demokratisch relevanten Themen auseinandersetzt. Im deutschen Medienrecht existieren nur
sehr allgemeine Vorgaben zu Informationsangeboten, die sowohl private wie auch öffentlich-
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rechtliche Anbieter verpflichten. Allerdings stellt die Praxis der privaten Fernsehveranstalter
schon diese allgemeinen und sehr generellen Vorgaben in Frage. Das gilt insbesondere für
den Anteil an Sendeminuten, die auf die Fernsehpublizistik für kontroverse Themen aus
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entfallen. Es sind jedoch gerade diese Sendungen, die für
eine demokratische Gesellschaft erforderlich sind. Der Gesetzgeber und die Gerichte
reagierten unterschiedlich auf die Notwendigkeit, einen demokratischen Diskurs in den
Rundfunkmedien (und nun auch Onlinemedien) zu ermöglichen. Dabei galt es auch, das
Prinzip der Staatsferne zu berücksichtigen. Obwohl den privaten Rundfunkveranstaltern die
demokratische Funktion des Fernsehens und Radios bewusst ist, sind es letztendlich
ökonomische Überlegungen, die sich nachteilig auf das Programm auswirken. Die Kosten, die
mit politisch relevanten Informationssendungen sowie auch mit Nachrichtenangeboten
verbunden sind, seien sehr hoch und die Finanzierung durch Werbeeinnahmen aufgrund der
Einschaltquoten nicht gewährleistet. Diese ökonomischen Überlegungen führten bei den
privaten Fernsehveranstaltern letztendlich dazu, den Sendeanteil von Nachrichten- und
Informationsprogrammen zu reduzieren. Das gilt insbesondere für Sendungen, die kontrovers
diskutierte gesellschaftliche, politische oder auch wirtschaftliche Themen aufgreifen.
Viertens kommt den Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten
eine besondere Rolle zu. Es ist eine einfache Wahrheit, dass es Menschen sind, die Medien
machen, und sie müssen für diese Arbeit angemessen bezahlt werden. Freier und
unabhängiger Journalismus, wie er für eine demokratische Gesellschaft erforderlich ist,
braucht eine solide wirtschaftliche Grundlage: es müssen genügend Journalistinnen und
Journalisten angestellt sein, die ausreichend finanziell abgesichert sind, um kritische und
analytische Berichterstattung zu ermöglichen. Auch wenn derzeit Printmedien, Rundfunk und
Onlinemedien noch in der Lage sind, den für eine demokratische Gesellschaft erforderlichen
Diskursraum zu schaffen, gibt es einige besorgniserregende Entwicklungen. Eine davon liegt
in der steigenden Arbeitsbelastung für Journalistinnen und Journalisten bei gleichzeitigem
Personalabbau. So müssen immer weniger Beschäftigte in den Medienunternehmen, immer
mehr Informationen der Nachrichtenagenturen und aus dem Internet verarbeiten. Zudem sind
sie angehalten, in mehreren Medien (wie Print und Online) gleichzeitig zu publizieren. Um
dennoch einen gleichbleibend hohen Anteil an Angebot auf den Markt bringen zu können,
greifen Medienunternehmen vermehrt auf freie Journalistinnen und Journalisten zurück. Im
Vergleich zu ihren fest angestellten Kollegen werden diese in der Regel jedoch schlechter
bezahlt und genießen weniger soziale Absicherungen.
Schließlich sind die Medienkompetenzprojekte in Deutschland zu erwähnen. Hier fiel
auf, dass sie zwar professionell technische Kompetenzen vermitteln. Das gilt insbesondere für
solche Projekte, die den Umgang mit sozialen Netzwerkseiten üben, um über Datenschutz und
Persönlichkeitsrechte aufzuklären. Den Kinder- und Jugendschutzprojekten kommt eine
besondere Bedeutung zu. Bei dieser Ausrichtung bleibt es jedoch nicht aus, dass Fragen zur
demokratischen Funktion von Medien außen vor bleiben. Dazu gehört etwa die
Wissensvermittlung, wie politische und wirtschaftliche Interessen mit Medieninhalten
verknüpft sind. Letztendlich scheint die demokratische Teilhabe auf der Grundlage von
ditigalen Diensten noch wenig behandelt.