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Diese praktischen Lebenserfahrungen werden durch die Moralbelehrungen ausgedrückt
und die Moralbelehrungen betreffen vor allem Gott, Gut und Böse, Wahrheit und Lüge,
Glück und Unglück, Armut und Wohlstand, Jugend und Alter, Gesundheit und Krankheit
usw. Sie mahnen die Leute zu Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Geduld, Rücksichtnahme,
Mäßigung und zu weiteren positiven menschlichen Eigenschaften (vgl. Mocná et al.
2004: 552).
Das Sprichwort ist ein Bestandteil der oralen Volksliteratur, die unter die
literarische Folklore fällt. Für die orale Volksliteratur gibt es diese synonymen Termini:
Volksliteratur, Folkloreliteratur, literarische Folklore. Die Folklore stellt die Äußerungen
der Volkskultur dar, die spontan entstehen, die nicht schriftlich fixiert sind und die sich
vor allem durch mündliche Überlieferung verbreiten. Da die Art und der geschriebene
Text sich im Laufe der Zeit zu verbreiten begonnen haben und die Leute schon lesen
konnten, begannen die Folkloreäußerungen zu verschwinden, vor allem die eigentliche
Volkskunst. Die Äußerungen der Folklore, die sich bisher hauptsächlich mündlich
verbreitet haben, sind meistens durch die geschriebenen Texte ersetzt worden. Die
schriftliche Datierung der folkloristischen Bräuche hat später zur Entstehung der
Volkskunde beigetragen (vgl. Mocná et al. 2004: 206; Brouček et al. 2007: 488).
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Encyklopedie literárních žánrů
charakterisiert die Volksliteratur als „Literarische
Schöpfungen
,
die sich durch mündliche Überlieferung in der Umgebung der
unterprivilegierten Schichten verbreiten“
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(Mocná et al. 2004: 206), d. h. die
Folkloreäußerungen, die sich zwischen den Land- und teilweise auch Stadtschichten
verbreiten (vgl. ebd.).
Die Volksliteratur umfasst lyrische, epische, poetische, prosaische und
dramatische Formen. Diese Formen der Volksliteratur gliedern sich in sog.
Folkloregenres und das Sprichwort gehört zu den kleinen Folkloregenres. Meistens
unterscheidet man sechs Genregruppen:
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