95 Prozent (Kappa 0,95).
Kapitel 3 / Ergebnisse
11
3
Ergebnisse
Dieses Kapitel referiert die Ergebnisse der dritten Wiederholungsuntersuchung (im Jahr
2011/2012) bei den Sechsjährigen. Die bundesweite Analyse basiert auf Daten von
3.376 erhobenen Kindern. Rund die Hälfte (50,4 %) der Daten bezieht sich auf Buben.
31 Prozent der erhobenen Kinder weisen einen Migrationshintergrund auf (vgl.
Tabelle 2.1).
Die Indikatoren zu Karies (Kariesmobidität, Kariesprävalenz, Sanierungsgrad bzw.
Behandlungsbedarf etc.) bei Sechsjährigen sind jeweils nach Geschlecht, Migrati-
onsstatus und höchster Schulbildung der Eltern beschrieben. Es werden folgende
Abkürzungen verwendet:
ohne Mig
für Kinder ohne Migrationshintergrund,
Mig
für
Kinder mit Migrationshintergrund,
ohne Matura
für Kinder von Eltern ohne Matura,
mit
Matura
für Kinder von Eltern mit Matura. Außerdem gibt dieses Kapitel die mit Hilfe der
Elternfragebögen und der Kinderbefragung erhobenen Antworten zum Mundgesund-
heitsverhalten wieder.
3.1
Karies
Zur Vergleichbarkeit wird das Ausmaß der kariösen Erkrankung anhand international
gebräuchlicher Begriffe dargestellt. Dabei beschreibt die Kariesmorbidität (Karieshäu-
figkeit) jenen Prozentanteil an Individuen mit mindestens einer kariös veränderten
Zahnfläche (DMFT > 0 bzw. dmft > 0). Die Kariesprävalenz (Kariesbefall pro Person)
stellt die Summe der durch Karies geschädigten Zähne bzw. Zahnflächen pro Gebiss
dar und wird in DMF-Indexwerten bzw. dmf-Indexwerten ausgedrückt (siehe
Punkt 2.3.1).
Laut WHO gelten jene Personen als kariesfrei (no obvious decay experience), deren
Gebiss gegenwärtig keine sichtbare, unbehandelte Dentinkaries (Kavität) aufweist. Der
D
3
T/d
3
t-Wert muss null sein. Zudem darf kein Zahn gefüllt sein (FT = 0) und es darf
auch kein Zahn aus kariösen Gründen fehlen (MT = 0).
Ein „völlig gesundes Gebiss“ haben Menschen, deren Zähne keinerlei kariöse Spuren
aufweisen. Ihre Gebisse dürfen auch keine kariösen Frühläsionen haben (D
1+2+3
T = 0,
MT = 0, FT = 0 bzw. d
1+2+3
t = 0, mt = 0, ft = 0).
Personen mit Karieserfahrung (obvious decay experience) sind jene, deren Zähne
entweder gegenwärtig aktiv kariös sind (D
3
T > 0 bzw. d
3
t > 0) und/oder früher kariös
waren, inzwischen aber gefüllt wurden (FT > 0 bzw. ft > 0), und/oder wenn schon
Zähne wegen Karies gezogen wurden (MT > 0 bzw. mt > 0).
12
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Personen mit mindestens einem sichtbaren, „offenen“ kariösen Zahn (D
3
T > 0 bzw. d
3
t
> 0 ist Kavität) gelten als behandlungsbedürftig.
Gebisse, die gegenwärtig nur Füllungen (FT> 0 bzw. ft > 0) oder Karies bedingte
Zahnlücken aufweisen (MT > 0 bzw. mt > 0), aber keine Kavitäten oder Sekundärkaries
(D
3
T = 0 bzw. d
3
t > 0), gelten als saniert.
3.1.1
Kariesmorbidität
Nach in Abbildung 3.1 dargestellten Kriterien zur Kariesmorbidität (Verbreitungshäu-
figkeit von Karies in der Bevölkerung) sind die Milchzähne bei weit über
einem Drittel
(39,2 %) der Sechsjährigen noch „ganz und gar“ gesund. Diese Kinder erfreuen sich
eines „
vollständig gesunden Milchgebisses
ohne jegliche kariösen Spuren (d
1-3
mft = 0).
Zusätzliche
zwölf Prozent
(12,3 %) der untersuchten Mädchen und Buben zeigen an
ihren Milchzähnen
lediglich
jene kariösen Veränderungen, die als
Kariesvorstufen
(kariöse Schmelzverfärbungen, kleinste Schmelzdefekte ohne sichtbares Dentin)
angesehen werden. Diese Läsionen können durch „noninvasive“, professionelle Be-
handlungen mit höher dosierten, lokal applizierten Fluoridpräparaten zur Ausheilung
gebracht werden. Kinder mit völlig gesunden Gebissen (d
1-3
mft = 0) sowie jene Kinder,
deren Gebisse nur Kariesvorstufen aufweisen (d
1+2
t > 0 und d
3
mft = 0), gelten laut
WHO als kariesfrei.
Demgegenüber hat aber
knapp die Hälfte
(48,5 %) der erhobenen Sechsjährigen
Karieserfahrung
. Ihre Milchgebisse zeigen entweder unbehandelte Dentinkaries (d
3
t >
0) und/oder gefüllte Milchzähne (ft > 0) und/oder kariesbedingte Zahnlücken im
Molarenbereich des Milchgebisses (mt > 0). Bei diesen Kindern ist der d
3
mft-Indexwert
größer als null (d
3
mft > 0).
Bei
einem Drittel
der Kinder (33,4 %) besteht noch
Behandlungsbedarf
(d
3
t > 0). Ihre
Milchgebisse haben zumindest eine nicht sanierte Dentinkaries (Kavität). Bei
15 Prozent
der Erhobenen hingegen sind alle kariösen Dentindefekte an ihren Milch-
zähnen schon
gefüllt oder ihre kariösen Milchzähne wurden bereits extrahiert. Bei
diesen Mädchen und Buben ist der d
3
t-Indexwert null, der mft-Indexwert ist aber
größer als null.
Nach dem Geschlecht betrachtet weisen die Mädchen in allen Indizes zur Kariesmorbi-
dität ganz geringfügig bessere Ergebnisse auf als die Buben (vgl. Abbildung 3.1).
Kapitel 3 / Ergebnisse
13
Abbildung 3.1:
6- bis 7-Jährige – Kariesmorbidität und Kariesdiagnosen nach Geschlecht
3.376 Kinder (100 %)
1.676 Mädchen (100 %) und 1.700 Buben (100 %)
Völlig gesundes Milchgebiss
(d
1-3
mft = 0)
Veränderungen (d
1-3
mft > 0)
39,2 % Kinder
40,2 % Mädchen und 38,2 % Buben
60,8 % Kinder
59,8 % Mädchen und 61,8 % Buben
Kariesvorstufe
(d
1+2
t > 0, d
3
mft = 0)
1
Erfahrung mit Karies
(d3mft > 0)
12,3 % Kinder
14,1 % Mädchen und
10,5 % Buben
48,5 % Kinder
45,7 % Mädchen und
51,3 % Buben
Behandlungs-
bedarf
(d
3
t > 0)
Saniertes Gebiss
(d
3
t = 0,
mft > 0)
33,4 % Kinder
30,7 % Mädchen
36,0 % Buben
15,1 % Kinder
15,1 % Mädchen
15,2 % Buben
1
Nach WHO-Definition kariesfrei
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Kariesmorbidität und Bildung
Die Daten der vorliegenden Untersuchung untermauern den in zahlreichen Fachstudien
längst nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Bildung und Kariesmorbidität
(vgl. Tabelle 3.1). Im Vergleich zum Durchschnitt der erhobenen Buben und Mädchen
(alle Kinder) nimmt die Karieserfahrung bei Kindern von Eltern ohne Matura um
14 Prozentpunkte zu. Noch ausgeprägter zeigt sich die umgekehrt proportionale
Beziehung zwischen Bildungsstatus und Karieserfahrung in der Gegenüberstellung der
Kinder von Eltern mit Matura und jenen Kindern, deren Eltern nicht maturierten: Hier
nimmt die Karieserfahrung in der Gruppe der Kinder von Eltern ohne Matura um
23 Prozentpunkte zu. Hinzuweisen ist auch auf den vergleichsweise stark erhöhten
Anteil an behandlungsbedürftigen Kindern von Eltern mit niedrigerem Bildungsstatus.
14
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Fast jedes zweite Kind von Eltern ohne Matura leidet an unbehandelter Milchzahnkaries
(49 % zeigen sanierungsbedürftige Milchzähne vgl. Tabelle 3.1).
Tabelle 3.1:
6- bis 7-Jährige – Kariesmorbidität und Bildung der Eltern in Prozent
Diagnose
Alle Kinder
Matura
Ohne Matura
Völlig gesundes Gebiss
39,2
47,5
26,3
Kariesvorstufe
12,3
12,6
11,1
Kariesfrei (d
3
mft = 0)
51,5
60,1
37,4
Karieserfahrung (d
3
mft > 0)
48,5
39,9
62,6
Saniert (d
3
t = 0, mft > 0)
15,1
16,2
13,5
Behandlungsbedarf t
(d
3
t >0)
33,4
23,6
49,0
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Kariesmorbidität und Migration
Mit Migrationshintergrund steigt bei Kindern die Kariesmorbidität (vgl. Tabelle 3.2). In
der vorliegenden Untersuchung liegt die Karieserfahrung bei Kindern mit Migrations-
hintergrund um rund 17 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der erhobenen Sechs-
jährigen. Gegenüber den Mädchen und Buben ohne Migrationshintergrund erhöht sich
in der Migrantengruppe die Karieserfahrung sogar um 25 Prozentpunkte. Überdies
sind bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund die kariösen Milchzähne in
erhöhtem Grad nicht saniert. Der Anteil an Kindern mit sanierungsbedürftigen kariösen
Milchzähnen beträgt in der Migrantengruppe rund 52 Prozent.
Niedriges Bildungsniveau der Eltern bzw. Migrationshintergrund sind mit erhöhter
Milchzahnkaries-Erfahrung und niedrigem Sanierungsgrad der Milchzähne eindeutig
verbunden (vgl. Tabelle 3.1; Tabelle 3.2; Abbildung 3.2). Daher besteht dringlicher
Handlungsbedarf.
Kapitel 3 / Ergebnisse
15
Tabelle 3.2:
6- bis 7-Jährige – Kariesmorbidität und Migrationshintergrund in Prozent
Diagnose
Alle Kinder
Ohne Mig
Mig
Völlig gesundes Gebiss
39,2
47,4
22,9
Kariesvorstufe
12,3
12,4
12,0
Kariesfrei (d
3
mft = 0)
51,5
59,8
34,0
Karieserfahrung (d
3
mft > 0)
48,5
40,2
65,1
Saniert (d
3
t = 0, mft > 0)
15,1
16,1
13,2
Behandlungsbedarf t
(d
3
t >0)
33,4
24,1
51,9
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Abbildung 3.2:
6- bis 7-Jährige – Kariesmorbidität, alle Kinder, nach Migrationshintergrund und
Bildung der Eltern in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
3.1.2
Kariesprävalenz
Die Kariesprävalenz gibt die Schwere der Erkrankung pro Gebiss und Person an
(Ausmaß bzw. Umfang des Kariesbefalls pro Gebiss). Die Befunde für die erste Dentiti-
on (Milchzähne) werden in Kleinbuchstaben als dmft-Index (Zahnebene) bzw. dmfs-
0
10
20
30
40
50
60
70
Alle Kinder
Matura
ohne Matura
Mig
ohne Mig
16
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Index (Zahnflächenebene) angegeben. Für die zweite Dentition (bleibende Zähne)
stehen der DMFT-Index bzw. der DMFS-Index zur Verfügung (vgl. Punkt 2.3.1).
Die Gebisse der erhobenen Sechsjährigen umfassen durchschnittlich 16 Milchzähne
und sieben bleibende Zähne. Diese wurden in der klinischen Untersuchung nach dem
ICDAS-II-Diagnosesystem bewertet. Im dmft/s-Index sind nur jene fehlenden Zähne
ausgewiesen, die wegen Karies extrahiert wurden. Das sind im Fall der vorliegenden
Auswertungen vorzeitig fehlende Milchmolaren.
Kariesprävalenz auf Zahnebene – dmft-Index
Im Durchschnitt diagnostizierten die Zahnärzte und Zahnärztinnen bei den Sechsjähri-
gen 2,1 von Dentinkaries betroffene Milchzähne. Davon sind 1,2 Milchzähne unbehan-
delt kariös. 0,2 Milchzähne fehlen, weil sie wegen Karies gezogen wurden und
0,6 Milchzähne sind schon mit Füllungen versorgt. Zusätzlich sind bei den Mädchen
und Buben 1,1 Milchzähne von initialer Schmelzkaries (Schmelzverfärbung bzw. kleiner
Schmelzdefekt) betroffen. Die Milchgebisse der Mädchen sind im Vergleich zu jenen
der Buben nur ganz geringfügig weniger von Karies befallen (vgl. Tabelle 3.3).
Tabelle
3
3.3:
6- bis 7-Jährige – dmft-Index und Geschlecht
Diagnose
Alle Kinder
Mädchen
Buben
Kariöse Zähne (d
3
t)
1,2
1,1
1,4
Fehlende Zähne (mt)
0,2
0,2
0,3
Gefüllte Zähne (ft)
0,6
0,6
0,7
d
3
mft
2,1
1,9
2,4
Kariesvorstufen (d
1+2
t)
1,1
1,1
1,1
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Kariesprävalenz und Bildung
Weitaus markantere Unterschiede als nach dem Geschlecht zeigen die Daten zur
Kariessprävalenz nach Schulbildung der Eltern. Die in Tabelle 3.4 dargestellten Zahlen
bestätigen ganz eindeutig den
Konnex zwischen geringerem Bildungsniveau der Eltern
und vermehrtem Kariesaufkommen
im Milchgebiss ihrer Kinder.
3
Rundungsbedingt kann es zu geringfügigen Abweichungen bei den Gesamtsummen kommen.
Kapitel 3 / Ergebnisse
17
Tabelle 3.4:
6- bis 7-Jährige – dmft-Index und Bildung der Eltern
Diagnose
Alle Kinder
Matura
Ohne Matura
Kariöse Zähne (d
3
t)
1,2
0,7
2,1
Fehlende Zähne (mt)
0,2
0,2
0,4
Gefüllte Zähne (ft)
0,6
0,6
0,7
d
3
mft
2,1
1,4
3,2
Kariesvorstufen (d
1+2
t)
1,1
0,9
1,7
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Kariesprävalenz und Migration
Ähnlich ausgeprägt wie die Relation zwischen höherer Kariesaktivität und niedrigerer
Bildung stellt sich der Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und erhöhtem
Kariesbefall dar (vgl. Tabelle 3.5). Gegenüber den Kindern ohne Migrationshintergrund
steigt die Anzahl von Karies betroffener Zähne pro Kind um mehr als das Doppelte an,
wenn ein Migrationshintergrund vorliegt. Markant sind auch die Unterschiede der d
3
t-
Komponenten (Anzahl der Milchzähne mit akuten Kavitäten) des d
3
mft-Index nach
Migration. Die stark erhöhte d
3
t-Komponente bei Kindern mit Migrationshintergrund
weist auf eine
geringe Bereitschaft zur Behandlung kariöser Milchzähne
in dieser
Untersuchungsgruppe hin.
Tabelle 3.5:
6- bis 7-Jährige – dmft-Index und Migrationshintergrund
Diagnose
Alle Kinder
Ohne Mig
Mig
Kariöse Zähne (d
3
t)
1,2
0,7
2,3
Fehlende Zähne (mt)
0,2
0,1
0,4
Gefüllte Zähne (ft)
0,6
0,6
0,7
d
3
mft
2,1
1,4
3,5
Kariesvorstufen (d
1+2
t)
1,1
0,8
1,8
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Kariessprävalenz auf Flächenebene – dmfs-Index
Während der dmft-Index den Kariesbefall im Milchgebiss zahnbezogen ermittelt,
erfasst der dmfs-Index die Kariesprävalenz zahnflächenbezogen und ist daher weitaus
sensibler als der dmft-Index. Beim dmfs-Index geht z. B. ein extrahierter Milchmolar
mit fünf bewerteten Flächen und daher mit fünffach höherer Wertung in den Index ein
18
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
als ein entsprechender Zahn mit einflächiger Füllung. Der dmfs-Index erlaubt somit
noch genauere Analysen zum Kariesstatus im Milchgebiss.
Tabelle 3.6:
6- bis 7-Jährige – dmfs-Index und Geschlecht
Diagnose
Alle Kinder
Mädchen
Buben
Kariöse Flächen (d
3
s)
2,8
2,4
3,3
Fehlende Flächen (ms)
1,1
0,9
1,4
Gefüllte Flächen (fs)
1,1
1,0
1,2
d
3
mfs
5,1
4,3
5,8
Kariesvorstufen (d
1+2
s)
1,4
1,4
1,4
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Im Durchschnitt zeigen die Sechsjährigen an ihren Milchzähnen 5,1 von Dentinkaries
betroffene Flächen (d
3
mfs). Den größten Anteil (55 %) machen die unbehandelten
Kavitäten (d
3
s) aus. Der Anteil an gefüllten Flächen (fs) am d
3
mfs-Index beträgt nur
22 Prozent und wieder 22 Prozent macht der Anteil an extrahierten Flächen (ms) aus.
Durchschnittlich 1,4 Milchzahnflächen zeigen initiale Schmelzkaries.
Aus diesen
Läsionen entstehen - wenn sie nicht zahnärztlich kontrolliert bzw. präventiv behandelt
werden - füllungsbedürftige Kavitäten
(d
3
s). Dividiert man den d
3
s-Indexwert durch
den d
3
t-Indexwert (vgl. Tabelle 3.3), so errechnet sich die durchschnittliche Zahl akut
kariöser Milchzahnflächen pro kavitierten Milchzahn. Dieser Wert zur Quantifizierung
der Kariesintensität beträgt bei den untersuchten Sechsjährigen 2,4. Das bedeutet,
dass die unbehandelten kariösen Milchzähne durchschnittlich 2,4 kariöse Flächen
(ausgedehnte Kavitäten) umfassen. Die Analyse der Zahlen zum d
3
mfs-Index und
seinen Komponenten (vgl. Tabelle 3.6) bestätigt ganz eindeutig die mangelnde Sanie-
rung kariöser Milchzähnen.
In Bezug auf das Geschlecht erweisen sich Kariesstatus und Sanierungsgrad bei den
Mädchenzähnen wiederum geringfügig besser als bei den Buben (vgl. Tabelle 3.6). In
der Mädchengruppe liegt auch der Anteil der Füllungskomponente (fs) am d
3
mfs-Index
etwas höher, während die mt-Komponente etwas niedriger ausfällt als bei den Buben.
Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass bei Mädchen kariöse Milchzähne eher gefüllt
werden, den Buben hingegen werden kariöse Milchzähne eher gezogen.
Beachtlich hingegen sind die Unterschiede der d
3
mfs-Indexwerte und Komponenten
(d
3
s, ms, d
1+2
s) nach
Bildung
der Eltern und nach
Migration.
Niedrigerer Bildungsstatus
und Migrationshintergrund erhöhen die Kariesaktivität gegenüber den Kindern aus
Familien mit hohem Bildungsgrad sowie den einheimischen Kindern um weit mehr als
das Doppelte (vgl. Abbildung 3.3; d
3
mfs: Mig. 8,9; ohne Mig: 3,1; ohne Mat. 8,2;
Mat. 3,1). Für die Milchgebisse der Kinder bedeutet niedriger sozioökonomischer
Kapitel 3 / Ergebnisse
19
Status auch überdurchschnittlich mehr unbehandelte Kavitäten an Milchzähnen (d
3
s),
häufigere Extraktionen kariöser Milchzähne (ms) sowie deutlich mehr Milchzähne mit
reversibler Schmelzkaries (d
1+2
s). Als weiteres ungünstiges Ergebnis kommt in diesen
Untersuchungsgruppen hinzu, dass die d
3
s-Komponente im d
3
mfs-Index weitaus
größer ist, als f- und m-Komponenten.
Abbildung 3.3:
6- bis 7-Jährige – Kariesprävalenz auf Flächenebene (d
3
mfs-Index), alle Kinder, nach
Migrationshintergrund und Bildung der Eltern
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
D
3
MFT- und D
3
MFS-Index
Bei den Sechsjährigen bewerteten die Zahnärzte und Zahnärztinnen auch die vorhan-
denen bleibenden Zähne nach dem ICDAS-II-System. Im Durchschnitt zeigten sich in
den Gebissen der Mädchen und Buben schon rund sechs Zähne der zweiten Dentition.
Erfreulicherweise sind die neuen bleibenden Zähne der Schulanfänger/innen noch ganz
gesund. Die Auswertungen des D
1+2+3
MFT-Index ergeben den Wert null. Das bedeutet,
dass an den bleibenden Zähnen auch keinerlei Verfärbungen (Initialkaries) diagnosti-
ziert wurden. Dieses Ergebnis gibt umso mehr Anlass, sorgfältige Mundpflege zu
betreiben, um die bleibenden Zähne auch weiterhin gesund zu erhalten. Die kariösen
Milchzähne müssen unbedingt saniert werden, damit sich die Mundflora normalisiert
und Streptokokkus mutans nicht die gesunden Zahnflächen der neuen bleibenden
Zähne besiedelt und dort aktiv wird.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
d3mfs
d3s
ms
fs
d1+2s
Alle Kinder
Matura
Ohne Matura
Mig
Ohne Mig
20
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
3.1.3
Polarisierung
Alle erhobenen Sechsjährigen weisen durchschnittlich 2,1von Dentinkaries betroffene
Milchzähne bzw. 5,1 befallene Flächen auf. Gut die Hälfte (52 %) der Mädchen und Dostları ilə paylaş: |