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Wortschatzarbeit heißt
Arbeiten mit Wörtern
umgehen (ein Oberstufenlehrwerk Biologie weist ca. 700 Termini aus), wird die besondere Rolle
des Faches Deutsch deutlich: Der Deutschunterricht muss dazu beitragen, dass Strategien des
Wortschatzlernens und des Wortschatzerwerbs aufgebaut werden, indem ein Wort/Terminus
sowie bildungssprachlich relevante Wendungen und Formulierungen
in das mentale Lexikon
so integriert werden, dass sie in der Folge (wieder) produktiv gebraucht werden können, d. h.
„Wortschatzkompetenz“ entwickelt wird.
Wortschatzarbeit im Deutschunterricht ist also ein Kerngeschäft, möchte man meinen. Dennoch
kennen die Lehrerinnen und Lehrer aus ihrem Fachunterricht unzählige
Beispiele dafür, dass
erwartete Begriffe und Formulierungen im kommunikativen Zusammenhang des Unterrichtes
nicht verwendet werden oder dass scheinbar gängige Wörter und Wendungen des Allgemein-
wortschatzes nicht verstanden und somit nicht selbstständig angewendet werden können. In
literarischen Texten kann ein Dichter beispielsweise seine Frauenfigur durchaus als wenig
affek-
tiert bezeichnen oder beschreiben, wie einer seiner Protagonisten bei einem Handel der List des
Verkäufers
aufgesessen ist. Beide Worte sind dabei zentral für das Verstehen dieser poetischen
Äußerungen und deren Unkenntnis kann zu massiven Verständnisproblemen führen.
Helmuth Feilke betont im Zusammenhang mit der Entwicklung der lexikalischen Kompetenz das
Zusammenspiel von Wortschatz und Grammatik einerseits und Wortschatz und Textkompeten-
zen andererseits: Die Entwicklung von Sprachkompetenz in der Schule erfolgt als „Zusammen-
spiel
von textorientierten, wortschatzorientierten und funktional-grammatischen Zugängen“
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.
Allein die Kenntnis der Semantik eines Wortes, wie sie beispielsweise aus einer am Text ange-
führten Worterklärungsliste zu entnehmen ist, garantiert noch nicht den Erwerb der Fähigkeit
zur korrekten Anwendung dieses Wortes und dessen Aufnahme in den aktiven Wortschatz der
Schülerin/des Schülers.
Dies gilt es, bei der Wortschatzarbeit im Unterricht zu beachten.
Dass Wortschatzarbeit
Textarbeit ist, gilt als anerkannte wortschatzdidaktische Maxime. „Die
Wortschatzarbeit sollte folglich nicht isoliert, sondern auf Aufgaben zum Lesen und Textverste-
4
Feilke 2012, S. 8
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