Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie



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16.3 Herzogin Kunigunde in der Kunst
Das Aussehen der österreichischen Erzherzogin und späteren bayerischen Herzogin ist
anhand mehrerer Gemälde und Stiche und sogar anhand einer figürlichen Darstellung
überliefert, die untereinander eine relativ große  Ähnlichkeit besitzen. Zu diesen Por-
traitdarstellungen kommen andere Bildnisse, die sie in stilisierter Form zeigen. Dazu
gehört auch die älteste erhaltene Abbildung, die Kunigunde im Kreis ihrer Familie zeigt:
In einem Brevier, das heute in der Münchner Staatsbibliothek aufbewahrt wird,
1246
 fin-
den sich zwei ganzseitige Miniaturen, welche in ganzfiguriger Darstellung die kaiser-
liche Familie beim Beten zeigen. In der oberen Bildhälfte der einen Seite sind der Hei-
lige Christopherus und Jesus Christus als Wandbild zu sehen, darunter verrichtet der
Kaiser zusammen mit seinen Söhnen Christoph (†1456), Maximilian und Johannes
(†1467) kniend ein Gebet. Die gegenüberliegende Seite zeigt neben Maria und dem
Heiligen Augustinus die Kaiserin Eleonore mit ihren Töchtern Helena (†1461) und
Kunigunde.
1247
 Die stilisierten Miniaturen der kaiserlichen Familie haben jedoch keinen
Portraitcharakter, was sich anhand der Darstellung der Kinder Friedrichs und Eleonores
ergibt: Obwohl drei von ihnen schon sehr früh verstarben und zum Entstehungszeit-
punkt außer Maximilian und Kunigunde höchstens der letztgeborene Johannes noch am
Leben war, wurden alle in etwa derselben Größe und Altersstufe abgebildet.
Einen Hinweis auf das Erscheinungsbild der österreichischen Erzherzogin in ihrer
Jugend liefert dagegen ein Portrait, das um das Jahr 1480 in der Schule des Schotten-
                                                                                                                                                                              
1245
Vgl. K
RENNER
, Landtag 1514, S. 298f.
1246
BayStabi, Cgm 68, Miniaturen auf den Seiten 1
v
 und 2
r
. Ferdinand Geldner vermutet, daß sich dieses
Brevier als ein Erbstück ihrer Mutter Eleonore im Besitz Kunigundes befand und auf diese Weise nach
München gelangte, vgl. G
ELDNER
, Bücherbesitz, S. 118f. (mit Abildung der beiden Miniaturen). Vgl.
P
ETZET
, Pergament-Handschriften, S. 110ff.
1247
Vgl. hierzu Hanna D
ORNIK
: Kaiser Friedrich und seine Söhne, Kaiserin Eleonore und ihre Töchter, in:
Ausstellung Friedrich III., S. 359.

280
meisters entstand.
1248
 Dieses Bild, von dem sich eine spätere Kopie im Amraser Schloß
befindet,
1249
 zeigt die junge Erzherzogin in leicht nach links gewandter Haltung und mit
übereinandergeschlagenen Händen und sollte vermutlich den potentiellen Heiratskandi-
daten der jungen Frau ein Bild ihrer zukünftigen Braut vermitteln.
1250
 Die Tochter Kai-
ser Friedrichs III. trug zu diesem Anlaß eine schwere Goldkette mit einem großem
kreuzförmigen Anhänger, der noch aus dem Besitz der verstorbenen Eleonore von Por-
tugal stammen dürfte. Auch der prachtvolle Kopfschmuck mit den kostbaren Edelstei-
nen auf den blonden, von einem dünnen Goldnetz gehaltenen Haaren der Prinzessin
stammt wohl aus dem mütterlichen Erbe.
1251
 Ihre Kleidung ist sehr prächtig: Kunigunde
trägt ein kurzärmeliges, violettes Kleid mit tiefem Dekolleté, darunter ist sie mit einem
weißen, plissierten Hemd mit goldener Borte bekleidet.
1252
 Obgleich entsprechend des
Zweckes als Brautwerbebild nicht auszuschließen ist, daß das Äußere der kaiserlichen
Prinzessin geschönt dargestellt wurde, da ja die Vorteile der Prinzessin ins beste Licht
gerückt werden sollten, lassen sich doch viele Ähnlichkeiten mit späteren Darstellungen
erkennen. Zudem kann man eine relativ große Übereinstimmung der Züge Kunigundes
mit denen ihres Bruders Maximilian feststellen, mit der früh verstorbenen Kaiserin
Eleonore hatte die Erzherzogin dagegen, zumindest was die äußere Erscheinung betrifft,
keine allzu großen Gemeinsamkeiten.
1253
Neben der Kopie des Brautwerbebildnisses befand sich in der Sammlung des Erzher-
zogs Ferdinand von Tirol noch ein weiteres Gemälde, auf dem die Herzogin dargestellt
wurde.
1254
 Dieses Bild zeigt Kunigunde in späteren Jahren, aber noch während ihrer Ehe
                                                           
1248
Vgl. Hanna D
ORNIK
: Bildnis der Kunigunde von Österreich, in: Ausstellung Friedrich III., S. 373.
Ernst Buchner, der das Werk um das Jahr 1485 datiert, hält es dagegen in Anlehnung an Friedrich
Kenner für möglich, daß das Kunigunde-Porträit von einem Maler des Tiroler Hofes, möglicherweise
von Ludwig Kunraiter geschaffen worden sein könnte. Die Begründung dafür, daß Kunigunde am
Innbrucker Hof heranwuchs, ist jedoch nicht stichhaltig, da die Erzherzogin vor ihrer Heirat nur knapp
eineinhalb Jahre in Tirol verbrachte. Vgl. Ernst
 
B
UCHNER
: Das deutsche Bildnis der Spätgotik und der
frühen Dürerzeit. Hans Jantzen zum 70. Geburtstag. Berlin 1953, S. 118f. und S. 206 sowie Abb. 131,
hier S. 119.
1249
Vgl. B
UCHNER
, Bildnis, S. 117. Zur Amraser Kopie vgl. K
RENNER
: Portraitsammlung, Bd. 15, S.
161f. (mit Abbildung).  Die Amraser Kopie zeigt Kunigunde allerdings in einem Gewand, dessen
Dekolleté wesentlich weniger ausgeschnitten ist als in der Originaldarstellung.
1250
Vgl. Z
IERL
, Eleonore, S. 185. Auch B
UCHNER
, Bildnis, S. 118 schloß aufgrund der Jugend
Kunigundes und der dem Vater nicht genehmen Heirat aus, daß sich bei dem Bildnis um ein
sogenanntes Brautbildnis handeln könnte, sondern vertrat ebenfalls die These, daß es sich um ein
Brautwerbebildnis handelte.
1251
Vgl. Z
IERL
, Eleonore, S. 185 sowie B
UCHNER
, Bildnis, S. 117f.
1252
Vgl. B
UCHNER
, Bildnis, S. 118.
1253
Vgl.
 
Z
IERL
, Eleonore, S. 186. Vgl. hierzu auch B
UCHNER
, Bildnis, S. 114, S. 116 und S. 206 sowie
Abb. 123 und Abb. 126 (Zwei Gemälde der Eleonore von Portugal).
1254
Vgl. Friedrich K
RENNER
: Die Portraitsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, in: Jahrbuch der
kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 14 (1893), S. 37-259, hier S. 134f.

281
mit Herzog Albrecht, da sie neben einer weißen Haube auch Schmuck, aber keine Wit-
wentracht trägt. Die Züge ihres nach rechts gewandten Gesichts weisen eine relativ
große  Ähnlichkeit mit dem jungendlichen Brautwerbebild auf, so daß man davon aus-
gehen kann, daß auch dieses Gemälde Portraitcharakter besitzt. Ebenfalls aus der Zeit
ihrer Ehe stammt ein Stich eines Münchner Künstlers mit den Initialen „M.Z.“, und der
eine Szene eines Münchner Hofballes zeigt.
1255
Eine weitere Portraitdarstellung des bayerischen Herzogspaares findet sich in der soge-
nannten Maihinger Bibel, deren Illustration dem Regensburger Künstler Berthold Furt-
meyr zugeschrieben wird, während die Miniaturen Albrechts und Kunigundes vermut-
lich von einem Augsburger Künstler des späten 15. Jahrhunderts stammen.
1256
Das bayerische Herzogspaar wurde um das Jahr 1513, also noch zu Lebzeiten der Her-
zogin, auch auf zwei dreiteiligen Fenstern der Karthause Prüll bei Regensburg darge-
stellt, die sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München befinden.
1257
  Wäh-
rend das Mittelstück des ersten Fensters den gekreuzigten Jesus Christus darstellt, wur-
den die Stifter, Herzog Albrecht IV. und sein Sohn Wilhelm IV., auf den beiden Seiten-
stücken abgebildet. Ein zweites dreiteiliges Fenster zeigt in der Mitte die Heilige Kuni-
gunde, die Namenspatronin der Herzogin, die als Stifterin auf dem rechten Seitenstück
des Fensters dargestellt wurde, während auf dem linken Seitenstück das Wappen Öster-
reichs auf ihre Herkunft hinweist. Allerdings ist zumindest im Fall Kunigundes keine
Portraitähnlichkeit festzustellen, da die kniende Herzogin in ihrer Witwentracht, einem
weiten grauen Mantel und einem Schleier dargestellt wurde, der einen großen Teil ihres
nach links gewandten Gesichts verdeckt. Im Gegensatz zu ihrem Mann und ihrem Sohn,
                                                                                                                                                                              
Leider gibt Krenner in seiner Aufstellung nicht an, wann und von wem dieses Bild der Kunigunde
geschaffen wurde, ob es sich um eine Kopie eines anderen Werkes oder um ein Original handelt.
1255
Vgl. oben Kap. 10.1 und 10.3; B
ASTERT
, Münchner Hof, S. 126 (mit Abbildung S. 315), der eine
gewisse  Ähnlichkeit des Herzogspaares mit anderen Porträits konstatiert, sowie F
RANKENBURGER
,
Goldschmiede, S. 38f.
1256
Vgl. R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S. 952 sowie G
ELDER
, Bücherbesitz, S. 124f. Für eine möglicherweise
frühere Datierung und damit eine fälschliche Zuschreibung plädierte Berthold H
AENDCKE
: Berthold
Furtmeyer. Sein Leben und seine Werke. Diss. München 1885, hier S. 35, die Miniaturen Albrechts
und der Herzogin Kunigunde wurden nach dieser Deutung später vorgebunden.
1257
Vgl. Johannes S
CHINNERER
: Katalog der Glasgemälde des bayerischen National-Museums (Kataloge
des bayerischen National-Museums in München, Bd. 9: Glasgemälde-Katalog). München 1908, hier S.
33ff. (Abb. Tafel XXI (Herzog Albrecht) und Tafel XXII (Herzogin Kunigunde)). Zum Fenster mit
der Darstellung Herzog Albrechts vgl. Ottokarl T
RÖGER
: Das bischöfliche Kloster Prüll, in: Ratisbona
Sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter. Ausstellung anläßlich des 1250jährigen Jubiläums der
kanonischen Errichtung des Bistums Regensburg durch Bonfatius 739-1989. Diözesanmuseum
Obermünster, Regensburg, 2. Juni bis 1. Oktober 1989 (Kunstsammlungen des Bistums Regensburg.
Diözesanmuseum Regensburg, Kataloge und Schriften, Bd. 6). Regensburg 1989, S. 89-91. Vgl. auch
R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S. 950.

282
die ebenfalls betend abgebildet wurden, hält Kunigunde ein Buch in den Händen, in das
sie sich in ihrer Andacht vertieft zu haben scheint.
Kurze Zeit später entstand in der Werkstadt des Gilg Sesselschreiber
1258
 die überlebens-
große Bronzestatue der Herzogin, die gemeinsam mit denen der 27 anderen dargestellten
Persönlichkeiten und Familienangehörigen Kaiser Maximilians noch heute in Innsbruck
am leeren Grabmal des Kaisers zu sehen ist. Dieses Werk ist eine der letzen Figuren, die
in der Werkstatt Sesselschreibers entstanden, und wurde vermutlich erst Ende 1516 oder
zu Beginn des Jahres 1517 gegossen.
1259
 Die Figur trägt ein kostbares, reichverziertes
Kleid und eine kranzförmige Kopfbedeckung. In ihrer Linken hält sie ein Buch, ebenso
wie in der Darstellung auf den Fenstern der Regensburger Karthause Prüll.
Möglicherweise handelt es sich in beiden Fällen um ein Gebetbuch, durch das ihre
außergewöhnliche Frömmigkeit ausgedrückt werden sollte, denn zur Entstehungszeit
der Bronzefigur und des Fensters lebte die Herzogin schon mehrere Jahre zurückgezo-
gen im Regelhaus.
Ein weiteres Portraitgemälde, das die alternde Kunigunde in Witwentracht darstellt,
wurde im Jahr 1531 vom Nürnberger Künstler und Hofmaler Herzog Wilhelms IV.,
Barthel Beham,
1260
 geschaffen, der in den Jahren zwischen 1531 und 1535 nicht nur die
noch lebenden Mitglieder der bayerischen Herzogsfamilie, sondern auch die bereits ver-
storbenen Eltern des Herzogs, Albrecht und Kunigunde, porträtierte. Die Darstellungen
des Herzogspaares sind dabei vermutlich Kopien, die Beham nach den Originalen des
zeitgenössischen Malers Hans Wertinger erstellte,
1261
 um die gesamte Familie in ein-
heitlicher Darstellungsform zeigen zu können. Neben den Portraits ihres Ehemannes,
                                                           
1258
Zu Gilg Sesselschreiber (*um 1460/65,† nach 1520) vgl. Vinzenz O
BERHAMMER
: Gilg
Sesselschreiber, in: Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike
bis zur Gegenwart, Bd. 33, Leipzig o.J., S. 530f.
1259
Vgl. hierzu Vinzenz O
BERHAMMER
: Die Bronzestatuen am Grabmal Maximilians I. Innsbruck 1935,
S. 125 sowie die Abbildungen 42-45, S. 50-53. Zum Grabmal Kaiser Maximilians in Innsbruck und
den „Schwarzen Mandern“ vgl. auch Gerhard T
ÖTSCHINGER
: Die Habsburger in Tirol. Geschichte und
Wirkung. Wien 1992, S. 44-56. Als im Jahr 1570 unter Erzherzog Ferdinand von Tirol erste
Renovierungsarbeiten am Grabmal Kaiser Maximilians stattfanden, wurde u.a. festgestellt, daß an der
Figur der Kunigunde das Schild mit der Bezeichnung der abgebildeteten Person und Kerzen fehlten.
Zudem sollte ein Loch im Brustbereich ausgegossen werden und ein Gürtel hergestellt werden. Vgl.
K.K. Statthalterei-Archiv in Innsbruck, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses 14 (1893), hier  S. CXXIV.
1260
Der Nürnberger Kupferstecher und Maler Barthel Beham (1502-1540) gehörte zu den Schülern
Albrecht Dürers. Nachdem er seine Heimatstadt aus politischen und religiösen Gründen verlassen
mußte, trat er 1527 in die Dienste Herzog Wilhelms IV. Vgl. hierzu Erika B
OSL
: Beham, Barthel, in:
BBB, S. 56;
 
Barthel Beham, in: NDB, Bd. 2, S. 4 sowie Kurt L
ÖCHER
: Beham, Barthel, in: Baur -
Allgemeines Künsterlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 8.
München/Leipzig 1994, S. 287-290.
1261
Zu Hans Wertinger (*zw. 1465 und 1470, †1533) vgl. Ulrich Z
ANGENFEIND
: Wertinger, Hans, in:
BBB, S. 840.

283
ihrer Söhne und Töchter war auch das halbfigurige Bildnis der Kunigunde, das sich
heute in der Landshuter Staatsgalerie befindet, einst ein Teil der zu Beginn des 17. Jahr-
hunderts entstandenen Kammergalerie Herzog Maximilians I. in der Münchner Resi-
denz.
1262
In der unter Kurfürst Karl Albert (1697-1745) geschaffenen Ahnengalerie der Münchner
Residenz war selbstverständlich auch eine Portraitdarstellung Kunigundes vorhanden.
Es handelt sich dabei um eine aus der Werkstatt Georg Desmarées stammende halbfigu-
rige Darstellung der bayerischen Herzogin, die exakt der Vorlage Barthel Behams folgt.
Auf beiden Gemälden, dem Original und der Kopie, ist die Herzogin in einem schwar-
zen Umhang mit grauer Pelzverbrämung  über einem schwarzem Untergewand mit
weißem Hemd abgebildet. Auf dem Kopf trägt sie eine weiße Haube, deren Band über
ihre Brust fällt. Die Hände hat die Herzogin übereinandergelegt, in der rechten Hand
hält sie einen Apfel.
1263
Auch in Kunigundes letztem Wohnsitz, dem Münchner Pütrich-Regelhaus, wurde die
Erinnerung an die prominente Schwester durch ein Gemälde gepflegt. Die Herzogin ist
hier allerdings nicht als Schwester in der schlichten Ordenskleidung dargestellt, sondern
in ihrer Funktion als bayerische Herzogin in einem schwarzem Kleid und mit einer
prächtigen Kopfbedeckung. Auch in dieser Darstellung hat sie die Hände, die diesmal
allerdings leer sind, ineinandergelegt. Daß es sich bei der Abgebildeten tatsächlich um
die Herzogin handelt, wird durch das Wappen bestätigt, das in der rechten oberen Ecke
                                                           
1262
Vgl. Johannes E
RICHSEN
: Die Wittelsbacher-Bildnisse der Kammergalerie Maximilians I., in: Hubert
Glaser (Hg.): Quellen und Studien zur Kunstpolitik der Wittelsbacher vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
(Mitteilungen des Hauses der Bayerischen Geschichte, Bd. 1). München 1980, S. 179-190, bes. S.
180, und S. 183  sowie Monika B
ACHTLER
/Peter D
IEMER
/Johannes E
RICHSEN
: Die Bestände von
Maximilians I. Kammergalerie - Das Inventar von 1641/42, in: Hubert Glaser (Hg.): Quellen und
Studien zur Kunstpolitik der Wittelsbacher vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (Mitteilungen des Hauses
der Bayerischen Geschichte, Bd. 1). München 1980, S. 190-252, bes. S. 240 (Abb. Kunigundes auf
Tafel 39).
Die Sammlung der Werke Behams, die sich mit anderen Fürstenbildnissen, die vermutlich von Hans
Wertinger und Hans Schöpfer d.Ä. stammten, beim Regierungsantritt Herzog Maximilians im Jahr
1598 in der herzoglichen Kunstkammer befanden, diente schließlich als Grundstock für die
Kunstkammer dieses Herzogs.
1263
Vgl. Lorenz S
EELIG
: Die Ahnengalerie in der Münchner Residenz. Untersuchungen zur malerischen
Ausstattung, in: Hubert Glaser (Hg.) Quellen und Studien zur Kunstpolitik der Wittelsbacher vom 16.
bis zum 18. Jahrhundert (Mitteilungen des Hauses der Bayerischen Geschichte, Bd. 1). München
1980, S. 253-327, Bildbeschreibung S. 304, Abb. Tafel 40. In der Nähe des Kunigunde-Portraits
finden sich die Darstellungen weiterer Mitglieder ihrer Familie: Das Gemälde ihres Mannes Albrecht,
ebenfalls aus der Werkstatt Georg Desmarées sowie die Portraits ihrer Kinder Wilhelm, Ludwig,
Ernst, Sidonie, Sabine und Susanne. Warum ein Bildnis Sybilles, die mit Ludwig V. von der Pfalz
verheiratet war, fehlt, muß offenbleiben, möglcherweise war aber das mit „Sidonie“ bezeichnete
Portrait ursprünglich als eine Darstellung Sybilles konzipiert. Vgl. S
EELIG
, Ahnengalerie, S. 299.

284
des Bildes angebracht wurde.
1264
 In der Chronik des Klosters befinden sich zudem zwei
weitere, allerdings nicht portraithafte Darstellungen der bayerischen Herzogin, die als
Illustration des Textes eingefügt wurden. Die eine zeigt Kunigunde bei ihrem Eintritt in
das Regelhaus in dem Moment, in dem sie aus ihrer Kutsche ausstieg, um sich in den
Konvent zu begeben, während der Hofstaat zurückbleiben mußte, das andere zeigt die
offensichtlich idealisierte Sterbeszene, auf der auch der vielfach angesprochene Stern zu
erkennen ist, der zu diesem Anlaß erschienen sein soll.
1265
16.4 Nachleben in der Literatur
Nach ihrem Tod wurde die Erinnerung an Kunigunde nicht nur in München, im Kreis
ihrer Familie und im Pütrich-Regelhaus, gepflegt; durch ihre Erwähnung in zeitgenössi-
schen  „Volksliedern“, die in Wirklichkeit eher mit dem Begriff „politische Ereignis-
dichtung“ zu charakterisieren sind, war sie auch den gebildeten Bevölkerungsschichten
außerhalb Münchens weiterhin ein Begriff. Schon zu ihren Lebzeiten war die
Geschichte der Besetzung Regensburgs durch Herzog Albrecht IV. und dessen Heirat
mit der Kaisertochter von einem unbekannten Autor niedergeschrieben worden.
1266
Daß die Tugenden der Herzogin, auch Dank der Berichterstattung des Fuggerschen
Ehrenspiegels, noch lange Zeit nach ihrem Tod nicht in Vergessenheit geraten waren,
belegt die Würdigung des Verfassers der Annales Boicae Gentis, die unter dem Namen
des bayerischen Kanzlers und Archivars Johann Adlzreiter im Jahr 1662 veröffentlicht
wurden:
1267
Idem annus, qui Uladislao Ungariae Regi ultimus fuit, Boicae abstulit
Cunegundem Albertis Sapientis viduam, Nonis Augusti, Principem sincerae in
Deum pietatis, singularis prudentiae, modestiae in tali Heroina admitandae. Inter
religiosas virgines Pitrichianae familiae, annos duodecim religiosissime, in
habitu tamen civili, qui hodieque visitur modestissimus, exegit. Voluit sepeliri in
nobili Principium Bojorum Monacensi aedis Marianae mausolaeo, induta sacro
culto sanctimonialium. Erat exacta verae virtutis aestimatrix, cui dolosa pietatis
simulatio non facile fucum faceret.
1268
                                                           
1264
Vgl. B
ITTRICH
, Stich mit Ansicht eines Raumes im Kloster Bittrich, zwischen S. 176 und S. 177.
1265
Vgl. B
ITTRICH
, Abb. zwischen S. 30 und S. 31 (Klostereintritt) und Abb. zwischen S. 52 und S. 53
(Sterbeszene). Die Illustration, die den Klostereintitt Kunigundes zeigt, ist ebenfalls abgedruckt bei
H
UFNAGEL
, Pütrich, S. 283.
1266
Vgl. L
ILIENCRON
, Volkslieder, Bd. 2, S.185-189, bes. Verse 53-80 und Verse 105-112. In einem
anderen Volkslied, das die Vertreibung der Regensburger Juden im Jahr 1519 zum Inhalt hat, ist
ebenfalls kurz die Rede von Herzogin Kunigunde.Vgl. L
ILIENCRON
, Volkslieder, Bd. 3, S. 319-325,
bes. Verse 262-266.
1267
Verfaßt wurden die „Annales“ in Wirklichkeit aber von Johannes Vervaux, dem Beichtvater Herzog
Maximilians I. Vgl. Kurt M
ALISCH
: Adlzreiter, Johannes, in: BBB, S. 6.
1268
Vgl. A
DLZREITER
, Annales, S. 236.

285
Nachdem die anonyme Biographie der Herzogin im späten 18. Jahrhundert von dem
Wiener Jesuiten Joseph Benedikt Heyrenbach herausgegeben und mit einem Urkunden-
anhang versehen worden war, lebte im romantisch gesinnten 19. Jahrhundert und
besonders in ihrer Heimat Österreich das Interesse an Kunigunde wieder auf. So ver-
faßte Mayrhofer zu Beginn des 19. Jahrunderts eine kurze Biographie der Herzogin, die
etwa 20 Jahre nach ihrer Enstehung nochmals gedruckt wurde.
1269
Nur wenige Jahre später brachte Joseph Julius Reiserbauer eine Ballade mit dem Titel
Kunigunde von Oesterreich 1492. Vaterländische Ballade zu Papier, in der die Ausein-
andersetzung zwischen Kunigunde und ihrem Vater aufgrund der unerwünschten Heirat
dem Stil der Zeit entsprechend auf sehr romantische Weise dargestellt wird.
1270
 Da Rei-
serbauers entlegen gedruckte Ballade aber auch deutlich das neu erwachte Interesse der
Zeitgenossen an der Geschichte des Mittelalters und damit auch an Kunigunde wieder-
spiegelt, soll sie hier komplett zitiert werden:
Zu Linz im Schloß, wo stolz vorbei des Isters Woge braust,
Dort Kaiser Friedrich ernsten Sinn´s und trüben Blickes haust;
Fraß doch die Zwietracht an dem Reich, gebar nur Sorg und Leid,
Es war der Same ausgestreut zu Kampf und blut´gem Streit.
Im ein´nen Haus hing unter Ihm der Freude Morgenroth,
Es ward des Glückes Sonnenblick vermält mit Schmerz und Noth:
Vertrocknet jeden Born der Luft hatt Ihm sein Töchterlein,
Die hold und zart dem Kaiser war der Krone schönster Stein.
Corvinus warb um ihre Hand und mancher Fürstensohn,
Daß schmücke solcher Schönheit Reiz den angestammten Thron;
Doch Hymen schwang die Fackel nicht, das Brautgemach blieb leer,
Der Kaiser gibt sie ungern weg, er trennt sich von ihr schwer.
Erkiesen hatt´er insgeheim dem Türken sie zur Frau,
Deß Heldenarm jüngst Byzanz fiel, der umsichtsvoll und schlau;
Doch gab dem Baierfürsten sie, in Lieb entbrannt, die Hand,
Als Kaiser Friedrich gangen war hinaus aus seinem Land.
In Innsbruck war´s, wo sie vermält an Albrecht war mit Pracht,
Der führt sie heim, die engelmild, die Flamme angefacht;
Zum kühnen Truge bot die Hand selbst Kunigunde dar,
Die ihres Vaters Lieblingskind auf von der Wiege war.
                                                           
1269
Mayrhofers Kunigunde-Biographie wurde erstmals 1818 in Hormayr´s Archiv 9 (1818) abgedruckt,
bevor sie 1838 in der Oesterreichischen Zeitschrift für Geschichts- und Staatenkunde nochmals
erschien. Vgl. hierzu W
URZBACH
, Lexikon, S. 406.
1270
Vgl. Joseph Julius R
EISERBAUER
: Kunigunde von Österreich 1492. Vaterländische Ballade, in:
Museal-Blatt. Zeitschrift auf das Jahr 1840 für Oberösterreich 5 (1840), S. 21f.

286
Als Er´s erfuhr, verstieß er sie, die seinen Wunsch verdarb,
Um welchen Stein der deutschen Kron´ der Byzantiner warb;
Nicht beugen konnte Bruder Max des Vaters starren Sinn,
Den es zur holden Schwester zog mit süßen Banden hind.
D´rum lebt allein im Schloß zu Linz der Greis dem wilden Harm,
Gelage sucht´ er nicht, es schwang kein Schwert sein schlaffer Arm.
Das deutsche Reich ward längst dem Max, dem Heldensohn, vertraut,
Der kühn an Oest´reichs Herrschermacht und Heros-Ruhm gebaut.
Zum Hofmarschalle düster sprach der Greis von seinem Sitz:
„Die Wissenschaft ist kalt und todt, mich eckelt an ihr Witz;
D´rum wend´ ich, Bruschenk, mich an dich, erzähl´ mir eine Mähr´,
Ist´s mir zu eng doch im Gemach, und in der Brust so leer.“
„Mit Gunst, mein Herr!“ der Marschall sprach, „nun Ihr es mir erlaubt,
So nehm´ ich Euch die größte Last vom sorgenschweren Haupt.“
Er sprach´s; und ging gerührt und schnell mit raschen Schritten fort;
Der Kaiser aber sann für sich, was deute an sein Wort.
Und sieh´, wer tritt zur Thür herein in´s weite Prunkgemach?
Er staunt, - es pocht das Kaiserherz - Gefühle werden wach.
Zwei Mädchen klein, von Liebreiz voll, erfreu´n des Greises Blick,
Es drängt des Unmuth´s Wolke sich von seiner Stirn zurück.
„Wie heißt denn du, und du mein Kind?“ erklang des Kaisers Wort.
„Bei Gott, seyd ihr nun einmal hier, ich laß´ euch nimmer fort!“
„Sidonia! Sibille!“ scholl´s, „so sind wir zubenannt,
Es schlinget sich um Beide uns ein zartes Schwesterband.“
„Wohl sagt die Mutter täglich uns, wie du so mild und gut;
D´rum zieht´s dich hin, wir fühlen es, zu dem verwandten Blut.“
Der Kaiser sinnt ob solchem Wort, ein Licht durchdringt den Geist;
D´rum er die holden Kinder küßt, und weiter sprechen heißt.
„Zu dir zog uns, du lieber Mann, der Sehnsucht heißer Drang!
Doch war, eh wir dein Anlitz sah´n, es uns um´s Herz so bang;
Doch nun wir wissen, wie du mild, steh´n wir um deine Huld,
Und für die liebe Mutter auch um Nachsicht ihrer Schuld.“
„Es fleht darum dein Enkelkind, ein Zweig von Habsburgs Stamm,
Und wisse, daß das Aelternpaar zum Aehn mit uns her kam.“
Sie falteten die Händchen fromm, und baten ihn so sehr,
Es badeten die Aeuglein sich in einem Thränenmeer.
Das brach das Herz des Kaisers wohl, er schloß sie in den Arm;
Es floh den Greis, die Wange feucht, der starre wilde Harm.
Er zog in den Versöhnungsbund die Tochter und den Mann,
Und seinen Marschall mit hinein, der diese List ersann.“

287
Die sprachlichen Wendungen, die Kunigunde als schönste[n] Stein in der Krone des
Vaters oder als die engelmild bezeichnen, entsprechen im Ganzen dem Stil der
deutschen Romantik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ebenfalls typisch für den
Stil dieser Zeit ist die „Verdrehung“ einzelner Fakten, etwa der historischen Abläufe
und der Bedeutung der handelnden Personen, durch den Autor, um so die Dichtung
dramatischer und spannender gestalten zu können. So ist auch die von ihm erwähnte,
von Kaiser Friedrich angeblich beabsichtigte Eheschließung Kunigundes mit Mehmet
II., schon aus chronologischen Gründen als Erfindung eines zeitgenössischen Histori-
kers anzusehen. Die Rolle Maximilians, der sich intensiv um eine Versöhnung der
Schwester mit Friedrich III. bemühte, wird nur äußerst knapp angesprochen, als Draht-
zieher der Versöhnung wird hier der kaiserliche Marschall Sigmund Prüschenk bezeich-
net. Auch den Töchtern Kunigundes, die bei der Aussöhnung mit Kaiser Friedrich in
Linz tatsächlich anwesend waren, kommt in der Ballade aus dramaturgischen Gründen
eine viel bedeutendere Rolle zu als es in Wirklichkeit der Fall war. Selbst wenn die
Eltern ihre Töchter tatsächlich vorausgeschickt haben sollten, um durch den Anblick
seiner Enkelinnen das Herz Friedrichs zu erweichen, ist die Sprache, derer sich die Kin-
der in Reiserbauers Ballade bedienen, für Kinder im Alter von drei bzw. vier Jahren
nicht angemessen, da die Kinder wie Erwachsene argumentieren, um die Spannung des
Gedichts zu steigern.
Beachtung fand das Leben der Herzogin wenige Jahre später auch im Biographischen
Lexikon des Kaiserthums Österreichs, dessen Verfasser Constant von Wurzbach sich
weitgehend an den schon erwähnten Darstellungen von Heyrenbach und Mayrhofer
orientierte.
1271
Seit dem späten 19. Jahrhundert waren Einzelaspekte im Leben Kunigundes schließlich
immer wieder Gegenstand der historischen Forschung: Sigmund von Riezler erforschte
den Ablauf der Heirat Kunigundes mit Herzog Albrecht, Roland Schäffer untersuchte
die angebliche Entführung der Kaisertochter in Graz und Ferdinand Gelder befaßte sich
in seinen Studien mit dem Bücherbesitz der bayerischen Herzogin. Auch im Rahmen
anderer Studien wurde gelegentlich die Rolle Kunigundes untersucht; so wies bei-
spielsweise Friedrich Roth in einem Aufsatz über die Augsburger Schwindlerin Anna
Laminit auf die Rolle und Bedeutung der Herzogin bei deren Entlarvung hin.
1272
                                                           
1271
Vgl. W
URZBACH
, Lexikon, S. 404ff.

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