Ministerium für hochbildung, wissenschaft und innovation der republik usbekistan



Yüklə 1,17 Mb.
Pdf görüntüsü
səhifə3/3
tarix18.12.2023
ölçüsü1,17 Mb.
#184373
1   2   3
Mirsaidova Dilorom23-01.Reinhar Lettau.

Zerstreutes Hinausschaun – Vom Schreiben über Vorgänge in direkter Nähe oder in der Entfernung

von Schreibtischen
(1980)
35 kurze, jedoch für Lettaus Verhältnisse lange, Kapitel, die Deutschland und die Probleme
betrachten, die durch Lettaus Teilnahme an einer Demonstration in Berlin und seine Ausweisung
verursacht wurden.
Der Irrgarten – Geschichten und Gespräche
(1980)

Der DDR-Verlag 
Reclam
/Leipzig hat eine Auswahl von Geschichten zusammengestellt mit einigen
ergänzenden Fußnoten.
Herr Strich schreitet zum Äußersten. Geschichten
(1982)

Die Titelgeschichte wurde erstmals in der 
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
am 
7. Februar
1952
veröffentlicht. Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in verschiedenen Zeitungen und
Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden.
Zur Frage der Himmelsrichtungen
(1988)

Was bedeutet Osten? Wo ist Westen? Wenn man in 
San Francisco
steht und auf den Ozean
hinausschaut, schaut man auf China und Russland – mit Sicherheit der Osten. Befindet man sich in 
Erfurt
, ist egal wohin man schaut – nach Norden, Süden, Osten oder Westen – überall Osten. 52
kurze Kapitel. In Erfurt wird dieses durch die Straßenschilder deutlich, dass alle Richtungen
dieselben sind.
Flucht vor Gästen
(1994)

Lettau beschreibt seine Rückkehr aus den USA nach Deutschland mit seiner dritten Frau, Dawn.
Fünf Kapitel unnummerierter Geschichten über schreckliche Gäste und die Rückkehr nach
Deutschland.
Waldstück im Ansturm



Dieses „Noyau“ (Kern) eines Buches, an dem Lettau zur Zeit seines Todes arbeitete und das er
vorläufig „Gramercy Park“ betitelte, wurde am 7. November 1995 in der 
Neuen Zürcher Zeitung
veröffentlicht. Lettau las 10 Seiten daraus für den 
NDR
 in 
Hannover
 am 27. Januar 1996.
Was SPAß macht… Holzschnitt
 
Uwe Bremer
Reinhard Lettau's renovierter Rixdorfer Ruebezahl
(1996)

5 Verse von Lettau zu vier Holzschnitten und einem Leporello, die für den IFA-Ferienpark Hohe
Reuth in 
Schöneck/Vogtl.
 im Vogtland erstellt wurden, zusammen mit Uwe Bremer in der Druckerei
Fachwerkstatt Rixdorfer Drucke, wo die Rixdorfer Künstlergruppe sich jedes Jahr versammelt, um
ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten.
Alle Geschichten
, Carl Hanser 1998, 
ISBN 3-446-19286-7
, posthum, Hrsg. Dawn Lettau und

Hanspeter Krüger
Eine Sammlung der wichtigsten Prosa-Werke, die Lettau veröffentlichte. Die Herausgeber haben
versucht, Lettaus zeitweise freier Orthographie und seinem Vermeiden von Kommas treu zu
bleiben. Da es keine gebundenen Manuskripte gab, sondern nur stapelweise Notizen, die in
Ordnern abgelegt waren, bedeutete es viel Arbeit für die Herausgeber, diese Geschichten
zusammenzustellen. Ein zweiter Band ist in Planung. Enthalten ist eine detaillierte Zeitleiste
inklusive der Namen seiner Hunde und der Adressen, unter denen er lebte.
Roter Sturm über Thüringen – Deutschlands Herz wird rot
, Wartburg Verlag, Weimar 2011, 
ISBN

978-3-86160-336-8
, posthum, bearbeitet und mit einem Nachsatz von Christina Onnasch.
Der von großer Sachkenntnis und Detailkenntnis getragene und erstmals veröffentlichte Roman des
jungen Reinhard Lettau führt zurück ins Jahr 1946 und dokumentiert die politischen Grabenkämpfe
der Zeit in Thüringen, in die auch Lettaus Vater Reinhard sen. verwickelt war.


3.Wer ist Manig? Schlechten Gewissens sage ich: ein Strichmännchen.
Schlechten Gewissens; denn Manig ist keine Karikatur, er ist Abkürzung eines Dämons.
Manig scheint aus Tusche zu sein, so behend, so leicht ist er aufs Papier gesetzt. Manig will nicht stillhalten.
Manig hüpft, er huscht, er wetzt über Seiten. Festhalten läßt er sich nicht, an Definition ist nicht zu denken.
Von Satz zu Satz verwandelt er sich. Selbst mit seinem Namen hat es eine Bewandtnis. »Ein Herr in voller
Ausrüstung betritt das Zimmer. Er lüftet den Hut, und schon hat er sich wesentlich verändert.« 25 Zeilen
weiter »ist es ein ganz anderer Herr. Vor uns sitzt Manig«. Wenig fehlt, und Manig vervielfältigt sich, stößt
eine Silbe ab, büßt seinen Namen ein und heißt »man«; dann wieder erscheint er als »ein Herr«, »Herr
Manig«, ganz zuletzt und zum Abschied: »Mein lieber Freund Manig«.Ich denke mir Manig klein und dünn.
Er ist ein Däumling, ein bleistiftgroßer Mann ohne Eigenschaften. Ein Opernglas ist nötig, so exakt sind
seine Bewegungen. Man muß das Glas nur umdrehen, dann erscheinen Manigs Häuser, Treppen und
Straßen in ihrer dunstlosen Deutlichkeit: eine Spielzeug-, eine Modellwelt, ein Liliput, aus dem der Autor,
ein humoristischer Demiurg, sich zurückgezogen hat. Gullivers Rolle fällt uns zu, die wir mit unseren
verhältnismäßig groben Händen in dieser Welt der Verkürzung lesen. Die Vorfälle, die wir dort erblicken,
sind gestellt wie Fallen, Demonstrationen oder Szenen. Sie sind künstlich in jedem Sinn, den man diesem
Wort geben kann: unheimlich artifiziell. Gleichsam von oben nehmen wir Versuchsanordnungen wahr,
verkleinerte Bühnenbilder,. Prospekte aus Papier; zuweilen mit ihren Kulissen aus Rokoko, das im
Gerümpel der Antiquitäten fast verschollen ist: Hinter Dragonerritt und Hammerklavier wird ein Dix-
huitième sichtbar, in dem Goya und Piranesi, Swift und Lichtenberg zu Hause sind. Aus dieser Gasse der
Szenerie fällt auf Manig kein rosiges, sondern ein erbarmungsloses Licht. Es zeigt ihn in der lakonischen
Grazie eines Automaten von Jacques de Vaucanson. Manig kann sprechen wie jene Artefakte. »Wie ist es
dort?« sagt er. Oder: »Besser nicht!« Oder: »Jetzt bin ich da.« Beredsamkeit ist ihm fremd. Er setzt kein
großes Vertrauen in die Möglichkeit, durch Worte sich auszudrücken, sich zu erklären. Manig hört man
nicht, man sieht ihn.
Manig besteht aus Manig-Gesten. Kein Mienenspiel zieht die Blicke auf sich, kein verabredetes Signal. Wir
hängen nicht an seinen Lippen, sondern an seinen Zehen- und Fingerspitzen. Er führt uns, mit
abenteuerlicher Präzision, eine Reihe von alltäglichen Begebenheiten vor: eine Besichtigung, eine Absage,
eine Sitzung, eine Ankunft. Ankunft woher? Sitzung wozu? Wozu auch immer, irgendwoher. Die
Geschichten geben nur, allerdings mit hanebüchenem Eifer, die Regieanweisung zu Dramen, die ausgespart
bleiben. Die Begebenheiten sehen sich auf ihr mobiles Gerüst, auf ihre Choreographie zurückgeführt. Der
Verfasser zeigt sie vor, hell und gestochen deutlich, aber er weigert sich, sie uns zu deuten. Das verhext die
einfachste Szene zum Vexierbild. Beispielsweise die Szene »Da ist Manig"Ist das nicht Manig? Mit
angewinkelten Ellenbogen trapp trapp die Straße hinunter! Kopf nickt vor den Schaufenstern, Knie hoch,
gestreckt, klack klack und um die Ecke. Was hat er vor? Da kommt Manig um die Ecke! Manig trabt, Blick
noch vorn, auf Dauerlauf eingerichtet, schon lange, noch lange. Dürfen wir folgen? Hier und hier um die
Ecken, nun geradeaus, im Lautschritt Das sind wir. Was sehen wir? Vor uns sehen wir Manigs Rücken,
hinter uns in langer Reihe die Folgenden. Seht uns traben!
In solchen Sequenzen, die wie zu stummen Trick- und Zeichenfilmen zugeschnitten sind, gibt noch der
Satzbau Manigs Bewegungen wieder. Aus extrem kurzen, ruckartigen, dann wieder langen, hüpfenden,
Haken und Winkel schlagenden Kettensätzen entsteht ein syntaktisches Ballett. Plötzlich bleibt das Bild
stehen, der Vorgang erstarrt zur Scharade. Alles ist genau zu erkennen, und doch bleibt das Vorgefallene
unerklärt, wenn auch nicht unerklärlich. Nur daß diese mögliche Erklärung der Ironie der Texte
anheimfiele. So könnte der eben zitierte gut und gerne »Die Mitläufer« heißen. Er zeigt den Tanz einer
Masse und obendrein den Anführer selbst als Mitläufer. Manig aber läuft jeder Auslegung mühelos davon.
Das macht: Er ist figürlich und abstrakt zugleich. Philosophie in diesen Geschichten wird Graphik, aber auch
Graphik Philosophie. Wem Identität und Dialektik Fremdwörter bleiben, wer nicht wahrhaben will, daß da
vor seinen Augen eins ins andere sich verwandelt und diese oder jene Handlung in ihr Gegenteil umschlägt,
kurz, wer seinen Augen nicht traut, an dem sind Lettaus Erfindungen verloren, und verloren ist die
verlorene Komik, die statt eines Schattens jeden Schritt Manigs begleitet. Diese Prosa ist voll trockenster
Poesie, und sie ist gearbeitet wie ein Gedicht. Ihre Leichtigkeit trügt, ihre Abläufe sind silbengenau gesetzt.
Manig tritt auf dem Hochseil der Sprache auf. Diese Gangart erlaubt keinen Gag und keine Pointe. Hier


rächt sich jeder Schritt daneben. Reste surrealistischer Beliebigkeit, wie in den Stücken »Ankunft« und
»Manig setzt sich«, geben Proben dafür ab. Überhaupt erweist sich die Gefährlichkeit dieser Prosa an ihren
Schlüssen. Wie soll Manig, der den Akrobaten in seiner Brust selten verleugnet, von seinem Seil
herunterkommen? Seine besten Nummern fallen nicht ab, verlangen weder Verbeugung noch Beifall: Sie
enden schwebend.
Der Schriftsteller Reinhard Lettau ist im vergangenen Jahr, mit seinem Buch »Schwierigkeiten beim
Häuserbauen«, gut empfangen worden. Er hat Kritiker gefunden, sogar ein Publikum. Gern hat man ihm
nachgerühmt, daß er Leckerbissen, Köstlichkeiten, Delikatessen biete. Solches Lob ist nicht frei von
Herablassung, die man der sogenannten kleinen Form von jeher entgegenbringt. Unwahrscheinlich, daß
sich die Vorstellung je entwurzeln ließe, als wäre Literatur kiloweise abzuwiegen, als wogen 600 Seiten
zehnmal soviel wie 60. Unwahrscheinlich und überflüssig. Manig, das Strichmännchen, bedarf keiner
Rettung mehr, sowenig wie Herr Keuner, Monsieur Plume und Kafkas Herrenreiter.
»Er gewinnt das Feld«, heißt es am Schluß von ihm. »Schließlich, da er zur Größe eines Kommas gerinnt,
erhebe ich mich doch, aber gleich nehme ich den Platz wieder ein, denn er ist ganz verschwunden.« Für
immer? Das glaube ich kaum.



Yüklə 1,17 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   2   3




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©azkurs.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin