1 Der Aussagesatz
2 Der Fragesatz
3 Der Aufforderungssatz
4 Der Ausrufesatz
5 Der Wunschsatz
Im Deutschen gibt es fünf verschiedene Satzarten, nämlich den Aussage-, den Frage-, den Aufforderungs-, den Ausrufe- und den Wunschsatz. Die Einteilung der Sätze in die jeweilige Satzart erfolgt zum einen unter formalen Gesichtspunkten. Es wird also geprüft, wie der Satz gebildet wird. Zum anderen werden die Satzarten nach inhaltlichen Kriterien voneinander unterschieden. Bei den inhaltlichen Kriterien geht es darum, was der Satz bedeutet.
Allerdings kann ein Inhalt in mehreren Varianten ausgedrückt werden. Eine Aufforderung beispielsweise muss nicht unbedingt als Aufforderungssatz wiedergegeben werden6. Stattdessen kann sie auch in einem Aussagesatz oder einem Fragesatz zum Ausdruck kommen. Aus diesem Grund wird von einer reinen Satzart oder von der Grundbedeutung einer Satzart gesprochen, wenn der Satz formal und inhaltlich dieselbe Aussage macht.
Der Aussagesatz
Mit einem Aussagesatz wird eine Aussage ausgedrückt. Dabei kann es sich bei der Aussage um eine Tatsache, eine Möglichkeit oder eine Annahme handeln. Der grammatikalische Fachbegriff für den Aussagesatz lautet Deklarativsatz.
Formal kennzeichnet sich ein Aussagesatz durch vier Merkmale: 1. Das Verb steht im Satz an der zweiten Stelle.
2. Das Verb wird gebeugt und im Satz entweder im Indikativ oder im Konjunktiv II verwendet.
3. Der Aussagesatz endet mit einem Punkt.
4. Die Satzmelodie ist fallend. Beim Sprechen wird die Tonhöhe der Stimme also gegen Ende des Satzes gesenkt.
Beispiele für Aussagesätze: Ich trinke eine Tasse Kaffee.
Er wird bald ankommen.
Sie hatte es vergessen.
Wir waren noch nie dort.
Eine weitere Möglichkeit, um eine Aussage zu formulieren, ist die rhetorische Frage. Eine rhetorische Frage ist eine Frage, auf die der Sprecher keine Antwort erwartet. Stattdessen stellt er durch seine Frage etwas fest. In vielen Fällen wandelt eine rhetorische Frage eine verneinende Aussage in eine bejahende Formulierung um:
Wer nimmt schon darauf Rücksicht? – Niemand nimmt darauf Rücksicht.
Der Fragesatz
Durch einen Fragesatz wird eine Frage ausgedrückt. Der grammatikalische Fachbegriff für einen Fragesatz heißt Interrogativsatz. Formal kennzeichnen sich Fragesätze durch folgende Merkmale:
1. Das Verb steht an der ersten Stelle.
2. Das Verb wird gebeugt und im Indikativ oder im Konjunktiv II verwendet.
3. Der Fragesatz endet mit einem Fragezeichen.
4. Die Satzmelodie ist steigend. Beim Sprechen wird die Tonhöhe der Stimme also gegen Ende des Satzes angehoben.
Fragesätze werden in zwei Gruppen eingeteilt, nämlich in Entscheidungsfragen und in Ergänzungsfragen.
Die Entscheidungsfrage fragt nach dem Wahrheitsgehalt einer Aussage. Deshalb kann eine Entscheidungsfrage entweder mit ja oder mit nein beantwortet werden.
Beispiele für Entscheidungsfragen: Trinke ich eine Tasse Kaffee? – Ja, ich trinke eine Tasse Kaffee.
Wird er bald ankommen? – Ja, er wird bald ankommen.
Hatte sie es vergessen? – Ja, sie hatte es vergessen.
Ist eine Entscheidungsfrage negativ formuliert, kann sie nicht mit ja oder nein beantwortet werden. Stattdessen muss die Antwort dann nein oder doch lauten.
Beispiel: Waren wir noch nie dort? – Nein, wir waren noch nie dort – Doch, wir waren schon dort.
Manchmal werden zwei oder mehr Entscheidungsfragen durch ein oder miteinander verbunden. Auch dann heißt die Antwort nicht mehr ja oder nein. Stattdessen wird eine der Fragen durch eine Aussage beantwortet:
Trinke ich eine Tasse Kaffee oder (trinke ich) eine Tasse Tee? – Ich trinke eine Tasse Kaffee.
Eine weitere Sonderform der Entscheidungsfrage ist die Vergewisserungsfrage. Durch eine Vergewisserungsfrage möchte der Fragende nicht den Wahrheitsgehalt ermitteln. Er geht vielmehr davon aus, dass die Aussage wahr ist und möchte sich nun seine Annahme nur noch einmal bestätigen lassen:
Er wird (doch) bald ankommen? – Ja, er wird bald ankommen.
Sie hatte es vergessen, nicht wahr? – Ja, sie hatte es vergessen.
Im Unterschied zur Entscheidungsfrage, die nach dem Wahrheitsgehalt fragt, bezieht sich die Ergänzungsfrage nur auf einen bestimmten Aspekt der Aussage. Zusätzlich zu den formalen Merkmalen einer Frage hat die Ergänzungsfrage deshalb noch ein weiteres Merkmal: Sie beginnt mit einem Fragewort. Beispiele für Fragewörter sind wer, was, wann, warum, wohin, wie lange oder wofür7. Da die Fragewörter mit einem w beginnen, werden sie auch w-Wörter genannt8.
Beispiele für Ergänzungsfragen: Was trinke ich? – Ich trinke eine Tasse Kaffee.
Wann wird er ankommen? – Er wird bald ankommen.
Warum hatte sie nichts gesagt? – Sie hatte es vergessen.
Wer war noch nie dort? – Wir waren noch nie dort.
Der Aufforderungssatz
Mit einem Aufforderungssatz wird eine Aufforderung zum Ausdruck gebracht. Dabei kann es sich bei der Aufforderung um eine Bitte oder einen Befehl, aber auch um beispielsweise einen Ratschlag handeln. Der grammatikalische Fachausdruck für den Aufforderungssatz lautet Imperativsatz. Formal kennzeichnet sich ein Aufforderungssatz durch folgende Merkmale:
1. Das Verb steht an der ersten Stelle.
2. Das gebeugte Verb wird in der Befehlsform (Imperativ) verwendet.
3. Ein Aufforderungssatz endet mit einem Ausrufezeichen.
4. Die Satzmelodie ist fallend.
Durch einen Aufforderungssatz werden immer ein oder mehrere Gesprächspartner direkt angesprochen. Deshalb steht ein Aufforderungssatz in der 2. Person Singular oder Plural (du, ihr). Daneben gibt es noch die Höflichkeitsform mit Sie. Befehlsformen in anderen Personen, beispielsweise in der Wir-Form, gibt es im Deutschen nicht.
Um eine solche Aufforderung zu formulieren, wird stattdessen auf die Konstruktionen aus 1. Person Plural Konjunktiv I + wir oder aus Lasst uns + Infinitiv Präsens ausgewichen.
Beispiele für Aufforderungssätze: Vergiss es nicht!
Seid ruhig!
Passen Sie auf!
Es ist schon spät. Fahren wir!
Lasst uns morgen weitermachen!
Um eine Aufforderung auszudrücken, kann ein Imperativsatz durch viele andere Formulierungen ersetzt werden. Ausführliche Infos und Tipps dazu liefert der Artikel über den Imperativ.
Der Ausrufesatz
Ein Ausrufesatz bringt zum Ausdruck, dass sich der Sprecher oder Schreiber über etwas wundert. Außerdem kann ein Ausrufesatz auch die Bewunderung des Sprechers oder Schreibers ausdrücken. Im grammatikalischen Fachjargon nennt sich der Ausrufesatz Exklamativsatz. Zu seinen formalen Merkmalen gehören folgende:
1. Das Verb wird gebeugt und meist im Indikativ verwendet.
2. Das gebeugte Verb kann an der ersten, an der zweiten oder an der letzten Stelle im Satz stehen.
3. Um die Aussage zu verstärken, können Wörter wie aber, doch, vielleicht oder nur verwendet werden. Möglich ist aber auch, das Wort, das betont werden soll, an den Satzanfang zu stellen.
4. Ein Ausrufesatz endet mit einem Ausrufezeichen.
5. Die Satzmelodie ist fallend.
Beispiele für Ausrufesätze: Ist das aber schön!
Das ist vielleicht teuer geworden!
Wie konnte sie es nur vergessen!
Dass wir noch nie dort gewesen sind! Kaum zu glauben!
Der Wunschsatz
Ein Wunschsatz bringt zum Ausdruck, was sich der Sprecher oder Schreiber wünscht. Im Unterschied zum Aufforderungssatz wird der Gesprächspartner oder Leser dabei aber nicht direkt angesprochen. Formal kennzeichnet sich ein Wunschsatz wie folgt:
1. Das Verb steht an der ersten, der zweiten oder der letzten Stelle im Satz.
2. Das Verb wird gebeugt und entweder im Konjunktiv I oder im Konjunktiv II verwendet.
3. Ein Wunschsatz endet mit einem Ausrufezeichen oder einem Punkt.
4. Die Satzmelodie ist fallend.
Beispiele für Wunschsätze: Komme, was wolle!
Könnte ich doch eine Tasse Kaffee trinken!
Wenn er doch endlich ankommen würde!
Hätte sie es nur nicht vergessen!
Wären wir doch nur schon dort gewesen! Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen9. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe.