Die derzeit existierenden Arbeitsbedinungen erlauben es Journalistinnen und Journalisten
immer noch, den öffentlichen Diskurs mittels der Medien zu ermöglichen und auch zu
betreiben. Qualitätsjournalismus ist immer noch möglich, da im Augenblick die Redaktionen
in der Regel ausreichend besetzt sind. Allerdings müssen Journalistinnen und Journalisten
mehr und mehr Aufgaben wahrnehmen und mehr Inhalte in einem kleineren Zeitfenster
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erarbeiten, als dies vor einigen Jahren noch der Fall war. Ein Grund für den deutlichen
Anstieg der Arbeitsbelastung liegt in den Onlineangeboten. Musste früher nur ein Medium
(wie Fernsehen, Radio oder Print) bedient werden, so müssen heute, beispielsweise, neben
Artikeln für eine Zeitung auch noch adiovisuelle Inhalte für die Website der Zeitung
produziert werden. Als Folge der Medienkonzentration reduzieren Verlage zudem die Zahl
der redaktionellen Mitarbeiter, sodass die Arbeitsbelastung weiter zunimmt. In anderen
Worten: immer mehr Aufgaben müssen von immer weniger Personen erfüllt werden. Diese
Entwicklung kann in Zukunft die Funktion freier und unabhängiger Medien in einer
demokratischen Gesellschaft gefährden. Es ist eine einfache Wahrheit, dass es Menschen
sind, die unabhängigen und kritischen Journalismus machen, und sie müssen für diese Arbeit
angemessen bezahlt werden. Das schließt eine Absicherung in den Sozialsystemen ein. Um
eine angemessene Bezahlung zu erreichen, sollten Tarifverträge für alle Medienunternehmen
gelten. Ferner sollten die Honorarvereinbarungen mit freien Journalisten eindeutig formuliert
und transparent sein (das gilt insbesondere für die Bezahlung und Verwertung der Arbeit in
Print- und Onlineveröffentlichungen). Schließlich sollte die Frage gestellt werden, warum
derzeit so hohe Summen für die Sportberichterstattung aufgebracht werden und keine
Verteilung zu Gunsten des Qualitätsjournalismus stattfindet?
Letztendlich sollten, wo noch nicht geschehen, Redaktionsstatute eingeführt werden,
um Journalistinnen und Journalisten eine starke Position innerhalb eines Verlages oder eines
Rundfunkveranstalters zu geben und somit auch den unabhängigen Journalismus zu fördern.
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