Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie


Kunigundes Hochzeit mit Herzog Albrecht von Bayern-München



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7. Kunigundes Hochzeit mit Herzog Albrecht von Bayern-München
7.1 Erste Verhandlungen
Die Entwicklung der Beziehung zwischen Erzherzogin Kunigunde und Herzog Albrecht
bis hin zur Heirat im Januar des Jahres 1487 ist zwar in der Vergangenheit schon wie-
derholt erörtert worden,
278
 muß aber dennoch an dieser Stelle behandelt und gegebenen-
falls neu bewertet werden. Die Aktenlage zu diesem Thema ist relativ günstig, wenn
auch einige Dokumente, die Sigmund von Riezler noch einsehen konnte, im 2. Welt-
krieg verloren gingen; teilweise liegen sie jedoch noch in Regestenform vor.
279
Der vermutlich erste Hinweis auf die von Herzog Albrecht angestrebte Verbindung mit
Kunigunde findet sich in einem Brief, den ein Rat Erzherzog Sigmunds, Graf Georg von
Sargans
280
, an den Wittelsbacher sandte. Darin heißt es, daß es zwar einige Räte des
Erzherzogs gäbe, die gegen eine Verbindung mit der Prinzessin seien, er und andere
würden aber bei Sigmund dafür sorgen, daß dieser die Angelegenheit weiter betreibe.
Ansonsten aber stieße die geplante Eheschließung auch beim Volke, beim gemain Man,
auf Zustimmung, es sei aber notwendig, daß der Herzog selbst nach Innsbruck komme.
Dieser Brief Georgs enthält keine genaue Datumsangabe, Sigmund von Riezler deutet
die Angabe Zinstag zu zwölften des Tags als Dienstag nach Dreikönigstag, also als den
10. Januar.
281
 Diese Datierung ist aber nicht unumstritten, Heinz Angermeier beispiels-
weise stellt den angesprochenen Brief, nach dem Vorbild der Regesten des Michael
Arrodenius, zwischen einen Brief Sigmunds vom 18. Juli,
282
 der die Bitte an Albrecht
enthält, dringend wegen wichtiger Angelegenheiten nach Innsbruck zu kommen, und
                                                           
278
Vgl R
IEZLER
, Vermählung, sowie J
ÄGER
, Übergang, S. 313-325.
279
Teile der Dokumente, die die Heirat Kunigundes und Albrechts zum Inhalt hatten, befanden sich in
den Korrespondenzakten im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher in München (Korr. Akten 548),
sind aber seit 2. Weltkrieg verschollen. Verschiedene Instruktionen und Urkunden, die sich auf die
Werbung Herzog Albrechts und die Heirat selbst beziehen, sind abgedruckt bei Marquard H
ERRGOTT
:
Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae. Qua continentur vera gentis hujus exordia,
antiquitates, propagationes, possessiones, & praerogativae, chartis ac diplomatibus, No. CMLIV. Bd.
3. Wien 1737. Einige, die Heirat betreffende und von Ernst Birk erstellte Regesten finden sich bei
L
ICHNOWSKY
, Hauses Habsburg, Bd. 8.
280
Georg von Werdenberg-Sargans (1444-1504) war zur dieser Zeit einerseits einer der einflußreichsten
Räte Erzherzog Sigmunds und Führer der bayerisch gesinnten Hoffraktion in Innsbruck, zugleich aber
als Pfleger des an Herzog Albrecht verpfändeten Landeck auch dem Münchner Herzog verpflichtet.
Vgl. H
EGI
: Geächtete Räte, hier S. 3-10; S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 315; B
AUM
, Sigmund, S. 450.
281
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 378 sowie H
EGI
, Geächtete Räte, S. 63. Zu Zeiten Riezlers wurde der
heute verschollene Brief im Geheimen Hausarchiv der Wittesbacher in München, Tom. IV, fol. 98 der
Heiratssachen aufbewahrt. Ein Regest des Schreibens findet sich im BayHStA, KÄA 4795, S. 163f.
282
Vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I., Bd. 1: Reichstag zu Frankfurt 1486. 1. Teil.
Bearb. v. Heinz
 
A
NGERMEIER 
(Deutsche Reichstagsakten, Mittlere Reihe, Bd 1). Göttingen 1989, hier
Nr. 605,8.

60
eine Nachricht des Bischofs Wilhelm von Eichstätt vom 25. Juli,
283
 daß er von Inns-
bruck nach München zu reisen gedenke.
284
 Laut Angermeier stammt das Dokument, das
außer der Meinung Sigmunds und seiner Räte zur geplanten Eheschließung nochmals
die Bitte des Erzherzogs um einen Besuch Herzog Albrechts in Innsbruck enthielt, eben-
falls vom 18. Juli. Dafür spräche die in dem Schreiben erwähnte Freude des Volkes,
falls die Verbindung zustande käme; die Bevölkerung war zu diesem frühen Zeitpunkt
im Januar des Jahres 1486 sicher noch nicht über die angestrebte Verbindung informiert,
zumal es ja noch keinerlei Verhandlungen zwischen dem potentiellen Bräutigam und
dem Vater der zukünftigen Braut gegeben hatte. Die Innsbrucker Bevölkerung könnte
höchstens auf die Besuche Albrechts in Tirol und die daraus folgenden Gerüchte reagiert
haben, falls es sich nicht nur um eine kalkulierte Bemerkung des Grafen von Sargans
handelt, der Albrecht die Stimmung in Innsbruck so positiv wie möglich darstellen
wollte. Problematisch bei dieser Argumentation ist, daß Sigmund von Riezler in seiner
Zusammenfassung des Briefes zwar auch von der Freude des gemeinen Mannes,
allerdings mit der Einschränkung  der davon höre,
285
 spricht, so daß die allgemeine
Kenntnis und die Zustimmung des ganzen Bevölkerung, wie sie die Zusammenfassung
Angermeiers nahelegt, nicht unbedingt notwendig war. Ganz wird der Streit um die
genaue Datierung dieses Briefes nicht mehr zu lösen sein, vor allem, da sich auch in der
neueren Forschung Stimmen erheben, welche die Entstehung dieses Briefes weiterhin in
den Januar datieren und das Schreiben selbst nicht mehr erhalten ist.
286
Noch im Februar des Jahres 1486 schickte Herzog Albrecht den Eichstätter Bischof
Wilhelm von Reichenau zum frisch gewählten König Maximilian nach Frankfurt,
287
 um
mit ihm über eine mögliche Eheschließung zu verhandeln. Obwohl sich der römische
                                                           
283
Vgl.
 
A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,10.
284
Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,9. Problematisch ist, wie schon erwähnt, daß dieser Brief zu
der Reihe von Dokumenten gehört, die sich bis zum 2. Weltkrieg im Geheimen Hausarchiv zu
München, Korrespondenzakten Nr. 548 befanden und seither als verloren gelten. Diese Akten lagen
allerdings Hegi und Riezler noch im Original vor, benutzt wurden sie außerdem für die regestenartigen
Auszüge des Michael Arrodenius im 17. Jahrhundert. Arrodenius stellte den umstrittenen Brief
zwischen ein Schreiben des Grafen Georg von Werdenberg an Herzog Albrecht vom 18. Juni 1486
und ein Schreiben des Bischofs von Eichstätt an denselben vom 17. Juli 1486. Allerdings erklärte er
selbst, daß er das Datum nicht auflösen könne: Datum uff Zinstag zur zwelfften des Tags. Was es für
ein Datum sey, versteh ich nit, doch mueß dis vor der Heuratsabred geschehen sein. Vgl. BayHStA,
KÄA 4795, S. 163f. und A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 622ff.
285
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 378.
286
Vgl. S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 317.
287
Bischof Wilhelm von Eichstädt gehörte zum engsten Beraterkreis um den Kaiser und fungierte immer
wieder als Schlichter in verschiedenen Streitigkeiten zwischen den Wittelsbachern und Habsburgern,
vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 65f. Zu Wilhelm von Reichenau vgl. allgemein: Julius S
AX
: Die
Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstädt 745-1806. Versuch einer Deutung ihres Waltens und
Wirkens. Bd. 1: 745-1535. Landshut 1884
,
 S. 329-358.

61
König noch wenige Monate zuvor in einem Schreiben an Sigmund Prüschenk für eine
Heirat Kunigundes mit dem Herzog von Savoyen ausgesprochen hatte,
288
 scheint er
auch gegen eine Verbindung mit dem bayerischen Herzog, keine Einwände gehabt zu
haben. Die Tatsache, daß diese ersten Verhandlungen von Bischof Wilhelm geleitet
wurden, spricht sogar für ein gewisses Interesse Maximilians am Zustandekommen
dieser Verbindung, wenn er nicht sogar als deren Urheber anzusehen ist.
289
Wahrscheinlich brachte Wilhelm von Reichenau zumindest eine mündliche Anwort des
römischen Königs von seinen Verhandlungen mit, die Albrecht und Sigmund zu
weiteren Handlungen in Bezug auf die geplante Heirat ermutigte.
290
 Sicher ist, daß
Wilhelm durch ein Kredenzschreiben des Königs, in dem es heißt, Maximilian wolle
Albrecht freundlichen Willen erweisen, zu weiteren Verhandlungen mit dem
Wittelsbacher bevollmächtigt wurde.
291
 Weitaus erstaunlicher als die Zustimmung
Maximilians ist die Tatsache, daß man bei den ersten Verhandlungen den Vater
Kunigundes anscheinend völlig  überging,
292
 zumal dieser anläßlich der Wahl seines
Sohnes zum römisch-deutschen König ebenfalls in Frankfurt anwesend war. Vermutlich
glaubte Herzog Albrecht, daß Kaiser Friedrich III. mit der Einwilligung und
Unterstützung seines Sohnes eher in die geplante Heirat einwilligen werde. Die Anfrage
beim König könnte aber auch als eine Art „Versuchsballon“ gewertet werden, um den
Kaiser, der ja schon vielen Bewerbern um die Hand seiner Tochter eine Absage erteilt
hatte, nicht voreilig zu verstimmen. Möglich ist aber auch, daß der Kaiser zwar von
Anfang an über das geplante Heiratsprojekt informiert war, die Initiative aber aus
unbekannten Gründen zunächst seinem Sohn Maximilian überließ,
293
 zumal dieser einen
recht freundschaftlichen Umgang mit dem Münchner Herzog pflegte.
Nach der Rückkehr des Eichstätter Bischofs trafen sich Herzog Albrecht und Erzherzog
Sigmund in Tirol zu intensiven Verhandlungen über den weiteren Ablauf des Heirats-
projektes. Der Tiroler, der wohl von Anfang an in die Pläne Albrechts eingeweiht oder
vielleicht sogar einer der Anstifter gewesen war, versuchte die Heirat Kunigundes mit
                                                           
288
Vgl. oben Kap. 4.
289
Zur möglichen Urheberschaft König Maximilians vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 72f. sowie
S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 317.
290
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 378f. sowie A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 616.
291
Kredenzschreiben vom 6. März 1486, in dem Herzog Albrecht des freundlichen Willens des Königs
versichert wird. Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 162; A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,1 sowie
R
IEZLER
, Vermählung, S. 379 und L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 789.
292
Dagegen: S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 317: Maximilian habe die Verhandlungen mit Herzog Albrecht
im März mit Wissen des Kaisers begonnen.
293
Vgl. S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 317.

62
dem Münchner auch deshalb voranzubringen, weil er sich eine Rückgabe der zugunsten
Albrechts ausgestellten Verschreibungen erhoffte.
294
 Wie stark sich Erzherzog Sigmund
in dieser Angelegenheit engagierte, zeigt die Tatsache, daß er sich im Frühling des Jah-
res 1486 mindestens einmal durch seine Gesandten, Bartholomäus von Lichtenstein und
Kaspar von Mörsberg, an König Maximilian wandte, um diesen zu ermahnen, die
geplante Eheschließung Kunigundes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
295
Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Sigmund von Tirol und Albrecht war eine
erneute Reise Wilhelms von Reichenau, der in Begleitung des Grafen Alwig von Sulz
diesmal direkt zum Kaiser selbst gesandt wurde.
296
 Möglicherweise erfuhr Friedrich III.
also erst zu diesem Zeitpunkt, welche Pläne sein Vetter Sigmund und Herzog Albrecht
hegten. Denn selbst wenn Kaiser Friedrich Kenntnis von der ersten Gesandtschaft unter
Leitung des Eichstätter Bischofs hatte, muß dies noch lange nicht bedeuten, daß er den
genauen Inhalt der Gespräche kannte. Vielleicht wollte der Kaiser auch, falls er doch
über den Zweck der Gesandtschaft unterrichtet war, die bayerische Werbung „offiziell“
noch nicht zur Kenntnis nehmen, da er sich im Frühjahr 1486 zum wiederholten Male in
Verhandlungen mit dem polnischen König Kasimir IV. befand, um seine Tochter mit
dessen  ältestem Sohn Wladislaw zu vermählen. Von dieser Verbindung erhoffte sich
Friedrich III. eine Stärkung der alten habsburgischen Ansprüche auf das Königreich
Böhmen sowie Unterstützung im Kampf gegen den ungarischen König Matthias Cor-
vinus.
297
 Die Heirat Kunigundes mit König Wladislaw von Böhmen schien jedenfalls
schon so gut wie sicher,
298
 als der Kaiser im Juni von der Möglichkeit einer bayerischen
Heirat unterrichtet wurde, und die Verhandlungen mit Kasimir von Polen ohne erkenn-
bare Motive ziemlich abrupt beendete. Dies hatte zur Folge, daß sich König Kasimir
von Polen noch im selben Jahr den Gegnern des Kaisers um König Matthias Corvinus
von Ungarn anschloß.
299
Die Reise Wilhelms von Eichstätt zum Kaiser war also zumindest insoweit erfolgreich,
daß ein sehr aussichtsreicher Mitbewerber um die Hand Kunigundes als Rivale Herzog
                                                           
294
Dies belegt u.a. ein Memorial Erzherzog Sigmunds an König Maximilian, das am 22. April 1486
ausgestellt wurde (TLA Innsbruck, Kopialbücher  Ältere Reihe J/8 (1486), fol. 246). Vgl. außerdem
H
EGI
, Geächtete Räte, S. 67.
295
Vgl. TLA Innsbruck, Kopialbücher Ältere Reihe J/8 (1486), fol. 251 sowie A
NGERMEIER
, RTA 1486,
Nr. 640.
296
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 379.
297
Vgl. P
RIEBATSCH
, Politische Correspondenz, Bd. 3, S. 336.
298
Vgl. U
LMANN
, Maximilian, Bd. 1, S. 53. Dagegen sagt A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 149, Anm.1, es
gebe keine Hinweise für eine geplante eheliche Verbindung zwischen einem Sohn des polnischen
Königs und Kunigunde.

63
Albrechts aus dem Rennen geworfen worden war. Im Juni begann Bischof Wilhelm im
Auftrag Kaiser Friedrichs und König Maximilians zahlreiche Gespräche mit Herzog
Albrecht zu führen, während in Innsbruck Georg von Sargans mit der Wahrnehmung der
Interessen Albrechts betraut war.
300
 Es ist wohl den Bemühungen und dem Verhand-
lungsgeschick Bischof Wilhelms zu verdanken, daß er bei seiner Rückkehr nach Inns-
bruck die frohe Kunde verbreiten konnte, daß sowohl der Kaiser als auch dessen Sohn
grundsätzlich nichts gegen eine Heirat Kunigundes mit dem Münchner Herzog einzu-
wenden hätten. Diese Zustimmung Friedrichs und Maximilians liegt allerdings nicht in
schriftlicher Form vor, vermutlich wurde sie Bischof Wilhelm nur mündlich
anvertraut.
301
 Ganz ohne Bedingungen wollte der Kaiser aber der geplanten Ehe nicht
zustimmen: Vor dem Zustandekommen eines Heiratsvertrages sollten alle Verschrei-
bungen, die Erzherzog Sigmund zwischen 1478 und 1483 zugunsten der bayerischen
Herzöge geleistet hatte, für ungültig erklärt werden. Auch die Mitgift, die Friedrich III.
seiner Tochter zu geben bereit war, wurde in diesem relativ frühen Stadium der Ver-
handlungen schon festgelegt. Neben dem Schmuck und anderen Besitztümern ihrer ver-
storbenen Mutter sollte Kunigunde das Reichslehen Abensberg erhalten, das der
Münchner Herzog bald nach der Ermordung des letzten Herren von Abensberg mit sei-
nen Truppen besetzt hatte. Zusätzlich sollte Maximilian eine bestimmte Geldsumme
aufbringen.
302
Erzherzog Sigmund konnte sich also einige Vorteile von der geplanten Eheschließung
erhoffen. Zum einen sah er die Gelegenheit, das gespannte Verhältnis zwischen den
Habsburgern und den Wittelsbachern durch die angestrebte Heirat zu verbessern, zum
                                                                                                                                                                              
299
Vgl. oben Kap. 4 sowie R
IEZLER
, Vermählung, S. 379f. und Ulmann, Maximilian, Bd. 1, S. 53f.
300
Vgl. S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 317.
301
Vermutlich kehrte Bischof Wilhelm von Eichstätt noch im Juni 1486 von seiner Reise zum Kaiser
zurück, dafür sprechen zumindest die Botschaften, die zwischen ihm und Herzog Albrecht nach dem
11. Juni ausgetauscht wurden und in denen ein möglicher Termin für ein Treffen zwischen beiden
gesucht wird. Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605, 2-4.
302
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 71f.: Vnnd was der firschlag des heyrats gestellet als volgt. Der alt
weiss Kunig wolt seiner tochter die herrschaft abensperg samt irer frawen und mueter klainaten tzu
heyratgut veruolgen lassen. So wass auch der iung weiss kunig, vnnd der frölich kunig des genaigten
willens, seiner swester und muemen ain statliche Beysteur tzu merung solchs heyratguts zu tun. Vnnd
namlichen so hett der iung weiss kunig XXM. guldein vnnd der frölich kunig wol XLM. guldein ze
schiessen sich begeben. Da entgegen wolt aber der alt weiss kunig vnnd sein sun der iung weiss
kunig, dass ain verschreibung, die der blabweiss kunig von dem frölichen weissen kunig hett, vm
ettlich stett vnnd fleckhen des weissen Lanndes sagennd, damit ganz ab solt seyn, vnd ferrer kain craft
nit haben, inn der ernstlichen mainung, der heyrat kunnet annders nit firgang gewynnen.  R
IEZLER
,
Vermählung, S. 381, nennt das Angebot Kaiser Friedrichs über alle Erwartung schäbig, die
Eheschließung Kunigundes unter diesen Bedingungen wäre durch die Rücknahme der
Verschreibungen viel eher ein gutes Geschäft für das Haus Habsburg als für den Wittelsbacher
gewesen, der die Herrschaft Abensberg schon besetzt hielt; zudem hätte sich die Belehnung Albrechts
durch den Kaiser aufgrund der Lage Herrschaft vermutlich ohnehin nicht umgehen lassen.

64
anderen bot sich ihm durch die Bedingung Friedrichs, alle Verschreibungen zurückzu-
nehmen, die Chance, sich dem Kaiser wieder anzunähern, der ihn mehrmals wegen sei-
ner bayernfreundlichen Politik getadelt hatte. Deshalb schloß er sich der Forderung sei-
nes kaiserlichen Vetters an. In einem Schreiben an Albrecht, das zusammen mit den
Vorschlägen des Kaisers bezüglich Mitgift und Verschreibungen durch seine Gesandten
Georg von Sargans, einen Herrn von Rappoltstein, Dietrich von Harras sowie Doktor
Aristoteles Lebenpeck nach München gebracht wurde, betonte er die geringe Bedeutung
der Verschreibungen für den Münchner. Schließlich hoffe er, Sigmund, noch immer auf
die Geburt ehelicher Nachkommen, welche die Verschreibungen ungültig machen
würde. Falls Albrecht bereit sei, auf die kaiserlichen Vorschläge einzugehen, sei er
außerdem gerne bereit, seiner muehme eine Mitgift zukommen zu lassen. Die Gesandten
sollten zunächst versuchen, den Münchner gegen ein Angebot von 20.000 Gulden Hei-
ratsgut zur Rückgabe der Verschreibungen zu bewegen. Sollte Albrecht sich damit aber
nicht einverstanden erklären, hatten die Gesandten die Vollmacht, diese Summe auf
insgesamt 40.000 Gulden zu verdoppeln.
303
Herzog Albrecht scheint diesem Vorschlag zugestimmt zu haben, denn knapp einen
Monat nach dem Besuch der Tiroler Gesandtschaft erstellte Erzherzog Sigmund von
Tirol am 30. August 1486 als Bevollmächtigter Kaiser Friedrichs und König Maximi-
lians in Innsbruck die Heiratsabrede für seine junge Verwandte Kunigunde und Herzog
Albrecht von Bayern-München.
304
 Wenige Tage nach dieser Verlobung am Innsbrucker
Hof sandte Erzherzog Sigmund ein Schreiben an König Maximilian, in dem er diesen
über das Zustandekommen der Heiratsabrede unterrichtete und zugleich um eine
Zustimmung für die getroffene Vereinbarung bat.
305
Eine schriftliche Vollmacht Kaiser Friedrichs für seinen Vetter Sigmund bezüglich der
Heiratsabrede hat sich in den Quellen nicht erhalten. Es ist aber davon auszugehen, daß
zumindest eine wie auch immer beschaffene Botschaft des Kaisers nach Innsbruck
geschickt worden war, die man als Bevollmächtigung oder Zustimmungserklärung des
Kaisers werten konnte. Dafür spricht, daß sich Erzherzog Sigmund in den folgenden
Konflikten immerhin mehrmals auf diese kaiserliche Einwilligung berief. Ein weiterer
                                                           
303
Die Abfertigung der Gesandten Sigmunds erfolgte am 25. Juli 1486, vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S.
380f., A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 595, S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 318 sowie TLA Innsbruck,
Kopialbücher Ältere Reihe J/8 (1486), fol. 267-270.
304
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 811 und TLA Innsbruck, Kopialbücher Ältere Reihe J/8 (1486), fol.
151-155 sowie Regest im BayHStA, KÄA 4795, S. 166f. Vgl. ferner L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg,
Bd. 8, Regest Nr. 862. Druck bei A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 604.
305
Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,16.

65
Beleg dafür ist die Aussage von Kunigundes Biographen, Sigmund habe auf ausdrück-
lichen Befehl des Kaisers gehandelt. Man kann aufgrund seiner genauen Kenntnisse
über das Haus Österreich wohl davon ausgehen, daß er über die Zustimmung des Kai-
sers Bescheid wußte und er das Fehlen einer solchen Zusage sicherlich nicht verschwie-
gen hätte, um die „Schuld“ Herzog Albrechts noch zu verdeutlichen.
306
Daß Kaiser Friedrich zu diesem Zeitpunkt genau über die Heiratsabsichten seiner
Tochter unterrichtet war und diese auch selbst unterstützte, läßt sich auch einer Instruk-
tion Herzog Albrechts entnehmen, die für einen seiner Vertrauten bestimmt war. Dieser
sollte Herzog Georg die wittelsbachischen Vorteile der Eheschließung genau darlegen.
Unter anderem hoffte der Münchner darauf, daß  die irrung mit Abensberg aufgehebt
werde und daß  der handel mit Regenspurg leichter durchzuetrucken sei. Zudem sollte
dem Landshuter mitgeteilt werden, daß Albrecht die Heirat nicht ablehnen könne, weil
Kg. und Ks. selb zue ime schicken würden.
307
 Albrecht scheint also durchaus mit den
Bedingungen des Kaisers und der spärlichen Mitgift einverstanden gewesen zu sein; er
schätzte den künftigen Nutzen für sein Haus durch die Verbindung mit der Tochter des
amtierenden Kaisers höher ein als den finanziellen Vorteil, der durch eine großzügigere
Mitgift entstanden wäre.
7.2 Widerstände des Kaisers gegen die Heirat seiner Tochter
Noch vor dem Zustandekommen der Heiratsabrede hatte Herzog Albrecht die schon
länger währenden Verhandlungen mit der Reichsstadt Regensburg durch den Vertrag
vom 6. Juli 1486 abgeschlossen und die freie Reichsstadt in seinen Besitz gebracht.
308
Diese Annexion, verbunden mit weiteren Gefahren, die dem Besitz des Hauses Habs-
burg durch die Verhandlungen Herzog Georgs von Bayern-Landshut mit Erzherzog
                                                           
306
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 73: Auf das kheret der frölich weiss Kunig ganzen fleiss daran, wie
er sölichen heyrat zu firgang richten möcht. Es was im auch ferrer von dem alten weissen Kunig vnnd
seim sun dem iungen weissen kunig bevelch, macht vnnd rechter gewalt gegeben, mit dem
weissblawen Kunig ain ganze abred des heyrats halben ze tun.
307
Die Instruktion Herzog Albrechts ist nicht datiert, stammt aber vermutlich aus den Julitagen des Jahres
1486. Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 166 (mit der Angabe des Arrodenius, daß sie in einen Umschlag
mit dem Datum 5. August eingeschlagen sei) und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,11.
308
Zum Erwerb der Stadt Regensburg durch Herzog Albrecht von Bayern-München vgl. R
IEZLER
, Baiern,
Bd. 3, S. 507-513; Carl Theodor G
EMEINER
: Regensburgische Chronik. Unver. Nachdruck der
Originalausgabe Regensburg 1821 und 1824. Mit einer Einleitung, einem Quellenverzeichnis und
einem Register neu hrsg. v. Heinz Angermeier. Bd. III/IV. München 1971; Ivo S
TRIEDINGER
: Der
Kampf um Regensburg 1486-1492, in: VHO 44, 1 (1890), S. 1-88 und 44, 2 (1890), S. 95-205; zuletzt
S
CHMID
, Albrecht IV. und Regensburg; Herbert S
CHMID
: Eine „Freistadt“ wird zur „gemeinen
Reichstadt“ - Regensburg in der Zeit der Reichshauptleute unter Kaiser Maximilian I., in: VHO 128
(1988), S. 7-80, sowie
 
Stefan Rudolf M
AYER
: Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofes um die

66
Sigmund bezüglich der Markgrafschaft Burgau drohten,
309
 bewog den Kaiser zu einer
Änderung seiner Politik gegenüber Herzog Albrecht und der geplanten Heirat. War
schon das Mitgiftangebot nicht gerade großzügig ausgefallen, so schien er jetzt, knapp
einen Monat nach der Besetzung Regensburgs durch seinen künftigen Schwiegersohn,
einer Verbindung mit den Wittelsbachern völlig abgeneigt. Dies zeigt sich besonders
deutlich an seiner Haltung gegenüber einer weiteren Gesandtschaft Erzherzog Sig-
munds, die zu Beginn des Monats August zu Friedrich abgefertigt wurde, der bei seinem
Sohn Maximilian in den Niederlanden weilte. Graf Josniklas von Zollern sollte im Auf-
trag des Tirolers mit dem Kaiser über den finanziellen Aspekt der Heirat sprechen und
zudem herausfinden, wie sich dieser das weitere Vorgehen in Tirol vorstellte. Außerdem
sollte der Graf von Zollern dem Kaiser übermitteln, daß der Münchner, dem das spärli-
che Mitgiftangebot seines künftigen Schwiegervaters nicht entgangen war, die Herr-
schaft Abensberg nicht als Mitgift seiner zukünftigen Frau, sondern als festen Bestand-
teil seines Herzogtums für sich und seine Erben verliehen haben wolle. Weiterhin wollte
Herzog Albrecht, daß sich Friedrich III. selbst mit einer bestimmten Summe an der Mit-
gift seiner Tochter beteiligte, ähnlich wie dies von König Maximilian zugesichert wor-
den war. Zudem sollte der Graf beim Kaiser eine möglichst rasche Abwicklung der Hei-
ratsangelegenheit erwirken. Erzherzog Sigmund ließ seinem Vetter außerdem noch ein-
mal auf den Nutzen der Verbindung für das Haus Habsburg, namentlich im Kampf
gegen den ungarischen König Matthias Corvinus, hinweisen. Außerdem betonte er, sei
es für Kunigunde aufgrund ihres Alters höchste Zeit, sich in den Stand der Ehe zu bege-
ben.
310
 Welcher Erfolg der Gesandtschaft unter Führung des Grafen von Zollern
beschieden war, ist nicht überliefert; sicher scheint aber, daß es keine erneute Einwilli-
gung des Kaisers gegeben hat.
Friedrich III. war noch vor dem Abschluß der Heiratsabrede am 30. August genauestens
über die Vorgänge in Regensburg unterrichtet worden, denn schon knapp 14 Tage vor
diesem Ereignis sandte er eine Nachricht an seine Tochter, die sich noch immer in Tirol
aufhielt. In diesem eigenhändigen Schreiben lobte er Kunigunde, daß sie selbst ohne
sein und Maximilians Wissen noch nicht in die Heirat eingewilligt habe, eine weitere
                                                                                                                                                                              
Reichsstadt Regensburg 1486/92-1508. München 1996 (Schriftenreihe zur Bayerischen
Landesgeschichte, Bd. 110). München 1996.
309
Vgl. u.a. S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 346-351, mit weiteren Literaturangaben.
310
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 381f.; C
HMEL
, Regesta, Nr. 7857 sowie L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg,
Bd. 8, Regest Nr. 852 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 654.

67
Weigerung solle sie auf den Vater schieben.
311
 Wenige Tage nach der Ausstellung der
Heiratsabrede wandte sich der Kaiser, der darüber noch nicht informiert worden war, in
gleicher Sache an seinen Tiroler Vetter. Er dankte Erzherzog Sigmund für seine Bemü-
hungen bezüglich der Verheiratung Kunigundes und des Zustandekommens des Hei-
ratsabrede, bat ihn aber, die Dinge vorerst auf sich beruhen zu lassen, da er und Maxi-
milian planten, selbst nach Tirol zu kommen, um die Angelegenheit vor Ort zu regeln.
Daher wolle er auch die angekündigte Gesandtschaft nicht abfertigen.
312
 Der Haupt-
grund für die abwartende Haltung des Kaisers bezüglich Kunigundes Eheschließung lag
sicher an der Übernahme Regensburgs durch Albrecht; möglicherweise war Friedrich
III. zu diesem Zeitpunkt aber auch grundsätzlich gegen eine Verheiratung seiner Toch-
ter, da er in den Jahren zuvor mehrere lukrative Heiratsmöglichkeiten durch seine
abwartende Haltung zum Scheitern gebracht hatte. Der Brief des Kaisers an Kunigunde
mit der Bitte um Zurückhaltung sowie der Befehl an seinen Vetter, bezüglich der Heirat
vorerst nichts mehr zu unternehmen, trafen erst nach dem Abschluß der Heiratsabrede in
Innsbruck ein. Dennoch wäre zu diesem Zeitpunkt eine unliebsame Eheschließung noch
ziemlich problemlos zu verhindern gewesen, da dieser Plan in weiten Teilen des Rei-
ches noch unbekannt war. Darauf hatte Kaiser Friedrich aber wohl nicht abgezielt, denn
er war weiterhin nicht grundsätzlich gegen eine Verbindung mit Herzog Albrecht einge-
stellt, was vermutlich dem Einfluß Maximilians zu verdanken war; seine Empörung
beruhte hauptsächlich auf der expansiven wittelsbachischen Territorialpolitik der Her-
zögen Albrecht und Georg.
Kunigunde, die wahrscheinlich nicht über Einzelheiten im Verlauf der Verhandlungen
zwischen Sigmund, Albrecht und ihrem Vater unterrichtet worden war, muß sich durch
die Mahnung ihres Vaters, die sie erst nach dem 30. August erreichte, sehr getroffen
gefühlt haben, denn schon einige Tage später, im September des Jahres 1486, setzte sie
ein Verteidigungsschreiben an ihren Vater auf. Darin erklärte sie, seine Mahnung sei zu
spät gekommen, sie habe bereits, nachdem man ihr die Ursachen erklärt und den
Gewaltsbrief Erzherzog Sigmunds gezeigt habe, in den Ehekonsens eingewilligt. Nun
bitte sie den Vater, er wölle khainen unwillen merken lassen, damit nit arges oder ubels
                                                           
311
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 170; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 859 sowie
A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,13.
312
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 168f.; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg 8, Regest Nr. 868; R
IEZLER
,
Vermählung, S. 382 sowie A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605, 17.

68
zwischen bayden heusern daraus entsprünge.
313
 Ob sich Kunigunde selbst als gehor-
same Tochter entschloß, sich bei ihrem Vater für die in ihren Augen rechtmäßig
zustande gekommene Heiratsabrede zu entschuldigen oder ob sie von Erzherzog Sig-
mund zu diesem Schritt gedrängt wurde, muß offen bleiben. Da sich Kunigunde bisher
immer den Wünschen ihres Vaters gebeugt hatte, ist eine Entschuldigung aus eigenem
Antrieb, um sich von ihrem schlechten Gewissen Friedrich gegenüber zu befreien, aber
durchaus nicht abwegig.
Auch Erzherzog Sigmund wurde durch die beiden Schreiben des Kaisers, die den Erfolg
seiner Heiratsvermittlung in Frage zu stellen drohten, zum Handeln gezwungen. Er
schickte seinen beiden Vertrauten, Bischof Wilhelm von Eichstätt und Graf Alwig von
Sulz, ein Schreiben des Kaisers, wobei es sich vermutlich um das oben erwähnte vom
11. September handelte. Zugleich bat er sie, sich von diesem nicht beirren zu lassen und
statt dessen sofort zum Kaiser aufzubrechen, der sich noch in den Niederlanden
befand,
314
 um bei Friedrich und Maximilian um den Vollzug der Heiratsabrede
nachzusuchen.
315
 Außerdem wandte er sich direkt an Friedrich III. und dessen Sohn.
Dem Kaiser teilte er mit, er habe Kunigundes Hand in die Albrechts von Bayern gelegt,
nachdem ihm Bischof Wilhelm von Eichstätt und Graf Alwig von Sulz den Bescheid
des Kaisers bezüglich der Heirat Kunigundes überbracht hatten.
316
 Zudem bat er in
einem gesonderten Schreiben König Maximilian, sich betreffs der Heirat nicht zu einer
Verweigerung seiner Zustimmung überreden zu lassen.
317
Die Bemühungen Sigmunds und seiner Gesandten, den Zorn des Kaisers zu beruhigen,
um so die Vermählung Albrechts und Kunigundes feiern zu können, blieben nicht ohne
Wirkung. Maximilian war nach wie vor ein Förderer des Wittelsbachischen Heiratspro-
jektes, was er vor allem mit Albrechts hohe[r] Vernunft und der Notwendigkeit, den
bayerischen Herzog im Kampf gegen König Matthias von Ungarn zu gewinnen,
                                                           
313
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 170f.; A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,15. Vgl. außerdem
L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 875 und R
IEZLER
, Vermählung, S. 383, der sogar
von Drohungen Sigmunds gegenüber Kunigunde berichtet: Sie sei, wenn sie nicht in die Heirat
einwillige, für den Schaden, der dem Haus Habsburg daraus entstehe, verantwortlich. Vielleicht
glaubte Kunigunde sogar, daß sie Tirol verlassen müßte, wenn sie den Wünschen ihres Verwandten
nicht Folge leisten würde, zumindest scheint Erzherzog Sigmund diese Drohung ausgesprochen zu
haben. Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 383.
314
Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 3, S. 1385.
315
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 168; A
NGERMEIER
, RTA 1486, 605,18 sowie L
ICHNOWSKY
, Haus
Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 874.
316
Vgl.
 
BayHStA, KÄA 4795, S. 167 und L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 873.
317
Vgl.
 
BayHStA, KÄA 4795, S. 167f. und L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 876.

69
begründete.
318
 Zudem schien sich auch der Kaiser mit der Situation und der geplanten
Eheschließung arrangieren zu können, auch wenn die Gesandten des Tiroler Erzherzogs
von Friedrichs Mißfallen wegen der Annexion Regensburgs berichteten. Diese Haltung
des Kaisers und seines Sohnes kommt auch in verschiedenen Schreiben zum Ausdruck,
die am 11. November 1486 vom kaiserlichen Hof nach Innsbruck gesandt wurden. Im
ersten, das von Vater und Sohn gemeinsam unterzeichnet wurde und somit wohl die
„offizielle“ Meinung wiedergibt, teilten beide unter anderen, die Kriege gegen Ungarn
und Venedig betreffenden Dingen, ihrem Tiroler Verwandten mit, daß sie grundsätzlich
mit der geplanten Heirat Kunigundes einverstanden seien. Maximilian werde bald selbst
nach Tirol kommen, um die Angelegenheit zu regeln. Der Kaiser habe allerdings noch
einen Vorbehalt wegen der Regensburger Sache, Maximilian dagegen billige die Heirat
aus verschiedenen Gründen: Sie stifte eine Freundschaft zwischen den Häusern  Öster-
reich und Bayern, mit Albrechts Hilfe könne den Ungarn besser Widerstand geleistet
werden, zudem könne Sigmund auf bessere Unterstützung im Kampf gegen Venedig
hoffen, schließlich aber seien Maximilian schon lange die charakterlichen und geistigen
Vorzüge des Münchners bekannt, den er daher auch sehr schätze.
319
 Im zweiten Brief
wandte sich König Maximilian direkt an Erzherzog Sigmund, bedankte sich für dessen
Bemühungen in Bezug auf die Vermählung und kündigte nochmals seine baldige Reise
nach Tirol an.
320
Nach diesen positiven Nachrichten vom kaiserlichen Hof glaubte man in Tirol aufatmen
zu können. Erzherzog Sigmund schrieb, vermutlich gegen Ende des Monats November,
seinem Vetter Friedrich, daß seine Gesandten, Bischof Wilhelm von Eichstätt und Graf
Alwig von Sulz, mittlerweile mit der Anwort des Kaisers zurückgekehrt seien. Um üble
Nachrede und Schimpf für das Haus Österreich zu vermeiden, habe er kraft seiner
Vollmacht Herzog Albrecht und Kunigunde miteinander vermählt und das Beilager für
den Neujahrstag angesetzt.
321
 Erzherzogin Kunigunde konnte sich nun berechtigte Hoff-
                                                           
318
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 383.
319
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 169f.; A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,19 sowie L
ICHNOWSKY
, Haus
Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 888 und R
IEZLER
, Vermählung, S. 383f.
320
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 169; A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,20 sowie L
ICHNOWSKY
, Haus
Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 889 und R
IEZLER
, Vermählung, S. 383f.
321
Vgl. HHStA Wien, Familienakten, Karton 18 II/4 Vermählungen, fol. 186

(undatiertes Konzept):...So
han ich auf der vorberurten und ewr keiserlichen gnaden, und der königlichen wirde gewalt, mir als
vorstet, die vergenannten ewr gnad tochter, meine liebe mümen, dem obgenannten meinem lieben
oheimen, hertzog Albrechten, zu einem eelichen Gemachel gegeben... sowie
 
A
NGERMEIER
, RTA 1486,
Nr. 605,22. Mit der Antwort des Kaisers ist vermutlich dessen Schreiben vom 11. November gemeint,
das die Gesandten mit nach Süddeutschland gebracht haben könnten. Mit Vermählung ist wohl der

70
nungen machen, bald die ersehnte Hochzeit feiern zu können, als eine Botschaft Bischof
Wilhelms und des Grafen von Sulz, die mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückge-
kehrt waren, die Gemüter am Innsbrucker Hof erneut beunruhigte. Die beiden Gesand-
ten meldeten Sigmund, sie seien nach einer Unterredung mit Maximilian in Eichstätt
eingetroffen und wollten in den nächsten Tagen persönlich am Tiroler Hof erscheinen,
um die Antwort des Kaisers in Bezug auf die Heiratsangelegenheit mitzuteilen.
322
Am 8. Dezember 1486, einen Tag nach dem Schreiben des Eichstätter Bischofs, wandte
sich Friedrich III. erneut an Sigmund. Er habe, so schreibt er, durch seinen Kämmerer
Sigmund von Niederthor die Botschaft des Erzherzogs erhalten, ihm seine Tochter zu
schicken, falls die Heirat nicht zustände käme. Friedrich bat nun seinen Vetter, die
Hochzeit zu verschieben und Kunigunde vorläufig an ihrem Aufenthaltsort in Tirol zu
lassen, bis Maximilian, den er täglich bei sich in Speyer erwarte, eingetroffen sei.
323
 Der
Grund für die erneute Zurückhaltung Kaiser Friedrichs dürfte wohl hauptsächlich darin
bestanden haben, daß Erzherzog Sigmund wenige Tage zuvor, am 28. November, mit
Herzog Georg von Bayern-Landshut handelseinig geworden war und die in Schwaben
gelegene Markgrafschaft Burgau gegen alle Hausgesetze der Habsburger an den Wit-
telsbacher verkauft hatte.
324
 In dem erwähnten Schreiben Friedrichs findet sich nämlich
auch der Hinweis an seinen Vetter, jede Änderung bezüglich der Markgrafschaft Burgau
zu unterlassen.
325
Sigmund antwortete knapp zwei Wochen später auf die Botschaft des Kaisers, die von
dessen Kämmerer und Gesandten Sigmund von Niederthor überbracht worden war. Am
21. Dezember teilte er dem Kaiser mit, er wolle es mit der Heirat auf sich beruhen las-
sen, in der Sache mit Burgau habe er allerdings wegen seiner Kosten nicht anders han-
deln können. Falls der Kaiser bereit sei, ihm die Kaufsumme zu erstatten, werde er sich
                                                                                                                                                                              
Abschluß der Heiratsabrede, der am 30. August 1486 zustande gekommen war, gemeint, da die
eigentliche Trauung erst im Januar 1487 stattfand.
322
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 171 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,23. Dieses Schreiben der
Gesandten Wilhelm und Alwig ist wohl identisch mit der bei R
IEZLER
, Vermählung, S. 384 erwähnten
Meldung des Eichstätter Bischofs, er habe vom Kaiser eine Antwort erhalten, die hoffentlich nicht das
Mißfallen Sigmunds erregen werde. Dafür spricht die Tatsache, daß Bischof Wilhlem und Graf Alwig
die Antwort des Kaisers persönlich  überbringen wollten, statt sie einem Boten oder einem Brief
anzuvertrauen.
323
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 172; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 899 sowie
R
IEZLER
, Vermählung, S. 384 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,24.
324
Vgl. J
ÄGER
, Übergang, S. 312; S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 346-351 sowie R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S.
505.
325
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 171f.; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 899 sowie
R
IEZLER
, Vermählung, S. 384 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,24.

71
um den Rückkauf der Markgrafschaft bemühen.
326
 Daß Sigmund zumindest das eine
Versprechen, die Heirat Kunigundes zu verschieben, nicht einhalten wollte, zeigt die
Tatsache, daß bereits vier Tage zuvor, am 17. Dezember, der Ehevertrag zwischen Erz-
herzogin Kunigunde und Herzog Albrecht auf Betreiben Sigmunds von Tirol erstellt
worden war.
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