Alle Kinder
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
32
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
3.1.8
Ergebnisse zum Mundgesundheitsverhalten
In Österreich werden Kindergarten- und Volksschulkinder gemäß den Standards der
oralen Gruppenprophylaxe (OSR-Kommission Zahnmedizin, Prophylaxe 2009) großflä-
chig bis flächendeckend zahngesundheitlich betreut. Hauptstütze der Gruppenprophy-
laxe-Programme sind Zahngesundheitserzieherinnen (ZGE). Diese besuchen Kinder-
gärten und Volksschulen und vermitteln den Kindern in spielerischer Form die Grund-
pfeiler der Kariesprophylaxe (das sind regelmäßiges tägliches Zähneputzen mit
fluoridierter Zahnpasta, zahnfreundliche Ernährung sowie regelmäßige zahnärztliche
Kontrollbesuche). Die ZGE versuchen auch Eltern, Kindergärtnerinnen und Lehrperso-
nen für das Thema Zahngesundheitsvorsorge zu sensibilisieren. Mittels Elternabenden,
Vorträgen, Gesprächen und Informationsblättern soll bei erziehenden Personen
Zahngesundheitsbewusstsein geschaffen werden.
Die folgenden Abschnitte erörtern, in welchem Grad Mundgesundheitslenkung in
Kindergärten oralprophylaktisches Verhalten in der Familie beeinflusst. Die Daten zum
Mundgesundheitsverhalten liefern die Eltern- und Kinderbefragungen. Hinsichtlich der
Aussagekraft ist zu bedenken, dass Eltern und auch Kinder hin und wieder sozial
erwünschte Antworten liefern. Dies kann zu Verzerrungen der Aussagekraft von
Ergebnissen führen.
Ergebnisse zu Kindergartenbesuch und Zahngesundheitserzieherin (ZGE)
Die große Mehrheit der Sechsjährigen (86 %) besuchte den Kindergarten und erinnert
sich auch noch an die ZGE im Kindergarten. Zusätzliche 13 Prozent waren zwar im
Kindergarten, konnten sich an den Besuch der ZGE aber nicht mehr erinnern. Rund
1 Prozent der erhobenen Buben und Mädchen besuchten keinen Kindergarten. Die
Hälfte dieser Kinder gibt dennoch an, sich an die ZGE erinnern zu können (vgl. Abbil-
dung 3.13). Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Kindergartenbesuch und sozio-
demografischer Schichtzugehörigkeit lässt sich nicht feststellen. Am auffälligsten ist
noch, dass am häufigsten Migrantenkinder angaben, den Kindergarten besucht zu
haben und sich an die ZGE aber nicht mehr erinnern.
Kapitel 3 / Ergebnisse
33
Abbildung 3.13:
6- bis 7-Jährige – Befragung: Kindergartenbesuch und ZGE
(Zahngesundheitserzieherin) nach Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in
Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Ergebnisse zum Zähneputzen
Als wesentlichsten Risikofaktor für die Entstehung von Karies nennen zahnmedizini-
sche Experten und Expertinnen mangelnde Zahnhygiene. „In den ersten Lebensjahren
gehört das Zähneputzen bei Kindern unbedingt in Elternhand. „Ab Schuleintritt soll
dann das Kind bereits selbst seine Zähne putzen, die Eltern müssen aber bei der
Zahnpflege noch nachhelfen bzw. kontrollieren“. (Kariesprophylaxe mit Fluoriden –
Empfehlungen der OSR-Kommission Zahnmedizin, Prophylaxe, Stand Oktober 2003).
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100
Kindergarten mit
ZGE
Kindergarten ohne
ZGE
Kein Kindergarten
aber ZGE
Kein Kindergarten
keine ZGE
Alle Kinder
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
34
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Abbildung 3.14:
6- bis 7-Jährige – Befragung: Wer putzt die Kinderzähne, nach Migrationshintergrund
und Bildung der Eltern in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Die Erstklässler/innen wurden gefragt, wer ihre Zähne putzt. Abbildung 3.14 zeigt,
dass knapp die Hälfte (46 %) der Sechsjährigen ihre Zähne - ohne Unterstützung der
Eltern – „selbst“ putzt. Demgegenüber putzt der etwas größere Teil (49 %) die Zähne
zuerst selbst, aber – gemäß der Empfehlung der OSR-Kommission – putzt ein Erwach-
sener noch nach. Bei fünf Prozent der Erhobenen werden die Kinderzähne ausschließ-
lich von einem Erwachsenen gereinigt. Vereinzelt gibt es scheinbar auch Kinder, bei
denen Milchzähne nicht geputzt werden (0,1 % aus der Mädchengruppe, 0,1 % aus der
Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund sowie 0,1 % aus der Gruppe der Kinder
mit Eltern ohne Matura geben an, dass ihre Zähne niemand putzt).
In Familien mit Migrationshintergrund wird den Kindern am seltensten beim Zähneput-
zen von den Eltern geholfen. Zudem bewirkt niedriger Bildungsgrad geringe Bereit-
schaft der Eltern, die Kinderzahnpflege zu unterstützen (vgl. Abbildung 3.14). Kinder
mit Migrationshintergrund und niedrigem Bildungsstatus der Eltern weisen auch
deutlich erhöhte Kariesaktivität (d
3
mfs-Indexwerte) aus (vgl. Abbildung 3.3). Dieses
Ergebnis stützt demnach die Ansicht der OSR-Kommission, wonach sich
von Eltern-
hand unterstützte Mundhygiene positiv auf die Kariesprophylaxe bei Sechsjährigen
auswirkt
.
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50
60
70
80
Kind putzt
Kind und Erwachsener
putzt
Erwachsener putzt
Niemand putzt
Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
Kapitel 3 / Ergebnisse
35
Abbildung 3.15:
6- bis 7-Jährige – Befragung zur Zahnputzfrequenz innerhalb der letzten 24 Stunden,
in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Die Ergebnisse zur Zahnputzfrequenz sind in Abbildung 3.15 dargestellt. Danach
putzen beinahe drei Viertel (73 %) der Sechsjährigen – wie von zahnmedizinischen
Expertinnen und Experten empfohlen – ihre Zähne mindestens zweimal täglich.
Zusätzliche 20 Prozent betreiben zumindest einmal täglich Mundhygiene. Rund acht
Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger sagen allerdings, dass ihre Zähne
nicht täglich gereinigt werden. Am häufigsten sagen Kinder mit Migrationshintergrund
und jene Kinder von Eltern ohne Matura, dass bei ihnen Zähneputzen nicht zu den
täglichen Routinehandlungen gehört. Unter Kindern mit niedrigem Bildungsstatus der
Eltern und jenen mit Migrationshintergrund ist auch „zweimal tägliches Zähneputzen“
im Vergleich zum Durchschnitt deutlich weniger häufiger verbreitet.
Ergebnisse zum Zahnarztbesuch
Expertinnen und Experten empfehlen zwischen dem sechsten und neunten Lebensmo-
nat der Kinder ein erstes Beratungsgespräch in der Zahnarztpraxis, da zu diesem
Zeitpunkt die ersten Milchzähne durchbrechen. Danach sollen die Kinder regelmäßig
(einmal jährlich) von den Eltern in die Zahnarztpraxis mitgenommen werden, damit
sich die Kinder an Zahnarztbesuche gewöhnen und diese für sie nicht angstbesetzt
sind (Yüksel 2010).
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70
80
Seltener als 1x
1x
2x
3x
Öfter als 3x
Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
36
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Auf die Frage, ob die Kinder in ihrem Leben schon mindestens einmal beim Zahnarzt
oder bei der Zahnärztin waren, sagen die meisten (83 %), dass sie schon einmal dort
waren und dass ihnen der Zahnarzt oder die Zahnärztin auch in den Mund geschaut
hat. Ein zusätzliches Prozent war schon einmal in der Zahnarztpraxis, jedoch wurde
den Kindern dort angeblich nicht in den Mund geschaut.
13 Prozent geben an, dass sie
noch nie bei einer Zahnärztin oder einem Zahnarzt waren
und zusätzliche vier Prozent
können sich nicht mehr daran erinnern, ob sie schon einmal bei der Zahnärztin oder
dem Zahnarzt waren. Abbildung 3.16 zeigt keine Korrelation zwischen zahnärztlicher
Inanspruchnahme und soziodemografischer Schichtzugehörigkeit der Kinder auf. Die
Unterschiede im zahnärztlichen Inanspruchnahme-Verhalten nach Geschlecht, Bildung
und Migration sind nicht bedeutend.
Abbildung 3.16:
6- bis 7-Jährige – Befragung: Zahnarztbesuch, nach Migrationshintergrund und
Bildung der Eltern, in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Ergebnisse zu Ernährungsgewohnheiten
Die Eltern wurden gefragt, wie oft ihre Kinder Süßigkeiten essen. Demnach essen
17 Prozent der Kinder mehrmals pro Tag Süßigkeiten. Die meisten Eltern (42 %) geben
an, dass ihre Kinder einmal pro Tag Süßigkeiten zu sich nehmen, während ein Drittel
der Kinder (34 %) nur mehrmals pro Woche Süßigkeiten isst. Sechs Prozent naschen
noch seltener. Ein Prozent der Eltern konnten keine Auskunft zum Süßigkeiten-
Konsum ihrer Kinder geben. Ausgeprägte geschlechtsspezifische, soziokulturell
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70
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ja, hineingeschaut
ja, nicht
hineingeschaut
nein
weiß nicht
Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
Kapitel 3 / Ergebnisse
37
bestimmte bzw. bildungsabhängige Naschgewohnheiten der Kinder (repräsentiert
durch der Frage „Wie oft essen die Kinder Süßigkeiten“) sind nicht ableitbar (vgl.
Abbildung 3.17).
Abbildung 3.17:
6- bis 7-Jährige – Befragung: Wie oft wird Süßes gegessen, nach
Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Auf die Frage, was ihre Kinder vorwiegend trinken, gab der überwiegende Teil der
Eltern (58 %) an, dass bei ihnen zuhause die Kinder vorwiegend ungesüßte Getränke zu
sich nehmen. Demgegenüber sagen 42 Prozent der Eltern, dass ihre Kinder zuhause
vorwiegend gesüßte Getränke konsumieren (vgl. Abbildung 3.18). Unterschiede in
Trinkgewohnheiten manifestieren sich kaum nach soziodemografischen Parametern
und sind daher vernachlässigbar.
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5
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Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
38
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Abbildung 3.18:
6- bis 7-Jährige – Befragung: Was wird vorwiegend getrunken, nach
Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Die Kinder wurden von der Dateneingabeperson auch nach ihrer „heutigen Jause“ und
dem „heutigen Jausengetränk“ befragt. Das Untersuchungsteam stufte Jause und
Jausengetränk nach den Kriterien „gesunde Jause“ versus „kariogene Jause“ bzw.
„gesüßtes Jausengetränk“ versus „ungesüßtes Jausengetränk“ ein (vgl. Abbildung 3.19).
0
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Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
Kapitel 3 / Ergebnisse
39
Abbildung 3.19:
6- bis 7-Jährige – Beurteilung „heutige Jause und heutiges Getränk durch
Untersucher/innen“, nach Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Mehr als drei Viertel (79 %) der erhobenen Kinder hatten am Untersuchungstag eine als
kariogen eingestufte Jause mit und bei beinahe der Hälfte (42 %) der Sechsjährigen
ordneten die Untersuchungsteams das mitgebrachte Jausengetränk dem Kriterium
„gesüsst“ zu. Überraschend ist, dass gerade Kinder mit Migrationshintergrund am
häufigsten ungesüßte zahnfreundliche Jausengetränke mitbrachten. Assagekräftige
Unterschiede im „Jausenverhalten“ der Kinder in Abhängigkeit ihrer soziodemografi-
schen Zugehörigkeit weisen die vorliegenden Daten jedoch nicht aus (vgl. Abbildung
3.19).
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10
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Alle
Mädchen
Buben
Ohne Mig
Mig
Matura
Ohne Matura
40
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
Zusammenfassung
Ein gutes Drittel (39 %) der Sechsjährigen erfreut sich eines „völlig gesunden Gebisses“.
Bei diesen Kindern liegt der d
1+2+3
mft-Indexwert bei null. An ihren Milchzähnen finden
sich auch keine Kariesvorstufen.
Gut die Hälfte (52 %) ist nach WHO-Definition kariesfrei (no obvious decay experience);
d
3
mft = 0.
15 Prozent haben zwar mit Karies schon Erfahrung gemacht (d
3
mft > 0), die akut
kariösen Kinderzähne sind aber bereits vollständig saniert (d
3
t = 0).
Der großen Gruppe der Mädchen und Buben, die kariesfrei sind oder sanierte Zähne
haben (67 %), steht die relativ kleine Gruppe (33 %) von behandlungsbedürftigen
Sechsjährigen (d
3
t > 0) gegenüber. Diese Kinder trifft die gesamte Last der diagnosti-
zierten offenen kariösen Läsionen.
Im Durchschnitt zeigen die Schulanfänger/innen 2,1 von Karies betroffene Milchzähne
(d
3
mft-Index) bzw. 5,1 betroffene Zahnflächen (d
3
mfs-Index).
Der Sanierungsgrad (Care Index Percentage) beträgt lediglich 40 Prozent. Das bedeu-
tet, dass über die Hälfte der als kariös befundeten Milchzähne (60 %) keine intakte
Füllung aufweist.
Das Risikodrittel der Sechsjährigen leidet an durchschnittlich 5,3 von Karies betroffe-
nen Milchzähnen. Dieser relativ hohe SiC-Indexwert weist auf die deutliche Polarisie-
rung hin.
Jene Kinder mit hoher Karieserfahrung und hohem Sanierungsbedarf kommen zum
größten Teil aus Familien mit geringerem Bildungsstatus bzw. mit Migrationshin-
tergrund. Während der Durchschnitt der Sechsjährigen 2,8 akut kariöse Flächen (d
3
s)
aufweist, steigt der entsprechende Wert bei Kindern mit Migrationshintergrund auf 5,5
(fast das Doppelte) und bei Kindern von Eltern ohne Matura auf 5,2.
Karieserfahrung und Behandlungsbedarf fallen nach Bildung und Migration markant
unterschiedlich aus. Nach Geschlecht zeigen sich kaum entsprechende Unterschiede.
Die Ergebnisse der Plaquemessungen unterstreichen den Zusammenhang zwischen
Mundhygiene und Karieserfahrung. Grundsätzlich sind die Mundhygiene-Maßnahmen
bei den erhobenen Sechsjährigen noch zu verbessern. Der Durchschnitts-VPI von
17 Prozent besagt, dass die Milchgebisse der Schulanfänger/innen an zwei Zähnen
Plaque-Beläge aufweisen. Während die Hälfte (51 %) der Mädchen und Buben die Zähne
vorbildlich putzt (VPI = 0 %), besteht bei zwölf Prozent der Kinder aufgrund sehr
Kapitel 3 / Ergebnisse
41
schlechter Mundhygiene (VPI > 50 %) erhöhtes Kariesrisiko. Kinder mit Migrationshin-
tergrund (VPI = 30 %) oder auch jene Kinder von Eltern ohne Matura (VPI = 26 %)
weisen deutlich erhöhte VPI-Indexwerte auf. In dieser sozialen Schicht wird tägliches
Zähneputzen auch deutlich weniger häufig praktiziert bzw. von den Eltern überwacht.
42
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen
4
Karies im Milchgebiss, 1996 bis 2011
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Milchzahnkaries in Österreich zwischen
den Jahren 1996 und 2011 und beschreibt Veränderungen anhand wesentlicher,
international gebräuchlicher Kariesparameter (Anteil kariesfreier Sechsjähriger, dmf-
Indexwerte, Sanierungsgrad, SiC-Indexwerte). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die
Studiendesigns der unterschiedlichen Erhebungsjahre etwas voneinander abweichen.
Während z. B. im Jahr 1996 die Fünf- bis Sechsjährigen in Kindergärten erhoben
wurden, fanden die nachfolgenden Untersuchungen bei Sechs- bis Siebenjährigen in
Volksschulen statt. In den Erhebungsjahren 1996 und 2001 wurden die Kariesdiagno-
sen noch nach dem traditionellen WHO-System erfasst. In den beiden letzten Erhebun-
gen (2006 und 2011) wurde bereits nach dem neuen ICDAS-II-System klassifiziert.
Dementsprechend sind die Prävalenzwerte vorangegangener Erhebungen mit jenen der
Untersuchungsjahre 2006 und 2011 nur eingeschränkt vergleichbar. Mit den Befra-
gungs-Items aus dem Jahr 2006 werden im Folgenden auch die neuesten Tendenzen
im zahngesundheitlichen Verhalten herausgearbeitet.
4.1
Kariesmorbidität
Wie aus Tabelle 4.1 hervorgeht, stieg der Anteil kariesfreier Sechsjähriger innerhalb der
letzten 15 Jahre nur geringfügig an (um 5 Prozentpunkte), während der Anteil an
behandlungsbedürftigen Kindern (% d
3
t > 0) im selben Zeitraum ebenso wenig zurück-
ging (um 7 Prozentpunkte). Diese Entwicklung zeigt, dass Österreich bezüglich Zahn-
gesundheit im Milchgebiss den Anspruch der WHO für das Jahr 2000 zwar erfüllt (die
Hälfte der Sechsjährigen ist kariesfrei), um aber dem WHO-Postulat für das Jahr 2020
zu entsprechen, sind verstärkte Bemühungen gefordert. Karies im Milchgebiss muss
noch konzentrierter abgewendet werden.
Eindrucksvoll erscheint hingegen die Zunahme an Kindern mit vollkommen kariesfreien
Milchgebissen (% d
1+2+3
mft = 0). Der Anteil jener Sechsjährigen, die noch keinerlei
kariöse Spuren an ihren Milchzähnen aufweisen, ist innerhalb von 15 Jahren um
32 Prozentpunkte angestiegen, sodass gegenwärtig ein gutes Drittel (39 %) der Erst-
klässler/innen über noch vollkommen gesunde Milchzähne verfügt (vgl. Tabelle 4.1).
Parallel zu dieser Entwicklung reduzierte sich der Anteil an Mädchen und Buben, die
lediglich von beginnenden kariösen Veränderungen (Kariesvorstufen: d
1+2
t > 0)
betroffen sind um 28 Prozentpunkte. In der Zahnmedizin gilt, dass beginnende
Schmelzkaries durch entsprechende Präventionsmaßnahmen (lokale Fluoridapplikation
zusammen mit guter Mundhygiene) ausheilbar (reversibel) ist.
Kapitel 4 / Karies im Milchgebiss, 1996 bis 2011
43
Tabelle 4.1:
6-bis 7-Jährige – Kariesmorbidität 1996 bis 2011, alle Kinder in Prozent
Diagnose
1996
2001
2006
2011
Völlig gesundes Gebiss
(d
1+2+3
mft = 0)
7
30
30
39
Kariesvorstufe
(d
1+2
> 0; d
3
mft = 0)
40
19
15
13
Kariesfrei (d
3
mft = 0)
47
49
45
52
Saniert (d
3
t = 0, mft > 0)
13
18
15
15
Behandlungsbedarf
(d
3
t > 0)
40
32
40
33
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Die folgenden Abschnitte setzen sich eingehender mit der Entwicklung der Karieser-
fahrung bei Kindern aus sozial schwächer gestellten Familien (Kinder mit Migrations-
hintergrund, Kinder von Eltern ohne Matura) auseinander.
Tabelle 4.2:
6-bis 7-Jährige – Kariesmorbidität 1996 bis 2011, nach Migration, Kinder in Prozent
Diagnose
2006
2011
Ohne Mig
Mig
Ohne Mig
Mig
Völlig gesundes Gebiss
(d
1-3
mft = 0)
37
17
47
23
Kariesfrei (d
3
mft = 0)
53
29
60
35
Behandlungsbedarf
(d
3
t > 0)
32
58
24
52
Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012
Aus Tabelle 4.2 ist wiederum deutlich ersichtlich, dass Kinder aus Familien mit Migra-
tionshintergrund noch an vergleichsweise viel zu hoher Karieserfahrung leiden.
Während in der Gruppe der einheimischen Kinder (ohne Mig) gegenwärtig schon mehr
als die Hälfte (60 %) kariesfrei ist, leidet in der Migrantengruppe noch mehr als der
gleiche Anteil an Dentinkarieserfahrung (65 % haben Karieserfahrung; 35 % sind
kariesfrei). Völlig gesunde Milchgebisse findet man bei Kindern aus eingewanderten
Familien vergleichsweise selten. Ein knappes Viertel (23 %) der Sechsjährigen mit
Migrationshintergrund gegenüber 47 Prozent ihrer Altersgenossinnen und Altersge-
nossen ohne Migrationshintergrund erfreuen sich „völlig“ gesunder Milchzähne, ohne
jegliche kariöse Spuren. Während von den einheimischen Kindern gegenwärtig rund ein
Viertel (24 %) füllungsbedürftige Kavitäten an den Milchzähnen aufweist, benötigt gut
die Hälfte der Migrantenkinder (52 %) akut zahnärztliche Behandlung (vgl. Tabelle 4.2). Dostları ilə paylaş: |