Cues
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.96:
• Trainiere mindestens 3 Wochen, 3x wöchentlich während 30 Minuten (länger bei kognitiven
Strategien oder bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium).
• Am Anfang sollten die eigenen Tricks und Tipps des PMP ausprobiert werden.
• Cueing Frequenz:
- Verwendung von 6MGT oder 10MGT zur Bestimmung der Baseline Schrittfrequenz
- Zur Steigerung der Gehstrecke bei nicht von „Freezing“ Betroffenen (insbesondere
ausserhalb des Zuhause der PMP): Ausprobieren von „Cueing“ Frequenzen bis zu 10%
oberhalb der Baseline Frequenz.
- Zur Steigerung der Gehstabilität bei funktionellen und komplexen Aktivitäten
(hauptsächlich innerhalb des Zuhauses der PMP): Ausprobieren von „Cueing“ Frequenzen
bis zu 15% unterhalb der Baseline Frequenz
- Zur Verbesserung des Gehens bei von „Freezing“ Betroffenen: Ausprobieren von
„Cueing“ Frequenzen von bis zu 10% unterhalb der Baseline Frequenz.
Beispiele „Cues“ (siehe Tabelle S.26)
- Visuell: Steigen über Klebebandstreifen auf dem Fußboden, den Fuß einer anderen
Person oder eine auf den Boden projizierte Laserlinie
- Auditiv: Gehen zum Takt von Metronom oder Lieblingsmusik der PMP unter
Verwendung eines Smartphones
- Taktil: Gehen zum vibrierenden Rhythmus eines vibrierenden Armbands (siehe
Tabelle)
Beispiele für Aufmerksamkeitsstrategien
- Nachdenken über die Ausführung großer Schritte: „denken Sie Gross“
- Bestimmung eines Referenzpunkts, auf den zugegangen wird. Bestimmen Sie die
Anzahl Schritte, die Sie benötigen um dieses Ziel zu erreichen
Wie kann ich adäquate Cues auswählen und vermitteln?
Die Effektivität der Cues ist patienten- und kontextspezifisch. Bei der Auswahl sollen die Zielaktivität,
die Kontextfaktoren und die Vorstellungen des PMP berücksichtigt werden. Ausgehend von den bereits
gewonnenen Erfahrungen und Präferenzen des PMP, soll der Therapeut dafür zuständig sein, die
Effektivität der verschiedenen Cues zu entdecken und zu prüfen. So können die Qualität und
Anwendung des selbsterfundenen Cues des PMP optimiert werden. Zur Vermeidung von Freezing wird
eine Kombination von frequenzstabilisierenden Cues mit geeigneten Aufmerksamkeitsstrategien und
Anweisungen für grosse Schritte (die durch die visuellen Cues unterstützt werden können) empfohlen
153
.
Um das Drehen zu Hause zu verbessern, wie z.B. im Badezimmer, können auditive Cues (z.B laut
zählen) mit Linien am Boden kombiniert werden (visuelle Cues)
155
. Das Metronom ist ein gutes
Hilfsmittel um auditive Cues auszuprobieren. Um aber PMP zu motivieren, häufig oder konstant Cues
anzuwenden, können PMP Musik bevorzugen. Auditive Cues mit einfach anpassbarer Frequenz, wie
z.B. Musik oder das Metronom, sind kostenlos downloadbar für Smartphones.
„Cueing“ Frequenz
Es sollte auf die optimale Frequenz bei rhythmischen auditiven Cues geachtet werden. Diese ist von der
Aktivität und dem Kontext abhängig, in welchem die Cues angewendet werden. Die Auswahl der
optimalen Frequenz wird in den ausgewählten LEG Empfehlungen erläutert (S. 14).
15
Strategien für Komplexe Bewegungsabläufe = Bewegung aufteilen
Komplexe Bewegungsabläufe wie Aufstehen vom Stuhl und Drehen im Bett können oft nicht mehr
automatisch abgerufen werden. Mit Strategien werden diese komplexen Bewegungen in einfache
Bewegungskomponenten aufgeteilt. Jede Komponente wird bewusst ausgeführt und wenn nötig mit
externen Cues unterstützt. Dank dieser Strategien und aufgeteilter Bewegungen werden „Dual Tasks“
minimiert
53,65,156
.
Um ein optimales Ergebnis zu erlangen, sollte dieses Training aufgabengerichtet sein und im gewohnten
Kontext und in der Alltagsumgebung des PMP durchgeführt werden
53
. Diese kognitiven Strategien
werden sehr häufig mit externen Cues (z.B. visueller Cue beim Aufstehen) und mit Übungen kombiniert,
welche die physischen Fähigkeiten verbessern (z.B. Muskelkraft der Beine, um das Aufstehen vom Stuhl
zu verbessern).
Das Selektieren und Instruieren der Strategie sollte schrittweise und mit Hilfe von mentalen oder
motorischen Bildvorstellungen eingeführt werden. Basierend auf den Wünschen der PMP können auch
Bezugspersonen oder Angehörige mitbestimmen, in wie vielen Komponenten und in welcher
Reihenfolge die Bewegung ausgeführt werden sollte. Wie viele Komponenten ein Bewegungsablauf
beinhaltet und trainiert wird, ist von den Möglichkeiten des Patienten abhängig.
GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):
Starke Empfehlung kognitives Cueing anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Funktionelle Mobilität (PAS und PAS Stuhl Transfer)
Schwache Empfehlung kognitives Cueing anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Doppelschrittlänge
• Patientenbasierter Behandlungseffekt
Strategien für komplexe Bewegungsabläufe
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.99:
Trainiere mindestens 3 Wochen, 3x wöchentlich während 30 Minuten
Trainiere Aufgabenspezifisch
Am Anfang sollten die eigenen Tricks und Tipps der PMP ausprobiert werden
Das Training sollte an dem Ort erfolgen, an dem die Aktivitätsbeeinträchtigung der PMP auftreten
(oft bei ihnen zu Hause). Falls dies nicht möglich ist, sollte diese Umgebung nachgeahmt werden.
Unterstütze Strategien für komplexe Bewegungsabläufe durch „Cues“
Zu erwägende Massnahmen:
- Beobachtung der PMP bei der Ausführung der Aktivität; Analyse eingeschränkter
Komponenten.
- Erzielung von Übereinstimmung mit dem PMP hinsichtlich der optimalen
Bewegungskomponente (meist 4-6)
- Zusammenfassung der Sequenz der Komponenten: Verwendung von Schlüsselphrasen,
Unterstützung durch visuelles Material, physische Führung der PMP zu den gewählten
Komponenten
- PMP sollten die aufeinanderfolgenden Komponenten laut einstudieren
- PMP sollten die aufeinanderfolgenden Bewegungskomponenten vorstellen
- PMP sollten die Komponenten nacheinander bewusst gesteuert ausführen
7.2.2 Konventionelle Physiotherapie S.79-84
Unter dem Begriff der konventionellen PT fassten die Leitlinien Entwickler sämtliche supervidierte
aktive Trainingsinterventionen mit folgenden Zielen zusammen: Verbesserung von Gang,
Gleichgewicht, Transfer, körperlicher Leistungsfähigkeit oder dessen Kombination. Die Interventionen
können deshalb sehr unterschiedlich sein, sodass die GRADE-basierten Empfehlungen teils auf
Einzelstudien beruhen. Die Empfehlung bietet in dieser Form eine wertvolle Information, für die
Anwendung in der Praxis oder die individuelle Anpassung einer Behandlung muss die vollständige
Fassung im Kapitel 6.4.2. (S. 80-84) unbedingt einbezogen werden.
16
GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):
Starke Empfehlung konventionelle PT anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Gehgeschwindigkeit
• Muskelstärke (Drehmoment und Gewicht;
Kniestrecker)
• Funktionen der Bewegung (UPDRS III)
Schwache Empfehlung konventionelle PT anzuwenden und folgenden Outcomes zu verbessern:
• Funktionelle Mobilität (TUG)
• Gleichgewichtsfähigkeit (BBS, FR)
Konventionelle Physiotherapie
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.80-81:
Trainiere mindestens 8 Wochen, 3x wöchentlich während 45 Minuten.
Das Programm findet unter physiotherapeutischer Anleitung statt und wird durch Eigentraining
ergänzt. Das Eigentraining oder Heimübungsprogramm soll durch ein Übungstagebuch gefördert
werden.
Die Behandlungsziele, die Fähigkeiten, Motivation und Präferenzen des PMP sowie externe
Faktoren wie z.B. die Verfügbarkeit von Trainingsgruppen, bestimmen die Entscheidung zur
Einzel- oder Gruppentherapie:
- Gruppentherapie: Fokus sollte auf Prävention und allgemeiner Verbesserung der körperlichen
Leistungsfähigkeit und der funktionellen Mobilität liegen, Selbstvertrauen steigern, Lernen von der
Erfahrung von Mitbetroffenen, soziale Aspekte und Spass. Die Gruppengrösse sollte den
Behandlungszielen, dem Niveau der Funktionsfähigkeit der PMP und der allgemeinen Sicherheit
angepasst werden. Es wird eine Gruppengrösse von ungefähr 8 Personen empfohlen.
- Einzelbehandlung: wenn ein individuelles Training angebracht ist oder Ablenkung durch die
Umwelt
vermieden
werden
muss.
Besonders
wenn
eine
umweltspezifisches
„Bewegungsstrategientraining“ und „Cueing“ geübt werden muss.
Allgemeine Inhalte:
- Kombination von Übungen zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der
funktionellen Mobilität, wie Training der Muskelkraft von Knie- und Hüftextensoren durch
Aufstehen von einem Stuhl, Plantarflexoren des Fussgelenkes durch Treppensteigen, Ausdauer durch
Gehen in wechselnden Richtungen
- Vorzugsweise Fokussieren auf Training, die funktionelle Aufgaben beinhaltet, wie die Ausführung
grosser, schneller Bewegungen beim Hinlegen, Aufsitzen, Aufstehen oder Gehen.
- Bei isoliertem Krafttraining sollten Übungen eher für grosse statt kleinen Muskelgruppen gewählt
werden. Eher multi-segmentale (mehrgelenkige) Übungen eher auswählen.
- Fokus auf die Aufmerksamkeit und vermehrtes Erteilen von adäquatem Feedback (z.B. „Cues“).
Folgende Aktivitäten sind empfehlenswert:
- Aufstehen vom oder Absitzen auf den Boden
- Stehen und Gehen auf Schaumstoffmatte, mit und ohne Einwirkung am Rumpf (Ziehen und
Schubsen)
- Aufstehen und Hinsetzen auf einen Stuhl (mit Dual Tasking)
- Bettmobilität: Hinlegen, Aufsitzen, Drehen im Bett
- Gehen mit grossen Schritten, Armpendel mit grosser Amplitude (eventuell Nordic Walking)
- Gehen um und über Hindernisse
- Gehen mit plötzlichen Stopps, Gehrichtung ändern der Gehrichtung inkl. Rückwärtsgehen
- Gehen und Gleichgewicht halten bei Dual Tasks (z.B. Sprechen, Tragen eines Objektes,
Kopfdrehungen (z.B. nach Bildern schauen und diese Bilder beschreiben),
- Umdrehen in grossen sowie engen Räumen: bei sturzgefährdeten PMP sollten Drehungen in weitem
Bogen statt scharfe Richtungswechsel geübt werden.
- Stufen oder Treppensteigen
Falls notwendig, benutze Hilfsmittel und trainiere den Gebrauch dieser Hilfsmittel
17
7.2.3 Laufbandtraining S. 84-86
Allgemeine Überlegungen betreffend Laufbandtraining:
Es ist eine sichere und akzeptierte Massnahme
157
. Die Effekte sind intensitätsabhängig: Training mit
höherer Anstrengung ist besser
158
.
GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):
Starke Empfehlung Laufbandtraining anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Gehgeschwindigkeit
• Doppelschrittlänge
Schwache Empfehlung Laufbandtraining anzuwenden und folgende Outcomes zu
verbessern:
• Gehstrecke
• Gleichgewichtsfähigkeit (BBS)
Laufbandtraining kann ein Teil konventioneller Physiotherapie sein, kann aber auch als separate
Behandlungsmassnahme dienen.
Laufbandtraining
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.85:
Trainiere mindestens 4 Wochen, 3x wöchentlich während 30 Minuten
Aus Sicherheitsgründen:
- Versichere dich, dass der PMP über die kognitiven und physischen Möglichkeiten verfügt,
um ein Laufband zu benutzen und die Sicherheitsmassnahmen versteht.
- Überlege ob die kognitiven und physischen Möglichkeiten der PMP in Betracht gezogen
werden, ob supervidiertes oder nicht-supervidiertes Laufbandtraining möglich ist,
- Benütze ein Aufhängesystem oder einen Sicherheitsknopf, wie z.B. ein Magnet, befestigt
am PMP, welcher das Laufband direkt stoppt falls daran gezogen wird.
- bei Tempowechsel bei PMP auf Freezing aufpassen.
Trainingsinhalt:
- Fokus auf grosse Schritte legen
- Fokus auf Aufmerksamkeit legen und vermittle adäquates Feedback z.B. Gebrauch von
Cues
- wenn passend, kann eine kognitive Aufgabe als Dual-Task verlangt werden, wobei der
PMP seine Schrittlänge gross halten sollte
- um visuelles Feedback für die Körperhaltung zu fördern, könnte ein Spiegel vor das
Laufband gestellt werden.
• Schrittweise die Intensität erhöhen um unterdosiertes Training zu vermeiden:
- Dosierung gestützt auf die empfundene Anstrengung: auf der Borg Skala 6-20 soll die
empfundene Anstrengung mit 13 (etwas schwer) bis 14 (wenn beta-blocker eingenommen
werden) oder 17 (sehr schwer) angegeben werden
- Dosierung gestützt auf Herzfrequenz: Steigerung der Übungsdauer oder der Herzfrequenz
in Prozenten der maximalen Herzfrequenz: zwischen 40% - 60% moderater Intensität, und
60% - 80% für intensives Training.
- Dosierung gestützt auf die Gehgeschwindigkeit: zwischen 60% - 80% der im 6MGT
gemessenen Gehgeschwindigkeit.
• Findet das Laufbandtraining anfänglich unter Supervision eines Physiotherapeuten statt, unterstütze
den PMP gegenüber nicht-physiotherapeutisch betreutem Laufbandtraining mit intermittierendem
Follow-up.
7.2.4 Tai-Chi S.88-89
GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):
Starke Empfehlung Tai-Chi anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Funktionen der Bewegung (UPDRS III)
Schwache Empfehlung Tai-Chi anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Anzahl der Stürze
• Gleichgewichtsfähigkeit (BBS)
18
• Gehgeschwindigkeit
• Doppelschrittlänge
• Gehstrecke
• funktionelle Mobilität (TUG)
• Muskelstärke (Drehmoment)
• Gleichgewichtsfähigkeit beim Stehen (Functional Reach)
Tai-Chi
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.88:
Trainiere mindestens 24 Wochen, zweimal wöchentlich während 60 Minuten
Inhalte des Tai-Chi:
- Kombination von tiefer Atmung und Entspannung mit langsamen und rhythmischen
Bewegungen
- umfasst stehen auf einem Bein, Gewichtsverlagerung, kontrollierte Verschiebung des
Körperschwer-punktes über die Unterstützungsfläche hinaus, Ausführung von Schritten in
verschiedenen Richtungen und komplexe Bewegungsabläufe
- Ziel sind grosse Amplituden von Bewegungen
Bei Durchführung von Tai-Chi unter physiotherapeutischer Anleitung sollten PMP zum
Training ohne physiotherapeutische Unterstützung mit wiederholten Nachuntersuchungen
ermutigt werden.
7.2.2 Körperliche Leistungsfähigkeit S.78-79
Physiotherapeuten können PMP durch Beratung oder Coaching zu körperlichem Training und einem
aktiveren Lebensstil motivieren. Die oben beschriebenen Massnahmen, oder weitere in der Leitlinie
enthaltenen, können je nach Präferenzen und Leistungsfähigkeit der PMP dazu eingesetzt werden. Auch
Parkinson Schweiz bietet ein rekreatives Angebot für Bewegung und Sport (siehe:
http://www.parkinson.ch/index.php?id=255). Die Leitlinien Entwickler Gruppe empfiehlt, verschiedene
Übungstypen an mehreren Wochentagen zu kombinieren, wobei der Fokus stets auf der körperlichen
Leistungsfähigkeit und der funktionellen Mobilität liegt.
PMP sollen ermutigt werden, die Empfehlungen der WHO zur körperlichen Aktivität einzuhalten. Der
verhaltensbezogene und soziale Ansatz können das Niveau der körperlichen Aktivitäten sowohl in der
Allgemeinbevölkerung
159
als auch bei PMP effektiv steigern
160,161
. Um die Ausarbeitung eines
personalisierten Trainings zu erleichtern, sollten folgende Punkte erfragt werden: Vorgeschichte (des
Trainings und der Aktivität), Sport/Hobbies sowie beliebte Aktivitäten, Einschränkungen und
beeinträchtigte Aktivitäten, soziale Unterstützung und lokale Angebote.
Körperliche Leistungsfähigkeit
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.79:
Verbesserung von Wissen und Kompetenzen zur Verhaltensveränderung, PMP mit
Komorbiditäten, kognitiven Dysfunktionen und mangelnder Motivation besonders beachten
Den PMP unterstützen bei der Suche von lokalen Angeboten
Mit dem PMP SMART-Ziele festlegen und vereinbaren wie z.B.:
- Verringerung der täglichen sitzend verbrachten Zeit
- kurze Strecken zu Fuss zurücklegen (z.B. zum Einkaufen) statt mit dem Auto
- die Treppen statt den Aufzug benutzen
- Fortsetzen oder Wiederaufnahme von körperlichem Training, Übungen und Sportarten, welche
der PMP gerne macht
- Teilnahme an einer (Parkinson) Trainings-, Tanz- oder Tai-Chi- Gruppe
- Körperliches Training unter physiotherapeutischer Anleitung über einen befristeten Zeitraum
(konventionelle Physiotherapie)
- ein Heimübungsprogramm erarbeiten und ein Trainingstagebuch dazu führen
- Empfehlung von Hilfsmittel zur Unterstützung des Trainings
Zur Unterstützung intermittierende Kontrolltermine anbieten
19
7.5 Allgemeine Behandlungsempfehlungen S. 101
7.5.1 Wahl des Behandlungsortes
Die physiotherapeutische Behandlung findet in einer Privatpraxis, beim Patienten zuhause, in einem
Rehabilitationszentrum, einem Pflegeheim oder im Spital statt. Die Wahl des Standortes ist von den
Behandlungszielen, den Präferenzen und Fähigkeiten des PMP sowie den Fähigkeiten des
Physiotherapeuten abhängig
53
. Aktivitätsbeeinträchtigungen stehen häufig in Zusammenhang mit der
Umgebung zu Hause. Die Aufnahme neuer Informationen ist bei PMP oft verlangsamt und die
Umsetzung des neuen Wissens und der Fähigkeiten in fremder Umgebung sind reduziert
162,163
.
Ausserdem ist das Erlernen neuer Kompetenzen häufig aufgaben- und kontextspezifisch
10,65,164
. Daher
empfiehlt die LEG, dass eine auf die Verbesserung der Aktivitäten abzielende Behandlung vorzugsweise
beim PMP zuhause stattfinden sollte. Die Behandlung zu Hause hat den zusätzlichen Vorteil, dass auf
diese Weise die Anwendbarkeit der Strategien im normalen Alltag direkt beurteilt werden und zudem
die Betreuungsperson in natürlicherem Kontext miteinbezogen werden kann. Das Training zur
Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der funktionellen Mobilität kann, abhängig von
spezieller Ausrüstung, an jedem anderen Ort durchgeführt werden (z.B. Physiotherapiepraxis,
Fitnessstudio, im Rahmen von Freizeitaktivitäten…)
7.5.2 Einbezug der betreuenden Angehörigen
Es ist sehr wichtig, die betreuenden Angehörigen/Bezugspersonen in die Behandlung miteinzubeziehen.
Sie können bereits beim therapeutischen Erstkontakt zusätzliche Informationen bezüglich der
Auswirkung der Symptome oder der Defizite im Alltag geben (z.B. Sturzanamnese). Die
Bezugspersonen können helfen, Cues oder kognitive Bewegungsstrategien anzuwenden bzw.
umzusetzen (z.B. bei reduzierten kognitiven Funktionen).
7.5.3 Anpassung im Hinblick auf Fluktuationen der täglichen Funktionsfähigkeiten
PMP im Off-Zustand können im Vergleich zum On-Zustand verringerte Reaktionen zeigen. Dies ist
nicht durch kognitive Beeinträchtigungen, sondern durch den niedrigeren Medikamentenlevel bedingt.
Wirkungsfluktuationen sollten bei der Planung der Behandlungssitzungen berücksichtigt werden.
Aktivitätsbeeinträchtigungen sind normalerweise im Off-Zustand am Beschwerlichsten. Spezifische
Strategien oder Cues zur Bewältigung der Probleme können zunächst im On-Zustand erlernt werden. Es
ist jedoch sinnvoll, dass diese anschliessend auch im Off-Zustand gemeistert werden können. Die
körperliche Leistungsfähigkeit lässt sich optimal trainieren, wenn PMP in bestmöglicher Verfassung
sind, d.h. während der On-Zustände. Bei regelmässigem Kontakt mit PMP können Physiotherapeuten
Wirkungsfluktuationen in einem frühen Stadium erkennen. Diese lassen sich durch
Medikamentenanpassung korrigieren. Dem PMP wird empfohlen zum behandelnden Arzt, in den
meisten Fällen zum Neurologen, zu gehen.
Fluktuationen der täglichen Funktionsfähigkeiten
Empfehlungen der LEG S.101:
Verbessern der körperlichen Leistungsfähigkeit zu der Tageszeit, an welcher die PMP am besten
funktionsfähig ist.
Verbessern der beeinträchtigten Aktivitäten zu der Tageszeit und an dem Ort, wo sich die PMP
am meisten davon beeinträchtigt fühlen
20
7.5.4 Intensität der Behandlung
Die optimale Intensität der Übungen oder Massnahmen in den verschiedenen Krankheitsstadien bei MP
ist unklar
165,166
. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es diese nie geben, da die Defizite, das Potential und
die Wünsche des PMP sehr stark variieren.
Intensität der Behandlung
Empfehlungen der LEG S.81, S.83:
Das Behandlungsangebot beinhaltet vom Physiotherapeuten supervidierte Einheiten und
selbständiges Üben an den anderen Tagen: ein Heimübungsprogramm soll durch ein
Übungstagebuch gefördert werden.
Die Intensität soll stufenweise erhöht werden, eine Unterdosierung soll vermieden werden:
- Dosierung gestützt auf der empfundenen Anstrengung: auf der Borg Skala 6-20 soll die
empfundene Anstrengung mit 13 (etwas schwer) bis 14 (wenn Betablocker eingenommen
werden) oder 17 (sehr schwer) angegeben werden
- Dosierung gestützt auf Herzfrequenz: Steigerung der Übungsdauer oder der Herzfrequenz
in Prozente der maximalen Herzfrequenz: zwischen 40 - 60% moderate Intensität, und 60 -
80% für intensives Training.
- Dosierung gestützt auf Wiederholung: Steigerung der Belastung des Tempos und der Anzahl
Wiederholungen von 1 - 3 Serien von 8 bis 15 Wiederholungen bei 60 - 80% der
Maximalkraft.
8. Gesundheitsmanagement
Das Kapitel 3 der deutschen Übersetzung der Leitlinie (S. 28-35) befasst sich mit dem allgemeinen
Gesundheitsmanagement für PMP. Das Ziel des Managements besteht darin, die Aktivitäten und
Partizipation sowie die Lebensqualität der PMP zu erhalten, dies unter Berücksichtigung der
Funktionsfähigkeit, der persönlichen und von der Umwelt gegebenen Ressourcen. Dabei sollen die
Bedürfnisse des Patienten möglichst umfassend erfasst werden. Die LEG schlagen ein interdisziplinäres
Behandlungsmodell vor und legen grossen Wert auf die Kommunikation zwischen den Fachkräften. Die
Lektüre dieses Kapitels scheint empfehlenswert zur Unterstützung der Physiotherapeuten in der
Erfassung und dem Aufbau des Patienten bezogenen Netzwerkes von Fachkräften. Besonders
beachtenswert ist aus Sicht der Verfasser des Leitfadens das Kapitel 3.2. zum pharmakologischen
Management, welches für die Planung der Behandlung eine wesentliche Rolle spielt. Deshalb raten die
LEG, die Vorteile und Nebenwirkungen der Medikamente zu kennen, um:
den Nutzen der Physiotherapie zu erhöhen
realistische Erwartungen zu formulieren
geringe Adhärenz zu erkennen
PMP in der medikamentenbezogenen Kommunikation zu unterstützen und das Verschreiben
unnötiger Medikamente zu reduzieren.
9. Schlusswort
Gerade Physiotherapeuten mit relativ wenig Parkinsonerfahrung finden in diesem Leitfaden und den
QRC‘s eine praktikable und schnelle Hilfe, um im physiotherapeutischen Behandlungsprozess wichtige
parkinsonspezifische Faktoren zu erheben und erfolgreich zu therapieren. Zusätzlich wurden
evidenzbasierte Tipps und Hinweise für Interessierte gegeben. Dank der Arbeit unserer Interessegruppe
und der Erlaubnis der LEG ist diese Gebrauchsanleitung ein weiterer Schritt für eine zielgerichtete,
parkinsonspezifische Anamnese, Befund und Behandlung.
Jorina Janssens
MSc Master in Rehabilitation Sciences and Physiotherapy
Praxis Robellaz Köniz, Lehrbeauftragte Berner Fachhochschule – Berner Bildungszentrum für Pflege
21
Dank an:
- die Niederländische Forschungsgruppe unter Leitung von Samyra Keus für ihre Publikation
der KNGF- sowie die Europäischen Richtlinien und das Gutachten für die schweizerische
zusammengefasste Version
- die Englische Fachgruppe unter Leitung von Bhanu Ramaswamy für die Idee, einen kürzeren
Leitfaden online zur Verfügung zu stellen
- Stefan Schädler für seine fachspezifischen Informationen und Ratschläge bezüglich
Assessments
- Die finanzielle Unterstützung von: Parkinson Schweiz, IGPTR, Physioswiss
Interessegruppe Parkinson:
Tim Vanbellingen, Luzerner Kantonsspital, Universität Bern
Annemarie Osterwald, Kantonsspital St. Gallen
Sandra Signer, Bürgerspital Solothurn
Jorina Janssens, Praxis Robellaz Köniz
Susanne Brühlmann, Reha- Klinik Zihlschlacht
Thomas Gloor, Neurologie Unispital Zürich
22
Quick Reference Card 1. Anamnese
Thema
Assessment
Schwerpunkte
Hauptproblem
Die wichtigsten Probleme des PMP: Unterstützung des PMP bei der Priorisierung seiner Probleme
Einbeziehung von Betreuungspersonen
Medizinische
Information
H&Y
MDS‐UPDRS
IV
VAS
Parkinson: Diagnose; Jahr der Diagnose; Stadium der Krankheit#
Motorische Komplikationen: motorische Fluktuationen, vorhersagbare On‐ und Off‐Zustände*, Dyskinesien* und Dystonie im Off‐Zustand* (bei schwerer Form sollte der PMP
umgehend einen Arzt zu Rate ziehen)
Mentale Komplikationen: exekutive Dysfunktion etwa bei Konzentration, Behalten und Anwenden von Informationen, Treffen von Entscheidungen, Planen, Verlagern der
Aufmerksamkeit von einem Reiz zum anderen sowie Ausführung von Dual Tasks; Unruhe; Apathie; Depression*; Illusionen*; Halluzinationen*; Störungen der Impulskontrolle (z.B.
wiederholte Aktivitäten)*
Schmerzen: Tageszeit, Ort (z.B. spezifisch oder allgemein), Qualität (z.B. krampfartig, kribbelnd, stechend), Stärke* Komorbidität: Herzinsuffizienz; Osteoporose; Chronisch
obstruktive Lungenerkrankung (COPD); Arthritis; Diabetes; Druckstellen
Gegenwärtige (nicht)‐medikamentöse Behandlung: Typ, Intensität und Nebenwirkungen, die Optionen der Physiotherapie möglicherweise beeinflussen
Frühere Behandlung des Problems, das Anlass der Überweisung war: Art und Ergebnis
Partizipation
Beruf und Arbeit, Familie, Beziehungen, soziales Leben, Freizeit
Funktion und
Aktivitäten
MDS‐UPDRS
II
Transfers
Ins Bett steigen und aus dem Bett steigen; drehen; von einem Stuhl oder Toilettensitz aufstehen und sich daraufsetzen; in ein Auto steigen und daraus aussteigen;
vom Boden aufstehen (nach einem Sturz)
FES‐I
Gleichgewicht &
Stürze
Beim Stehen, Vorwärtsbeugen, Reichen, bei Transfers, beim Gehen (rückwärts), Drehen oder beim Dual Tasking Bericht über PMP:
Bei (Beinahe)sturz die Sturzanamnese verwenden, um Einsicht in Häufigkeit und Umstände zu gewinnen (z.B. orthostatische Hypotension und Schwierigkeiten
beim Dual Tasking)
Bei (Beinahe)sturz oder Angst vor Stürzen FES‐I verwenden, um Einsicht in die mit Aktivitäten in Zusammenhang stehende Zuversicht zu gewinnen Händigen Sie
allen PMP, die gestürzt sind, ein Sturztagebuch aus, um Einsicht in Häufigkeit und Umstände der Stürze zu gewinnen
MDS‐UPDRS
II
Feinmotorik
Reichen, Greifen und Bewegen von Objekten bei Aktivitäten im Haushalt, wie kleine Reparaturen, Saubermachen, Kochen, Kleinschneiden von Lebensmitteln und
Halten eines Glases oder einer Tasse, ohne etwas zu verschütten; oder Baden und An‐/Ausziehen bei der Körperpflege
FOGQ
Gehen
Bei der Schritteinleitung, beim Gehen (rückwärts), Drehen oder Dual Tasking; Einfrieren des Gangs; Gehgeschwindigkeit und Sicherheit; Ort, Zeit und Umstände
des Entstehens von Einschränkungen
Verwendung von Hilfsmitteln; Gehen kurzer und langer Strecken; Zusammenhang mit Stürzen
Bei Bericht über PMP hinsichtlich Gang: Verwendung des FOGQ, um Einsicht in Häufigkeit und Dauer von Freezing zu gewinnen
Zusammenhang mit Schritteinleitung und Drehen steht
Körperliche
Leistungsfähigkeit
Belastungstoleranz, einschließlich schnell außer Atem geraten, rasches Einsetzen von Ermüdung* und allgemeine Müdigkeit; Gelenkbeweglichkeit; Muskeltonus,
‐kraft und Ausdauer
Körperliche Aktivitätslevel im Vergleich zu WHO‐Empfehlungen: 75 Min/Woche Training mit hoher oder 150 Min/Woche Training mit mäßiger Intensität Tipps
Tipps & Tricks
Tipps & Tricks die der PMP anwendet um die Probleme zu reduzieren oder zu kompensieren. Sind diese adäquat?
Umwelt/Umgebung
PDQ‐39
Persönliche Faktoren: Alter und Geschlecht; Krankheitseinsicht; Bewältigung; Erfahrungen; Präferenzen; Motivation; Bewältigungskompetenzen; Gefühle von Isolation und Einsamkeit;
Trauer; Wut; Sorgen über die Zukunft; Bewusstsein (für Veränderungen); Motivation (an einer spezifischen Intervention festzuhalten)
Umweltfaktoren: Medikamente (siehe Medizinische Informationen); Hilfsmittel; finanzielle Möglichkeiten; Einstellung und Unterstützung der Betreuungsperson, der Familienangehörigen
oder Freunde, des behandelnden Arztes und des Arbeitgebers; Unterbringung (Einrichtung, Art des Heims); Arbeit (Inhalt, Umstände und Bedingungen); Transport
Erwartungen
GAS
Allgemeine Prognose und Ziele: Ziele erfassen mittels GAS
Physiotherapeutische Behandlung: Inhalt, Häufigkeit und Ergebnis
Selbstmanagement: Notwendigkeit von Information, Beratung und Unterstützung
H&Y: Hoehn und Yahr; MDS‐UPDRS: Movement Disorder Society – Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; VAS: Visual Analogue Scale; FES‐I : Falls Efficacy Scale‐International ; FOGQ : Freezing of Gait Questionnaire ; PDQ‐39 :
Parkinson’s Disease Questionnaire 39 ; GAS : Goal Attainment Scale
23
Quick Reference Card 2. Befund
Physische Kapazität und
Schmerzen
Transfer – Lagewechsel
Feinmotorik
Gleichgewicht
Gehen
Muskelkraft
o
Hüftext
o
Knieext
o
Plfl‐Dext
o
Andere:
Rigor
o
Knieflex
o
Plfl
o
Andere:
Gelenkmobilität
o
HWS
o
BWS
o
Andere:
Kardiorespiratorische
Belastbarkeit
o
Atemkontrolle
Anstrengung
Schmerzen
o
Muskuloskeletal
o
Neuropath
o
Andere:
Körperposition wechseln:
o
Absitzen Stuhl/Sofa
o
Absitzen WC
o
Aufstehen Stuhl/Sofa
o
Aufstehen WC
o
Abliegen
o
Aufsitzen
o
Transfer ins Auto
o
Bodentransfer
o
Andere:
Sich verlagern:
o
Drehen im Bett
o
Andere:
Sicherheit:
o
Sturz
o
Beinahesturz
o
Andere
o
Reichen
o
Greifen
o
Knöpfe schliessen
o
Schuhe binden
o
Reissverschluss
o
Objekte heben/tragen
o
Andere
Sicherheit:
o
Sturz
o
Beinahesturz
o
Andere
Posturale Reaktionen
während:
o
Stehen (Augen auf/zu)
o
Aufstehen
o
Drehen im Stand
o
Gehen (vw, rw, sw)
o
Bücken, nach vorne
lehnen
o
Dual Tasks motorisch
‐ kognitiv
o
Freezing
o
Reichen/greifen
Sicherheit:
o
Sturz
o
Beinahesturz
o
Andere
Gangbild
o
↓ Gehgeschwindigkeit
o
↓ Rumpfrota on
o
↓ Armpendel
o
↓ Schri länge
o
Variable Schrittlänge
Freezing oder Festinieren
o
Start/Stopp
o
Drehen
o
Schwelle/Hindernisse
umgehen
o
Durch eine Türe gehen
o
Engpässe
o
Zeitdruck/Stress
o
Gerade ausgehen
o
Rückwärtsgehen
o
Dual tasks:
Sicherheit:
o
Sturz
o
Beinahesturz
o
Andere
Assessments
o
1RM Legpress*
o
5TSTS
o
6MGT & Borgskala
o
VAS*
o
TUG
o
5TSTS
o
LPS*
o
Push&Release Test
o
5TSTS
o
TUG
o
FGA, DGI
o
BBS
o
FR*
o
TUG
o
10MGT
o
6MGT
o
LPS*
Bei alle PMP
3‐Schritt Sturzrisiko Model: um das Sturzrisiko zu identifizieren braucht es interdisziplinäre Assessments, individuelle Physiotherapie und Übungsprogramme
RM: one Repetition Maximum; 5TSTS: 5 Times Sit To Stand; 6MGT: 6 Minuten Gehtest ; VAS : Visual Analogue Scale ; TUG : Timed Up and Go ; LPS : Lindop Parkinson’s Disease Mobility
Assessment Scale; FGA: Functional Gait Assessment; DGI: Dynamic Gait Index; BBS: Berg Balance Scale; FR: Functional Reach; 10MGT: 10 Meter Gehtest
24
*wurde von der Schweizerische Interessegruppe Parkinson ergänzt
25
Quick Reference Card 3. Stadien-spezifische Behandlungsziele
Hoehn und Yahr 1
Hoehn und Yahr 2 bis 4
Hoehn und Yahr 5
Physiotherapeutische Ziele
Unterstützung
Selbstmanagement
Inaktivität vorbeugen
Bewegungs‐ und Sturzangst
Körperliche Leistungs‐
Fähigkeit verbessern
Schmerzen reduzieren
Verzögerung des Einsetzens
von Aktivitäts‐
Beeinträchtigungen
(motorisches Lernen, bis
H&Y3)
Zusätzliche Ziele
Erhalten/Verbessern von
Aktivitäten:
o
Transfer, ADL
o
Hand‐Armgebrauch
o
Gleichgewicht
o
Gehen
Zusätzliche Ziele
Vitale Funktionen erhalten
Vermeidung von
Druckstellen
Vermeidung von
Kontrakturen
Unterstützung von
Betreuungspersonen und
Pflegekräften
Informationen und Schulung
Informationen über das Parkinson‐Syndrom (Beeinträchtigungen und Risiken);
Vorteile von körperlicher Aktivität; Kernbereiche, Begründe und Vorteile von
physiotherapeutischen Interventionen; Rolle der PMP und des
Physiotherapeuten
Training:
körperliche Leistungsfähigkeit und funktionelle Mobilität; große Amplitude; im
On‐Zustand; Steigerung der Intensität; Erwägung konventioneller
Physiotherapie, Laufbandtraining, Tai‐Chi, Tanz
Zusätzlich in H&Y 5:
‐
Unterstützung pflegende
Bezugspersonen
‐
Komplikationen, verbunden
mit Bettlägerigkeit,
vermeiden
Übung:
Ursprüngliche oder neuartige motori‐
sche Fähigkeiten; Kontextspezifizität;
viele Wiederholungen; Steigerung der
Komplexität; Kognitives Engagement:
Aufmerksamkeit, Dual Task, Cues und
positives Feedback; Von On‐ zu Off‐
Zustand
+HY5:
Coaching von Betreuungspersonen
und dem Pflegepersonal
Bewegungsstrategietraining:
Externe, sinnvolle Cues;
Aufmerksamkeit; Strategien für
komplexe Bewegungsabläufe;
Kompensation und angepasste
motorische Fähigkeiten; Optimierung
der Tricks der PMP; Von On‐ zu Off‐
Zustand; ausreichende mentale
Funktion erforderlich
Diagnose
(Medizinisch)
Beginn der medikamentösen
Behandlung
Möglicher neurochirurgischer
Eingriff
Zeit
26
Quick Reference Card 4. Grade-basierte Empfehlungen
Daten von 55 CCTs wurden für die Metaanalysen und die GRADE‐basierte Empfehlungen verwendet. Das Ergebnis dieser und 15
anderer CCTs wurde beim Leitlinie Entwicklungsgruppe in die allgemeinen Ratschläge für jede Art der Intervention einbezogen.
Bedeutung
Positiver Effekt und 0 außerhalb des Konfidenzintervalls der Wirkung; Evidenzqualität
mittel/hoch
Positiver Effekt und 0 außerhalb des Konfidenzintervalls der Wirkung; Evidenzqualität
gering oder mittel/hoch, aber nur geringe Wirkung oder sehr großes Konfidenzinterval
Positiver Effekt, jedoch 0 innerhalb des Konfidenzintervalls der Wirkung
Kernbereiche
ICF‐Bereiche
Endpunkt
Interventionen
Konventi
onel
le
PT
Laufband
Massage
Cueing
Strategien
für
KB
A
Tanz:
Tango
Tai
‐Chi
Gleichgewicht Gleichgewichtskapazität
Gleichgewichtsleistung
Anzahl der Stürze
BBS
FR
DGI
Mini‐BESTest
FES/ABC
Gleichgewicht
& Gehen
Kapazität der
funktionalen Mobilität
Drehung (Sek)
Treppensteigen
(Sek)
Gehen
Gehkapazität
Geschwindigkeit
Doppelschrittlänge
Schrittlänge
Kadenz
Gehstrecke
Gehleistung
FOGQ
Gehen,
Gleichgewicht
& Transfer
Kapazität der
funktionalen Mobilität
TUG
PAS
Transfer
Kapazität der
funktionalen Mobilität
Sit‐to‐Stand
PAS
Physische
Kapazität
Muskelfunktion
Kraft
Gehkapazität
Gehstrecke
Sonstige
Funktionen der
Bewegung
UPDRS III
P&G score
Lebensqualität
PDQ‐39
EQ‐5D
PDQL
Patientenabhängigen
Behandlungswirkung
CGI
PSI‐PD
ABC: Activities Balance Confidence Scale; BBS: Berg Balance Scale; CGI : Clinical Global Impression ; DGI : Dynamic Gait Index ; EQ‐5D : Euroqol5‐D ; FOGQ :
Freezing of Gait Questionnaire ; FES : Falls Efficacy Scale ; FR : Functional Reach ; PAS : Parkinson Activity Scale ; PDQ‐39 : Parkinson’s Disease Quality of Life 39 ;
PDQL : Parkinson’s Disease Quality of Life Questionnaire ; PSI‐PD : Patient Specific Index for Parkinson’s Disease ; TUG : Timed Up and Go ; UPDRS : Unified
Parkinson’s Disease Rating Scale
Konventionelle Physiotherapie: alle von Physiotherapeuten überwachten aktiven Übungsinterventionen in Hinblick auf Gang, Gleichgewicht,
Transfers oder körperliche Leistungsfähigkeit oder eine Kombination daraus. Strategien für KBA; Strategien für komplexe Bewegungsabläufe
:
Früher kognitive Bewegungsstrategien genannt
27
Cues, Aufmerksamkeitsstrategien und Strategien für komplexe Bewegungsabläufe
Cues, Aufmerksamkeitsstrategien und Strategien für komplexe Bewegungsabläufe
Cues sind wirksame Strategien oder Tricks zur Überwindung von Freezing‐Situationen. Sie versuchen während einer Off‐Phase eine Bewegung auszulösen oder grösser zu
machen. In der Physiotherapie werden das Freezing (Bewegungsblockaden) und/oder die Festination (trippelnde Schritte) analysiert. Anschliessend werden die wirksamsten
Cues eingeübt und häufig wiederholt (sowohl in On‐ wie Off‐Phasen), so dass der Patient sie zu Hause selbständig anwenden kann.
Ziel
Beispiel
Visuelles Cueing
Erster Schritt auslösen
Plattenstruktur oder vorhandene Linien/Markierungen benützen: den ersten
Schritt über die Linie machen
Strasse überqueren
An Ort marschieren, Zebrastreifen benützen: jeden Schritt auf den Zebrastreifen zielen
Schriftgrösse halten
Zwischen 2 oder 4 vorgegebenen Linien schreiben
Drehen am Ort
Ein Kreuz auf den Boden kleben mit farbigem Klebband: jeden Schritt entweder auf die Linie oder zwischen die
Linien positionieren
Auditives Cueing
Erster Schritt auslösen
Verbales Kommando: „1‐2‐jetzt!“. „1‐2‐3‐Los!“
Schrittgrösse erhalten
‐ Rhythmus angeben, selber oder durch Begleitperson: „1‐2‐1‐2“, „links‐rechts“, klatschen.
‐ Metronom/Musik/Ipod
‐ Laufband in Kombination mit Metronom
Drehen an Ort
Die Füsse hochheben und dabei den Rhythmus langsam und deutlich angeben:
“links‐rechts‐links‐rechts” oder “1‐2‐1‐2‐1‐2”
Aufstehen vom Stuhl
Mit dem Oberkörper 3 Mal nach vorne bewegen und anschliessend auf Eigen‐ oder Fremdkommando aufstehen:
“1‐2‐3‐Hoch!”
Taktiles Cueing
Erster Schritt auslösen
‐ Gewichtsverlagerungen an Ort, eventuell mit auditivem Cue: „1‐2‐3‐Los!“
‐ Schritte an Ort, anschliessend 1 Schritt rückwärts
‐ Velofahren, Motomed, Treppen, Laufband als Gehvorbereitung
Schrittgrösse erhalten
‐ Ferse als Erstkontakt
Drehen am Ort
‐ Die Füsse übertrieben hochheben
‐ Beim Drehen mit den Füssen auf den Boden stampfen
Aufmersamkeitsstrategien
Schrittgrösse erhalten
‐ „Denken Sie: Grosse Schritte!“
Strategien für komplexe
Bewegungen
Aufstehen, aufsitzen, abliegen
Ablauf aufteilen in einzelne Bewegungen mit mentaler Vorbereitung des Ablaufs
Eventuell von einem externen Cue unterstützt
‐ Aufstehen vom Stuhl: 1. Nach vorne rutschen, 2. Füsse hinten die Knie, 3. “1‐2‐3‐Hoch!”
28
10.
Referenzliste
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