Zeitlicher Rahmen
Der Zeitrahmen des Handbuchs erstreckt sich über die gesamte Periode der Frühen Neuzeit vom Ende des Spätmittelalters bis zur Epochenschwelle um 1800. Die in den einzelnen beteiligten Fächern zu beobachtenden Unterschiede bei der periodischen Bestimmung der Frühen Neuzeit werden nicht nivelliert oder hinweg schematisiert, sondern als fruchtbare Spannung in die einzelnen Artikel integriert. Während dank der imponierenden Leistungen der Städte- und Residenzforschung – hier ist vor allem an die Kompendien Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich und an das Deutsche Städtebuch zu denken – die Epoche des Spätmittelalters bis zur Reformationszeit gut erforscht ist und seit mehreren Dezennien die deutsche und europäische Aufklärungsforschung wesentliche Beiträge zur geistigen Landkarte des Siècle des Lumières geliefert hat, existiert kein komparatistisch und topographisch angelegtes Überblickswerk zu den kulturellen Zentren des 17. Jahrhunderts. Aus diesem Grund bildet das 17. Jahrhundert, dem eine „Scharnierfunktion“ innerhalb des „epochalen Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit“ zukommt, den Kernzeitraum des Projekts.
Räumlicher Rahmen
Die räumliche Konzentration des Handbuchs liegt auf dem deutschen Sprachraum in der Frühen Neuzeit, der in den meisten Fällen mit den Territorien des Alten Reiches übereinstimmt. Bei der Auswahl der Orte war aus Platzgründen eine rigorose Beschränkung unumgänglich. Aufgenommen wurden die kulturellen Zentren der Frühen Neuzeit, die dank ihrer Ausstrahlung und Attraktivität einen exponierten Rang innerhalb der Topographie des Alten Reiches und deutschsprachiger Nachbarregionen einnehmen. Es wurde dabei versucht, einen repräsentativen Querschnitt der unterschiedlichen, nach ihrer konfessionellen Prägung zu differenzierenden Stadttypen zu bieten.
Behandelt werden katholische, lutherische und gemischtkonfessionelle freie Städte und Reichsstädte (Köln, Regensburg, Straßburg, Frankfurt am Main, Nürnberg, Ulm, Augsburg); lutherische und reformierte Mediatstädte (Breslau, Görlitz, Halberstadt, Halle an der Saale, Emden); katholische, lutherische und reformierte Universitätsstädte (Ingolstadt, Helmstedt, Jena, Königsberg, Tübingen, Wittenberg, Marburg); Hansestädte (Danzig, Elbing, Hamburg, Köln, Lübeck); geistliche Residenzen (Bamberg, Dillingen, Mainz, Münster, Trier/Koblenz/Ehrenbreitstein, Würzburg); weltliche Residenzen katholischer, lutherischer und reformierter Konfession (München, Wien; Coburg, Dresden, Gotha, Gottorf, Köthen, Rudolstadt, Stuttgart, Weimar, Weißenfels, Wolfenbüttel/Braunschweig; Berlin/Potsdam, Heidelberg, Kassel); Magdeburg als Residenz eines protestantischen Administrators, Osnabrück als Residenzstadt eines gemischtkonfessionellen Territoriums.
Für Städte im ehemaligen deutschen Sprachraum (z.B. Breslau, Danzig, Straßburg), die heute außerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegen, wurden in der Regel Autoren aus den entsprechenden Ländern um die Abfassung der Artikel gebeten. Die Herausgeber haben sich bemüht, für das jeweilige kulturelle Zentrum den durch Publikationen ausgewiesenen Experten zu gewinnen. den betreffenden. Dies ist in den meisten Fällen gelungen. Da die Spezialisten – Historiker, Literaturwissenschaftler, Theologen, Musikologen und Kunstwissenschaftler – naturgemäß von ihrem fachlichen Schwerpunkt ausgegangen sind, bietet das Handbuch in seiner Gesamtanlage einen repräsentativen Überblick über die Vielfalt einer sich interdisziplinär verstehenden Frühneuzeit-Forschung.
Die Autoren der Einzelartikel wurden aufgefordert, sich am folgenden Gliederungsschema zu orientieren.
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Geographische Situierung
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Historischer Kontext
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Politik, Gesellschaft, Konfession
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Wirtschaft
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Orte des kulturellen Austauschs
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Personen
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Gruppen
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Kulturproduktion
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Medien der Kommunikation
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Memorialkultur und Rezeption
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Wissensspeicher
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Bibliographie
Folgende Orte wurden bearbeitet:
Augsburg Silvia Serena Tschopp
Bamberg Mark Häberlein, Johannes Staudenmaier
Basel Kaspar von Greyerz
Berlin/Potsdam Peter-Michael Hahn
Breslau Miroslawa Czarnecka
Coburg Horst Gehringer, Heinrich Schepers
Danzig Edmund Kizik
Darmstadt Rainer Maaß
Dillingen Wolfgang Wüst
Dresden Helen Watanabe-O’Kelly
Elbing Fridrun Freise
Emden Heike Düselder
Frankfurt am Main Marina Stalljohann
Görlitz Kai Wenzel
Gotha Siegrid Westphal, Andreas Klinger
Gottorf Malte Bischoff, Thomas Hill
Halberstadt Nils Grübel
Halle/Saale Hans-Joachim Kertscher
Hamburg Martin Krieger
Heidelberg Volker Hartmann, Wilhelm Kühlmann
Helmstedt Jens Bruning
Ingolstadt Tobias Schönauer
Jena Joachim Bauer, Gerhard Müller, Thomas Pester
Kassel Claudius Sittig
Köln Klaus Wolf
Königsberg Axel E. Walter
Köthen Klaus Conermann
Leipzig Detlef Döring
Lübeck Manfred Eickhölter
Magdeburg Carsten Nahrendorf
Mainz Ludolf Pelizaeus
Marburg an der Lahn Bernhard Jahn
München Ferdinand Kramer, Britta Kägler, Martin Ott, Stefan Pongratz
Münster Franz-Josef Jakobi
Nürnberg Michael Diefenbacher, Hans-Dieter Beyerstedt
Osnabrück Heike Düselder
Prag Stefan Albrecht
Regensburg Christoph Meixner
Rudolstadt Vinzenz Czech
Speyer Paul Warmbrunn
Straßburg Bernard Vogler
Stuttgart Daniel Kirn
Trier/Koblenz Jens Fachbach
Tübingen Sönke Lorenz
Ulm Theo Pronk
Weimar Marcus Ventzke
Weißenfels Otto Klein
Wien Karl Vocelka
Wittenberg Heiner Lück
Wolfenbüttel/Braunschweig Jill Bepler
Würzburg Frank Kleinehagenbrock
Das Handbuch, bei dessen Konzeption und redaktioneller Begleitung sich Claudius Sittig und Winfried Siebers große Verdienste erworben haben, bietet eine erste Sondierung auf dem komplexen kulturgeschichtlichen Forschungsfeld der Topographie kultureller Zentren der Frühen Neuzeit.
Wolfgang Adam/Siegrid Westphal, Osnabrück
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