Spezielle Pathologie Endokards und Perikards
PD Dr. D. Theegarten
Abteilung für Pathologie
Ruhr-Universität Bochum
Endokard:Metabolische Läsionen
■Endokard-Fibroelastose
■Endomyokardfibrose
■Karzinoid-assoziierte Endokardfibrose
■Aortenklappenverkalkung
■Anulus-fibrosus-Verkalkung
■Mitralklappenprolaps
Endokard-Fibroelastose
■Massive Massive Endokardverdickung durch Wucherung von Kollagen-Typ 1 und
abnormen elastischen Fasern
■Kongenital bei Kindern, vereinzelt bei Erwachsenen
■Fraglich: dominante Vererbung, intrauterine Mumps- oder Coxsackie B-Infektion
■Endokard linksventrikulär muskelartig verdickt, übergreifen auf die Aorten-, Mitralklappe,
auch mit Vitien kombiniert, Linksherzhypertrophie
Endomyokardfibrose
■Fibrose, die das Myokard betrifft und das Endokard verrdickt
■besonders Zentralafrika, Kinder und Erw.
■Fragliche Autoaggression ausgelöst durch Viren u/o Malariaerreger
■besonders linker Ventrikel, Endokardhyalinose, lymphozytäre Infiltration des Myokards,
Parietalthromben, Perikarditis
■Rasche Globalinsuffizienz
Karzinoid-assoziierte Endokardfibrose
■Tumorzellen bilden Serotonin und Bradykinin
■Drucksteigerung im kleinen Kreislauf
■Rechtsventrikuläre subendokardiale Fibroblastenproliferation mit knorpelähnlichem Aspekt
(Hedinger-Syndrom)
■Endokarditis valvularis tricuspidalis fibrosa retrahens
Aortenklappenverkalkung
■In einem Alter von 55 Jahren bei 5 % primär degenerative Verkalkungen
■Häufigkeit steigt mit jedem Jahr um 1 %
■am ehesten dystrophe Verkalkungen im Rahmen der hämodynamischen Belastung
■lipofuszinhalige Telolysosomen aus m-Myozyten im Klappenendokard werden in den Extrazellularraum freigesetzt, die als Kalkfänger fungieren
Aortenklappenverkalkung
■besonders Ansatzring und Stelle der stärksten Biegung
Differentialdiagnosen:
■Kongenitale Klappenfehlbildung
■Rheumatische Stenose mit Kommissurenbeteiligung
■Sekundäre Verkalkung bei Klappenfehlbildung (6. Dekade)
■Primär degenerative Klappenverkalkung (8.-9. Dekade)
Anulus-fibrosus-Verkalkung
■Ähnlichkeit mit der Aortenklappen-verkalkung
■Meist nur Mitralklappenansatzring betroffen
■weißer kalkharter Wulstweißer
■Führt zur Mitralinsuffizienz
Mitralklappenprolaps (Barlow-Syndrom)
■Hinteres oder beide Mitralklappensegel überdehnbar, während der Systole Rückschlag in
den linken Vorhof
■Klappen samt Sehnenfäden verdickt und fallschirmartig vergrößert
■Pathogenese unklar
■Myxoide Degeneration und Proteoglykananreicherung
■Klinisch: mitsystolischer Klick, Mitralinsuffizienz, erhöhtes Endokarditis-Risiko
Endokarditis
■Primär fibrinöse Entzündung
■Ort: valvulär, chordal, parietal
■Valvuläre Formen primär am Schließungsrand
■Wechselspiel von Nekrose und Fibrose
Grundtypen:
■Bakterielle
■Abakterielle Form
Endokarditisform Mi Ao Tr Pu par E
Akute bakt. E. +++ +++ 0 0 0
Hippie-E. + + +++ 0 0
Subakute bakt. E. ++ +++ + 0 (+) rA
Rheumatische E. + + (+) (+) (+) lA.
E. verrucathromb. +++ ++ + 0 (+) bdAbdA
E. thromb. Libm.S. +++ 0 +++ 0 (+)lAV
E. par. fibropl Löffl. 0 0 0 0 +++1rV
Akute bakterielle Endokarditis
Definition:
■E., die im Rahmen einer schweren Sepsis bei erheblich herabgesetzter Resistenz in weniger als 40 Tagen zur massiven Klappenzerstörung führt
■Charakteristisch: Septische Temperaturen und positive Blutkulturen
■Herzgeräusch nur in 50 %
Akute bakterielle Endokarditis
■Streptokokken: 50%, Staphylokokken: 35%
■Erreger aus einem zunächst tolerierten Primärherd freigesetzt
■meist entweder Aorten oder Mitralklappe
■bei i.v. Drogenabusus auch Trikusspidalis
■In 5% kein Erregernachweis
■ulzeröse oder ulzeropolypöse Form
■Innerhalb des thrombotischen Anteil Bakterienrasen
■Bakterielle Embolisation
Subakute bakterielle Endokarditis
Definition:
■E., die länger als 40 Tage dauert, und sich mit Fieberschüben als sog. Sepsis lenta über
Monate hinziehen kann
■besonders auf geschädigten Klappen (rheumatisch oder Fehlbildung)
■Altersmittel über 50 Jahre
■Prädisposition: Resistenzminderung
Subakute bakterielle Endokarditis
Lokalisationen:
■Aortenklappe: 50 %
■Aorten-und Mitralklappe:25 %
■Mitralklappe:15 %
Subakute bakterielle Endokarditis
■α-oder β-hämolysierende Streptokokken (75% Str. viridans, 5% Enterokokken),
Cardiobacterium hominis
■Einschleppung über Mundschleimhautläsionen und Katheterismus
■Verzögerte Erregerabwehr
■Bildung toxischer Produkte
■Ulzeropolypöse Form
■Bakterienrasen durch Fibrin und Plättchen umhüllt, aussen Granulozytenkranz
Subakute bakterielle Endokarditis
Entstehungsfaktoren:
■Bildung von Strömungswirbeln infolge Düsenwirkung einer Klappenstenose oder durch Blutrücklauf bei einer Insuffizienz
■Ablagerung steriler Plättchenthromben durch turbulente Strömung
■Besiedlung der Thromben durch im Blut befindliche Erreger
■Bildung agglutinierender Antikörper gegen die vorhandenen Keime
Subakute bakterielle Endokarditis
Komplikationen:
■Sehnenfadenabriß: ca. 1/3 der Fälle
■Klappeninsuffizienz: unter Antibiotika-Therapie meist Abheilung mit Verkalkung
■Embolie: Ausbildung von Infarkten
■Mykotisches Aneurysma: besonders bei Streptokokken-Infektion
■Immunkomplexvaskulitis: in 75% Löhlein-Herdnephritis, Haut: Osler-Knoten
Abakterielle Endokarditis
Definition:
■Keine Bakteriämie mit virulenten Erregern im zirkulierenden Blut und pathologisch keine
Septikopyämie
Pathogenese:
■Immunkomplexreaktionen und/oder Komlementaktivierung
Ursachen:
■Bakterieller, viraler oder Tumorantigenkontakt
■Endotoxinämie
Endocarditis verrucothrombotica
■Ursache: Hyperkoagulabilität und/oder Verbrauchskoagulopathie
■durch Tumorzerfallsprodukte, Kreislaufschock, Endotoxinämie, Kachexie
■Thrombotische Ablagerungen entlang der Schliessungsränder
■meist Klappen des linken Herzens
Endocarditis parietalis fibroplastica Löffler
■Formenkreis Infektallergie, Endomyokardfibrosen
■Fast nur Männer betroffen
■Ausschliesslich das parietale Endokard mit Bevorzugung des linken Ventrikels (Apex)
befallen
■Eosinophile Endo- , Myo-, Perikarditis, subendokardiale Vernarbung, parietale Thromben,
Verkalkungen
Endocarditis thrombotica Lipman-Sacks
■Manifestationsform von Kollagenosen
■2-4 mm große grobwarzige thrombotische Ablagerungen am Schliessungsrand
■mit Ausbreitung auf den Vorhof bzw. Ventrikel
■Fibrinoide Kollagennekrose, dann Granulationsgewebe
■Häufig Embolien und Körperhöhlenergüsse
Prothesen-Endokarditis
■In 1–10 % nach Klappenersatz
■meist abszedierende nekrotisierende Entzündung Strepto- oder Staphylokokken
■Ausgangspunkt: postoperative Sternumosteomyelitis
■Gefahr: paravalvuläres Leck
■auch Endokarditis thrombotica möglich
Perikard:Ontogenetische Läsionen
■Perikarddefekt
■Ectopia cordis nuda
■Perikarddivertikel
■Perikardzysten
Perikarditis
Entstehungswege:
■hämatogen
■traumatisch
■per continuitatem
Ursachen:
■mikrobiell
■toxisch
■reaktiv
Akute Perikarditis
■Idiopathische Perikarditis
■Infektiöse Perikarditis
■Kollagenperikarditis
■Allergisch-hyperergische Perikarditis
■Urämische Perikarditis
Idiopathische Perikarditis
■Häufigste Form (ca. ein Drittel)
■Pathogenetisch relevante Faktoren: Viren, Allergene, Toxine
■Fibrinöse Entzündung mit lympho-plasmazellulärer Entzündung
■Eventuell Perikarderguss
■Später Konstriktion möglich
■Klinik: akuter Beginn, Fieber, Schmerzen, Perikardreiben
Infektiöse Perikarditis
■Virusperikarditis: vor allem Coxsackie B-Viren, der Viren, der idiopathischen Form ähnlich
Pericarditis tuberculosa:
■Ca. 7 % aller Perikarditiden, bevorzugt junge Männer, bei 5 % aller Tuberkulosen
■Serös-hämorrhagische Ergüsse (bis > 1 l)
■nach Abstreifen des Fibrins: Tuberkel
■Meist Mitbeteiligung des Myokards
Infektiöse Perikarditis
Pericarditis purulenta
■Ca. 0,5 % aller Perikarditiden
■Erreger: Strepto-, Staphylo-, Pneumokokken, Pilze,
■Fibrinös-eitrige Entzündung mit Perikardempyem
■Übergreifen auf das äußere Myokard: Schalenmyokarditis
Kollagenosen-Perikarditis
Pericarditis rheumatica:
■fast immer Perikardbeteiligung, nur in 15 % klinisch diagnostiziert
■Sero-fibrinöse Entzündung mit Aschoff-Knötchen
Lupus-Perikarditis:
■Beteiligung in 30 %, sero-fibrinöse Entzündung
Rheumatoide Arthritis:
■Beteiligung in 50 %
Allergisch-hyperergische Perikarditis
■Sero-fibrinös, Kortison-empfindlich
Auslöser:
■Serumkrankheit nach passiver Immunisierung
■Medikamente: jodhaltige Röntgenkontrastmittel, Antibiotikamittel,
■Postmyokardinfarkt-Syndrom
■Postkardiotomie-Syndrom (jeweils nach 2-3 Wochen)
Urämische Perikarditis
■in 5% des akuten und 30% des chronischen Nierenversagens
■bei Reststickstoffwerten über 120 mg/dl
■Ausscheidungsperikarditis infolge „Urämiegiften“ mit fibrinöser Entzündung
Formen:
■Akute fibrinöse Perikarditis
■Subakute fibrinöse Perikarditis
■Perikardschwiele, -verwachsungen
Chronische Perikarditis
■Geht aus der akuten Form hervor
■Definition: Dauer über 3 Monate
Formen:
■Chronisch-nichtkonstriktiv
■Chronisch-konstriktiv
Chronische nichtkonstriktive Perikarditis
Ursachen:
■Tuberkulose, Kollagenosen, Urämie, Pilzerkrankungen, Chyloperikard, idiopathische
Cholesterinperikarditis
■Persistierender Erguß mit begleitender Entzündung
■eiweißreiches Exsudat steigert Ergußbildung
■Klinische Symptome wenig ausgeprägt
Chronische konstriktive Perikarditis
Definition:
■Erkrankungen, bei denen es durch Exsudation und Vernarbung mit oder ohne Verkalkung zur anhaltenden Drucksteigerung im Herzbeutel kommt, welche die diastolische Füllung des Herzens behindert.
Chronische konstriktive Perikarditis
■besonders Männer in der 3.–4. Dekade
■Ursachen: in 50 % idiopathisch , ansonsten: tuberkulös, infektiös, traumatisch
■Concretio pericardii: Perikardverwachsung ohne Verkalkung, bei Tbc nach Therapie
■Panzerherz: Verschwielung mit Hyalinose ; Verkalkungen besonders Vorhof-Kammer-
Grenze, Sulcus interventricularis, rechter Ventrikel, zwerchfellnah; Myokardatrophie;
Auslöser meist Hämatoperikard (viral, traum.)
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