Zahnstatus 2011 Sechsjährige in Österreich



Yüklə 0,57 Mb.
Pdf görüntüsü
səhifə2/6
tarix15.03.2017
ölçüsü0,57 Mb.
#11505
1   2   3   4   5   6

sche, nächtliches Stillen, häufiges Naschen etc.) gelebt werden (Yüksel 2010). Obwohl 

Kinderkaries  in allen Sozialschichten vorkommt, zeigen dennoch zahlreiche Studien 

überdurchschnittlich häufige und stark erhöhte Karieserfahrungs-Werte bei Kindern 

aus sozioökonomisch benachteiligtem Elternhaus auf (Borutta 2010; GÖG /ÖBIG 2007).  

Eine besonders schwere Form der Karies stellt die frühkindliche Karies (Early Childhood 

Caries, abgekürzt ECC) dar, die schon kurz nach Durchbruch der ersten Milchzähne (im 

frühesten Kindesalter) beginnt und meist das gesamte Milchgebiss –  vor allem die 

Glattflächen der Milchfrontzähne –  bis zur vollständigen Gebisszerstörung massiv 

befällt, was zu Platzmangel in den Kiefern und krankhaften Bisslagen für die 

2. Dentition führt. Im internationalen Vergleich stellt man fest, dass die Vorkommens-

häufigkeit von ECC in Industrieländern gegenwärtig zwischen einem und zwölf Prozent 

schwankt. In Entwicklungsländern beträgt sie 70 Prozent.  Auch  in einer  Studie  aus 

Deutschland  wurde  die Prävalenz der  „Nuckelflaschenkaries“  bei 3-  bis 6-jährigen 

Kindergartenkindern untersucht:  „in

 

einzelnen sozialen Brennpunktgebieten  beträgt 



die EEC über 35 Prozent (Yüksel 2010). Wegen ihrer erheblichen Verbreitung und ihres 

raschen Verlaufs wird EEC immer mehr zum Public-Health-Problem. Zur Lösung dieses 



Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik

 

3



 

Problems bedarf es noch einiger Forschungsarbeit, vor allem über den Einfluss von 

Risikofaktoren aus dem sozialen und dem Verhaltensbereich (Yüksel 2010).  

Diese kurze Einführung verdeutlicht, dass Karies im Milchgebiss auch in Industrielän-

dern  noch erheblich  verbreitet und durch verschiedene  Faktoren,  wie Mundhygiene, 

Ernährung, Fluoridanwendung, Zahnarztinanspruchnahme-Verhalten und sozioöko-

nomischen Status beeinflusst ist. Zu ihrer Vermeidung bedarf es gezielter  Kontrolle 

und Prophylaxe. Wichtige Basis  dafür sind regelmäßige, epidemiologische Zahnge-

sundheitsuntersuchungen, um nähere Informationen zur Kariesverbreitung und zum 

Einfluss verschiedener Risikofaktoren zu erheben.  

2.2

 

Stichprobe 



Die Stichprobe wird mithilfe eines zweistufigen Ziehungsverfahrens bestimmt. Zuerst 

werden die Erhebungsorte (Schulen) ausgewählt und dann wird dort die nötige Anzahl 

an Kindern gezogen. Dabei ist einerseits auf die Parität der Geschlechter, und anderer-

seits auf einen bestimmten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund zu achten. Die 

Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig und nur mit schriftlicher Zustimmung der 

Eltern möglich (d. h. es ist auch in Betracht zu ziehen, dass Eltern von Kindern mit 

besonders schlechten Zähnen aus Scham der Untersuchung nicht zustimmen).  

Auswahl der Erhebungsorte sowie der Probanden/Probandinnen 

Unter Berücksichtigung der Verteilung der erhobenen Altersgruppe im gesamten 

Bundesgebiet muss pro Bundesland sowie pro Erhebungsort eine bestimmte Anzahl an 

Probandinnen und Probanden untersucht werden (18 Kinder). Für die Ziehung lieferte 

die  Website des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst  und Kultur (BMUKK)  die 

Erhebungsorte  (www.schule.at  –  alle Schulen Österreichs  mit Adressen und Telefon-

nummern usw. nach Bundesland). Dabei wurden nach dem „Schneeballverfahren“ 

(zufällig getroffen) ausgewählt. Auswahlkriterien für die Schulen waren Anzahl und 

Größe von Klassen bzw. die Geschlechterverteilung in der vorgesehenen Altersgruppe  

Nach der Ziehung  der Schulen wurden  die Landesschulrätinnen und Landesschulräte 

aller neun Bundesländer informiert  und um ihr Einverständnis  zur  Durchführung der 

Untersuchung gebeten. Erfolgte  eine Zustimmung, erhielten die Schulen per Postweg 

ergänzende, informative Unterlagen. Die Ziehung der Probandinnen und Probanden 

erfolgte am Untersuchungstag. Dazu übergaben die Direktoren bzw. die Direktorinnen 

dem Untersuchungsteam zuerst eine vorbereitete Namenliste mit Klassenzugehörigkeit 

aller in Frage kommenden Schüler/innen und in der Schule. Aus dieser Liste wählte das 

Untersuchungsteam die für die Erhebung notwendige Stichprobe an Kindern zufällig 



4

 

© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen



 

aus. Dabei wurde auf die Parität der Geschlechter sowie auf einen bestimmten Anteil 

an Personen mit Migrationshintergrund geachtet.  

Darstellung der Stichprobe 

Insgesamt nahmen 3.376 Schüler/innen  an der Erhebung teil. Wie sich das Studien-

sample nach den soziodemografischen Merkmalen verteilt, zeigt Tabelle 2.1. 

Tabelle 2.1: 

6- bis 7-Jährige – Stichprobe für bundesweite Auswertung 

Stichprobenmerkmale 

Stichprobengröße 

 





Gesamt 

3.376 


100 

Männlich 

1.700 

50,3 


Weiblich 

1.676 


49,6 

Kinder ohne Migrationshintergrund (ohne Mig) 

2.319 

68,7 


Kinder mit Migrationshintergrund (Mig) 

1.057 


31,3 

Kinder mit Eltern mit Matura 

2.011 

59,6 


Kinder mit Eltern ohne Matura 

1.264 


37,4 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

Durchschnittsalter der Probandinnen und Probanden 

In die Stichprobe wurden nur diejenigen Kinder aufgenommen,  die  den sechsten 

Geburtstag bereits hinter sich, den siebenten Geburtstag aber noch nicht erreicht 

hatten. In der vorliegenden Studie beträgt das Durchschnittsalter der erhobenen Kinder 

6,8 Jahre.  

Migrationsstatus

 

31 Prozent  der  Untersuchten  weisen einen Migrationshintergrund auf. Dies sind jene 



Kinder, die nicht in Österreich geboren wurden (Migranten/Migrantinnen der ersten 

Generation) oder die einen Elternteil haben, der nicht in Österreich geboren wurde 

(Migranten/Migrantinnen der zweiten Generation).  

Sozioökonomischer Hintergrund 

Karies ist erwiesenermaßen mit typischen Verhaltensmustern verbunden. Da einige 

Verhaltensweisen in bestimmten Sozialschichten bzw. Familien gehäuft vorkommen, ist 

in der Regel ein Zusammenhang zwischen sozioökonomisch bestimmter Lebensweise 


Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik

 

5



 

und dem Kariesbefall festzustellen (DMS III 1999). In der vorliegenden Untersuchung 

repräsentiert der Bildungsstatus der Eltern (mindestens ein Elternteil mit Matura versus 

kein Elternteil mit Matura) den sozioökonomischen Status.  

2.3

 

Untersuchungsdesign 



Auswahl und Definition der Untersuchungsvariablen erfolgen  nach internationalem 

Standard  (WHO 1999, ICDAS II 2005, EGOHID 2008). Soziodemografische Parameter 

(Wohnort, Migrationshintergrund, höchster Bildungsstatus der Eltern) werden von den 

Eltern erfragt. Die Kinder selbst geben vor der klinischen Untersuchung der Datenein-

gabeperson ihr Geburtsdatum an. Zudem beantworten die Eltern (Elternfragebogen) 

sowie auch die Kinder einige Fragen zur praktizierten Mundhygiene.  

Der klinische (zahnmedizinische) Untersuchungsteil besteht  in der 

Beurteilung der

 

Mundhygiene 



(Plaquemessung nach Ainamo), einer 

Bewertung des Kariesaufkommens

 

und einer 



kieferorthopädischen Begutachtung

 (Kieferlagebeziehung, Bisslage, Platzver-

hältnisse etc.). 

2.3.1


 

Kariesbefundung 

Die Kariesprävalenz (der Kariesbefall) wird international in DMFT/dmft-  und 

DMFS/dmfs-Werten ausgedrückt. Mit Großschreibung der Indexbezeichnung sind die 

Werte im bleibenden Gebiss gemeint, mit Kleinschreibung jene im Milchgebiss. Der 

Buchstabe T/t (Tooth) bezieht sich auf den ganzen Zahn als Bewertungseinheit, der 

Buchstabe S/s (Surfaces) verdeutlicht, dass jede einzelne Zahnfläche bewertet wird. 

Demnach stellt der dmft-Index  die Summe der kariösen (decayed), wegen Karies 

gezogenen (missing) und gefüllten (filled) Zähne (teeth) im Milchgebiss pro Kind dar. 

Der dmfs-Index gibt die Summe der kariösen, wegen Karies gezogenen und gefüllten 

Zahnflächen (surfaces) des Milchgebisses pro Kind an.  

Um den Schweregrad der kariösen Veränderung eines Zahnes bzw. einer Zahnfläche 

darzustellen, findet nach WHO-Methodik folgende Schreibweise Verwendung: d



gesunde Milchzahnoberfläche; d

= opak oder braun verfärbte Schmelzoberfläche, das 



bedeutet beginnende, reversible Schmelzkaries; d

= sichtbarer Schmelzdefekt, der auf 



den Schmelz beschränkt ist (Dentin ist nicht sichtbar); d

= Defekt, der sichtbar ins 



Dentin reicht (Kavität), es besteht unbedingter Füllungsbedarf (vgl. Tabelle 2.2).  

In den d


3

mf/s-Index gehen nach WHO nur die sichtbaren, irreversiblen kariösen 

Dentindefekte ein. D. h. d

1

 und d



2

 gelten als Kariesvorstufen. Zwar werden dabei auch 



6

 

© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen



 

bereits kariöse Veränderungen registriert, diese bedürfen aber noch nicht einer 

herkömmlichen, invasiven Füllungstherapie, sondern erfordern lediglich eine „minimal 

invasiv Dentistry“-Behandlung (professionelle Fluoridapplikation z. B. durch lokale 

Fluoridlackversiegelung, erweiterte Versiegelung etc.). Werden Kategorien gemeinsam 

ausgewertet, so wird dies z. B. als d

1+2

 oder d


1+2+3

 gekennzeichnet (Pitts 2005). 

Die Befundung von Karies erfolgt nach den Kriterien von ICDAS II (International Caries 

Detection and Assessment System, www.dundee.ac.uk/dhsru/news/icdas.html  2005; 

www.icdas.org  2012-07-19). Mit den von renommierten  Kariesepidemiologen neu 

entwickelten ICDAS-Standardcodes werden die verschiedenen Stadien des Kariesbefalls 

(stages) visuell einheitlich bewertet. Somit ist die Basis geschaffen, Kariesdaten inter-

national zu vergleichen und zu vernetzen. Die ICDAS-II-Scores (Kariesdiagnosen) 

reichen in Abhängigkeit des Kariesschweregrades (Eindringungstiefe in die Zahn-

schichten) von 0 bis 6 (vgl. Tabelle 2.4). In Tabelle 2.4 sind auch die entsprechenden 

Behandlungsmethoden angeführt, die die einzelnen ICDAS-Scores erfordern. Tabelle 

2.3  veranschaulicht die Einordnung der  neuen ICDAS-Scores in das WHO-DMF/dmf-

System. Danach entsprechen die ICDAS-Scores 4, 5 und 6 dem WHO-Kriterium D

3

/d



3

 

(füllungsbedürftige Karies) und fließen somit in die Berechnung des D



3

MFT/d


3

mft-


Indexwertes ein.  

Mit der Bewertung der einzelnen Zahnflächen  werden die Kariesdaten dokumentiert. 

Die Seitenzähne (Vormahlzähne und Mahlzähne) werden anhand von fünf Flächen 

bewertet, die Frontzähne (Schneidezähne und Eckzähne) anhand von vier Flächen. In 

der vorliegenden Untersuchung wurden alle sichtbaren  Zähne und Zahnflächen des 

Gebisses nach den in Tabelle 2.4 angeführten Diagnosekriterien bewertet. 

Um den dmft-Index pro Kind zu berechnen, aggregiert man  die Flächen-Diagnosen 

(vgl. Tabelle 2.3) zu einem Wert für den ganzen Zahn. Dabei wurde wie in Tabelle 2.5 

dargestellt vorgegangen.  

Tabelle 2.2:  

6- bis 7-Jährige – Kariesdiagnosen nach WHO 

Kariesdiagnose 

Anmerkungen 

Gesund 


d

Verfärbter Zahnschmelz 



d

Schmelzdefekt (Dentin ist nicht sichtbar) 



d

Dentinkaries (Dentin ist sichtbar) = Kavität, Behandlungsbedarf 



d

3

 (decayed)



 

Zahn fehlt wegen Karies  

m (missing) 

Füllung 


f (filled) 

Quelle: WHO; Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik

 

7



 

Tabelle 2.3:  

6- bis 7-Jährige – Einordnung der ICDAS-Scores in das WHO-DMF-System 

Kariesdiagnose 

WHO-dmf-

System 


ICDAS-Score 

Gesund 


d

0

 



Reversible beginnende Schmelzkaries, Verfärbung 

d

1

 



1, 2 

Mikrokavität (Schmelzdefekt 0,5 mm Durchmesser, Sonde steckt) 

d

2

 



Dunkel durchscheinender Dentinschatten (sichtbare Dentinkaries) 

d

3

 



Eindeutige, einflächige Kavität (mit sichtbarer Dentinbeteiligung) 

d

3

 



Exzessive, mehrflächige Kavität 

d

3

 



Quelle: WHO, Arbeitsgruppe ICDAS; 

Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

Tabelle 2.4: 

6- bis 7-Jährige – ICDAS II (International Caries Detection and Assessment System) und 

erforderliche Behandlung 

ICDAS-Scores 

Diagnosen 

Erforderliche Behandlung 

Keine kariöse Veränderung; gesund 



Keine Behandlung notwendig 

Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelz-



oberfläche; ganz oberflächliche Schmelzka-

ries, Verfärbung ist nur nach Lufttrocknen 

sichtbar 

Lokale Fluoridierung; kontrollieren 

Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelz-



oberfläche; oberflächliche Schmelzkaries, 

eindeutige Verfärbung, auch ohne Lufttrock-

nen sichtbar 

Lokale Fluoridierung; kontrollieren 

Ganz kleiner Schmelzdefekt (tiefe Schmelz-



karies; WHO-Sonde steckt; die darunter 

liegende Dentinschicht ist nicht betroffen), 

Mikrokavität 

Minimal invasive Behandlung; (erweiter-

te Fissurenversiegelung) 

 



Durchscheinender dunkler Schatten im 

Dentin (underlying grey shadow from dentin) 

sichtbar 

Füllung 


 

Eindeutige Kavität (eindeutiges Loch sichtbar 



bis ins Dentin reichend, die WHO-Sonde ist 

frei beweglich) 

Herkömmliche Einflächen-Füllung 

 



Mehrflächige Kavität mit sichtbarem Dentin 

(Extensiv Cavity) 

Höckerdeckung, Onlay oder Krone ist 

notwendig 

1

  Die ICDAS-Scores 1 und 2 bedeuten unterschiedliche Stufen von oberflächlicher Schmelzkaries, wobei 



Score 1 eine sichtbare Schmelzverfärbung nach Lufttrocknen des Zahnes darstellt, während Score 2 eine 

sichtbare Schmelzverfärbung ohne Lufttrocknen des Zahnes bedeutet. 

Quelle: WHO, Arbeitsgruppe ICDAS; Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 


8

 

© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen



 

Tabelle 2.5:  

6- bis 7-Jährige – Aggregierung von Flächendiagnosen zu Zahnwerten 

Zahn-Wert

1

 

Flächenwerte 



d

0

 



Wenn alle Flächen eines Zahnes mit d

0

 bewertet wurden.  



d

1

 



Wenn mindestens eine Fläche mit d

1

 und alle anderen mit d



0

 bewertet wurden.  

d

2

 



Wenn mindestens eine Fläche mit d

2

 und alle anderen mit d



0

 oder d


1

 bewertet wurden. 

d

3

 



Wenn mindestens eine Fläche mit d

3

 bewertet wurde – d. h. die behandlungsbedürftige 



Dentinkaries wird höher bewertet als alle anderen Kategorien, da sie im Sinne des  

Kariesindex die „gravierendste“ Diagnose darstellt. 

Wenn mindestens eine Fläche mit f, alle anderen mit d



0

, d


1

, oder d


2

, aber keine Fläche mit 

d

3

 bewertet wurde (da eine gefüllte Fläche einmal kariös war, wird eine Füllung „schwe-



rer“ als eine Verfärbung oder eine Schmelzkaries eingestuft). 

Der Milchzahn fehlt wegen Karies, d. h. alle Flächen wurden mit m bewertet.  



1

  Alle anderen Diagnosen (Zahn fehlt aus anderem Grund, versiegelte Fläche, nicht bewertbare Fläche, 

traumatisierte Fläche usw.) gehen nicht in den Kariesindex (d

3

mf-Index) ein. 



Quelle und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

2.3.2


 

Beurteilung der Mundhygiene 

Der ursächliche Zusammenhang zwischen Zahnbelag (Plaque) und Erkrankungen der 

Zähne und des Zahnhalteapparates ist zweifelsfrei längst  bewiesen (Hellwege 1999). 

Bei den Sechsjährigen wird der Plaquebefall der Zähne mit dem VPI  (Visible Plaque 

Index) nach Ainamo (Hellwege 1999) gemessen. Er ist ein kindgemäßer Index, der 

hinreichend genau den Mundhygienezustand bei Kindern bis zum zehnten Lebensjahr 

erfasst. Die Untersuchung ist absolut schmerzfrei und einfach auszuwerten. Es werden 

die buccalen (der Wange zugewandten) Flächen der rechten Unterkiefer-  und  linken 

Oberkieferzähne ohne Einfärbung mit einer Kaltlichtquelle ausgeleuchtet und nach 

sichtbaren Zahnbelägen gesucht. Die Bewertung erfolgt in einer einfachen Ja-/Nein-

Entscheidung (Plaque vorhanden / keine Plaque). Das Ergebnis wird als Prozentanteil 

der mit Plaque behafteten Zähne ausgewiesen.  

2.3.3


 

Kieferorthopädische (KFO-)Untersuchung 

Für gute Lebensqualität müssen Zähne nicht nur frei von Karies sein, sondern die 

Kieferbögen müssen auch im richtigen Verhältnis zueinander stehen, damit alle 

Funktionen der  Mundhöhle (Nahrungsaufnahme,  Kommunikation) gewährleistet sind 

und sich auch ein ästhetisch zufriedenstellendes Aussehen ergibt.  



Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik

 

9



 

Kinder zwischen sechs und sieben Jahren befinden sich im Zahnwechsel (die Milchzäh-

ne gehen nach und nach verloren, während bleibende Zähne durchbrechen). Anomalien 

hinsichtlich der Platzverhältnisse in den Kiefern und/oder abnorme Lagebeziehungen 

der beiden Kiefer zueinander sind bereits feststellbar. Bei besonders gravierenden 

kieferorthopädischen Fehlentwicklungen (z. B. bei verkehrtem Überbiss oder bei 

Kreuzbiss) ist es oft günstig, schon im frühen Alter mit kieferorthopädischer Korrek-

tur-Behandlung zu beginnen. Aus diesem Grund scheint es wichtig, auch die Sechsjäh-

rigen kieferorthopädisch zu erheben.  

In der vorliegenden Untersuchung wurde der kieferorthopädische Befund bei maxima-

ler Interkuspitation (die Zahnreihe des Oberkiefers beißt auf die gegenüberliegenden 

Zähne des Unterkiefers) rein visuell (mit dem Auge) nach in Tabelle 2.6  angeführten 

Parametern erstellt. 

Tabelle 2.6: 

6- bis 7-Jährige – KFO-Diagnosen 

Diagnose 

Beschreibung 

Angle Klasse I, II, III 

Bisslage: Neutralbiss, Distalbiss, Mesialbiss 

Regelrechtes Milchgebiss 

Unauffälliger Befund 

Engstand / Weitstand 

Abnorme Platzverhältnisse 

Offener Biss 

Bei Kieferschluss überdecken  die Oberkieferschneide-

zähne nicht die Unterkieferschneidekanten 

Tiefbiss mit Gingival 

Bei Kieferschluss treffen die Schneidekanten der oberen 

Frontzähne die Gingiva der Unterkieferzähne 

Maxillärer Overjet über 4 mm 

Der Unterkiefer liegt gegenüber dem Oberkiefer zu weit 

distal (hinten) 

Mandibulärer Overjet 

Verkehrter Überbiss; Der Unterkiefer liegt gegenüber 

dem Oberkiefer zu weit mesial (vorne) 

Kreuzbiss 

Abnorme Lagebeziehung der beiden Kiefer zueinander 

Mittellinienverschiebung 

Asymmetrie der Zahnbögen 

Quelle und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

2.4

 

Untersuchungsablauf 



Vor Beginn der Erhebungen zwischen November 2011 und März 2012 absolvierten die 

Untersucher/innen  und  Dateneingabepersonen das zweitägige,  verpflichtend zu 

absolvierende  Kalibrierungsseminar, um reproduzierbar zu diagnostizieren.  Dadurch 

ist sichergestellt, dass alle beteiligten Untersucher/innen vergleichbare Diagnosen 

stellen.  


10

 

© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen



 

Erhebungstag in den Schulen 

Die  Direktorin bzw. der Direktor der Schule begleitete  das Erhebungsteam zum 

Untersuchungszimmer (Schularztzimmer oder eine sonstige Räumlichkeit) und übergab 

die Liste mit den Namen und der Klassenzugehörigkeit aller für die Untersuchung in 

Frage kommenden Schüler/innen. Aus dieser Liste zog das Untersuchungsteam die für 

die Erhebung benötigte Probandenstichprobe nach dem Zufallsprinzip (unter Berück-

sichtigung der Geschlechterparität und eines bestimmten Anteils an Kindern mit 

Migrationshintergrund). Pro Schule wurden insgesamt achtzehn Mädchen und Buben 

für die Erhebung ausgewählt.  

In den meisten Schulen forderte die Direktorin oder der Direktor die ersten vier 

ausgewählten Kinder auf,  in das Untersuchungszimmer zu kommen. Das jeweils 

mutigste Kind meldete sich freiwillig zur Erhebung und beantwortete zuerst die von 

der Eingabeperson gestellten Fragen zum Geburtsdatum und zum Mundgesundheits-

verhalten.  

Zur  klinischen  Begutachtung legte sich das Kind mit dem Rücken auf die Untersu-

chungsliege. Die Zahnärztin bzw. der Zahnarzt standen  am Kopfende des liegenden 

Kindes und schauten von hinten und oben mit Hilfe der WHO-Sonde und Mundspiegel 

unter standardisierter Beleuchtung (Kaltlichtlampe) in den Mund des Kindes. Zuerst 

beurteilten die Untersucher/innen den Mundhygienestatus mit dem VPI nach Ainamo. 

Dann inspizierten sie mit Hilfe eines Mundspiegels und der Kaltlichtlampe jede Zahn-

fläche des Gebisses und bewerteten  sie nach Kariesdiagnosekriterien (ICDAS II). 

Abschließend begutachteten die Untersucherinnen und Untersucher die Gebisse nach 

kieferorthopädischen Parametern (vgl. Tabelle  2.6). Bestand Behandlungsbedarf, 

bekam das Kind eine schriftliche Mitteilung für die Eltern.  

Zur Überprüfung der Befund-Genauigkeit war vorgesehen, ein zufällig ausgewähltes 

Kind ein zweites Mal zu untersuchen. Diese Doppeluntersuchungen waren aber aus 

unterrichtstechnischen Gründen meist nicht möglich. In vorangegangenen Erhebungs-

jahren erreichten die Doppeluntersuchungen einen Übereinstimmungswert über 


Yüklə 0,57 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   2   3   4   5   6




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©azkurs.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

gir | qeydiyyatdan keç
    Ana səhifə


yükləyin