vergleich ist
vor allem der Grad der Äquivalenz von Bedeutung.
In diesem Teil der Arbeit werden an erster Stelle die Phraseologismen, deren Teil die
Eigennamen bilden, beschrieben und klassifiziert.
Weiter werden im Rahmen der konfrontativen Phraseologie die Grundzüge und Arten
der Äquivalenz besprochen.
Den größten und wichtigsten Bestandteil des praktischen Teiles bilden die einzelnen
Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten. Sie werden nach der Art des
Eigennamen gegliedert (Vornamen, Familiennamen, Ländernamen, Völkernamen usw.). Bei
jeder Gruppe erfolgt dann eine Untergliederung nach der Art der Übereinstimmung. In den
einzelnen Gruppen werden die Phraseologismen nach dem Eigennamen alphabetisch
eingeordnet. Als Ausgangssprache dient Deutsch und als Zielsprache Tschechisch.
54
2. Eigennamen als Komponenten der Phraseologismen
57
Es gibt mehrere Klassen von Eigennamen, aber nicht alle werden im Rahmen der
Phraseologismen verwendet. Am häufigsten werden Personennamen verwendet, und zwar vor
allem Rufnamen mehr als Familiennamen. Bei den Rufnamen geht es überwiegend um alte,
früher sehr verbreitete Namen, moderne Rufnamen kommen nicht vor. Meistens handelt es
sich um männliche volkstümliche Namen.
Beispiel: ein Hans im Glück (‚Glückspilz‘)
Weiter geht es dann um biblische Personen
Beispiel: bei Adam und Eva anfangen (‚sehr weit ausholen‘)
oder Personen aus der antiken Mythologie.
Beispiel: Herkules am Scheidewege (‚ein Mensch vor der Wahl zwischen zwei
entgegengesetzten Möglichkeiten‘)
Teilweise findet man zwischen den Eigennamen in Phraseologismen auch Namen preußischer
Könige.
Beispiel: seinen Friedrich Wilhelm darunter setzen (‚etwas unterschreiben‘)
Familiennamen als Komponente der Phraseologismen sind sehr selten und beziehen sich auf
historische Personen.
57
Fleischer, 1982, S. 101.
55
Beispiel: Dazu hat Buchholz kein Geld (‚dafür gibt’s kein Geld‘)
Dieser Familienname bezieht sich auf einen Finanzminister Friedrichs II. von Preußen.
58
Beispiel: das Ei des Kolumbus (‚überraschend einfache Lösung einer Schwierigkeit‘) -
ein weiteres Beispiel eines Phraseologismus, der einen Familiennamen enthält
Eine weitere bedeutende Gruppe sind die adjektivischen Derivate von Völker- und
Ländernamen. Diese adjektivischen Derivate sind eigentlich nicht mehr als Eigennamen zu
bezeichnen.
Beispiel: sich auf französisch empfehlen (‚sich heimlich davonmachen, ohne sich zu
verabschieden‘), böhmische Dörfer (‚etwas ganz Unverständliches‘)
Die substantivischen Völker- und Ländernamen treten dagegen ziemlich selten auf.
Beispiel: stolz wie ein Spanier, leben wie der Herrgott in Frankreich (‚sehr gut leben‘)
In einigen Konstruktionen werden auch Ortsnamen verwendet, sie sind aber sporadisch.
Beispiel: seinen Tag von Damaskus erleben (‚ein anderer Mensch werden‘)
Ganz vereinzelt sind dann die Phraseologismen, die die Flussnamen enthalten.
Beispiel: den Rubikon überschreiten (‚eine unwiderrufliche Entscheidung treffen‘)
3. Konfrontative (kontrastive) Phraseologie
58
Fleischer, 1982, S. 101.
56
Das Ziel der kontrastiven Phraseologie „ist die vergleichende Untersuchung der
phraseologischen Systeme von zwei oder mehr Sprachen und die Herausarbeitung der
Gemeinsamkeiten und Unterschiede.“
59
Die Ergebnisse der kontrastiven Phraseologie helfen
dann beim Sprachunterricht oder bei Übersetzungen.
In der Forschung der kontrastiven Phraseologie konzentriert man sich vor allem auf
den Grad der Übereinstimmung (Äquivalenz) zwischen den untersuchten Sprachen. Unter der
Äquivalenz kann man eine kommunikative Entsprechung von einzelnen Phraseologismen in
den betreffenden Sprachen verstehen.
Es gibt mehrere Äquivalenztypen, bei denen der Grad der Äquivalenz unterschiedlich
ist. Man kann also die Phraseologismen in 4 Gruppen nach dem Grad der Äquivalenz
einteilen: volläquivalente Phraseologismen, teiläquivalente Phraseologismen, rein semantisch
äquivalente Phraseologismen und nulläquivalente Phraseologismen.
3.1.
Volläquivalenz
Die Phraseologismen, die in beiden verglichenen Sprachen lexikalisch, stilistisch, syntaktisch
und semantisch übereinstimmen, sind volläquivalent.
Beispiel: Amorspfeil x Amorův šíp
3.2.
Teiläquivalenz
Über Teiläquivalenz verfügen die Phraseologismen, die nur in der Bedeutung und Stilistik
übereinstimmen. Aus der syntaktischen und lexikalischen Sicht sind sie aber unterschiedlich.
Sie können also nicht wörtlich übersetzt werden.
59
Fleischer, 1982, S. 30.
57
Beispiel: Ein armer Lazarus sein x Být/ležet jako lazar
3.3.
Rein semantische Äquivalenz
In dieser Gruppe handelt es sich um Phraseologismen, die keine lexikalische, grammatische
oder bildliche Übereinstimmung aufweisen, aber die fast dieselbe Bedeutung haben.
Beispiel: Eulen nach Athen tragen x Nosit dříví do lesa (Übersetzung: das Holz in
den Wald tragen)
3.4.
Nulläquivalenz
Zu den Phraseologismen mit der Nulläquivalenz werden die Wendungen gerechnet, die in der
anderen Sprache kein phraseologisches Äquivalent haben. Man kann sie nur mit anderen
Worten umschreiben.
Beispiel: Den (heiligen) Ulrich anrufen x Zvracet (sich erbrechen)
4. Deonymisierung der Eigennamen
60
Die Eigennamen, die einen Bestandteil des Phraseologismus bilden, können entweder ihren
Eigennamencharakter bewahren oder verlieren.
Die Phraseologismen, die den Eigennamencharakter bewahren (d.h. die onymisch
bleiben) erfüllen oft die Funktion eines Vergleichs, in diesen Vergleichen wird meistens auf
eine bestimmte historische Person hingewiesen.
60
Fleischer, 1982, S. 102 – 104.
58
Beispiel: alt wie Methusalem, in Abrahams Schoß, Zustände wie im alten Rom, nach
Adam Riese
Auch in anderen Arten der Verbindungen bleiben die Eigennamen onymisch, und zwar in
Phraseolexemen und festgeprägten Sätzen, wo es sich um keine bestimmten historischen oder
mythologischen Personen handelt.
Beispiel: dem Peter nehmen und dem Paul geben, da will ich Matz heißen!
Wahrscheinlich sind in den meisten Fällen die Eigennamen, die den Bestandteil eines
Phraseologismus bilden, deonymisiert, d.h. sie sind „nur genetisch als Eigennamen zu
betrachten“
61
Die Deonymisierung kann man am häufigsten bei den attributiven Wortverbindungen
aus einem Adjektiv und einem Substantiv sehen.
Beispiel: sanfter Heinrich, blauer Heinrich, langer Laban, falscher Wilhelm, getreuer
Eckhart, ungläubiger Thomas, dummer Peter
Die deonymisierten Eigennamen dienen oft zu einer allgemeineren Personenbezeichnung. In
manchen Fällen kann nur der Name die Bedeutung der ganzen Verbindung ersetzen. Es kann
nur bei sehr stabilen Wortverbindungen vorkommen, wo der Eigenname ohne das Adjektiv
die entsprechende Assoziation hervorruft.
Beispiel: der Eigenname Laban assoziiert das Adjektiv ‚lang‘, der Eigenname Eckhart
assoziiert das Adjektiv ‚treu‘
61
Fleischer, 1982, S. 102.
59
Bei manchen Konstruktionen mit deonymiserten Eigennamen handelt es sich nicht mehr um
eine Personenbezeichnung.
Beispiel: falscher Wilhelm, blauer Heinrich
Es können auch viele andere Phraseologismen angeführt werden, in denen man verschiedene
Graden der Deonymisierung sehen kann. Als ein Beispiel kann der Phraseologismus Aus
einem Saulus zu einem Paulus werden dienen. Die Deonymisierung ist hier mittels des
unbestimmten Artikels ein deutlich. Den Eigennamencharakter hat auch der Name Peter in
dem Phraseologismus jemandem den Schwarzen Peter zuschieben verloren. Der Name Peter
geht hier auf das Kartenspiel der Schwarze Peter zurück.
Wie schon angedeutet, gibt es verschiedene Grade der semantischen Verschmelzung.
„In manchen Fällen ist das deonymische Adjektiv nur als eine Art zusätzliche Verstärkung
anzusehen, und die Bedeutung des Substantivs wird dadurch nur unwesentlich oder gar nicht
verändert: ägyptische Finsternis ‚tiefe, starke Finsternis‘, babylonische Sprachverwirrung,
homerisches Gelächter ‚schallendes, lautes Gelächter‘. In anderen Fällen hat das Adjektiv
einen wesentlichen Anteil an der Bedeutung des Phraseologismus: gordischer Knoten ‚schwer
lösbare Aufgabe‘, trojanisches Pferd.“
62
5. Gesammelte Phraseologismen
5.1.
Personennamen
5.1.1. Vornamen
62
Fleischer, 1982, S. 103.
60
5.1.1.1.
Volkstümliche Namen
5.1.1.1.1. Volläquivalenz
Jemandem den Schwarzen Peter zuschieben
63
Tschechisch: Předat někomu černého Petra
64
Bedeutung: ‚einem anderen etwas Unangenehmes machen lassen‘
Dieser Ausdruck hängt mit dem Kartenspiel ‚Schwarzer Peter’ zusammen. Wem in
diesem Spiel der Schwarze Peter in der Hand bleibt, der hat das Spiel verloren.
5.1.1.1.2. Teiläquivalenz
Ein getreuer Eckhart
65
(neutr.)
Tschechisch: Věrný jako pes
66
Bedeutung: ‚ein treuer, hilfsbereiter Mann‘
Es handelt sich um eine Gestalt aus der deutschen Volkssage, Eckhart war ein
aufrechter und zuverlässiger Berater, der vor Gefahren und falschem Handeln gewarnt
hat.
Jeder Hans findet seine Grete
67
Tschechisch: Každý hrneček najde svou pokličku
68
63
Duden, S. 542.
64
Bečka, 1977, S. 252.
65
Duden, S. 165.
66
Čermák, 1983, S. 263.
67
Duden, S. 275.
61
Bedeutung: ‚jeder Mann findet eine Frau, die zu ihm passt; jeder findet einen Partner‘
Hinz und Kunz
69
(ugs.; abwertend)
Tschechisch: Havel nebo Pavel
70
Bedeutung: ‚jedermann‘
Es handelt sich um zwei Kurzformen von alten Namen Heinrich und Konrad, heute
werden diese Kurzformen nur noch als Familiennamen verwendet. Diese Namen
waren im Mittelalter sehr populär, sie sind volkstümlich geworden.
Grüne Minna
71
(ugs.)
Tschechisch: Zelený anton
72
Bedeutung: ‚Transportwagen der Polizei‘
Minna ist eine Kurzform von dem Namen Wilhelmina, der im neunzehnten
Jahrhundert sehr populär war. Viele Dienstmädchen haben diesen Namen auch
getragen, darum ist dieser Name fast zu einem Synonym für Dienstmädchen
geworden. Grün ist die Farbe des Transportwagens. Wahrscheinlich trägt der
Transportwagen den Namen eines Dienstmädchens, weil er der Polizei bei der Arbeit
hilft.
5.1.1.1.3. Rein semantische Äquivalenz
68
Schönová, 1975, S. 193.
69
Duden, S. 342.
70
Bečka, 1977, S. 379.
71
Duden, S. 489.
72
Čermák, 1988, S. 29.
62
Ich will Emil (Hans, Meier, Max) heißen, wenn …/ wenn …, heiße ich Emil (Hans,
Meier).
73
(ugs.)
Tschechisch: Ať jsem papež, jestli …!
74
Bedeutung: ‚diese Wendung wird benutzt, wenn etwas für ausgeschlossen gehalten
wird, Bekräftigung einer Behauptung‘
Als der Alte Fritz noch Gefreiter war/noch Fahnenjunker war/noch (mit der Schippe) im Sand
spielte
75
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Když byl čert malý chlapec
76
Bedeutung: ‚sehr lange her‘
Für den Alten Fritzen sein
77
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Stát za starou bačkoru
78
Bedeutung: ‚vergeblich, zwecklos sein‘
Der Ursprung dieser Wendung geht darauf zurück, dass es sich nicht lohnte für den
Alten Fritz zu abreiten, weil er schlecht bezahlte. Mit dem Alten Fritz wird
wahrscheinlich keine bestimmte Person gemeint.
Bei jemandem/irgendwo ist Schmalhans Küchenmeister
79
73
Duden, S. 176.
74
Schönová, 1975, S. 500.
75
Duden, S. 221.
76
Zaorálek, 2000, S. 574.
77
Duden, S. 222.
78
Zaorálek, 2000, S. 6.
63
Tschechisch: Po jídle jak po výprasku
80
Bedeutung: ‚jemand hat wenig zu essen‘
‚Schmalhans’ bedeutet eigentlich ‚schmaler Hans’, ein schlanker Koch bedeutete
früher entweder eine schlechte Küche oder einen geizigen Dienstherren. Das Wort
Schmalhans wurde zum Synonym für Hunger oder Ungastlichkeit.
Hans im Glück sein
81
(ugs.)
Tschechisch: Být ditětem Štěstěny
82
Bedeutung: ‚stets Glück haben‘
Diese Redensart wird nach dem Märchen ‚Hans im Glück‘ verwendet, wo Hans die
Hauptperson war. Der Name Hans wurde früher so oft verwendet, dass er eher zum
Gattungsnamen wurde, darum wird dieser Name in so vielen Wendungen verwendet.
(ein) Hansdampf in allen Gassen sein
83
(ugs.; abwertend)
Tschechisch: Vyznat se v tlačenici
84
Bedeutung: ‚überall dabeisein, sich überall auskennen‘
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
85
Tschechisch: Co se v mládí naučíš, ve stáří jako když najdeš
86
79
Duden, S. 629.
80
Zaorálek, 2000, S. 580.
81
Duden, S. 310.
82
Bečka, 1977, S. 404.
83
Duden, S. 310.
84
Zaorálek, 2000, S. 690.
85
Duden, S. 310.
64
Bedeutung: ‚was man in der Jugend nicht lernt, kann man später nicht mehr lernen‘
Den müden Heinrich spielen/auf müden Heinrich machen
87
(ugs.)
Tschechisch: Mít shnilého Janka na hřbetě
88
Bedeutung: ‚sich nicht zu viel anstrengen bei einer Arbeit‘
Der flotte Heinrich/Otto
89
(ugs., scherzh.)
Tschechisch: Mít řídkou osnovu
90
Bedeutung: ‚Durchfall‘
Neben dieser Wendung kennt man für den Durchfall auch die Verbindung der flotte
Stuhlgang. Die Namen Heinrich und Otto werden scherzhaft statt des Wortes
Stuhlgang verwendet.
Den strammen Max spielen/markieren
91
(ugs., scherzh.)
Tschechisch: Být jako baron Hnida
92
Bedeutung: ‚großsprecherisch auftreten‘
Jemanden zur Minna machen
93
(ugs.)
86
http://cs.wikiquote.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A1_p%C5%99%C3%ADslov%C3%AD
87
Duden, S. 320.
88
Zaorálek, 2000, S. 601.
89
Duden, S. 320.
90
Zaorálek, 2000, S. 651.
91
Duden, S. 483.
92
Zaorálek, 2000, S. 577.
93
Duden, S. 488.
65
Tschechisch: Číst někomu levity
94
Bedeutung: ‚jemanden zurechtweisen‘
Minna ist eine Kurzform von dem Namen Wilhelmina, der im neunzehnten
Jahrhundert sehr populär war. Viele Dienstmädchen haben diesen Namen auch
getragen, darum ist dieser Name fast zu einem Synonym für Dienstmädchen
geworden. Die Dienstmädchen wurden oft zurechtgewiesen und schlecht behandelt.
Der kleine Moritz
95
(ugs.)
Tschechisch: Svatá prostota
96
Bedeutung: ‚naiv gegenüber einer Sache stehen, die man überhaupt nicht versteht‘
Den dicken Wilhelm spielen
97
(ugs.; veraltend)
Tschechisch: Chtít hvězdy zobat
98
Bedeutung: ‚großtun‘
Mit dem Namen Wilhelm wird wahrscheinlich der Kaiser Wilhelm II gemeint. Dieser
Kaiser liebte den Prunk über alle Maßen.
94
Bečka, 1977, S. 379.
95
Duden, S. 494.
96
Zaorálek, 2000, S. 285.
97
Duden, S. 805.
98
Zaorálek, 2000, S. 577.
66
5.1.1.1.4. Nulläquivalenz
Denkste, Frieda!
99
(ugs.)
Tschechisch: To sis jen myslel!
Bedeutung: ‚das hast du dir so gedacht!‘
Hanneman, geh du voran!
100
Tschechisch: Jdi napřed!
Bedeutung: ‚Aufforderung bei einer unangenehmen Situation zu beginnen‘
„Die Redensart geht zurück auf den Schwank von den ‚Sieben Schwaben‘. Dort wird
der eine der sieben Schwaben angesichts eines furchterregenden Tieres, das aber in
Wirklichkeit ein harmloser Hase ist, aufgefordert: ‚Hanneman, geh du voran! Du hast
die größten Stiefel an, daß dich das Tier nicht beißen kann.‘ „
101
Hanneman ist eine Form des Namens Johannes.
Hans Guckindieluft
102
Tschechisch: Někdo, kdo se nedívá při chůzi na cestu
Bedeutung: ‚eine Person, die beim Gehen nicht auf den Weg passt‘
Hans Taps
103
Tschechisch: Nešika
99
Duden, S. 220.
100
Duden, S. 310.
101
Duden, S. 310.
102
Duden, S. 310.
103
Duden, S. 310.
67
Bedeutung: ‚ein ungeschickter Mensch‘
Freund Hein
104
(verhüll.)
Tschechisch: Smrtka
105
Bedeutung: ‚der Tod’
Der billige Jakob
106
(ugs.)
Tschechisch: Obchodník, který prodává levné zboží (Übersetzung: ‚Levný Jakub’)
Bedeutung: ‚ein Händler, der seine Waren sehr billig verkauft‘
Meister Lampe
107
Tschechisch: Pojmenování zajíce v bajkách a pohádkách
Bedeutung: ‚Lampe ist die Bezeichnung für den Hasen in Fabeln und Märchen‘
Lampe ist eine ältere Kurzform von dem Namen ‚Lamprecht’.
(Ach) du liebes Lieschen!
108
(ugs.)
Tschechisch: (Ach) můj Bože!
Bedeutung: ‚Ausruf des Erschreckens oder Überraschung‘
104
Duden, S. 320.
105
Zaorálek, 2000, S. 328.
106
Duden, S. 365.
107
Duden, S. 484.
108
Duden, S. 457.
68
Haut den Lukas!
109
(ugs.)
Tschechisch: Pořádně bijte! (Überstzung: ‚Bijte Lukáše!’)
Bedeutung: ‚jetzt fest zuschlagen!‘
„Lukas“ wird auch der Kraftmesser genannt, mit deren Hilfe man auf dem Jahrmarkt
seine Kraft messen kann. ‚Haut den Lukas!‘ ist also der Ausruf des Verkäufers auf
dem Jahrmarkt, der den „Lukas“ anpreist.
Der deutsche Michel
110
Tschechisch: Fricek
Bedeutung: ‚der deutsche Biedermann‘
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht ganz deutlich. Es ist möglich, dass sie sich auf
den heiligen Michael bezieht, der der Schutzpatron der Deutschen war.
Jemanden Moritz lehren
111
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Napomínat někoho, učit někoho správnému chování
Bedeutung: ‚jemanden zurechtweisen‘
Hier handelt es sich um eine Modifikation der Wendung ‚jemanden Mores lehren‘.
Meister Petz
112
109
Duden, S. 465.
110
Duden, S. 487.
111
Duden, S. 494.
112
Duden, S. 484.
69
Tschechisch: Pojmenování medvěda v bajkách a pohádkách
Bedeutung: ‚Meister Petz ist die Bezeichnung für den Bären in Märchen und Fabeln‘
Petz (oder ältere Form Betz) ist eine alte Kurzform von dem Namen ‚Bernhard’.
Falscher Wilhelm
113
(veralt.)
Tschechisch: falešný cop, příčesek (Übersetzung: ‚Falešný Vilém‘)
Bedeutung: ‚falscher Zopf‘
5.1.1.2.
Biblische Namen
5.1.1.2.1. Volläquivalenz
Im Adamskostüm
114
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: V rouše Adamově
115
Bedeutung: ‚nackt‘
Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit,
der nackt im Paradies war.
Den alten Adam ablegen
116
Tschechisch: Složit starého Adama
117
113
Duden, S. 805.
114
Duden, S. 28.
115
Zaorálek, 2000, S. 423.
116
Duden, S. 27.
70
Bedeutung: ‚die alten Schwächen, Gewohnheiten überwinden‘
Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit.
Den Teufel mit/durch Beelzebub austreiben
118
(neutr.)
Tschechisch: Vyhánět/vymítat čerta ďáblem/ďábla belzebubem
119
Bedeutung: ‚etwas Schlimmes durch etwas ebenso Schlimmes oder noch Schlimmeres
beseitigen‘
Diese biblische Redewendung erinnert an den obersten Teufel Beelzebub.
Wie Daniel in der Löwengrube sein
120
(bildungsspr.)
Tschechisch: Být jako Daniel v jámě lvové
121
Bedeutung: ‚sich gefangen, machtlos fühlen‘
Daniel war ein biblischer jüdischer Prophet, der in Babylon gefangen war. Er hat dem
König Nebukadnezar seine Träume erklärt und wurde zu seinem Berater. Wegen der
Kabale gegen andere wurde er gepeinigt und den Löwen vorgeworfen. Er hat sich aber
gerettet.
Im Evaskostüm
122
(ugs.; scherzh.)
117
Zaorálek, 2000, S. 3.
118
Duden, S. 720.
119
Čermák, 1994, s. 111.
120
Čermák, 1983, S. 77.
121
Čermák, 1983, S. 77.
122
Duden, S. 187.
71
Tschechisch: V rouše Evině
123
Bedeutung: ‚nackt‘
Dieser Phraseologismus geht zurück auf die biblische Eva im Paradies, wo sie keine
Kleidung trug.
Eine Tochter Evas
124
(veraltend; scherzh.; bildungsspr.)
Tschechisch: Dcera Evina
125
Bedeutung: ‚1. ein eitles Mädchen
2. eine Frau‘
Dieser Ausdruck hat zwei Bedeutungen. Die erste Bedeutung stellt Eva als eine eitle
Person dar. Die zweite Möglichkeit ist eine ‚dichterische‘ Bezeichnung für Frau.
Bärtig wie Esau sein
126
(abwertend)
Tschechisch: Být chlupatý/zarostlý jako Ezau
127
Bedeutung: ‚lange nicht rasiert und geschnitten sein, behaart sein‘
Esau, Bruder von Jakob und Sohn von Isaac, war seit der Geburt auf dem ganzen
Körper behaart.
Jesus, Maria (und Josef)
128
(vealt.)
123
Schönová, 1975, S. 632.
124
Duden, S. 186.
125
Čermák, 1988, S. 61.
126
Čermák, 1983, S. 99.
127
Čermák, 1983, S. 99.
72
Tschechisch: Ježíši, Maria (Josefe)
Bedeutung: ‚ein Ausruf, wenn man erschreckt oder erstaunt ist‘
Falsch wie Judas sein
129
(abwertend)
Tschechisch: Být falešný jako Jidáš
130
Bedeutung: ‚falsch und trügerisch sein‘
Nach der Bibel hat Judas Christus für Geld verraten.
Alt wie Methusalem
131
(ugs.)
Tschechisch: Starý jako Metuzalém
132
Bedeutung: ‚sehr alt‘
Methusalem war der Großvater von Noah, mit dem Alter 969 Jahre ist er der älteste
biblische Urvater.
Aus einem/vom Saulus zum Paulus werden
133
Tschechisch: Ze Šavla se stal Pavel
134
Bedeutung: ‚von einem Gegner einer Sache zu deren Verteidiger werden‘
128
Duden, S. 365.
129
Čermák, 1983, S. 141.
130
Čermák, 1983, S. 141.
131
Duden, S. 487.
132
Čermák, 1983, S. 204.
133
Duden, S. 539.
134
Schönová, 1975, S. 506.
73
Dieser Ausdruck ist auf die Bibel zurückzuführen. Am Anfang des 9. Kapitels der
Apostelgeschichte wird die Bekehrung des Saulus zu Paulus beschrieben.
Sodom und Gomorrha (Gonorrhöe)
135
(derb; scherzh.)
Tschechisch: Sodoma a Gomora
Bedeutung: ‚ein Ort, wo die größte Verderbtheit und Unmoral herrscht, Ausruf
höchster sittlicher Entrüstung’
Dieser Ausdruck geht auf die Bibel (auf das Alte Testament) zurück. Die Geschichte
erzählt von zwei Städten, die zerstört wurden, weil ihre Bewohner sehr sündig lebten.
Ungläubiger Thomas
136
(neutr.)
Tschechisch: Nevěřící Tomáš
137
Bedeutung: ‚ein Mensch, der nichts glaubt’
Nach der Bibel hat der Apostel Thomas die Auferstehung Christi nicht geglaubt, bis er
sich nicht selbst überzeugt hat.
5.1.1.2.2. Teiläquivalenz
In Abrahams Schoss eingehen
138
(bildungsspr.)
Tschechisch: Odejít/vrátit se v lůno Abrahámovo/do lůna Abrahámova
139
135
Duden, S. 269.
136
Čermák, 1988, S. 348.
137
Čermák, 1988, S. 348.
138
Čermák, 1994, S. 412.
74
Bedeutung: ‚sterben’
Ursprünglich geht es um den jüdischen Patriarch, dem man den toten Bettler Lazarus
bringt.
Bei Adam und Eva anfangen
140
(ugs.)
Tschechisch: Začít od Adama
141
Bedeutung: ‚bei Ausführungen sehr weit ausholen’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die biblischen Adam und Eva, die Ureltern der
Menschheit. Nach der Bibel beginnt nämlich die Geschichte der Menschheit mit
Adam, der am sechsten Tage geschaffen wurde.
Wie David und Goliath aussehen
142
(neutr.)
Tschechisch: Být jako David a Goliáš
143
Bedeutung: ‚zwei ganz unterschiedliche Menschen, was die Gestalt und Kraft betrifft’
David war Sohn eines Hirts, angeblich war er sehr klein. Er hat mittels einer List den
Riesen Goliath niedergeschlagen. Danach wurde er zum König von Israel.
Ein langer Laban
144
(ugs.)
139
Čermák, 1994, S. 412.
140
Duden, S. 27.
141
Čermák, 1994, S. 38.
142
Čermák, 1983, S. 78.
143
Čermák, 1983, S. 78.
144
Duden, S. 426.
75
Tschechisch: Dlouhý jako bidlo, habán
145
(scherzh.)
Bedeutung: ‚ein großer Mensch’
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um den
biblischen Laban, aber eigenartig ist, dass der biblische Laban nirgendwo als ein
großer Mensch geschildert wird. Es ist aber möglich, dass die lange Zeit, die Jakob bei
Laban arbeiten musste, die Wendung beeinflusst hat.
Ein armer Lazarus sein
146
(neutr.)
Tschechisch: Být/ležet jako lazar
147
Bedeutung: ‚schwer krank sein’
Diese Wendung bezieht sich auf den biblischen Lazarus, der krank und voll von
Geschwüren
war. Er wurde von zwei Schwestern behandelt, die Jesus gerufen haben,
um Lazarus zu helfen. Jesus ist aber in vier Tagen gekommen, in dieser Zeit war
Lazarus schon tot. Jesus hat den Toten auferweckt und hat so nachgewiesen, dass er
der Messias ist.
Jemanden von Pontius zu Pilatus schicken.
148
(ugs.)
Tschechisch: Posílat někoho od čerta k ďáblu
149
Bedeutung: ‚jemanden von einer Stelle zu einer anderen schicken’
145
Čermák, 1983, S. 42.
146
Čermák, 1983, S. 186.
147
Čermák, 1983, S. 186.
148
Duden, S. 554.
149
Čermák, 1994, S. 111.
76
Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Neue Testament, wo Christus von Pontius
Pilatus zu Herodes geschickt wurde und dann wieder zu Pontius Pilatus. Den Namen
Pontius Pilatus verwendet man hier wegen dem Stabreim.
Von Pontius zu Pilatus laufen
150
(ugs.)
Tschechisch: Běhat od Herodesa k Pilátovi
151
Bedeutung: ‚von einer Stelle zu einer anderen laufen, um etwas zu erledigen’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Neue Testament, wo Christus von Pontius
Pilatus zu Herodes geschickt wurde und dann wieder zu Pontius Pilatus. Den Namen
Pontius Pilatus verwendet man hier wegen dem Stabreim.
5.1.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz
(Wie) in Abrahams Schoß
152
(ugs.)
Tschechisch: (Jako) v lůně matčině
153
(bildungsspr.)
Bedeutung: ‚absolut sicher, geborgen’
150
Duden, S. 549.
151
Bečka, 1977, S. 395.
152
Duden, S. 22.
153
Čermák, 1988, S. 166.
77
Diese Wendung ist an die Bibel zurückzuführen. Sie bezieht sich auf das Gleichnis
vom Lazarus und vom reichen Mann. Den armen Lazarus haben die Engel nach
seinem Tod in Abrahams Schoß getragen. Er war hier glücklich und geborgen, er
musste hier keine Not mehr leiden.
Seit Adams Zeiten/Tagen
154
(ugs.)
Tschechisch: Co svět světem stojí
155
Bedeutung: ‚seit je’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit.
Von Adam und Eva stammen
156
(ugs.)
Tschechisch: Pamatovat bratra Žižku
157
Bedeutung: ‚uralt sein, sehr lange bekannt’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die biblischen Adam und Eva, die Ureltern der
Menschheit.
Krethi und Plethi
158
(abwertend)
Tschechisch: Petr nebo Pavel
159
Bedeutung: ‚jedermann’
154
Duden, S. 27.
155
Bečka, 1977, S. 390.
156
Duden, S. 27.
157
Zaorálek, 2000, S. 670.
158
Duden, S. 417.
159
Krátký, 1991, S. 111.
78
Dieser Ausdruck stammt aus der Bibel und bezieht sich auf die Leibwache Davids,
von der behauptet wurde, dass sie aus Krethern und Plethern besteht. Wahrscheinlich
handelt es sich um hebräische Ausdrücke für Scharfrichter und Boten.
Bei jemandem ist/es ist Matthäi am letzten
160
(ugs.)
Tschechisch: S někým to jde z kopce
161
Bedeutung: ‚man kann das Schlimmste erwarten’
Diese Wendung spielt indirekt auf den Weltuntergang an. Der Phraseologismus
bedeutet ‚im letzten Abschnitt des Matthäusevangeliums‘, das mit den Worten ‚bis an
der Welt Ende‘.
Bei Petrus anklopfen
162
(ugs.; verhüll.)
Tschechisch: Rozmlouvat s apoštoly
163
Bedeutung: ‚sterben’
Der heilige Petrus ist der himmlische Türhüter, er lässt die Gestorbenen in den
Himmel.
Tobias sechs, Vers drei
164
(scherzh.)
Tschechisch: Brát míru na buchty/knedlíky
165
160
Duden, S. 481.
161
Zaorálek, 2000, S. 143.
162
Duden, S. 542.
163
Zaorálek, 2000, S. 663.
164
Duden, S. 726.
165
Zaorálek, 2000, S. 696.
79
Bedeutung: ‚diesen Ausdruck verwendet man, wenn jemand mit weit geöffnetem
Mund gähnt, ohne sich den Mund zu zudecken’
„Mit dieser Redensart weisen wir auf die entsprechende Bibelstelle im Alten
Testament (in den deuterokanonischen Schriften) hin, wo es heißt: „O Herr, er will
mich fressen“.“
166
5.1.1.2.4. Nulläquivalenz
Noch in Abrahams Wurstkessel sein
167
(ugs.)
Tschechisch: Ještě nebýt v bezpečí/schovaný
Bedeutung: ‚noch nicht geborgen sein’
Das ist (nicht) der wahre Jakob
168
(ugs.)
Tschechisch: To je/není to pravé
169
Bedeutung: ‚(nicht) das Richtige’
Diese Redewendung stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert, aber ihre Herkunft ist
nicht sicher geklärt. Man nimmt an, dass sich diese Wendung an die biblische
Geschichte bezieht, wenn Jakob als Esau verkleidet zu seinem blinden Vater ging, um
das Erstgeburtsrecht und den Segen von ihm zu erschleichen.
166
Duden, S. 726.
167
Duden, S. 23.
168
Duden, S. 365.
169
Schönová, 1975, S. 577.
80
Petrus meint es gut
170
(ugs.)
Tschechisch: Je pěkné počasí
Bedeutung: ‚es ist schönes Wetter’
Der heilige Petrus ist nach dem Volksglauben für das Wetter verantwortlich.
5.1.1.3.
Antike Namen
5.1.1.3.1. Volläquivalenz
Achillesferse
171
Tschechisch: Achillova pata
172
Bedeutung: ‚die Schwäche von jemandem’
Achilles war ein griechischer Held im trojanischen Krieg. Seine Mutter hat ihn gleich
nach seiner Geburt in den Unterweltfluss Styx untertaucht. Er war dann unschlagbar,
aber er hatte eine einzige Stelle, wo er verletzlich war. Die Stelle war seine Ferse, an
der ihn seine Mutter gehalten hat. Er ist gestorben mit einem Pfeil in der Ferse, den der
trojanische Held Paris ausgeschossen hat.
Amors Pfeil/Pfeile
173
(dichter.; bildungsspr.)
Tschechisch: Amorův šíp
174
170
Duden, S. 542.
171
Schönová, 1975, S. 504.
172
Čermák, S. 232.
173
Duden, S. 35.
174
Čermák, 1988, S. 335.
81
Bedeutung: ‚sich plötzlich verlieben’
Amor ist der griechische Gott der Liebe. Wenn er jemand mit seinem Pfeil trifft, wird
derjenige verliebt.
Schön wie Apollo sein
175
(bildungsspr.)
Tschechisch: Krásný jako Apollón
176
Bedeutung: ‚sehr schön sein’
Schön wie ein antiker Gott sein. Apollo war der griechische Gott der Kunst.
Argusaugen
177
(bildungsspr.)
Tschechisch: Argusovy oči
178
Bedeutung: ‚wachsam sein’
Argus war ein hundertäugiger ewig wacher Wächter von Ió, der Geliebten von Zeus,
die zu einer Kuh verwandelt wurde. Hermes hat ihn eingeschläfert und getötet. Seine
Augen hat dann Hera in den Pfauenschweif gesetzt.
Ariadnefaden
179
(bildungsspr.)
Tschechisch: Ariadnina nit
180
175
Čermák, 1983, S. 56.
176
Čermák, 1983, S. 55.
177
Čermák, 1983, S. 34.
178
Čermák, 1983, S. 34.
179
Čermák, 1988, S. 204.
180
Čermák, 1988, S. 204.
82
Bedeutung: ‚Instruktion, die hilft bei der Lösung einer schwierigen Situation’
Ariadne war Tochter des kretischen König Mínós. Sie hat dem Helden Théseus ein
Fadenknäuel gegeben. Er konnte dann nach dem aufgerollten Faden wieder aus dem
Labyrinth zurückkehren.
Den Augiasstall ausmisten/reinigen
181
(bildungsspr.)
Tschechisch: Vyčistit/vymést Augiášovy chlévy/Augiášův chlév
182
Bedeutung: ‚verrottete Zustände beseitigen’
Diese Wendung hängt mit der griechischen Mythologie zusammen. Es handelte sich
um eine Aufgabe von Herkules. Er musste in einem Tag den völlig verschmutzten
Rinderstall des Königs Augias reinigen.
(dem) Bacchus huldigen
183
(geh.; verhüll.)
Tschechisch: Holdovat Bakchovi
184
Bedeutung: ‚viel und oft Wein trinken’
Bacchus ist der griechisch-römische Gott des Weines.
Auch du, mein (Sohn) Brutus?
185
(geh.)
Tschechisch: I ty, Brute?
181
Duden, S. 69.
182
Čermák, 1994, S. 276.
183
Duden, S. 78.
184
Zaorálek, 2000, S. 7.
185
Duden, S. 133.
83
Bedeutung: ‚auch du willst mich verraten?’
Dieser Ausdruck stammt aus dem Werk ‚Julius Caesar‘ von Shakespeare. Diese Worte
benutzt hier die Hauptperson Julius Caesar gegen Brutus bei seiner Ermordung.
Historisch sind diese Worte nicht belegt.
Das Schwert des Damokles hängt/schwebt über jemandem/über jemandes Haupt
186
(geh.)
Tschechisch: Damoklův meč visí někomu na hlavou
187
Bedeutung: ‚jemand ist in ständiger Gefahr’
Damokles war ein neidischer Kriecher des syrakusischen Despoten Dionysos I.
Dionysos hat ihm ein Schwert auf einem Pferdehaar übers Kopf gehängt. Dieses
Schwert soll ihm die ständige Bedrohung des Wohlstands und des Glücks erinnern.
Wie Herkules am Scheidewege sein
188
(bildungsspr.)
Tschechisch: Být jako Herkules na rozcestí
189
Bedeutung: ‚sich bedenken und zagen’
Herkules war ein starker mythischer Held. In einer seiner Geschichten begegnet er am
Scheideweg zwei schönen Frauen. Er muss wählen, welche er für seine Gefährtin will.
Er gibt Vorrang der Tugend vor der Lust.
Stark sein wie ein Herkules
190
(wohlwoll.)
186
Duden, S. 142.
187
Čermák, 1998, S. 170.
188
Fleischer, 1982, S. 101.
189
Čermák, 1983, S. 110.
84
Tschechisch: Být silný jako Herkules
191
Bedeutung: ‚sehr stark sein’
Herkules war ein starker mythischer Held, Sohn von Zeus. Er hat tapfere Taten
gemacht, die für andere Menschen zu schwierig waren.
Homerisches Gelächter
192
Tschechisch: Homérský smích
193
Bedeutung: ‚ein Gelächter, der schallend ist und kein Ende nehmen will’
Diese Wendung bezieht sich auf ‚Ilias‘ von Homer. In diesem Werk spricht man von
dem übermenschlichen Gelächter der Götter.
Jemanden aus Morpheus‘ Armen reißen
194
(geh.)
Tschechisch: Vytrhnout někoho z Morfeova náručí
195
Bedeutung: ‚jemanden unzart wecken’
Morpheus ist der griechische Gott des Schlafes, der über den Schlaf der Menschen
wacht.
Die Büchse der Pandora
196
(geh.)
190
Čermák, 1983, S. 110.
191
Čermák, 1983, S. 110.
192
Duden, S. 348.
193
Čermák, 1994, S. 312.
194
Duden, S. 494.
195
Čermák, 1994, S. 485.
85
Tschechisch: Pandořina schránka
197
Bedeutung: ‚etwas, was Unheil verursacht’
Dieser Ausdruck stammt aus einer alten griechischen Sage. Zeus wollte die
Menschheit bestrafen für den Raub des Feuers, den Prometheus begangen hat, darum
hat er den Menschen diese Büchse geschickt. Diese Büchse soll alle Übel der Welt
enthalten.
Den Pegasus besteigen/reiten
198
(veralt.; scherzh.; geh.)
Tschechisch: Osedlat Pegasa
199
Bedeutung: ‚dichten’
Pegasus ist ein geflügeltes Pferd aus der griechischen Mythologie. Die Sage erzählt,
dass er durch seinen Hufschlag eine Quelle hervorbrachte. Wer aus dieser Quelle
trank, wurde ein Dichter.
Zwischen Scylla und Charybdis
200
(bildungsspr.)
Tschechisch: Mezi Scylou a Charybdou
201
Bedeutung: ‚zwischen zwei großen Gefahren’
196
Duden, S. 534.
197
Schönová, 1975, S. 673.
198
Duden, S. 539.
199
Čermák, 1994, S. 632.
200
Duden, S. 139.
201
Čermák, 1988, S. 302.
86
Scylla und Charybdis waren zwei Meeresungeheuer, denen Odysseus bei seiner
Rückkehr nach Hause begegnet ist. Sie stellen die Gefährlichkeit des Seeweges dar. Es
handelt sich um eine alte griechische Sage. Scylla wird als ein sechsköpfiges
Ungeheuer dargestellt, die gegenüberliegende Charybdis wird dagegen als eine
menschenverschlingende Riesin dargestellt.
5.1.1.3.2. Teiläquivalenz
Ein Krösus sein
202
(bildungsspr.)
Tschechisch: Být bohatý jako Krésus
203
Bedeutung: ‚stinkreich sein’
Krösus war ein berüchtigt reicher König von Lydien (ungefähr 560 – 547 v. Ch.).
In Morpheus‘ Armen ruhen
204
(geh.)
Tschechisch: Být v náručí Morfeově
205
Bedeutung: ‚ruhig und zufrieden schlafen’
Morpheus ist der griechische Gott des Schlafes, der über den Schlaf der Menschen
wacht.
202
Čermák, 1983, S. 175.
203
Čermák, 1983, S. 174.
204
Duden, S. 494.
205
Čermák, 1994, S. 485.
87
5.1.1.3.3. Rein semantische Äquivalenz
Rangehen wie Hektor an die Buletten
206
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Hnát to plnou parou
207
Bedeutung: ‚sich unerschrocken, energisch einsetzen’
Wie Kastor und Pollux sein
208
(bildungsspr.)
Tschechisch: Být jako siamská dvojčata
209
(neutr.; scherzh.)
Bedeutung: ‚eng befreundet sein’
Kastor und Pollux sind Zwillinge aus einer griechischen Sage, die als unzertrennlich
vorgestellt werden.
Neptun opfern
210
(scherzh.)
Tschechisch: Krmit rybičky
211
Bedeutung: ‚sich übergeben, Seekrankheit haben’
Neptun ist der römische Gott des Meeres. Diese scherzhafte Wendung bezieht sich auf
die Menschen, die seekrank sind und sich ins Wasser übergeben.
5.1.1.3.4. Nulläquivalenz
206
Duden, S. 321.
207
Bečka, 1977, S. 378.
208
Duden, S. 375.
209
Čermák, 1983, S. 96.
210
Duden, S. 514.
211
Schönová, 1975, S. 983.
88
Was tun, spricht Zeus
212
(scherzh.)
Tschechisch: Co budeme dělat
Bedeutung: ‚was sollen wir tun?’
Diese Wendung hängt mit dem Gedicht ‚Teilung der Erde‘ von Friedrich Schiller
zusammen.
5.1.1.4.
Restliche Namen
5.1.1.4.1. Volläquivalenz
Dasitzen wie ein Buddha
213
(neutr.; ironisch)
Tschechisch: Sedět jako Buddha
214
Bedeutung: ‚sitzen mit gekreuzten Gliedmaßen’
Dieser Ausdruck erinnert an die Darstellungen indischer Götter mit gekreuzten
Gliedmaßen bei der Kontemplation.
Wie ein Phönix aus der Asche steigen/erstehen
215
(dichter.)
212
Duden, S. 832.
213
Čermák, 1983, S. 55.
214
Čermák, 1983, S. 55.
215
Duden, S. 548.
89
Tschechisch: Vzlétnout/zrodit se jako fénix z popela
216
Bedeutung: ‚nach einem Niedergang, der definitiv schien, neu erstehen’
Phönix ist ein legendärer Vogel (Ägypten, Indien), der sich am Ende seines Lebens im
Feuer verbrennt, um dann wieder aus der Asche zu erstehen. Phönix wurde zum
Symbol einer ewigen Wiedergeburt.
5.1.1.4.2. Teiläquivalenz
Die schnelle Kathrin/Katharina haben
217
(veraltet)
Tschechisch: Mít Kateřinu
218
Bedeutung: ‚einen Durchfall haben’
Der Name Katharina ist in dieser Wendung eine scherzhafte Umgestaltung des Wortes
Katarrh, es handelt sich um einen schnellen Stuhlgang, verursacht durch den Magen-
und Darmkatarrh.
Seit Olims Zeiten
219
(veraltend)
216
Čermák, 1983, S. 101.
217
Duden, S. 375.
218
Zaorálek, 2000. S. 651.
90
Tschechisch: Od časů Marie Teremtete
220
Bedeutung: ‚seit sehr langer Zeit’
‚Olim’ ist ein lateinisches Wort für ‚einst’, in dieser Wendung benutzt man dieses
Wort scherzhaft als einen Eigennamen, es handelt sich also um keinen wirklichen
Namen.
Blöd wie Oskar sein
221
(scherzh., abwertend)
Tschechisch: Blbej jako motyka
222
Bedeutung: ‚überhaupt nichts können’
Frech wie Oskar sein
223
(ugs.)
Tschechisch: Být drzý jako opice
224
Bedeutung: ‚sehr frech sein’
Die Herkunft dieser Wendung ist unklar. Es gibt aber zwei mögliche Erklärungen. Mit
‚Oskar’ kann wirklich ein Vorname einer bestimmten Person gemeint werden. Die
zweite Möglichkeit stellt die Entstellung des hebräischen Wortes ‚ossoker’ dar. Mit
dem Wort ‚ossoker’ bezeichnet man eine freche Person.
219
Duden, S. 530.
220
Zaorálek, 2000, S. 574.
221
Čermák, 1983, S. 210.
222
Čermák, 1983, S. 210.
223
Duden, S. 532.
224
Čermák, 1983, S. 422.
91
Der reinste Othello sein
225
(scherzh.; bildungsspr.)
Tschechisch: Být žárlivý jako Othello
226
Bedeutung: ‚sehr eifersüchtig sein’
Othello war die Hauptgestallt des gleichnamigen Spieles von W. Shakespeare aus dem
Jahre 1603. Er war sehr eifersüchtig. Aus der Eifersucht hat er auch seine Frau
Desdemona erwürdigt, obwohl sie ihm treu war.
Bei jemandem war (schon) der Sandmann
227
(fam.)
Tschechisch: Někoho už navštívil skřítek Uspáváček
228
Bedeutung: ‚jemand schläft’
Sandmann ist ein Männchen, der den Kindern den Sand in Augen streut, um sie müde
zu machen.
5.1.1.4.3. Rein semantische Äquivalenz
Montezumas Rache
229
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Dostat rychlou chůzi
230
Bedeutung: ‚Durchfall haben’
225
Duden, S. 532.
226
Čermák, 1983, S. 244.
227
Duden, S. 606.
228
Zaorálek, 2000, S. 405.
229
Duden, S. 493.
230
Zaorálek, 2000, S. 651.
92
Diese Wendung bezieht sich auf Montezuma II. Es war ein aztekischer Herrscher, den
der spanische Eroberer Cortés gefangengenommen hat. Montezuma ist in dieser
Gefangenschaft gestorben.
Zu Olims Zeiten
231
(veraltend)
Tschechisch: Za krále Holce
232
Bedeutung: ‚sehr lange her’
‚Olim’ ist ein lateinisches Wort für ‚einst’, in dieser Wendung benutzt man dieses
Wort scherzhaft als einen Eigennamen, es handelt sich also um keinen wirklichen
Namen.
5.1.1.4.4. Nulläquivalenz
Keinen Ton, nicht mal Anton
233
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Nechci nic slyšet
Bedeutung: ‚ich will keinen Laut hören’
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich. Der Name Anton wird wegen seiner
Ähnlichkeit mit dem Wort Ton verwendet.
Alles Scheiße, deine Emma
234
(derb)
Tschechisch: Nic nemá smysl
231
Duden, S. 530.
232
Zaorálek, 2000, S. 574.
233
Duden, S. 46.
234
Duden, S. 176.
93
Bedeutung: ‚alles ist unerfreulich, unangenehm’
Diese Wendung ist nach der üblichen Grußformel in den Briefen entstanden: „Alles
Liebe, deine …“.
Seinen Friedrich Wilhelm unter etwas setzen
235
(ugs.)
Tschechisch: Podepsat se
Bedeutung: ‚etwas unterschreiben’
Mit dem Namen ‚Friedrich Wilhelm‘ werden die preußischen Könige gemeint.
Einen Charlottenburger machen (berlin.)
236
Tschechisch: Chrchlat
Bedeutung: ‚sich die Nase zwischen Daumen und Zeigefinger ohne Taschentuch
putzen‘
Die Herkunft dieser Wendung ist wahrscheinlich lautmahlerisch.
Otto Normalverbraucher
237
(ugs.)
Tschechisch: Průměrný člověk
235
Duden, S. 805.
236
Duden, S. 139.
237
Duden, S. 532.
94
Bedeutung: ‚ein Durchschnittsmensch, normaler Konsument’
Diese Bezeichnung stammt aus dem Film ‚Berliner Ballade’ aus dem Jahre 1948. Otto
war die Hauptperson dieses Films.
Von wegen (Otto)!
238
(ugs.)
Tschechisch: Tak to vůbec není!
Bedeutung: ‚das ist überhaupt nicht so!’
Sieh da, sieh da, Timotheus!
239
(scherzh.)
Tschechisch: Podívej se!
Bedeutung: ‚schau an!’
Dieser Ausdruck stammt aus der Ballade ‚Die Kraniche des Ibykus‘ von Friedrich
Schiller.
Den heiligen Ulrich anrufen
240
(ugs.; verhüll.)
Tschechisch: Zvracet
Bedeutung: ‚sich übergeben’
Der Name ‚Ulrich‘ dient in dieser Wendung als eine lautmalerische Wiedergabe des
Geräuschs, das man beim Erbrechen ausgibt.
238
Duden, S. 533.
239
Duden, S. 724.
240
Duden, S. 746.
95
5.1.2. Familiennamen
5.1.2.1.
Volläquivalenz
Das Ei des Kolumbus
241
(bildungsspr.)
Tschechisch: Kolumbovo vejce
242
Bedeutung: ‚eine überraschend einfache Lösung’
Es handelt sich um eine ältere Anekdote, die später auf Kolumbus übertragen wurde.
In dieser Anekdote sagt man, dass die schwierigen Probleme manchmal sehr einfach
gelöst werden können. Das wird auf dem Beispiel des Eis gezeigt, das man zum
Stehen bringen muss. Die einfache Lösung ist, das Ei an der Spitze ein bisschen
einzudrücken.
Seine Pappenheimer kennen
243
(ugs.)
Tschechisch: Znát své Pappenheimské
244
Bedeutung: ‚bestimmte Menschen gut kennen, auch mit ihren Schwächen, man weiß,
was man von ihnen erwarten kann’
Dieser Ausdruck stammt aus dem Drama ‚Wallensteins Tod’ von Friedrich Schiller.
Wallenstein sagt dort zu einer Delegation des Pappenheimer Regiments: ‚Daran
erkenn’ ich meine Pappenheimer’. Er will mit diesen Worten seine Anerkennung
ausdrücken.
241
Duden, S. 396.
242
Čermák, 1988, S. 367.
243
Duden, S. 535.
244
Krátký, 1991, 162.
96
Potemkinsche Dörfer
245
Tschechisch: Potěmkinské/Potěmkinovské vesnice
246
Bedeutung: ‚Täuschungen, Trugbilder’
Diese Wendung erinnert an den russischen Feldherrn und Staatsmann Potemkin. Es
wird erzählt, dass er der Zarin Katharina II, bei ihrem Krimbesuch, nur als Fassaden
aufgebaute Dörfer gezeigt hat. Er wollte so vortäuschen, dass in dem Land Wohlstand
herrscht und dass er bei der Kolonisierung sehr erfolgreich ist.
5.1.2.2.
Teiläquivalenz
Wie Rotschild sein Hund
247
(ugs.)
Tschechisch: Být bohatý jako Rotschild
248
Bedeutung: ‚in großem Luxus leben’
Diese Wendung bezieht sich auf den Reichtum der Bankierfamilie Rotschild.
5.1.2.3.
Rein semantische Äquivalenz
Erschossen sein wie Robert Blum
249
(ugs.)
Tschechisch: Zmořený jako koza
250
245
Duden, S. 555.
246
Čermák, S. 369.
247
Duden, S. 591.
248
Čermák, 1983, S. 175.
249
Duden, S. 587.
250
Zaorálek, 2000. S. 683.
97
Bedeutung: ‚völlig erschöpft sein’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Jahr 1848 in Wien. In diesem Jahr verliefen in
Wien die sg. Barrikadenkämpfe, bei denen der Leipziger Verlagsbuchhändler Robert
Blum erschossen wurde, obwohl er zu den Aufständischen nicht gehörte.
Keine Feier ohne Meier
251
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Tlačí se plnými dveřmi
252
Bedeutung: ‚es wird über jemandem gesagt, der an allen gesellschaftlichen Ereignissen
teilnimmt und aufdringlich ist’
Mensch Meier
253
(ugs.)
Tschechisch: Svatý Diviši
254
Bedeutung: ‚Ausruf des Erstaunens’
Zu Tante Meier gehen
255
(ugs.; verhüll.)
Tschechisch: Jít na Olymp
256
Bedeutung: ‚Zur Toilette gehen’
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich.
251
Duden, S. 483.
252
Zaorálek, 2000, S. 577.
253
Duden, S. 483.
254
Zaorálek, 2000, S. 682.
255
Duden, S. 483.
256
Zaorálek, 2000, S. 236.
98
Lieschen Müller
257
(ugs.)
Tschechisch: Takových šedesát do kopy/dvanáct do tuctu
258
Bedeutung: ‚ein Durchschnittsmensch’
So (et)was lebt, und Schiller musste sterben
259
(ugs.)
Tschechisch: Taková onuce
260
Bedeutung: ‚ein Ausdruck der Verachtung’
Dieser Ausdruck erinnert an den großen deutschen Schriftsteller Friedrich Schiller, bei
dem Schade war, dass er jung gestorben ist.
5.1.2.4.
Nulläquivalenz
Das kannst du halten wie der Pfarrer Assmann/wie der Pfarrer Nolte
261
(ugs.)
Tschechisch: Můžeš to udělat jak chceš
Bedeutung: ‚das kannst du machen, wie du willst’
Nach Adam Riese
262
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Správně spočteno
257
Duden, S. 457.
258
Bečka, 1977, S. 389.
259
Duden, S. 620.
260
Bečka, 1977, S. 391.
261
Duden, S. 543.
262
Duden, S. 27.
99
Bedeutung: ‚richtig gerechnet’
Adam Riese (oder Ries, 1492 - 1559) war der deutsche Rechenmeister. Durch sein
deutsches Rechenbuch (eins der ersten) wurde er allgemein bekannt.
Das ist eine Idee von Schiller
263
(ugs.)
Tschechisch: To je dobrý nápad (Übersetzung: ‚To je nápad hodný Schillera‘)
Bedeutung: ‚das ist eine gute Idee’
Dieser Ausdruck spielt auf den Ideenbegriff von Friedrich Schiller an.
5.2.
Länder- und Völkernamen
5.2.1. Adjektivische Derivate
5.2.1.1.
Volläquivalenz
Ägyptische Plage
264
(bildungsspr., veraltet)
Tschechisch: Egyptská rána/Deset ran egyptských
265
Bedeutung: ‚ein großes Unglück, dem eine Serie von solchen Plagen folgt’
Diese Wendung ist von biblischer Herkunft. Durch 10 Plagen hat der Gott den Pharao
gezwungen die Juden aus der Gefangenschaft zu entlassen.
263
Duden, S. 620.
264
Čermák, 1988, S. 283.
265
Čermák, 1988, S. 283.
100
Englische Woche
266
(bes. Fussball)
Tschechisch: Anglický týden
267
Es handelt sich um eine Redewendung, die im Fußball benutzt wird. Die englische
Woche stellt den Zeitraum von einer Woche oder acht Tagen dar, in dem eine
Mannschaft drei Spiele spielen und gewinnen muss.
Für jemanden ein spanisches Dorf sein
268
(ugs.)
Tschechisch: Být pro někoho španělská vesnice
269
Bedeutung: ‚für jemanden unverständlich sein’
Bei dieser Wendung handelt es sich um eine Abwandlung des Ausdrucks für jemanden
ein böhmisches Dorf sein. Beide Wendungen haben dieselbe Bedeutung und zwar
‚fremdartig, seltsam‘.
Der Ursprung dieser Wendung bezieht sich wahrscheinlich auf Karl V. Es war
ein Spanier, der die deutsche Kaiserkrone trug. Die Deutschen lernten dadurch
spanische Mode, spanische Sitten und Bräuche kennen, die für sie fremdartig und
seltsam waren.
Spanische Wand
270
Tschechisch: Španělská stěna
266
Duden, S. 179.
267
http://www.oik.cz/view.php?cisloclanku=2004060101
268
Duden, S. 670.
269
Schönová, 1975, S. 847.
270
Duden, S. 670.
101
Bedeutung: ‚Wandschirm’
Die Herkunft dieses Ausdrucks ist unklar.
Spanische Reiter
271
Tschechisch: Španělský jezdec
272
Bedeutung: ‚Absperrung mit Stacheldraht’
Die Herkunft dieses Ausdrucks ist unklar.
5.2.1.2.
Teiläquivalenz
Ägyptische Finsternis
273
(ugs.)
Tschechisch: Tma tmoucí
274
Bedeutung: ‚tiefste Finsternis’
Diese Wendung stammt aus der Bibel, aus dem Alten Testament. Es wird dort gesagt:
„Da wird eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage, daß niemand den
andern sah.“ Diese Finsternis war eine der zehn ägyptischen Plagen.
Jemandem/für jemanden böhmische Dörfer/ein böhmisches Dorf sein
275
(ugs.)
Tschechisch: Být pro někoho španělská vesnice
276
271
Duden, S. 670.
272
http://cs.wikipedia.org/wiki/%C5%A0pan%C4%9Blsk%C3%BD_jezdec
273
Duden, S. 30.
274
Čermák, 1988, S. 348.
275
Duden, S. 123.
276
Schönová, 1975, S. 847.
102
Bedeutung: ‚für jemanden unverständlich sein’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die slawischen Namen der Dörfer in Böhmen. Die
Deutschen fanden diese Namen seltsam und unverständlich.
Ein Gedächtnis wie ein (indischer) Elefant haben
277
(neutr.)
Tschechisch: Mít paměť jako slon
278
Bedeutung: ‚ein gutes Gedächtnis haben’
Man denkt, dass sich ein Elefant sehr lange merkt, wer ihm etwas Schlechtes angetan
hat.
Sich (auf) französisch/englisch empfehlen/verabschieden
279
(ugs.)
Tschechisch: Zmizet po anglicku
280
Bedeutung: ‚heimlich aus einer Gesellschaft weggehen’
Es ist unhöflich heimlich wegzugehen, darum schiebt man diese Untugend den
Fremden zu, meistens den Nachbarvölkern.
Polnische Wirtschaft
281
(ugs.; abwertend)
Tschechisch: Turecké hospodářství
282
277
Duden, S. 361.
278
Zaorálek, 2000, S. 215.
279
Duden, S. 217.
280
Schönová, 1975, S. 966.
281
Duden, S. 553.
282
Čermák, 1988, S. 100.
103
Bedeutung: ‚schlechte, chaotische und ungeordnete Wirtschaft’
Dieser Ausdruck widerspiegelt ein altes Vorurteil. Nach diesem Vorurteil denkt man,
das die Polen in Unordnung leben und nachlässig sind.
Hinter schwedischen Gardinen
283
(ugs.)
Tschechisch: Za katrem
284
Bedeutung: ‚im Gefängnis’
Das Wort ‚Gardinen‘ bedeutet hier die eisernen Stangen, die das Gefängnisfenster
vergittern. Das Wort ‚schwedisch‘ verweist auf den schwedischen Stahl, der für einen
besonders haltbaren Stahl gilt.
Hier stinkt es wie im sibirischen Männerpuff
285
(abwertend)
Tschechisch: Je tu smradu jako v Cařihradu
286
Bedeutung: ‚schrecklich stinken’
Dieser Ausdruck hat sich ursprünglich auf das wirkliche Konstantinopel bezogen.
Konstantinopel hat nämlich – wie auch andere Hafenstädte – schrecklich gestunken.
5.2.1.3.
Nulläquivalenz
283
Duden, S. 647.
284
Zaorálek, 2000, S. 687.
285
Čermák, 1983, S. 60
286
Čermák, 1983, S. 60.
104
Jemandem böhmisch vorkommen
287
(ugs.)
Tschechisch: Připadat někomu zvláštní
Bedeutung: ‚jemandem seltsam vorkommen’
Diese Wendung hängt mit der tschechischen Sprache zusammen, die für die
Deutschen unverständlich ist.
Nicht die feine englische Art sein
288
Tschechisch: Nebýt čestný
Bedeutung: ‚nicht ehrenhaft sein’
Schief ist englisch (und englisch ist modern!)
289
(ugs.)
Tschechisch: Komentář, když je něco nakřivo
Bedeutung: ‚Kommentar, wenn etwas schief hängt, sitzt …’
In dieser Wendung weist man wahrscheinlich auf die alte englische Gewohnheit hin,
die empfiehlt die Mütze oder den Hut schief auf dem Kopf zu tragen.
Nachtragend sein wie ein indischer Elefant
290
Tschechisch: Neumět odpouštět
Bedeutung: ‚sehr nachtragend sein’
287
Duden, S. 123.
288
Duden, S. 179.
289
Duden, S. 179.
290
Duden, S. 361.
105
Man denkt, dass sich ein Elefant sehr lange merkt, wer ihm etwas Schlechtes angetan
hat.
Spanisches Rohr
291
(veraltend)
Tschechisch: Vycházková hůl
Bedeutung: ‚Rohrstock’
Früher wurden Rohrstöcke und Spazierstöcke aus einer spanischen Rohrart hergestellt
und darauf bezieht sich dieser Ausdruck.
5.2.2. Substantivische Formen
5.2.2.1.
Volläquivalenz
Leben wie Gott in Frankreich
292
(ugs.; scherzh.)
Tschechisch: Žít si jako pánbůh ve Frankrajchu
293
Bedeutung: ‚sehr gut leben’
Bei dieser Wendung ist die Herkunft unsicher. Man vermutet, dass sie kurz nach der
französischen Revolution entstanden ist, “als in Frankreich für einige Zeit der ‚Kult
291
Duden, S. 670.
292
Duden, S. 217.
293
Čermák, S. 251.
106
der Vernunft‘ an die Stelle des Christentums gesetzt wurde. Der Gott des Christentums
hatte damals sozusagen keine Arbeit mehr und konnte es sich bequem machen“
294
. Es
ist also möglich, dass die Wendung aus diesen Gründen in dem Volksmund entstanden
ist. Es gibt aber noch eine andere Erklärung dieser Redewendung. Mit Gott kann
nämlich auch die französische Geistlichkeit gemeint werden, der es materiell ziemlich
gut ging.
5.2.2.2.
Teiläquivalenz
Etwas ist faul im Staate Dänemark
295
Tschechisch: Je něco shnilého ve státě dánském
296
Bedeutung: ‚da stimmt etwas nicht’
Dieser Ausdruck stammt aus ‚Hamlet‘ von Shakespeare.
Saufen/trinken wie ein alter Schwede
297
(abwertend)
Tschechisch: Pít jako Dán
298
Bedeutung: ‚sehr viel Alkohol trinken’
Alter Schwede
299
(ugs.)
Tschechisch: Stará vojno
300
294
Duden, S. 440.
295
Duden, S. 144.
296
Schönová, 1975, S. 674.
297
Čermák, 1983, S. 77.
298
Čermák, 1983, S. 77.
299
Duden, S. 647.
300
Zaorálek, 2000, S. 393.
107
Bedeutung: ‚freundliche Anrede’
Der Ursprung dieser Wendung ist nicht ganz klar. Es wird angenommen, dass sie nach
dem Dreißigjährigen Krieg entstanden ist. Damals hat der Große Kurfürst altgediente
schwedische Soldaten als Ausbilder für das preußische Heer angeworben. Sie wurden
wahrscheinlich sehr populär und diese Anrede wurde allgemein verwendet.
Stolz wie ein Spanier sein
301
Tschechisch: Být pyšný jako páv
302
Bedeutung: ‚sehr stolz sein’
Ein altes Vorurteil über Spanier sagt, dass die spanischen Männer sehr stolz und
hochmütig sind.
5.2.2.3.
Rein semantische Äquivalenz
Da ist Holland in Not/in Nöten
303
(ugs.; veraltend)
Tschechisch: Neví kudy z konopí ven
304
Bedeutung: ‚da ist man ratlos’
301
Duden, S. 670.
302
Čermák, 1983, S. 445.
303
Duden, S. 346.
304
Bečka, 1977, S. 372.
108
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich. Wahrscheinlich bezieht sich dieser
Phraseologismus auf die schlechte Situation, in der sich die Niederländer während des
zweiten Eroberungskrieges Ludwigs XIV (der sg. Holländische Krieg) befunden.
Jemandem einen Russen aufbinden
305
(ugs.)
Tschechisch: Věšet někomu bulíky na nos
306
Bedeutung: ‚jemanden belügen’
Bei dieser Wendung handelt es sich um eine Abwandlung der Redewendung
jemandem einen Bären aufbinden. Statt Bär sagt man Russe, weil Bär ein Symbol für
Russland ist.
Einen Türken bauen
307
(ugs.)
Tschechisch: Hrát si s někým na slepou bábu
308
Bedeutung: ‚etwas vorspiegeln’
Man hat viele Theorien aufgebaut um diese Wendung zu erklären, aber doch ist ihre
Herkunft nicht klar. Eine der möglichen Erklärungen ist, dass dieser Ausdruck aus der
Soldatensprache stammt. Man denkt, das mit dem Wort ‚Türke‘ eine eingedrillte
Gefechtsübung gegen einen angenommenen Feind bezeichnet wurde.
5.2.2.4.
Nulläquivalenz
305
Duden, S. 597
306
Čermák, 1994, S. 543.
307
Duden, S. 742.
308
Čermák, 1994, S. 512.
109
Sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens (zurück)sehnen
309
Tschechisch: Stesk po starých dobrých časech
Bedeutung: ‚sich nach den guten alten Zeiten sehnen’
Dieser Ausdruck stammt aus der Bibel. Es handelt sich um die biblische Geschichte
über den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.
Noch ist Polen nicht verloren
310
Tschechisch: Ještě není vše ztraceno
Bedeutung: ‚es ist noch nicht alles verloren’
Diese Worte stammen aus dem Dombrowski-Marsch, den der polnische Dichter
Joseph Wybicki im Jahre 1797 geschrieben hat. Es wird erzählt, dass so die Polen im
Jahre 1794 ihrem Führer Thaddäus Kościuszko geantwortet haben, als er nach einer
verlorenen Schlacht das Ende Polens verkündete.
So schnell schießen die Preußen nicht
311
(ugs.)
Tschechisch: Tak rychle to nejde
Bedeutung: ‚so schnell geht das nicht’
309
Duden, S. 30.
310
Duden, S. 553.
311
Duden, S. 556.
110
Es ist nicht deutlich, worauf sich dieser Ausdruck bezieht. Es ist möglich, dass die
Wendung mit der Einführung des Zündnadelgewehrs in der preußischen Armee
zusammenhängt. Diese Gewehre haben schneller geschossen als die bisherigen.
5.3.
Ortsnamen
5.3.1. Volläquivalenz
Ein Nürnberger Trichter
312
(scherzh.; veralt.; bildungsspr.)
Tschechisch: Norimberský trychtýř
313
Bedeutung: ‚es handelt sich um einen märchenhaften Trichter, mit dessen Hilfe man
sich alles Wissen aneignen kann’
Der Ursprung dieser Wendung ist nicht ganz deutlich. Es wird angenommen, dass
diese Wendung mit dem Nürnberger Dichter Harsdörfer zusammenhängt. Dieser
Dichter veröffentlichte im Jahre 1647 ein Lehrbuch der Dichtkunst unter dem Namen
‚Poetischer Trichter‘. Wahrscheinlich entstand aus diesem ‚Poetischen Trichter‘ aus
Nürnberg ein ‚Nürnberger Trichter‘.
Hic Rhodos, hic salta!
314
(geh.)
Tschechisch: Hic Rhodos, hic salta!/Teď se ukaž!
Bedeutung: ‚hier musst du dich entscheiden’
312
Duden, S. 522.
313
Čermák, 1988, S. 350.
314
Duden, S. 334.
111
Diese Wendung ist ein Zitat aus einer Fabel von Äsop. Die Hauptgestallt war ein
Prahler, der erzählte, dass er einmal in Rhodos einen sehr weiten Sprung gemacht hat.
Man sagt ihm: ‚Hic Rhodos, hic salta! – Hier ist Rhodos, hier springe!‘, er soll
beweisen, wie er springen kann.
In Rom gewesen sein und den Papst nicht gesehen haben
315
Tschechisch: Být v Římě a nevidět papeže
316
Bedeutung: ‚das Wichtigste nicht gesehen haben’
Rom ist (auch) nicht an einem Tag erbaut worden
317
Tschechisch: Řím také nepostavili za den
318
Bedeutung: ‚größere Aufgaben brauchen Zeit zum Verwirklichen’
Alle/viele Wege führen nach Rom
319
(bildungsspr.)
Tschechisch: Všechny cesty vedou do Říma
320
Bedeutung: ‚es bestehen mehrere Lösungen des Problems, es bestehen mehrere
Möglichkeiten, um das Ziel zu erreichen’
Es ist nicht deutlich, worauf sich diese Wendung bezieht. Es kann angenommen
werden, dass der Ausdruck damit zusammenhängt, dass Rom der (geistige)
Mittelpunkt der Welt war.
315
Duden, S. 589.
316
Schönová, 1975, S. 500.
317
Duden, S. 589.
318
Zorálek, 2000, S. 202.
319
Duden, S. 589.
320
Zaorálek, 2000, S. 202.
112
5.3.2. Teiläquivalenz
Alle Wohlgerüche Arabiens
321
(scherzh.)
Tschechisch: Vůně jako v apatyce
322
(wohlwoll.)
Bedeutung: ‚viele angenehme und starke Duften’
Es handelt sich um ein Zitat aus dem Werk ‚Macbeth‘ von Shakespeare.
Eulen nach Athen tragen
323
Tschechisch: Nosit dříví do lesa
324
Bedeutung: ‚etwas Überflüssiges machen’
Der Ursprung dieser Wendung ist lateinisch. Früher befand sich rund um Athen herum
und in der Stadt eine groβe Menge von Eulen. Die Eule war für die alten Griechen ein
Symbol der Weisheit und Attribut der Göttin Athena, die die Göttin der Weisheit und
die Schutzgöttin Athens war.
Babylonische Sprachverwirrung/babylonisches Sprachgewirr
325
(bildungsspr.)
Tschechisch: Hotový/učiněný/úplný Babylón
326
(abwertend)
321
Duden, S. 48.
322
Čermák, 1983, S. 34.
323
Duden, S. 56.
324
Čermák, 1994, S. 169.
325
Duden, S. 78.
326
Čermák, 1988, S. 31.
113
Bedeutung: ‚ein Platz, wo eine groβe Menge von Sprachen gesprochen wird, wo
Chaos herrscht’
Es handelt sich um eine Wendung aus der Bibel, als nach der Zerstörung des Turmes
von Babel die Sprachen der Menschen verwirrt waren.
Ausgehen wie das Hornberger Schießen
327
(ugs.)
Tschechisch: Dopadnout jako sedláci u Chlumce
328
Bedeutung: ‚ohne ein Ergebnis enden’
Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich, aber es gibt einige Geschichten, die
entstanden sind, wenn man versucht hat, den Ursprung dieser Redensart zu erklären.
Das Wörterbuch Duden führt eine von diesen Geschichten an: „Als die Einwohner des
Schwarzwaldortes Hornberg vor Jahrhunderten einmal fürstlichen Besuch erwarteten,
da probten sie das Böllerschießen so lange, bis ihnen das Pulver ausging. Um den
Landesherrn nicht ohne Begrüßungssalut einziehen zu lassen, versuchten einige
Hornberger die Böllerschüsse durch lautes Brüllen nachzuahmen.
Das tschechische Äquivalent dieser Wendung hängt mit dem größten
tschechischen Aufstand der Bauern gegen Herrendienst zusammen. Dieser Aufstand
wurde im Jahre 1775 bei Chlumec niedergeschlagen.
5.3.3. Rein semantische Äquivalenz
Sein Damaskus erleben/seinen Tag von Damaskus erleben
329
Tschechisch: Obléci nového člověka
330
327
Duden, S. 351.
328
Čermák, S. 312.
329
Duden, S. 142.
114
Bedeutung: ‚ein ganz anderer Mensch werden’
Diese Wendung bezieht sich auf die Bibel. Es wird hier berichtet, wie aus Saulus auf
seiner Reise nach Damaskus Paulus geworden ist.
Einen Gang nach Kanossa machen
331
(geh.)
Tschechisch: Přijít s prosíkem
332
Bedeutung: ‚erniedrigend bitten’
In diesem Ausdruck wird an den Bußgang des deutschen Kaisers Heinrich IV. zu
Papst Gregor VI erinnert. Der Papst hatte damals seine Residenz in der
norditalienischen Burg Canossa.
Bei Philippi sehen wir uns wieder!
333
(geh.)
Tschechisch: Však my se ještě sejdeme!
Bedeutung: ‚ich werde mich rächen’
Dieser Ausdruck stammt aus dem Werk von Shakespeare ‚Julius Caesar’. Dort sagt
der Geist von Caesar zu Brutus, dass sie einander bei Philippi noch wiedersehen. Bei
Philippi wurde dann Brutus niedergeschlagen und getötet, so wurde die Ermordung
Caesars gerächt.
330
Zaorálek, 2000, S. 37.
331
Duden, S. 371.
332
Čermák, 1994, S. 719.
333
Duden, S. 548.
115
Zustände wie im alten Rom
334
(ugs.)
Tschechisch: To je jako za Hitlera
335
(abwertend)
Bedeutung: ‚überholte, verbesserungsbedürftige Zustände’
5.3.4. Nulläquivalenz
Ob/wenn in China/Peking ein Fahrrad/Sack Reis umfällt
336
Tschechisch: Když se stane něco nepodstatného
Bedeutung: ‚wenn etwas ganz Unwichtiges geschieht’
China ist sehr weit weg, es kann den Menschen also nicht berühren, wenn dort etwas
Unwichtiges passiert.
Ab nach Kassel!
337
(ugs.)
Tschechisch: Rychle vpřed!
Bedeutung: ‚schnell fort’
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Zwangsrekrutierungen in Hessen im achtzehnten
Jahrhundert. Es ging um Rekrutierungen für die englische Krone während des
Unabhängigkeitskrieges der englischen Kolonien in Nordamerika. Kassel was damals
die Sammelstelle der Rekruten.
334
Duden, S. 589.
335
Čermák, 1983, S. 300.
336
Duden, S. 139.
337
Duden, S. 19.
116
Fern von Madrid
338
Tschechisch: Daleko od skutečného dění (Übersetzung: ‚daleko od Madridu‘)
Bedeutung: ‚weit vom eigentlichen Geschehen’
Diese Wendung verwendet Friedrich Schiller in seinem Werk ‚Don Carlos‘. Der
König verbietet hier der Marquisin von Mondekar für zehn Jahre den Aufenthalt auf
dem Hof.
5.4.
Flussnamen
5.4.1. Volläquivalenz
Den Rubikon überschreiten
339
(bildungsspr.)
Tschechisch: Překročit Rubikon
340
Bedeutung: ‚einen entscheidenden Schritt machen’
Diese Redewendung hängt mit Julius Caesar zusammen. Caesar hat sich entscheiden,
mit seinem Heer den Rubikon zu überschreiten. So hat er im Jahre 49 v. Ch. einen
Bürgerkrieg in Rom ausgelöst, was ihn an die Macht brachte.
5.4.2. Teiläquivalenz
Mit Alsterwasser getauft sein
341
(ugs.)
Tschechisch: Být křtěný Alsterou
342
338
Duden, S. 471.
339
Duden, S. 591.
340
Čermák, 1994, S. 546.
341
Duden, S. 33.
117
Bedeutung: ‚ein geborener Hamburger sein’
Diese Wendung verwendet man nach dem Hamburger Fluss Alster.
Mit Spreewasser getauft sein
343
(ugs.)
Tschechisch: Být křtěný Sprévou
344
Bedeutung: ‚ein geborener Berliner sein’
Diese Wendung verwendet man nach dem Berliner Fluss Spree.
Über den Jordan gehen
345
(verhüll.)
Tschechisch: Přejít na druhý břeh
346
Bedeutung: ‚sterben, kaputt werden (von Sachen)’
Diese Wendung hängt mit dem Übergang der Israeliten über den Fluss Jordan
zusammen. Sie
gingen nach das Gelobte Land, dieses Land wird hier mit dem
Himmelsreich verglichen. Durch diesen Vergleich wird Jordan als Symbol des
Sterbens gesehen.
Da/bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein/die Elbe/die Spree hinunter
347
(ugs.)
Tschechisch: Do té doby uteče ještě hodně vody
348
342
Čermák, 1994, S. 275.
343
Duden, S. 716.
344
Čermák, 1994, S. 275.
345
Duden, S. 365.
346
Čermák, 1994, S. 311.
347
Duden, S. 342.
118
Bedeutung: ‚das wird noch lange dauern’
Zusammenfassung
In meiner Arbeit habe ich mir nicht das Ziel gesetzt, die ganzen phraseologischen Systeme
des Deutschen und des Tschechischen zu vergleichen, sondern nur einen Teil der Systeme.
Die ganze Diplomarbeit wird in zwei Teile gegliedert. In dem ersten Teil beschäftige
ich mich mit der Theorie der Phraseologie an Hand von Fachliteratur vor allem von Wolfgang
Fleischer und Harald Burger. In diesem Teil befinden sich Kapitel wie Die Geschichte der
Phraseologie und Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften. Wichtig
sind aber vor allem die nächsten Kapitel Merkmale der Phraseologismen und Klassifizierung
der Phraseologismen. In dem Kapitel über die Merkmale werden die Eigenschaften von
Phraseologismen, wie die Polylexikalität, Idiomatizität, Stabilität und Lexikalisierung
beschrieben. Die Klassifizierung von Phraseologismen ist in dem theoretischen Teil am
wichtigsten und umfangreichsten. Bei der Klassifizierung richte ich mich nach den Kriterien
von Harald Burger. Zu dem theoretischen Teil gehören noch einige kleinere ergänzende
Kapitel wie Innere Struktur von Phraseologismen und Stilistische und kommunikativ-
348
Zaorálek, 2000, S. 391.
119
pragmatische Aspekte der Phraseologie. Das abschließende Kapitel stellt der Abschnitt über
die Eigennamen dar.
In dem zweiten Teil beschäftige ich mich mit den konkreten Beispielen. Dieser Teil ist
den
Phraseologismen
gewidmet,
die
einen
Eigennamen
enthalten.
Das
Untersuchungsmaterial, aus dem ich geschöpft habe, bilden verschiedene Wörterbücher, es
handelt sich vor allem um Duden 11 (Redewendungen) und die tschechischen Wörterbücher
Slovník české frazeologie a idiomatiky von František Čermák und Lidová rčení von Jaroslav
Zaorálek, aber auch andere Bücher waren mir bei dieser Aufgabe hilfreich.
In meiner Arbeit wollte ich die Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten
klassifizieren. Ich habe die deutschen Idiome gesammelt und nach ihren tschechischen
Äquivalenten gesucht, wobei ich den Grad der Äquivalenz angeführt habe. Weiter steht bei
jedem Phraseologismus eine Erklärung seiner Bedeutung und Herkunft.
Insgesamt habe ich 163 Phraseologismen gefunden, deren Bestandteil die Eigennamen
bilden. Die umfangreichste Gruppe bilden die Phraseologismen mit Personennamen. Ihre
Anzahl ist 114. Bei dieser Gruppe unterscheidet man die Vornamen und Familiennamen. Die
Vornamen, die mit der Anzahl 101 die größte Untergruppe bilden, kann man noch in weitere
Kategorien teilen, die auch ziemlich umfassend sind. Es geht um volkstümliche Namen,
biblische Namen und antike Namen. Die biblischen und volkstümlichen Namen sind am
meisten vertreten. Ich habe 30 biblischen und 31 volkstümlichen Namen gefunden. Die
deutschen Phraseologismen mit volkstümlichen Namen weisen meistens mit den
tschechischen Phraseologismen die rein semantische Äquivalenz (41,9%) und die
Nulläquivalenz (41,9%) auf. Die Phraseologismen mit biblischen Namen weisen dagegen oft
die Volläquivalenz (43,3%) auf. Die Bibel war nämlich für beide Kulturen (die deutsche und
die tschechische) sehr wichtig und einflussreich.
Die zweitgrößte Gruppe bilden die Phraseologismen, die die Länder- und
Völkernamen enthalten, ihre Anzahl ist 28. Diese Gruppe kann wieder zweigeteilt werden, in
adjektivische Derivate und substantivische Formen. Die Untergruppe der adjektivischen
Derivate ist größer, sie enthält 17 Phraseologismen und weist meistens (41,2%) die
Teiläquivalenz auf. Die substantivischen Formen sind meistens auch teiläquivalent (36,4%).
Die Ortsnamen stellen die dritte Gruppe dar, in die 16 Phraseologismen eingereiht
werden. Die Wendungen sind nach der Äquivalenz in fast gleiche Gruppen eingeteilt.
Zu der letzten und kleinsten Gruppe gehören die Flussnamen. Die Wendungen mit
Flussnamen sind ziemlich selten, ich habe nur 5 Phraseologismen gefunden. Vier von ihnen
weisen die Teiläquivalenz auf, es kann also gesagt werden, dass 80% teiläquivalent ist.
120
Im allgemeinen weisen die deutschen und tschechischen Phraseologismen mit
Eigennamen als Komponenten die Volläquivalenz auf. Mit 28,8% ist die Gruppe von
volläquivalenten Wendungen aber nicht merkbar größer als die anderen. Die übrigen
Phraseologismen sind fast gemäß nach der Art der Äquivalenz eingeteilt. 39 Wendungen kann
man als teiläquivalent (23,9%), 38 Wendungen als rein semantisch äquivalent (23,3%) und 39
als nulläquivalent (23,9%) bezeichnen.
Abkürzungen
berlin.
berlinisch
bes.
besonders
bildungsspr.
bildungssprachlich
dichter.
dichterisch
fam.
familiär
geh.
gehoben
neutr.
neutral
scherzh.
scherzhaft
ugs.
umgangssprachlich
veralt.
veraltend
verhüll.
verhüllend
wohlwoll.
wohlwollend
121
Literaturverzeichnis
Phraseologie
BURGER, Harald; BUHOFER, Annelies; SIALM, Ambros: Handbuch der Phraseologie.
Berlin: Walter de Gruyter & Co. 1982.
BURGER, Harald: Phraseologie, Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich
Schmidt Verlag. 1998.
FLEISCHER, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: VEB
Bibliographisches Institut Leipzig. 1982.
SCHEMANN, Hans: Deutsche Idiomatik, Die deutschen Redewendungen im Kontext.
Stuttgart: Ernst Klett Verlag für Wissen und Bildung. 1993.
122
Eigennamen
KOPEČNÝ, František: Průvodce našimy jmény. Praha: Academia. 1974.
KNAPPOVÁ, Miloslava: Jak se bude vaše dítě jmenovat. Praha: Academia. 1999.
NAUMANN, Horst: Vornamen heute, Fragen und Antworten zur Vornamengebung. Leipzig:
VEB Bibliographisches Institut Leipzig. 1986.
ŠMILAUER, Vladimír: Úvod do toponomastiky. Praha: Státní pedagogické nakladatelství.
1963.
Wörterbücher
BEČKA, V.: Slovník synonym a frazeologismů. Praha: Vydavatelství Novinář. 1977.
ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Přirovnání. Praha: Academia.
1983.
ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy neslovesné. Praha:
Academia. 1988.
ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy slovesné A-P. Praha:
Academia. 1994.
ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy slovesné R-Ž. Praha:
Academia. 1994.
123
Duden, Band 11: Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten: Wörterbuch der
deutschen Idiomatik. Dudenverlag. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 1992.
KRÁTKÝ, Josef: Jádro pudla, Malá encyklopedie nejfrekventovanějších rčenní, přísloví a
sentencí. Mladá Boleslav: Nakladatelství ŠEBEK & POSPÍŠIL. 1991.
ONDRČKOVÁ, Eva; HANNIG, Dieter: Nemecko/slovenský slovník frazeologizmov.
Bratislava: Slovenské pedagogické nakladateľstvo. 1988.
ŠVANRLÍK, Miloslav: Proč se to říká. Praha: Nakladaterlství Epocha. 2005.
ZAORÁLEK, Jaroslav: Lidová rčení. Praha: Nakladatelství Academia. 2000.
Web-Seiten
http://www.oik.cz/view.php?cisloclanku=2004060101 (10.11.2008)
http://cs.wikipedia.org/wiki/%C5%A0pan%C4%9Blsk%C3%BD_jezdec (10.11.2008)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname (10.10.2008)
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenname (25.11.2008)
http://cs.wikiquote.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A1_p%C5%99%C3%ADslov%C3%AD
(25.11.2008)
124
Anhang
Statistische Tabellen; Ergebnisse der Untersuchung
Eigennamen
Volläquivalenz
Teiläquivalenz
Rein
semantische
Äquivalenz
Nulläquivalenz
Anzahl der
Phraseologismen
1.Personennamen
35/30,7%
20/17,5%
31/27,2%
28/24,6%
114
2.Länder- und
Völkernamen
6/21,4%
11/39,3%
3/10,7%
8/28,6%
28
3.Ortsnamen
5/31,3%
4/25%
4/25%
3/18,8%
16
4.Flussnamen
1/20%
4/80%
0
0
5
Insgesamt
47/28,8%
39/23,9%
38/23,3%
39/23,9%
163
125
Personennamen
Volläquivalenz
Teiläquivalenz
Rein
semantische
Äquivalenz
Nulläquivalenz
Anzahl der
Phraseologismen
Vornamen
32/31,7%
19/18,8%
25/24,8%
25/24,8%
101
Familiennamen
3/23,1%
1/7,7%
6/46,2%
3/23,1%
13
Personennamen
insgesamt
35/30,7%
20/17,5%
31/27,2%
28/24,6%
114
Vornamen
Volläquivalenz
Teiläquivalenz
Rein
semantische
Äquivalenz
Nulläquivalenz
Anzahl der
Phraseologismen
Volkstümliche
Namen
1/3,2%
4/12,9%
13/41,9%
13/41,9%
31
Biblische Namen
13/43,3%
7/23,3%
7/23,3%
3/10%
30
Antike Namen
16/72,7%
2/9,1%
3/13,6%
1/4,5%
22
Restliche Namen
2/11,1%
6/33,3%
2/11,1%
8/44,4%
18
Vornamen
insgesamt
32/31,7%
19/18,8%
25/24,8%
25/24,8%
101
Länder- und
Völkernamen
Volläquivalenz
Teiläquivalenz
Rein
semantische
Äquivalenz
Nulläquivalenz
Anzahl der
Phraseologismen
Adjektivische
Derivate
5/29,4%
7/41,2%
0
5/29,4%
17
Substantivische
Formen
1/9,1%
4/36,4%
3/27,3%
3/27,3%
11
Länder- und
Völkernamen
insgesamt
6/21,4%
11/39,3%
3/10,7%
8/28,6%
28
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