Europäischen Physiotherapie- leitlinie beim idiopathischen Parkinsonsyndrom


  Anamnese (Quick Reference Card 1)



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5.  Anamnese (Quick Reference Card 1)  

 

 

Die QRC 1 und 2 beinhalten auch Empfehlungen von Assessments. Dabei ist zu beachten, dass nicht 



alle  in  validierter  Form  in  Deutsch  zur  Verfügung  stehen.  Für  Gütekriterien  bezüglich  Assessments 

verweisen wir auf Schädler et al.

123

 

QRC  1  hilft,  die  wichtigsten  Auskünfte  bezüglich  der  parkinsonspezifischen  Symptome  und  deren 



Einfluss  im  Alltag  auf  verschiedenen  ICF-Ebenen  einzuholen.  Vor  allem  die  Auswirkungen  von 

primären Parkinsondefiziten im Alltag und die Wirkungen/Nebenwirkungen von parkinsonspezifischen 

Medikamenten werden erfragt.   

Ein bekanntes primäres Parkinsonsymptom ist die akinetische Phase oder das sogenannte „Freezing of 

Gait“. In der Anamnese sollte deswegen die Zeitspanne des Freezings und die möglichen Auslöser gut 

hinterfragt werden. Patienten fühlen sich durch Bewegungsblockaden sehr oft stark eingeschränkt und 

reduzieren ihre sozialen Aktivitäten. Als Folge vermindert sich die Lebensqualität und Isolation kann 

sich einschleichen

4

, was  mit  dem  „Parkinson’s  Disease  Questionnaire 39“ objektiviert  werden  kann. 



Freezing hat ausserdem sehr oft auch Stürze und Verletzungen zur Folge, da die normalen Reflexe und 

die posturale Haltungsstabilität fehlen

124

. Hier darf eine Fallanamnese nicht fehlen. Der „Falls Efficacy 



Scale-I“  als  Selbstwirksamkeitsfragebogen  kann  dabei  zusätzliche  Informationen  über  vorhandene 

Sturzangst geben. 

 

Fragebögen  

Sie  können  Zeit  für  die  Anamnese  sparen,  indem  PMP  die  Fragebögen  bereits  vor  dem  Erstkontakt 

ausfüllen.  So  kann  die  Anamnese  gezielter  und  spezifischer  gestaltet  werden.  Zudem  kann  es  als 

objektiver Parameter dienen, um Veränderungen ersichtlich zu machen. 



 

Freezing Of Gait Questionnaire (FOGQ) 

Freezing ist ein Erstarren, charakterisiert durch die reduzierte Fähigkeit, das Gehen zu initiieren oder zu 

erhalten

3

 und wird mit einem erhöhten Fallrisiko in Bezug gebracht



4,90,125,126 

. Während des Befundes ist 

es  schwierig,  Freezing  zu  bewerten,  weil  es  selten  während  der  Befunderhebung  auftritt.

 

Physiotherapeuten sind deshalb oft auf die subjektive Schilderung des Patienten angewiesen. Anhand 



dieser Informationen kann man bestimmte Situationen im Befund überprüfen (z.B. Gehen und Drehen 

unter  Zeitdruck,  Gehen  und  Drehen  bei  engen  Raumverhältnissen

127

).  Wenn  Patienten  kürzlich  die 



Erfahrung gemacht haben, dass ihre Füsse  am  Boden kleben blieben,  bittet der Physiotherapeut den 

Patienten,  die  6  Fragen  des  „Freezing  Of  Gait  Questionnaire“  zu  beantworten

128

.  Dieses  Instrument 



eignet sich, um das Freezing bei PMP zu identifizieren

123


. Der Fragebogen wurde durch Vogler et al 

validiert

129



 



Falls Efficacy Scale-International (FES-I) 

Vertrauen,  das  Gleichgewicht  beibehalten  zu  können,  scheint  bei  älteren  Menschen  ein  Mediator 

zwischen „Angst zu fallen“ und „funktionellen Fähigkeiten“ zu sein. Wenn Patienten im letzten Jahr 

gefallen sind oder wenn es Situationen gab, in denen sie fast gefallen wären, ist es notwendig, die Angst 

vor  dem  Fallen  zu  objektivieren.  Die  „Falls  Efficacy  Scale-I“  ist  ein  ausgedehnter 

Selbstwirksamkeitsfragebogen,  in dem  die  Patienten  über  ihre  Angst  zu  fallen  bei  16  verschiedenen 

Aktivitäten befragt werden

123,130,131

. Das Testresultat, das sich aus der Summe der Punkte ergibt, liegt 

zwischen 16 (keine Sturzangst) und 64 Punkten (maximale Sturzangst). Dieser Fragebogen wurde auf 

Deutsch validiert

130


 

Parkinson‘s Disease Questionnaire-39 (PDQ-39) 

Der  Fragebogen  „Parkinson‘s  Disease  Questionnaire-39“  erhebt  in  39  Items  die  alltagsrelevante, 

gesundheitsbezogene  Lebensqualität  und  das  Wohlbefinden  von  PMP

132

.  Diese  werden  zu  den 



9

 

folgenden  Subskalen  zusammenaddiert:  Mobilität,  Alltagsaktivitäten,  emotionales  Wohlbefinden, 



Stigma, soziale Unterstützung, Kognition, Kommunikation, körperliches Unbehagen. Dieser in Deutsch 

übersetzte  und  validierte  Fragebogen  kann  als  übergeordnetes  Verlaufsinstrument  angewendet 

werden

123




 

Goal Attainment Scale (GAS)  

Zentral  in  der  Anamnese  steht  die  Zielformulierung,  bei  der  kurz-  oder  langfristige  Ziele  formuliert

 

werden  sollten.



 

Die  Formulierung  von  Patienten-Rehabilitationszielen  sollte  ein  interaktiver  Prozess 

sein  und  die  Bedürfnisse  und  Erwartungen  des  Patienten  (und/oder  Angehörigen)  wiedergeben. 

Assessments  wie  z.B.  GAS  (Goal  Attainment  Scaling)  sind  dafür  geeignet  und  sinnvoll  für  die 

Quantifizierbarkeit der Zielerreichung. Sie helfen „SMART“ (Spezifisch, Messbar, Aktionsorientiert, 

Realistisch, Terminiert) Ziele zu formulieren und die Therapieziele objektiv zu überprüfen

133

 (z.B. „Die 



kommenden  4  Wochen  mache  ich  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Freitag  einen  halbstündigen 

Spaziergang“). Anhand der GAS kann dieses Ziel schriftlich und detailliert festgelegt werden (-2 bis 

+2). Auf einer Skala von 0 bis 10 hat man eine andere Möglichkeit festzulegen, wie sicher der Patient 

ist, dass dieses Ziel erreicht wird. Hier zeigen Studien, dass bei einer Patientenbewertung von 7/10 dieses 

Ziel realisierbar ist

134


 

6.  Befund Körperfunktions-, Aktivitäts- und Partizipationsebene 



(Quick Reference Card 2)  

 

Basierend  auf  den  Informationen  aus  der  Anamnese  formuliert  der  Physiotherapeut  eine  Anzahl 



Probleme,  die  im  Rahmen  der  Befundaufnahme  zu  testen  sind.  Quick  Reference  Card  2  kann  als 

Leitfaden für eine strukturierte Befundaufnahme und Hinweise auf angemessene Assessments benutzt 

werden.  Möglichkeiten  sind  (siehe  QRC  2)  z.B.:  physische  Kapazität,  Transfers-Lagewechsel, 

Gleichgewicht und Gang. 

  

Assessments 

Outcomemessungen oder Assessments dienen dazu, Gesundheitsprobleme aufzuzeigen und objektiv zu 

bewerten. Es sind zahlreiche Assessments verfügbar, um Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit 

Parkinson zu  identifizieren  und evaluieren. Die  Guideline–Entwicklungsgruppe wählte Assessments, 

die  für  den  „Alltagsgebrauch“  geeignet  scheinen.  Im  Auswahlprozess  wurden  klinimetrische 

Eigenschaften berücksichtigt

123

.  


Durch die obengenannten Wirkungsfluktuationen ist es wichtig, dass Assessments jeweils zur gleichen 

Tageszeit durchgeführt werden, in der Annahme, dass auch die Medikamente täglich zur selben Zeit 

eingenommen werden. 

 

Assessments 



Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.51:  

Dokumentiere  die  Situation,  in  der  die  Assessments  durchgeführt  werden,  und  kopiere  diese 

Situation für die Wiederholung (Posttest) so genau wie möglich:  

•  Zeitpunkt und Müdigkeitsniveau der PMP und/oder Zeit nach der letzten Medikamenteneinnahme 

und Dosis  

•  Falls möglich: „On oder Off-Phase“   

•  Kleidung und Schuhe der PMP, die getragen wurden 

•  Inanspruchnahme von Hilfsmitteln oder Hilfestellung durch eine andere Person 

 

MDS-Unified Parkinson Disease Rating Scale (MDS-UPDRS) 

Der MDS-UPDRS (der neue UPDRS, revidiert durch Mitglieder der Movement Disorder Society) misst 

die Progression

135


. Der MDS-UPDRS gilt als Standard bei grossen klinischen Studien und ist in sechs 

Subskalen unterteilt. Für Physiotherapeuten ist Teil III (motorische Untersuchung), II (ADL) und IV 

(Komplikationen  der  Behandlung)  relevant.  Die  motorische  Untersuchung  erfasst  klinische 

Parkinsonsymptome (Akinese, Tremor, Rigor, posturale Stabilität) sowie einfache Bewegungsabläufe 

(u.a. Aufstehen, Gang, Körperhaltung)

123


. Teil II und IV beurteilen anamnestisch Beeinträchtigungen 

10

 

im  Alltag,  respektive  die  Dyskinesien,  klinische  Fluktuationen  und  andere  Komplikationen.  Für  die 



Einteilung wird eine Ordinalskala angewendet: 0 = normal, 4 = deutliches Symptom.  

 

Retropulsionstest / Push and Release Test 

Es  sind  mehrere  Tests  verfügbar,  um  Gleichgewichtsprobleme  zu  testen,  jedoch  misst  kein 

Messinstrument das ganze Spektrum der Gleichgewichtsreaktionen. Für eine vollständige Sturzrisiko-

Einschätzung sollten also mehrere Tests durchgeführt werden (z.B. Berg Balance Scale, Functional Gait 

Assessment,  Timed  Up  and  Go).  Am  meisten  gebraucht,  schnell  und  einfach  durchführbar  ist  der 

Retropulsionstest, bei dem ein unerwarteter Stoss an der Schulter (schnell und bestimmt nach hinten) 

angewendet  wird

136


.  Der  „Push  and  Release  Test“  bewertet  die  Gleichgewichtskontrolle  im  ruhigen 

Stand


137

.  Beide  geben  Auskunft  über  die  Funktion  der  unwillkürlichen  Bewegungsreaktionen,  die 

wichtig  sind  für  das  Aufrechterhalten  des  Gleichgewichtes,  zum  Rückwärtsgehen  und  um  auf  einer 

glatten Oberfläche spazieren zu gehen. Beim „Push and Release Test“ steht der Physiotherapeut hinter 

dem Patienten, die Hände sind an den Schulterblättern. Er  bittet den  Patienten  sich  zurückzulehnen, 

dann  werden  die  Hände  plötzlich  entfernt.  Die  Gleichgewichtsreaktionen  werden  auf  einer  Fünf-

Punkteskala bewertet im Intervall von 0 (PMP ist „in der Lage, unabhängig einen Schritt mit normaler 

Länge und Breite zu machen“) zu 4 (PMP „fällt ohne einen Schutzschritt zu machen“ oder „ist unfähig 

ohne Hilfe zu stehen“

). 


 

Timed Up and Go Test (TUG) 

Der TUG Test ist ein kurzer, praktischer Test, bei dem Gang und Gleichgewicht getestet werden

123

. Der 


TUG ist ein reliables und valides Instrument für Patienten mit MP

138,139


. Es ist wichtig, dass der Patient 

bei allen Messungen die gleichen Schuhe trägt

140



 



Functional Gait Assessment (FGA) 

Der  FGA  ist  ein  valider  und  reliabler  Test,  um  die  Anpassungsfähigkeit  des  Gangbildes  zu 

evaluieren

141


,

142


  (z.B.  rechts-links  schauen  während  des  Gehens,  Tempowechsel,  Hindernisse 

übersteigen, auf einer Linie gehen etc.). Jedes Item wird bewertet von 0 bis 3, wobei 3 der bestmögliche 

Skore ist. Insgesamt kann ein maximaler Skore von 30 Punkten erreicht werden. 

 

Five Times Sit to Stand (5TSTS)  

Der 5TSTS ist eine schnelle Möglichkeit, das Gleichgewicht und die Sturzgefahr zu messen. Es wird 

die Zeit gemessen, die der Patient braucht, um sich von einem 43cm hohen Stuhl zu erheben. Die LEG 

empfiehlt, den 5TSTS bei Patienten anzuwenden, die beim Durchführen des Transfers Probleme in der 

Balance haben. Er wird in Kombination mit dem ‘Push and Release Test’ durchgeführt. Im Vergleich 

zum  FGA  und  Berg  Balance  Scale  gibt  dieser  Test  jedoch  keine  ausführliche  Auskunft  über  die 

Gleichgewichtseinschränkungen im Stand oder beim Gehen.  



 

6 Minuten Gehtest (6MGT) 

PMP haben die Tendenz weniger aktiv zu sein. Um die körperliche Leistungsfähigkeit bei Patienten, die 

nicht  durch  Freezing  beeinträchtigt  sind,  zu  identifizieren  und  zu  evaluieren,  wird  der  6MGT 

angewendet. Dieser Test ist funktionell, leicht anzuwenden und reliabel für diese Patientengruppe

143



Ausserdem kann der 6MGT Veränderungen aufgrund des Trainings zeigen



143

. Wird dieser Test auf einer 

markierten Strecke ausgeführt, sollte der Therapeut nicht mit dem Patienten gehen

144


. Wird der Test auf 

einem  Laufband  durchgeführt,  muss  die  Neigung  0  sein  und  wenn  der  Patient  es  verlangt,  kann  die 

Geschwindigkeit gesteigert werden (dies sollte nicht durch den Patienten selbst durchgeführt werden)

144


Es ist wichtig, dass der Patient bei allen Messungen die gleichen Schuhe trägt

140

 und dass der Therapeut 



den Patienten in gleichem Ausmass ermutigt

144


 

10 Meter Gehtest (10MGT) 

Der  10  MGT  Gehtest  ist  ein  reliables  Instrument,  um  die  angenehme  Gehgeschwindigkeit  von 

selbständig  gehfähigen  PMP  zu  ermitteln.  Ausserdem  wird  die  Anzahl  benötigter  Schritte  in 

angenehmer  Gehgeschwindigkeit  für  10  Meter  benutzt  um  die  Schrittlänge  zu  bestimmen  (in 

Verbindung mit einem möglichen Gebrauch von visuellen „Cues“). Während der Ausführung des Tests 

kann, wenn nötig eine Gehhilfe benutzt werden. 


11

 

 



Lindop Parkinson’s Disease Mobility Assessment Scale (LPS) 

Der  LPS  umfasst  2  Teile  mit  insgesamt  30  Punkten  für  Gehfähigkeit  und  Bettmobilität.  Es  ist  ein 

reliabler  und  valider  Test  für  Gehfähigkeit  und  Bettmobilität

145


.  Teil  1  (18  Punkte)  beinhaltet  das 

Aufstehen, der TUG und freier Stand. Ebenfalls wird das Freezing oder Festinieren beim Drehen an Ort 

(rechts und links) und beim Gehen durch eine Tür bewertet, wobei die Anzahl Schritte, respektive die 

Anzahl Freezing-/Festinationsepisoden gezählt werden. Teil 2 misst die Zeit, welche benötigt wird für: 

Abliegen,  aus  der  Rückenlage  links  oder  rechts  drehen  und  aufsitzen.  Jede  Aufgabe  wird  auf  einer 

ordinalen 3 Punkt Skala ausgewertet wobei 0=“unmöglich durchzuführen oder Hilfe von 2 oder mehrere 

Personen“ und 3=“ohne Hilfe innerhalb 5 Sekunden“ bedeutet. Für Teil 2 bedeutet ein totaler Skore von 

12 Punkte „keine Beeinträchtigungen in der Bettmobilität“. 

 

MDC und Cut-Off Werte 

Weil alle Assessments Messfehlern unterliegen, ist es wichtig, die „Minimal Detectable Change“-Werte 

zu  kennen.  Nur  so  kann  ein  Messfehler  ausgeschlossen  und  die  klinisch  relevanten  Veränderungen 

festgelegt werden.  

„Cut-off“ Werte sind Werte, die die Patienten in die eine oder andere Kategorie einstufen. In Tabelle 2 

werden die aktuellen Cut-off Werte gezeigt, welche ein erhöhtes Sturzrisiko bedeuten bei PMP. 

 

Assessment 

Cut-Off 

MDC-Wert 

Berg Balance Scale 

≤ 45/56 Pkt.  

(wurde bei älteren Personen 

erfasst)  

5 Pkt. 

143


 

Functional Gait 

Assessment 

≤ 15/30 


141

 

5 Pkt. (wurde bei Personen mit CVI 



erfasst)

146


 

TUG 

≥ 8 Sek. 

147

 

3.5-4.85 Sek. 



139,148

 

5TSTS 

≥ 16 Sek. 

149


 



6 MGT 

 

82 Meter 



143

 

10 MGT 

 

0.18 Meter/s 



143

 

Tabelle 2: Cut-off und Minimal Detectable Change (MDC) pro Assessment 



12

 

7.  Physiotherapeutische Behandlung bei PMP (QRC 3 und 4) 

 

Die  aktuellen  therapeutischen  Strategien  fokussieren  vor  allem  auf  die  Kontrolle  der  Symptome 



(symptomatische  Behandlung)  und  Kompensationsmöglichkeiten.  Die  symptomatische  Behandlung 

beinhaltet eine Vielfalt medikamentöser Therapien und Rehabilitation (Siehe Tabelle 3). Mittlerweile 

bestehen  ausreichende  Daten,  welche  physiotherapeutische  Massnahmen  bei  PMP  für  Transfer, 

Mobilität, Gehen, Vermeiden von Stürzen und FOG belegen 

150

.  


Kompensationsstrategien werden in vielen Situationen in den Therapien umgesetzt, häufig in einem 

späten Krankheitsstadium 

 

 

Tabelle 3: Die vielfältige symptomatische Behandlung bei PMP auf therapeutische und medizinische Ebene 



7.1.Stadien-spezifische Behandlungsziele (Quick Reference Card 3) 

Eine rechtzeitige Überweisung in einem frühen Krankheitsstadium ist erforderlich, da Schwierigkeiten 

in den ADL’s auch ohne Verlust der Selbständigkeit entstehen können. Einen weiteren Grund für eine 

frühe Überweisung ist der Erhalt eines ausreichenden Fitnessniveaus, um sekundäre Komplikationen zu 

vermeiden.  

 

•  In  den  ersten  Stadien  stehen  intensives  Kraft-,  Ausdauer-,  Gleichgewichts-  und 



Koordinationstraining  im  Vordergrund,  um  Inaktivität  vorzubeugen  und  die  körperliche 

Leistungsfähigkeit  zu  verbessern.  Patienten  müssen  von  Anfang  an  gecoacht  und  informiert 

werden  über  Krankheitsverlauf  und  Therapiemöglichkeiten.  Sie  brauchen  Unterstützung  im 

Selbstmanagement,  um  ihren  Sport  und  die  Bewegungen  selbständig  und  konsequent 

durchzuführen.  

•  In  späteren  Stadien  werden  Bewegungsstrategien  priorisiert,  um  Freezing  Episoden  zu 

reduzieren und um die Selbständigkeit zu erhalten. Im H&Y Stadium 4 und 5 bleibt der Erhalt 

der  Gehfähigkeit  wichtig,  hinzu  kommt  Kontraktur-,  Druckstellen-  sowie  Pneumonie 

Prophylaxe. In dieser Phase der Erkrankung ist es ebenfalls sinnvoll, die Betreuungspersonen 

zu unterstützen.  

 

Selbsthilfegruppen, Informationsbroschüren oder die Gratis-Hotline „Parkinfon“ (Parkinson Schweiz) 



können  sowohl  Patienten  als  auch  Angehörige  und  Betreuungspersonen  in  allen  Krankheitsstadien 

unterstützen. 

 

Therapie bei PMP



Zielgerichtet und Patientenorientiert

Therapeutisch

Evidenzbasiert

QRC 4


Laufband

Cueing‐Strategien

Tai‐Chi

Konventionelle PT



Stadienspezifisch

QRC 3


H&Y 1 ‐ 5

Medizinisch

Medikamentös

Levodopatherapie

Duodopapumpe

S.31‐32


S. 176‐177

Neurochirurgie

Tiefer Hirnstimulator

S. 33


13

 

7.2 Behandlungsziele und Massnahmen  

 

Die Europäische Richtlinien bieten Empfehlungen auf 4 Evidenzniveaus: 



Starke Empfehlung für

 – 


Schwache Empfehlung für 

– 

Schwache Empfehlung gegen – 



Stark gegen

. Die spezifischen 

Behandlungsmassnahmen, welche den Evidenzlevel ‘starke Empfehlung für’ erhalten haben, sind: 

 

Abbildung 1: Spezifische Massnahmen pro Behandlungsschwerpunkt aus dem Poster von Samyra Keus et al, 2015 

151

 

Die Behandlungsmassnahmen, welche mit einer ‘starken Empfehlung für’ beurteilt wurde, werden 

zusammengefasst erläutert. 

Wir empfehlen aber allen Physiotherapeuten, welche PMP betreuen, 

die vollständige Leitlinie zu lesen!

 

 

7.2.1 Cues und Bewegungsstrategien (Bewegung aufteilen) S.95-99 

 

Cueing und Aufmerksamkeitsstrategien 

Die Ausführung von automatischen und repetitiven Bewegungen beim PMP ist gestört infolge eines 

grundlegenden  Problems  der  internen  Kontrolle  (Basalganglien).  Um  diese  reduzierte  oder  fehlende 

interne Kontrolle zu ergänzen oder zu ersetzen, werden sogenannte “Cues“ oder Strategien verwendet. 

Cueing, Aufmerksamkeit und Bewegungsstrategien für komplexe Bewegungsabläufe (früher kognitive 

Bewegungsstrategien) kompensieren diese Defizite in der internen (automatischen) Kontrolle.  



Externe  Cues  sind  definiert  als  zeitliche  oder  räumliche  externe  Reize,  die  mit  der  Initiierung  und 

fortgesetzten Ausführung motorischer Aktivitäten (Gehen) in Zusammenhang stehen. Es wird vermutet, 

dass  durch  Cues  die  Bewegung  direkt  vom  Cortex  kontrolliert  wird,  mit  nur  geringem  oder  keinem 

Einbezug der Basalganglien

152



Sie können visueller Art sein und darauf abzielen Amplitude zu generieren, oder auditiv oder taktil (auch 



wenn diese kaum je zur Anwendung kommen) und auf die Generierung von Rhythmus abzielen

153


. Cues 

können die Aufmerksamkeit fokussieren, insbesondere während der Ausführung komplexer Aufgaben 

und somit bei der Priorisierung des Gehens helfen

153


.  

Nicht alle Patienten profitieren vom Gebrauch von Cues. Bis heute gibt es keine klaren Hinweise, von 

welchen Cues PMP profitieren und welchen nicht. Vorteile vom Gebrauch der Cues werden aber nach 

einer Trainingseinheit sichtbar. Cues können auch bei PMP mit leichten kognitiven Defiziten auch für 

Einzel- oder Doppelaufgaben, Gehgeschwindigkeit und Schrittlänge hilfreich sein

154


.  

 

Aufmerksamkeitsstrategien sind von „Cueing“ zu unterscheiden, da sie intern selbst ausgelöst werden 

und so ein interner Fokus auf die Bewegung generiert wird. Dieses Generieren wird durch exekutive 

Prozesse,  präfrontale  und  frontale  Regelschleifen  gesteuert  und  können  so  mehr  Aufmerksamkeit 

verlangen  im  Vergleich  zu  externen  Cues

155


.  Sehr  häufig  werden  Aufmerksamkeitsstrategien  und 

externe Cues kombiniert. Beide können einmalig (bei Bewegungsinitiierung) oder konstant (um FOG 

zu vermeiden) angewendet werden. Cues können auch während des Trainings angewendet werden, um 

so optimale Bewegungen zu generieren. 

GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):  

Starke Empfehlung Cueing anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:

  

•  Gehgeschwindigkeit  



Transfer

Funktionelle 



Mobilität:          

‐ Bewegung   

aufteilen      +                     

‐ Cues


Gehen

• Gehtempo:           

‐ konventionelle 

PT 


(Gleichgewicht, 

Kraft,Geh‐

training)                          

‐ Cues                     

‐ Laufband

• Doppel 

schrittlänge:          

‐ Laufband

Gleichgewicht

• Funktionelle 

Mobilität:              

‐ Bewegung 

aufteilen   +             

‐ Cues


•Stürze: Tai‐Chi

Körperliche 

Leistungsfähigkeit

Muskelkraft:            



‐ konventionelle PT                             

‐Tai‐Chi


motorische 

Funktionen

• UPDRS III:                                               

‐ konventionelle 

PT                                    

‐ Tai‐Chi



14

 

Schwache  Empfehlung  Cueing  anzuwenden  beim  Gehen  und  folgende  Outcomes  zu 



verbessern:  

•  Einzelschrittlänge  

•  Gleichgewichtsfähigkeit beim Gehen (DGI) 

•  Funktionen der Bewegung (UPDRS III; UPDRS Haltung und Gang)  

•  Freezing – Einfrieren des Gehens (FOG-Q)  

Schwache  Empfehlung  Cueing  anzuwenden  bei  Transfer  und  folgende  Outcomes  zu 

verbessern:  

•  Funktionelle Mobilität (Zeit Sit-to-stand)  

 


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