Sowohl in der Erzählung Der Treffpunkt als auch in dem Roman Das siebte Kreuz gibt es ein Kernthema, das hier eine so große Rolle spielt, und zwar die Freundschaft. Und nicht nur Freundschaft allgemein, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen, die bereit sind, den anderen zu helfen, obwohl sie oft nicht nur ihr eigenes Leben riskieren, sondern auch das Leben ihrer ganzen Familien. In Der Treffpunkt opfertsich zuerst Erwin auf, obwohl seine Aufgabe endlich nicht erfolgreich erfüllt wurde. Im Laufe der Zeit veränderte sich Erwin stark und betrachtete sich selbst nicht mehr als Klaus´ Freund. Die Geschichte zeigt uns aber, dass dieses Verhalten nur aus Erwins Schwäche resultierte, weil er seinen Fehler richtig stellen wollte und es ist auch klar, dass ihm weiterhin etwas an der Beziehung zu Klaus lag.
In Das siebte Kreuz gilt als der richtige Held Georgs Freund Paul Röder. Er steht wahrscheinlich für die bewundernswerteste Figur des ganzen Romans.
Paul Röder, der mit seiner Familie bisher friedlich lebt, nimmt Georg gleich auf, ohne dass er weiß, dass Georg gerade auf der Flucht ist. Wieder stößt man auf ein Paradox – Paul lobt das neue Regime, den Führer und auch das jetzt befriedigende Lebensniveau. Es gibt also zwei relativ ähnliche Fälle sowohl bei Erwin als auch bei Paul. Der Unterschied liegt nur darin, dass Erwin nicht ein Verbündeter des NS-Regimes aus eigener Überzeugung war. Paul war dagegen kein Kommunist wie Georg. Trotzdem fand Georg bei ihm einen sicheren Unterschlupf. Auch danach, als ihm Georg gestand, dass er aus Westhofen entfloh, kehrte ihm Paul nicht den Rücken.
„Was hast du ausgefressen?“ [...] „Ihr habt keinen Radio?“ – „Nein -“ sagte Paul. [...] „Ich bin nämlich im Radio,“ sagte Georg. „Ich bin geflohen.“ [...] „Woher bist du geflohen, Schorsch?“ – „Ich bin aus Westhofen ausgerückt, ich – ich –“ – „Du aus Westhofen? Hast du die ganze Zeit dort gesteckt? Du bist wirklich eine Nummer! Aber sie werden dich totschlagen, wenn sie dich kriegen.“56 Man kann an diesem kurzen Abschnitt betrachten, dass Paul in dem ersten Moment, als er über Georgs Flucht erfuhr, nicht an sich selbst oder seine Familie dachte, sondern nur an seinen Freund Georg, der jetzt Hilfe braucht.
Was in beiden Werken gleich oder mindestens ähnlich ist, ist das Verhalten von Erwin und Franz. Sie zweifeln an sich selbst und äußern gleichzeitig ihr Vertrauen. Sowohl Erwin als auch Franz sind sich anfangs nicht so sicher, ob Klaus und Georg die echten Freunde sind, aber am Ende stellen beide fest, dass sie einen edlen Charakter haben.
In beiden Geschichten bilden überdies eigentlich die Verbände „Fichte-Wandersparte“57 oder „Fichte-Ferienlager“58 einen Ausgangspunkt, weil diese Gemeinschaften die Grundlage für die Freundschaft schufen.