Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie


 Das Verhältnis der Geschwister Kunigunde und Maximilian



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9. Das Verhältnis der Geschwister Kunigunde und Maximilian
Trotz des Altersunterschiedes von sechs Jahren war das Verhältnis der beiden Kinder
Kaiser Friedrichs III. zeit ihres Lebens recht eng, auch wenn ihre persönlichen Treffen
im Erwachsenenalter oft mehrere Jahre auseinanderlagen. Das Engagement, das Maxi-
milian an den Tag legte, um einen Ausgleich zwischen seiner Schwester und deren
Ehemann Albrecht mit dem Kaiser zu erreichen, soll diesem einmal eine Bemerkung
über die große Zuneigung der Geschwister zueinander entlockt haben.
513
 Die Grund-
lagen für diese enge Beziehung, die in der damaligen Zeit allerdings keinen Einzelfall
darstellte,
514
 sind sicherlich schon in der Kindheit Kunigundes und Maximilians gelegt
worden, auch wenn die beiden alters- und geschlechtsbedingt nicht gemeinsam erzogen
wurden. Solange ihre Mutter Eleonore lebte, hatte diese die Oberaufsicht über die
Erziehung der Kinder, die sich zumindest zeitweise im Gefolge der Mutter aufhielten,
wie eine Quellenstelle belegt.
515
 Auch nach dem Tod der Mutter hatte Kunigunde immer
wieder Gelegenheit, einige Zeit mit ihrem älteren Bruder zu verbringen, wie beispiels-
weise im Frühjahr 1470, als beide gemeinsam in Villach weilten.
516
 Die Zeit vor der
Reise Kaiser Friedrichs III. zu den Verhandlungen mit dem burgundischen Herzog Karl
dem Kühnen im Jahre 1473 verbrachten die Geschwister ebenfalls gemeinsam, wie aus
dem Bericht eines Teilnehmers dieser Reise hervorgeht.
517
.
                                                           
513
Vgl. B
OCK
, RTA 1488-90, S. 770. Zur Zuneigung zwischen Brüdern und Schwestern am Beispiel der
Gonzaga in Mantua vgl. S
EVERIDT
, Struktur, S. 115-124, die ebenfalls von einem sehr liebevollen
Verhältnis ziwschen den Geschwistern spricht.
514
Vgl. S
PIESS
, Familie, S. 484f., der das gute Einvernehmen zwischen Bruder und Schwester am
Beispiel des Grafen Johannes von Nassau-Saarbrücken und seiner Schwester Margarthe aufzeigt.
515
Ein unbekannter zeitgenössischer Chronist berichtet zumindest, daß die Kaiserin Eleonore nach einem
Steit mit ihrem Ehemann Friedrich zu ihrem Sohn Maximilian und ihrer Tochter Kunigunde nach Graz
gezogen sei. Vgl. U
IBLEIN
, Chronik, S. 413. Auch die Reise von Graz zurück zu Kaiser Friedrich, der
sich inzwischen in Wiener Neustadt aufhielt, machte die Kaiserin gemeinsam mit ihren Kindern, vgl.
U
IBLEIN
, Chronik, S. 414.
516
Zu Kunigundes Kindheit und der Zeit, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder Maximilian verbrachte,
vgl. allgemein Kap. 3.3. Zun Aufenthalt in Villach vgl. den Beleg bei C
HMEL
, Regesta, Nr. 6059.
517
Vgl. S
CHELLHAAS
, Kaiserreise, S. 167. Nach der Schilderung des Reisebegleiters habe der Kaiser
seinen Kindern eine Eskorte ins nahe Straßburg an der Gurk entgegengeschickt, bevor sie am 3. April
1473 in St. Veit mit ihrem Vater zusammengetroffen seien. Auf der Weiterreise nach Trier wurde der
Kaiser wahrscheinlich von Maximilian und begleitet.

116
Nachdem sich Maximilian im Jahre 1477 von seiner Schwester verabschiedet hatte,
518
um die Tochter und Erbin Karls des Kühnen, Maria von Burgund, zu heiraten, lockerte
sich zwangsläufig der Kontakt zwischen den Geschwistern, zumal sich Maximilian in
den folgenden Jahren hauptsächlich mit den politischen Problemen Burgunds auseinan-
dersetzen mußte. Dennoch nahm sich Maximilian zumindest gelegentlich die Zeit, sich
mit dem Schicksal seiner jüngeren Schwester auseinanderzusetzen. So schlug er bei-
spielsweise in einem Schreiben an den kaiserlichen Hofmarschall Sigmund von Prü-
schenk vor, Kunigunde solle den Herzog von Savoyen heiraten.
519
 Im Zusammenhang
mit diesem Heiratsvorschlag spricht auch der anonyme Biograph Kunigundes von den
Gefühlen Maximilians für seine Schwester: Nw hiet auch der iunng weiss Kunig sein
ainige swester frawlein Chungunden gar inniclich lieb...
520
An den Verhandlungen, die der Heirat Kunigundes mit dem bayerischen Herzog
Albrecht IV. vorangingen, und an den diplomatischen Bemühungen der Jahre 1488 bis
1492, die das Ziel hatten, den Münchner Herzog mit dem Kaiser zu versöhnen, kam
Maximilian eine nicht unwichtige Rolle zu, die aber an dieser Stelle nicht mehr darge-
stellt werden soll.
521
Allerdings läßt sich die von Spiess festgestellte Funktion der verheirateten Schwester als
Brücke zur Schwiegerverwandtschaft auch am Beispiel Kunigundes und Maximilians
verfolgen.
522
 So begrüßte König Maximilian deren Heirat auch deshalb, weil er in sei-
nem Schwager Albrecht und dessen Brüdern Christoph und Wolfgang treue Verbündete
im Kampf gegen die ungarischen Truppen zu finden glaubte. Viele Jahre später, nach
dem Tod seines Schwagers, bediente sich Maximilian seiner Nichten, um sich durch
deren Heiraten mit verschiedenen Fürsten des Reiches neue Perspektiven zu eröffnen.
523
Etwa ab dem Zeitpunkt der Heirat in der zweiten Hälfte der 1480er Jahre gibt die
größere Zahl der Quellenberichte und Belege genauere Auskünfte über die Beziehungen
                                                           
518
Vgl. P
RIEBATSCH
, Politische Correspondenz, Bd. 2, S. 307f. In einem Schreiben Kaiser Friedrichs an
den Kurfürsten Albrecht Achilles berichtete der Kaiser, offenbar versehentlich, daß Maximilian nach
Graz reisen wolle, um sich von seinen Schwestern (sic!) zu verabschieden.
519
Vgl. K
RAUS
, Briefwechsel, S. 49 (Schreiben Maximilians an Sigmund von Prüschenk aus dem Jahre
1485) sowie Kap. 4.
520
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 49. Auch im weiteren Verlauf der Biographie wird die
außergewöhnliche Beziehung der Geschwister angesprochen: Da setzet sy an irn herrn vnnd brueder
den iungen weissen kunig, der sein ainge swester innsunders lieb hett, als dann bilich alle
geswistrigedt nach der naturlichen auch cristennlichen ee ainander tun sollen... Vgl. H
EYRENBACH
,
Kunigunde, S. 84.
521
Vgl. hierzu Kap. 7 und 8.
522
Vgl. S
PIESS
, Familie, S. 485.

117
und das Verhältnis der Geschwister. Allein für die Zeit zwischen 1489 und 1492, als
sich der Konflikt Kunigundes und ihres Ehemannes mit Kaiser Friedrich seinem Höhe-
punkt zuneigte, sind drei Besuche König Maximilians in München dokumentiert, bei
denen er sicherlich in der Hauptsache um eine Einigung zwischen den beiden Parteien
bemüht war. Selbstverständlich gab es im Rahmen dieser Besuche aber auch die Gele-
genheit zu Gesprächen mit privatem Inhalt zwischen den Geschwistern, bei denen
Kunigunde ihrem Bruder ihre Sorgen anvertraut haben könnte.
Der erste Aufenthalt König Maximilians am Münchner Hof im Mai 1489 bedeutete
gleichzeitig auch ein Wiedersehen der Geschwister nach einer jahrelangen Tennung;
möglicherweise war es sogar ihr erstes Treffen seit der Heirat Maximilians im Jahre
1477.
524
 Die Quellen berichten zwar nur wenige Einzelheiten über den Besuch im Mai
1489, einige Details lassen sich aber beim burgundischen Dichter und Historiographen
Jean Molinet (1435-1507) finden.
525
 Er berichtet, der König sei in Begleitung der Her-
zöge Christoph und Wolfgang zu deren Bruder Albrecht geritten, der Maximilian seine
Dienste angeboten habe. Anschließend habe der König die schon neun Jahre währenden
Streitigkeiten zwischen den drei Brüdern geschlichtet und sich damit einen großen Ver-
dienst erworben.
526
 Bei seinem Einzug in München sei der König von seiner Schwester,
ihren Damen und einem bewaffneten Gefolge unter Führung des Braunschweiger Her-
zogs schon an der Münchner Stadtbrücke begrüßt worden.
527
 Die Begrüßung außerhalb
des herzoglichen Palastes könnte ein Zeichen dafür sein, wie sehr sich Kunigunde, zu
diesem Zeitpunkt hochschwanger, über das Wiedersehen mit ihrem Bruder gefreut hatte
und welche Hoffnungen sie auf dessen Vermittlungsdienste setzte. Der König sei zwei
                                                                                                                                                                              
523
Vgl. W
IESFLECKER
, Maximilian, Bd. 5, S. 16. So versprach Kaiser Maximilian dem Württemberger
Herzog Ulrich die Hand seiner Nichte Sabine, um diesen enger an sich zu binden und zugleich eine
Versöhnung Württembergs mit Bayern zustande zu bringen.
524
Der Verfasser des Spruches auf die Einnahme der Stadt Regensburg berichtet gar von einem
Trennungszeitraum von 18 Jahren, was sicherlich übertrieben ist. Vgl. L
ILIENCRON
, Volkslieder, Bd.
2, S. 187, Verse 111ff. Zum ersten Besuch Maximilians in München vgl. A
RNPECK
, Chronica, S. 425;
A
RNPECK
, Bayerische Chronik, S. 678; H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 87f.; F
UGGER
/B
IRKEN
,
Ehrenspiegel, S. 1021 sowie S
TAHLEDER
, Chronik, S. 536; B
OCK
, RTA 1488-90, S. 793ff und
S
OLLEDER
, München im Mittelalter, S. 412.
525
Vgl. B
OCK
, RTA 1488-90, S. 793f. Zu Molinet vgl. Marc-Rene J
UNG
: Molinet, Jean, in: LdM, Bd. 6.
München 1993, Sp. 726f.
526
Dieser Schiedsspruch zwischen den herzöglichen Brüdern ist, wenn es ihn gegeben haben sollte, nicht
überliefert. Zudem muß angefügt werden, daß die Auseinandersetzungen zwischen Herzog Albrecht
und seinen jüngeren Brüdern (mit Pausen) schon viel länger als neun Jahre andauerten und 1489 noch
lange nicht beendet waren, zumal sich Christoph und Wolfgang in den folgenden Jahre mit Hilfe des
Löwler-Bundes immer wieder gegen ihren Bruder erhoben. Vgl. hierzu auch B
OCK
, RTA 1488-90, S.
794, bes. Anm. 301.
527
Vgl. B
OCK
, RTA 1488-90, S. 794.  Einen Beitrag zur Begrüßung des Habsburgers leistete auch die
Stadt München, die den pawckern und pfeiffern 1 Pfund 6 Schillinge als Lohn auszahlte. Vgl. StadtA
München, KR 1489/90, fol 75
r
 und S
TAHLEDER
, Chronik, S. 536.

118
Tage in München geblieben und festlich bewirtet worden. Kunigunde sei besonders
erfreut darüber gewesen, daß Maximilian ihren Gemahl mit ihrem kaiserlichen Vater
ausgesöhnt habe.
528
Auch Kunigundes anonymer Biograph weiß Einzelheiten über Maximilians Besuch in
München zu berichten.
529
 Maximilian sei nach der Heirat nach München gereist, um
seinen lieben swager, auch herzenliebe swester fraw chungunden da haim tzue
suechen, vnnd die durch sein tzukunft und anwesen in irm grossen trübsal und
trawrigkait irs herzen zu erkucken.
530
Nach einem freundlichem Empfang durch den Hofstaat des Herzogs habe man König
Maximilian  in die burgk geführt, wo ihm Kunigunde bereits entgegengekommen sei.
Nach einer ausführlichen und freundlichen Begrüßung
531
 begab sich der König in die
Gemächer der Herzogin, um sich mit ihr über die Situation auszusprechen. Diese habe
in dieser Unterhaltung nicht nur ihre Freude über den Besuch des Bruders geäußert,
sondern diesen auch inständig darum gebeten, eine Versöhnung mit dem Vater zu
ermöglichen,
532
 was Maximilian bei sein bruederlichen trewen zu tun versprach.
533
Diese Schilderung des anonymen Biographen gibt einen Beleg dafür, daß sich Kuni-
gunde immer wieder, gleichgültig ob es sich um den Konflikt zwischen ihrem Vater und
ihrem Ehemann, oder später um die Zukunft ihrer Kinder handelte, in Notsituationen an
ihren älteren Bruder wandte, um diesen zu einem unterstützenden Eingreifen zu bewe-
gen. In diesem Falle allerdings war das Bitten Kunigundes um die Vermittlung ihres
Bruders für dessen Handeln sicherlich nur ein weiteres Argument; bestimmend für das
Eingreifen Maximilians war seine Sorge um die innere Einigkeit des Reiches, die auf-
grund der außenpolitischen Probleme mit Frankreich unbedingt notwendig war.
                                                           
528
Vgl. B
OCK
, RTA 1488-90, S. 794f. Hier allerdings irrte sich der Chronist Molinet, auf den Bock an
dieser Stelle verweist, denn bekanntlich dauerte es trotz der Bemühungen und Verhandlungen König
Maximilians noch bis zum Jahr 1492, bis ein Ausgleich zwischen dem Kaiser und seinem
Schwiegersohn erreicht werden konnte.
529
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 86. Es muß sich um den ersten Besuch Maximilians im Mai 1489
gehandelt haben, da der Biograph als Datum der Visite unnsers herrn Auffarttag nennt, der in diesem
Jahr auf den 28. Mai fiel. Maximilian hielt sich tatsächlich vom 27.-31. Mai in München auf. Vgl.
S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 415.
530
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 87.
531
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 87: Also fueret man den iungen weissen kunig in die burgk: vnnd
die edl fraw Chungund gienng ime da auch entgegen. Da was des frewndtlichen gruessens vnnd
naigens khain mass nit... Daß es sich bei der dargestellten Episode um den ersten Besuch Maximilians
in München handeln muß, geht aus der Bemerkung des Autors, in München wurde vnnsers herrn
Auffartstag freudig gefeiert, hervor. Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 88. Die beiden anderen
Aufenthalte Maximilians in München sind auf Ende April 1490 bzw. auf Fasching 1492 zu datieren.
532
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 88: Darauf bat sy den iunngen weissen kunig gar vleissig, der
möcht bei irm herrn vnnd vater daran seyn, dass sy vnnd ir Gemahl aber tzu gunnst vnnd genaden
angenummen wurden.
533
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 88.

119
Auch im folgenden Jahr machte Maximilian einen kurzen Abstecher nach München. Im
Februar 1490 kündigte er seinem Schwager an, er wolle erst nach Tirol zu Erzherzog
Sigmund reiten und sich danach zu seiner lieben swester gen Münichen fuegen.
534
Wenige Wochen später teilte er Albrecht mit, er wolle die Osterfeiertage daselbs zu
München bei deiner liebe und derselben gemahel unser lieben swester verbringen.
535
Tatsächlich konnte er dieses Versprechen nicht ganz einhalten, wie ein Schreiben des
Mailänder Gesandten Erasmo Brascha vom 30. April an Bartholomäus Qualcus, den
obersten Mailänder Sekretär, belegt. Darin heißt es unter anderem, daß der König vor
fünf Tagen in München angekommen und von seinem Schwager und seiner Schwester
mit größten Ehren empfangen worden sei. Nun wolle er über Augsburg nach Ulm wei-
terreisen.
536
Wie wichtig Maximilian die Aufgabe nahm, zwischen seinem Vater auf der einen und
seinem Schwager und seiner Schwester auf der anderen Seite zu vermitteln, zeigt die
Tatsache, daß er auch im darauffolgenden Jahr zu einer kurzen Visite nach München
kam. Daß die Geschwister bei diesem Besuch trotz der im Vordergrund stehenden Dis-
kussion über politische Probleme und die angestrebte Aussöhnung mit Kaiser Friedrich
dennoch auch in einer entspannteren Athmosphäre zusammenkamen, zeigt die Schilde-
rung des bayerischen Historikers Arnpeck, der berichtet, Maximilian habe anläßlich
eines Bankettes mit seiner Schwester getanzt.
537
Kunigunde versuchte bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen sie mit ihrem Bruder
zusammentraf, die gemeinsame Zeit möglichst lange auszudehnen, wie ein Schreiben
zeigt, das der Kaiser im Juli 1510 an seinen Vertrauten Paul Armdorffer richtete, als er
seine Schwester im Münchner Pütrich-Regelhaus besuchte. Er habe die Nacht zu dem
heiligen perg verbracht und heute schon nach Weilheim weiter reisen wollen, er sei aber
von seiner Schwester und deren Kindern zurückgehalten worden.
538
Nachdem es König Maximilian mit großem persönlichen Engagement erreicht hatte, daß
Friedrich III. seine Tochter, die mit ihrer gesamten Familie nach Linz gereist war, dort
                                                           
534
Vgl. Ivo S
TRIEDINGER
: Aus dem Briefwechsel Maximilians I. Achtzehn Schriftstücke aus den Jahren
1490-1492, in: AZ, NF 13 (1906), S. 288-304, hier. S. 293 (Schreiben Maximilians vom 26.Februar
1490).
535
Vgl. S
TRIEDINGER
, Briefwechsel, S. 294 (Schreiben Maximilians vom 22. März 1490).
536
Vgl. WMR 90/IV/30 (a).
537
Vgl. A
RNPECK
, Bayerische Chronik, S. 425f. und S. 678, S
TAHLEDER
, Chronik, S. 545f., S
OLLEDER
,
München im Mittelalter, S. 412 sowie U
LMANN
, Maximilian, Bd. 1, S. 125f.
538
Vgl. HHStA Wien, Max. K. 22/15b/2: so hat unns doch unnser liebe swester und irer lieb kinder hie
behalten...“. Vgl. auch WMR 10/VII/18 (a).

120
freundlich aufnahm,
539
 blieb das Verhältnis der Geschwister auch in den folgenden
Jahren recht herzlich. Teilweise erstreckte sich der Kontakt zwischen ihnen auf eher
politische Bereiche, wie der endültigen Regelung der Mitgiftfrage Kunigundes, teilweise
sind die ausgetauschten Botschaften und Geschenke eher persönlicher Natur, die zeigen,
wie sehr sich die Geschwister mochten. So ließ es sich Maximilian nicht nehmen,
anläßlich der Geburt der ersten Tochter Kunigundes am 1. Mai 1488 ein Glück-
wunschschreiben nach München zu senden, obwohl er zu dieser Zeit, kurz nach der
Freilassung aus dem Brüsseler Gefängnis, andere Probleme zu bewältigen hatte.
540
 Auch
das Glückwunschschreiben, das Maximilian seiner Schwester anläßlich der Niederkunft
mit ihrem zweiten Sohn Ludwig vom Wormser Reichstag aus zukommen ließ, hat sich
bis heute erhalten.
541
 Es ist anzunehmen, daß Maximilian auch bei den Geburten der
anderen Kinder, zumindest aber anläßlich der Entbindung des erstgeborenen Sohnes
Wilhelm im November 1493 seine Glückwünsche nach München übermittelte.
Eher familiären Charakter hat auch die Bitte Maximilians, Kunigunde möge ihm ihren
Wagen geben, den er seiner Tochter Margarethe in die Niederlande schicken wolle; als
Ersatz wolle er ihr einen anderen Wagen zur Verfügung stellen.
542
Auch die Sorge um die Gesundheit des anderen, die sich durch verschiedene Angebote
ausdrückte, dem jeweils anderen den eigenen Leibarzt zu schicken, läßt sich aus ver-
schiedenen Briefen und Mitteilungen entnehmen. So teilte beispielsweise Sigmund von
Rohrbach, der Küchenmeister Maximilians, seinem Herrn mit, daß die Herzogin Kuni-
gunde ihn gebeten habe, ihren Leibarzt Dr. Johann Ruelandt zum König reisen zu las-
sen, da er sich dies früher einmal gewünscht habe, was bisher aber versäumt worden sei;
Dr. Ruelandt sei nun bereit, jederzeit zum König aufzubrechen, um diesem mit seiner
Kunst zu helfen.
543
 Als Kunigunde etliche Jahre später erkrankte, war Maximilian sei-
nerseits so besorgt, daß er seinem Leibarzt Doctor Baptista de Baldironibus befahl, zu
Herzogin Kunigunde nach Bayern zu reisen. Der Arzt sei, wie ein unbekannter
Gefolgsmann Maximilians diesem aus Augsburg berichtete, von Augsburg nach Bruck
                                                           
539
 So wandte sich Maximilan am 17. Juni 1492 mit der Bitte an Sigmund von Prüschenk, in seinem und
im Names seiner Schwester auf Kaiser Friedrich einzuwirken, um wegen der ungnad halb eine
gnedige vaterliche antwort zu erhalten. Vgl. K
RAUS
, Briefwechsel, S. 81f.
540
Vgl. BayHStA, KÄA 3133, fol. 67.
541
Vgl. BayHStA, KÄA 4456, fol. 60 (Schreiben Kaiser Maximilians vom 28. September 1495) sowie
W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2,1, Nr. 2478.
542
Vgl. BayHStA, ASA, ausw. Staaten, Österreich lit. 12, 19 sowie. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 1,1,
Nr. 129.
543
Vgl. W
IESFLECKER
, Regsten, Bd. 2,2, Nr. 7450 (Schreiben des Sigmund von Rohrbach aus Straubing
vom 29. September 1497).

121
geritten, wo er von Christoph von Mindorf benachrichtigt worden sei, daß sich die
Krankheit Kunigundes gebessert habe. Da ihm versichert worden sei, daß eine Weiter-
reise nach München nicht mehr nötig sei, sei er nach Augsburg zurückgekehrt.
544
Neben den Stiftungen und Schenkungen für das Pütrich-Regelhaus in München, in dem
Kunigunde ihren Witwensitz genommen hatte, ließ Maximilian seiner Schwester per-
sönlich immer wieder kleinere Gaben, zumeist besondere Speisen und Getränke,
zukommen.
545
 So berichtete Sigmund von Rohrbach im März 1498 aus München dem
römischen König, er habe den Befehl Maximilians an Herzog Albrecht und Herzogin
Kunigunde auftragsgemäß ausgerichtet und die nicht näher bezeichneten Geschenke an
das Fürstenpaar  übergeben. Gerade die Gaben an Kunigunde zeigen, wie gut Maximi-
lian seine Schwester kannte, denn sie dienten offenbar dazu, der bayerischen Herzogin
die Trennung von ihrem Gatten zu versüßen, der dem Willen Maximilians gemäß  für
einige Wochen zum Reichstag nach Freiburg reisen sollte; die Herzogin hatte sich, wie
Rohrbach dem König berichtet, so sehr gegen diese Reise ihres Ehemannes gesträubt,
daß Sigmund von Rohrbach ihr versprechen mußte, daß sich der Herzog nicht länger als
drei Wochen in Freiburg aufhalten werde.
546
Im Oktober des Jahres 1500 ließ Maximilian seiner Schwester mit Hilfe der Innsbrucker
Raitkammer und verschiedener Bediensteter ein zymel mit Edelkastanien und anderen
Früchten zukommen.
547
 Am 4. November des selben Jahres wies Maximilian die Inns-
brucker Raitkammer an, seiner Schwester, solange dies möglich sei, jede Woche eine
Butte [ein Behälter] mit Weintrauben und eine Butte mit Edelkastanien und anderen
Früchten zukommen zu lassen.
548
 Ulrich Möringer kam diesen Anweisungen des
Kaisers auch prompt nach: Am 28. November schickte er den Boten Jörg Müllner nach
München, um Kunigunde im Namen ihres Bruders ziweben, weinper und kösten
                                                           
544
Vgl. TLA Innsbruck, Max. XIV, 1513/2, fol. 88 (Konzeptschreiben eines Unbekannten an Kaiser
Maximilian vom 30. April 1513): ...als ich auf ewr kaiserlicher Majestät bevelch in negst verschinen
tagen doctor Baptista de Baldironibus, ewr Majestät leibarzt, abgefertigt zu meiner gnedigisten
frawen, ewr Majestät swester, zusuchen, und der darauf von hinnen geritten und bis gen Pruckh
komen. Hat im Christoff Mynndorffer daselbst hingeschrieben und angezaigt, wie sich der gemelten
meiner gnedigisten frawen khranckhait zu pesserung geschickt habe... Mit Bruck ist vermutlich
Fürstenfeldbruck gemeint. Vgl. auch WMR 13/IV/30 (a).
545
Zu den Stiftungen Kaiser Maximilians vgl. unten  Kap. 12.5. Der Austausch kleinerer und größerer
Geschenke zwischen Geschwistern ist nicht nur bei Maximilian und Kunigunde zu beobachten, auch
die Gonzaga tauschten regelmäßig Geschenke und Botschaften aus, um die gegenseitige Zuneigung zu
beteuern, vgl. S
EVERIDT
, Struktur, S. 115-124.
546
Vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I., Bd. 6: Reichstage von Lindau, Worms und
Freiburg 1496-1498. Bearb. v. Heinz Gollwitzer (Deutsche Reichstagsakten, Mittlere Reihe, 6. Bd.).
Göttingen 1979, S. 551 sowie W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2,2, Nr. 8527.
547
Vgl. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 3,2, Nr. 14506.
548
Vgl. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 3,1, Nr. 11142.

122
[Kastanien] zu überreichen.
549
 Einige Jahre später, als Kunigunde schon mehrere Jahre
im Münchner Pütrich-Regelhaus lebte, versprach der Kaiser, seiner Schwester jährlich
sieben Dreilinge Wein zoll- und mautfrei liefern zu lassen.
550
 Dieses Geschenk sollte die
Herzogin möglicherweise für eine harte Aussage und den brieflich geäußerten
Zornausbruch Maximilians, der seiner Schwester jede politische Erfahrung absprach,
entschädigen.
551
 Im September 1517 wandte sich Maximilian an Jakob von Wanng, den
Amtsmann von Bozen, und befahl diesem neun ponntzen mit Kreuter- vnd Leytacher
wein fertigzumachen und diese an Wolfgang Haller, Maximilians Rat und
Hauskämmerer zu Innsbruck, zu schicken. Zumindest ein Teil dieser Sendung wurde
anschließend nach Bayern zu Herzogin Kunigunde weitergeleitet.
552
 Das letzte
Geschenk machte Kaiser Maximilian seiner Schwester nur wenige Wochen vor seinem
Tod: Am 23. November 1518 ließ er ihr zwei Fässer mit Getränken nach München
liefern.
553
Bei mindestens einer Gelegenheit machte auch das bayerische Herzogspaar dem König
ein großzügiges Geschenk: Am 2. Mai 1499 wünschte Kunigunde ihrem Bruder viel
Glück mit dem Pferd, das Herzog Albrecht ihm schicken wolle und von dem sie hoffe,
daß es ihm gefalle. Zugleich sprach sie ihre Wünsche für einen erfolgreichen Feldzug
und einen Sieg über die Feinde Maximilians aus.
554
Gelegentlich wandte sich die Herzogin aber auch in politischen Angelegenheiten an
ihren Bruder. Zu Lebzeiten Herzog Albrechts waren dies in der Regel kleinere Bitt-
schreiben, die keinen Einfluß auf die „große“ Politik hatten. Eine Ausnahme bilden die
Appelle, die die Herzogin im Zusammenhang mit dem Landshuter Erbfolgekrieg an
ihren Bruder richtete. So reiste Kunigunde Ende Januar 1504 mit ihren kinden, 2 sünen
und 3 töchtern nach Augsburg, um beim Schiedstag, den König Maximilian für die
Kontrahenten angesetzt hatte, dabei sein zu können.
555
 Der König sei ihr bei ihrer
                                                           
549
Vgl. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 3,2, Nr. 14641.
550
Vgl. HHStA Wien, Reichsregister 18, fol. 74 (Urkunde Braunau am Inn, 1. April 1514).
551
Vgl. die Instruktion Kaiser Maximilians für seine Gesandten in München bei Franz von K
RENNER
: Der
Landtag im Herzogthum Baiern vom Jahre 1514. Erste, und zweyte Handlung, aus authentischen
Handschriften gesammelt. o.O. 1804, S. 302-317, bes. S. 307.
552
Vgl. TLA Innsbruck, Oberösterreichische Kammer-Kopialbücher, Geschäft vom Hof 1517 (Bd. 69),
fol. 51. Daß die Lieferung an Kunigunde tatsächlich erfolgte, geht aus einem Bestätigungsvermerk
hervor, in dem es heißt: fiat: hertzogin von bayrn. Vgl. auch Vgl. WMR 17/IX/7 (c).
553
Vgl. HHStA Wien, Reichsregister 14, fol. 622.
554
Vgl. TLA Innsbruck, Max. XIV, 1499, fol. 27 sowie W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 3,2, Nr. 13193.
555
Vgl. Friedrich R
OTH 
(Bearb.): Die Chronik von Clemens Sender von den ältesten Zeiten der Stadt bis
zum Jahre1536 (Die Chronik der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 23. Die
Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 4). S. 104. Da von fünf mitgebrachten Kindern die
Rede ist, kann man davon ausgehen, daß die beiden jüngsten, Ernst und Susanne, in München

123
Ankunft in Begleitung Herzog Albrechts, der schon zwei Tage zuvor eingetroffen sei,
sowie eines venezianischen und zweier spanischer Gesandter entgegengeritten und zu
seiner Schwester in die Sänfte gestiegen. Später am Tag sei dann ein Turnier abgehalten
worden, wobei Maximilian mit den wichtigsten Damen der Stadt getanzt habe.
Anschließend habe er seine Schwester in ihr Quartier gebracht.
556
 Kunigunde und
Albrecht erhofften sich, so die Aussage des Augsburger Chronisten Clemens Sender, der
König werde sich durch den Anblick seiner Familie beim anstehenden Urteil auf die
Münchner Seite schlagen: ...damit der kinig,  so er seiner schwester kind vor im sech,
aus liebe und fraindschafft geraitzt und geursacht [wurd], in der zusprechung des lands
inen beizustan.
557
 Bei der in Augsburg abgehaltenen Tagung zeigte Kunigunde wie
wichtig die Klärung dieser Frage für sie und ihre Kinder war, indem sie vor offener
Bundesversammlung vor ihrem Bruder in die Knie sank. Mit dieser Bittgeste wollte die
Herzogin ihren Bruder um eine günstige Entscheidung anflehen.
558
 Trotz ihrer Demuts-
geste konnte Kunigunde aber nicht verhindern, daß sich Maximilian später als
Ausgleich für seinen Einsatz im Kampf gegen Herzog Ruprecht und für die Münchner
Seite die Orte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal, die Grafschaft Kirchberg,
die Stadt und Herrschaft Weißenhorn sowie andere Besitzrechte übergeben ließ,
wodurch der König seinen Einfluß gerade im Tiroler Grenzgebiet beträchtlich vermeh-
ren konnte.
559
 Im Zusammenhang mit dem Landshuter Erbfolgekrieg wandte sich Kuni-
gunde ein weiteres Mal an ihren Bruder. Am 4. April 1505 bat sie ihn, möglichst bald
einen Schiedstag in dieser Streitsache anzusetzen, wobei dieser zu ihrem Wohle und
zum Vorteil ihres Mannes und ihrer Kinder handeln solle.
560
 Dieser angestrebte
Schiedstag kam, wenn auch nicht allein durch das Engagement der Herzogin Kuni-
gunde, tatsächlich zustande: Im Sommer 1505 entschied der König in Köln  über die
                                                                                                                                                                              
zurückblieben, da sie als zu klein für die Reise erachtet worden waren. Daß Kunigunde und Albrecht
mit fünf Kindern nach Augsburg gekommen waren, um mit König Maximilian gemeinsam einige Feste
zu feiern, erfuhr auch Sanuto von venezianischen Gesandten. Vgl. WMR 04/II/3 
(c). 
Vgl. außerdem
B
ÖHM
, Augbsurg, S. 210.
556
Vgl. WMR 04/II/5 (c): Bericht des Francesco Peschiera an den Markgrafen Francesco Gonzaga von
Mantua vom 05. Februar 1504.
557
Kunigunde wohnte bei dieser Gelegenheit mit ihren Kindern im Hause des Peter Imhoff, Herzog
Albrecht wurde im danebenliegenden Haus des Ulrich Artzt, der im Jahr 1508 Bürgermeister der Stadt
werden sollte, untergebracht. Vgl. S
ENDER
, Chronik, S. 104f., Zitat S. 104 sowie B
ÖHM
, Augsburg, S.
349.
558
Vgl. U
LMANN
, Maximilian, Bd. 2, S. 187. Zur Bedeutung solcher Gesten im späten Mittelalter vgl.
Gerd A
LTHOFF
: Rituale: Symbolische Kommunikation. Zu einem neuen Feld der historischen
Mittelalterforschung, in: GWU 3/99, S. 140-154.
559
Zu Maximilians Errungenschaften durch den Landshuter Erbfolgekrieg vgl. N
IEDERSTÄTTER
,
Jahrhundert der Mitte, S. 338ff.
560
Vgl. WMR (1505)/IV/4 (e) mit Verweis auf HHStA Wien, Max. 9a/2, fol. 10.

124
zukünftige Aufteilung des Herzogtums Bayern. Zwar konnte Herzog Albrecht nach dem
Kölner Schiedsspruch den größten Teil Bayerns unter seine Herrschaft bringen. Alle
Bitten Kunigundes konnten jedoch nicht verhindern, daß  für Ottheinrich und Philipp,
die Enkel Herzog Georgs von Landshut, die sogenannte „Junge Pfalz“ geschaffen
wurde, die neben Neuburg auch weitere Gebiete an der Donau sowie die Albrechts
ehemalige Besitzungen Sulzbach, Lengenfeld, Velburg, Hermau, Kallmünz, Hilpolt-
stein, Schwandorf und Regenstauf umfaßte.
561
In den Appellen Kunigundes bezüglich des Landshuter Erbfolgestreits und in ihren
wiederholten Schreiben an Kaiser Maximilian während des Erbstreites ihrer Söhne Wil-
helm und Ludwig, der Auseinandersetzung ihrer Tochter Sabine mit deren Ehemann
Herzog Ulrich von Württemberg und auch in ihrer Korrespondenz wegen der Versor-
gung des jüngsten Sohnes Ernst zeigt sich die enge Verbindung politischer und fami-
liärer Probleme, die beispielsweise durch politisch motiverte Heiraten begründet wur-
den. Es lassen sich aber auch Bittschriften der bayerischen Herzogin an ihren Bruder
finden, bei denen Kunigunde lediglich als Vermittlerin für dritte Personen auftrat. Zu
dieser Gruppe zählt beispielsweise ein Schreiben, das die Herzogin im August des Jah-
res 1509 gemeinsam mit ihren Töchtern Sybille und Sabine an den Kaiser richtete. Sie
seien, erklärten sie, von der Gemahlin des Markgrafen von Mantua ebenso wie Herzog
Wilhelm gebeten worden, für den Markgrafen, der im Dienste Kaiser Maximilians in
venezianische Gefangenschaft geraten war, eine Fürbitte einzulegen. Daher bäten sie
Maximilian eindringlich, alles zu versuchen, damit dieser aus der Gefangenschaft ent-
lassen werde.
562
Auch für die Geistlichen aus ihrer näheren Umgebung versuchte die Herzogin bei ihrem
Bruder ein gutes Wort einzulegen. So wandte sie sich im Jahr 1497 an Maximilian und
bat ihn, den Abt von Tegernsee in Sachen des dortigen Gotteshauses gnädig
anzuhören.
563
 Im Namen des ehemaligen kaiserlichen Kaplans Nicolaus Veldorffer bat
                                                           
561
Vgl. K
RAUS
, Sammlung der Kräfte, S. 293f..
562
Vgl. HHStA Wien, Max. 14b/2, fol. 24 sowie WMR 09/VIII/26 (b). Francesco Gonzaga, der Markgraf
von Mantua, war ein angeheirateter Neffe der Herzogin Kunigunde, seine Mutter Margarethe eine
ältere Schwester Herzog Albrechts IV. Zum Bittschreiben der bayerischen Verwandten vgl. auch
S
EVERIDT
, Struktur, S. 262.
563
Vgl. HHStA Wien, Max. 4b, fol. 281 (Schreiben der Herzogin Kunigunde vom 07. Oktober 1497):
Ewer königclich Maiestat sein mein swesterlich trew, demutig willig dienst und was ich allzeit ern,
liebs und guets vermag zuvoran berait. [...] Es hat der wirdig [...] abbte meins gotzhauses zu
Tegernsee vor, ewr königlicher Mejestät zutun sachenhalb, als dieselb ewr königliche Mejestät ab ime
vernemen werdt, die ich mit gar demutigem vleiss bitte, ewr königliche Majestät wölle ine in
denselben seins gotzhawss sachen gnediclich hören...Vgl. außerdem WMR 97/X/ (c) und
W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2,2, Nr. 8330.

125
Kunigunde ihren Bruder, dafür zu sorgen, daß dessen Auseinandersetzungen mit einem
Priester namens Johann Geyr sowie mit dem Bischof von Passau beendet würden.
564
Bei ihrem Einsatz für Angehörige des Münchner Hofes oder deren Verwandte wandte
sich Kunigunde in Einzelfällen auch an enge Vertraute ihres Bruders, wie das Beispiel
des Sigmund Brugker zeigt, dessen Bruder Wolfgang als Sekretär in den Diensten Her-
zog Albrechts stand. Auf dessen Ansuchen bat sie den Tiroler Kanzler Zyprian von
Serntein um Förderung für Sigmund Brugker, den Serntein in seine Kanzlei aufnehmen
solle. Zudem kündigte sie an, daß sich auch ihr Ehemann in dieser Angelegenheit an
Serntein wenden werde.
565
Die bayerische Herzogin setzte sich aber nicht nur für ihre Verwandten und die Angehö-
rigen des Münchner Hofes ein, sondern verfaßte auch Bittgesuche für ihr nicht sehr
nahestehende Personen, wie der Fall des Innsbrucker Gärtners Balthasar Hornbach zeigt.
Dieser sandte der Herzogin eine Kiste Obst und erzählte, daß ihm seine Frau seit
Kunigundes Abreise aus Innsbruck im Januar 1487 etliche Kinder geboren habe. Nun
wolle er die Herzogin bitten, bei ihrem Bruder dafür zu sorgen, daß  sein kunigkliche
Mayestat mich, meyn haussfraw unnd unertzogne kynndein gnedigklich versehe.
566
Kunigunde, die sich nicht zuletzt wegen verschiedener Obstsendungen genau an den
Innsbrucker Gärtner erinnerte, kam dem Wunsch Hornbachs nach einer Empfehlung bei
König Maximilian gerne nach:
...allergnedigster lieber herr und bruder, ich bin von meinem besonndern
Balthasarn Hornpach, paumgartner zu Insprugkh, umb mein schrifftlich fürdrung
an ewr konigclich Maiestat angerueffen und gebetten, die ich im, nachdem ich zu
vil zeyten mit newen fruchten von im geert worden pin, nit gern verzigen han. Bitt
darauf ewr königclich Majestät mit unndertenigem fleiss, die welle genannten
paumgartner zu seinem anbringen gnedigclich bevolgen.
567
In diese Kategerie der Bitten an König Maximilian fällt auch die Fürsprache Herzog
Albrechts und Kunigundes zugunsten des von Regensburg nach Straubing ins Herzog-
tum Bayern übergesiedelten Hans Trainers. Das bayerische Herzogspaar erinnerte
Maximilian daran, daß er anläßlich ihres Besuches in Kaufbeuren den genannten Hans
Trainer aus der Bürgerschaft der Stadt Regensburg entlassen habe. Nun sei er von der
Stadt Regensburg vor König Maximilians Kammergericht zitiert worden, obwohl er
                                                           
564
Vgl. TLA Innsbruck, Max. XIV, 1500, fol. 71 (Schreiben der Herzogin Kunigunde vom 19. November
1500) sowie W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 3,2, Nr. 14618 und WMR 00/XI/19 (a).
565
Vgl. TLA Innsbruck, Max. XIII/256/III, fol. 23 (Schreiben der Herzogin Kunigunde vom 26. Oktober
1497) sowie W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2,2, Nr. 8356 und WMR 97/X/26.
566
Vgl. BayHStA, KÄA 973, fol. 87 (Schreiben des Baltasar Hornbach vom 13. August 1494).
567
Vgl. BayHStA, KÄA 973, fol. 88 (Schreiben der Herzogin Kunigunde vom 15. August 1494).

126
damals seine Abwanderungstaxe hinterlegt habe. Maximilian, der den Fall kenne, solle
dem Neubürger von Straubing eine Urkunde ausstellen und die Zitation vor das
Kammergericht annulieren.
568
Bei diesen kleineren Angelegenheiten und Gesuchen läßt sich nicht weiter verfolgen, ob
die Bitten Kunigundes an ihren Bruder erfolgreich waren oder nicht. Es scheint aber so
gewesen zu sein, daß Kunigunde (entweder allein oder zusammen mit ihrem Mann
Albrecht) zwar Vorschläge und Bitten äußern durfte, daß die Erfüllung dieser Wünsche
von Maximilian nur dann gewährt wurde, wenn sie mit seinem politischen Konzept
übereinstimmten, wie das folgende Beispiel zeigt:
Als im März 1505 nach dem Tod des Bischofs Friedrich von Zollern der Bischofsstuhl
in Augsburg vakant war, empfahlen Kunigunde und Albrecht den bayerischen Rat
Ulrich von Westerstetten,
569
 einen Augsburger Domherrn und Pfarrer zu Straubing, für
die Nachfolge des verstorbenen Friedrich von Zollern, da Westerstetten ihnen allen,
König Maximilian, Herzog Albrecht und Herzogin Kunigunde, stets treu gedient habe.
Um ihrer Bitte mehr Nachdruck zu verleihen, legten sie ihrem Brief ein Schreiben glei-
chen Inhalts ihrer älteren Kinder bei.
570
 Dieser doppelte Appell der herzoglichen Familie
an den König war allerdings vergeblich. Offensichtlich wollten weder er noch das
Augsburger Domkapitel einen pro-wittelsbachischen Bischof, denn die Nachfolge
Friedrichs von Zollern trat Heinrich von Lichtenau, wie Ulrich ein Domherr zu
Augbsurg, an.
571
Im Verhältnis der Geschwister war Kunigunde aber nicht immer die Bittstellerin: Auch
Maximilian wandte sich gelegentlich an seine Schwester, um sie um einen Gefallen zu
bitten, wie aus einem Schreiben Pauls von Lichtensteins, des königlichen Hofmarschalls
in Innsbruck, an Herzog Albrecht hervorgeht. Dieser ersuchte im Jahr 1493 den bayeri-
schen Herzog um die Aufnahme der Töchter des verstorbenen Sigmund von Wolken-
stein, seines Schwagers, in das „Frauenzimmer“ seiner Gemahlin Kunigunde und wies
darauf hin, daß auch der König in dieser Angelegenheit schon an seine Schwester
                                                           
568
Vgl. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2, 2, Nr. 7095 (Schreiben Herzog Albrechts und der Herzogin
Kunigunde vom 26. Juni 1496).
569
Zu Ulrich von Westerstetten vgl. R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S. 635. Zu Ulrich vorn Westerstetten und
Bischof Friedrich von Zollern vgl. Albert H
AEMMERLE
: Die Canoniker des hohen Domstiftes zu
Augsburg bis zur Saecularisation. Privatdruck 1935, S. 189 (Ulrich von Westerstetten) und S. 199
(Friedrich von Zollern).
570
Vgl. WMR 05/III/12 (c) mit Verweis auf HHStA Wien, Max. 9a/1, fol. 113. Das Schreiben der Kinder
Wilhelm, Ludwig, Sidonia, Sybille und Sabine findet sich a.a.O., fol. 109.
571
Vgl. Alfred S
CHRÖDER
: Augsbourg, in: DHGE, Bd. 5. Paris 1931, Sp. 389-406, hier Sp. 404

127
geschrieben habe.
572
 Ob diese doppelte Anfrage erfolgreich war, muß offenbleiben, da
die Antwort Kunigundes und Albrechts nicht überliefert ist.
Wenn die Anliegen Kunigundes allerdings keine größere Unannehmlichkeiten berei-
teten, war Maximilian dagegen gerne bereit, seiner Schwester einen Gefallen zu tun
oder eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu fällen. Ein Beleg dafür ist seine deutliche
Stellungnahme zugunsten Kunigundes, als diese sich in ihrer Auseinandersetzung mit
Herzog Wilhelm wegen der verzögerten Auszahlung ihrer Morgengabe an den Kaiser
wandte.
573
 Zunächst schickte Maximilian die Gesandten Bartholomäus von Firmian und
Dr. Johannes Getzner nach München, um dort eine Einigung zwischen Mutter und Sohn
zu erreichen. Nach längeren Verhandlungen erklärten die Gesandten im Namen des Kai-
sers, daß dieser eine baldige Erfüllung des Testaments der Herzogin Kunigunde und
damit die Zahlung der vereinbarten Summe von 10.000 Gulden erwarte, da er ansonsten
dafür Sorge tragen werde, daß das Testament Kunigundes widerrufen werde.
574
 Nach-
dem Herzog Wilhelm im November 1511 offiziell aus der Vormundschaft entlassen
worden war, schrieb der Kaiser seinem Neffen, daß er mit den Vereinbarungen bezüg-
lich der Morgengabe Kunigundes sehr zufrieden sei; zugleich ermahnte er Wilhelm,
eine fristgerechte Auszahlung der Mutter allen anderen Schulden voranzustellen.
575
 Das
Eingreifen Kaiser Maximilians zugunsten seiner Schwester ist in diesem Falle sehr
deutlich zu erkennen; die Herzogin konnte schon wenige Monate später beginnen, ihre
Morgengabe für den von ihr vorgesehenen Verwendungszweck, die Bezahlung der
Schulden Herzog Albrechts bei verschiedenen Kirchen und Klöstern, einzusetzen.
Auch in einem weiteren Streitfall zwischen Mutter und Sohn entschied der Kaiser
zugunsten seiner Schwester. Bei seinem Besuch des Münchner Pütrich-Regelhauses im
Sommer 1510 hatte er den Schwestern einige sehr wertvolle Reliquien vermacht, die
nach dem Willen Kunigundes auch nach ihrem Tod in der Kapelle des Regelhauses ver-
bleiben sollten, während Herzog Wilhelm dafür plädierte, die kostbaren Gegenstände
                                                           
572
Vgl. BayHStA, KÄA 973, fol. 60 (Schreiben Pauls von Lichtenstein an Herzog Albrecht vom 8. Mai
1493): Als die römisch künigklich Maiestat, mein allergnedigister herr, ewren fürstlichen gnaden in
verschyner zeitt geschribenn und gepetenn hat, weyland des wolgepornn Sigmunden, freyherrn zu
Wolkenstainn, meins lieben swagers verlassen töchter in ewr fürstlich gnaden gemahel, meiner
gnedigen frawen frawenzymer auffzenemen...
573
Vgl. unten, Kap. 11.2
574
Vgl. HHStA Wien, Max. K.25/19a/3, fol. 15-18 (Bericht der Gesandten Bartholomäus von Firmian
und Dr. Johannes Getzner an Kaiser Maximilian vom 4. September 1511), WMR 11/IX/4 (b) sowie
unten Kap. 11.2.
575
vgl. WMR 11/IX/27 (a): Schreiben Kaiser Maximilian an Herzog Wilhelm vom 27. November 1511.

128
nach dem Tod der Mutter in die herzogliche Hofkapelle überführen zu lassen.
576
Obwohl Herzog Wilhelm zwei Gesandte zu seinem Onkel schickte, um diesem seine
Argumente vortragen zu lassen, entschied Maximilian auch in dieser
Auseinandersetzung zugunsten des Pütrich-Regelhauses, daß solich Hailtum auf immer
und ewig dort verbleiben sollte.
577
Wie all diese Beispiele zeigen, hielt das gute Einvernehmen der Geschwister Maximi-
lian und Kunigunde ein ganzes Leben lang an, auch wenn sich beide, bedingt durch die
Stellung Kaiser Maximilians, nur äußerst selten persönlich treffen konnten. Selbst wenn
es Situationen gab, in denen der Kaiser nicht mit seiner Schwester übereinstimmte oder
deren Verhalten sogar tadelte, wie dies etwa im bayerischen Erbstreit von 1514 der Fall
war,
578
 war er meistens bereit, auf die Wünsche seiner Schwester einzugehen, wenn
diese seinen politischen Plänen nicht entgegenstanden. Daß das Verhältnis der Geschwi-
ster recht innig war, belegen schließlich auch die Geschenke, die Maximilian seiner
Schwester immer wieder, zuletzt noch wenige Tage vor seinem Tod, zukommen ließ.
Die Stellung Kunigundes als eine Art Bindeglied zwischen den Wittelsbachern und den
Habsburgern zeigt die Tatsache, daß Maximilian mit dem Einverständnis und der Unter-
stützung seiner Schwester versuchte, verschiedene deutsche und ausländische Fürsten-
familien durch Heirat mit seinen bayerischen Nichten und Neffen enger an das Haus
Österreich zu binden.
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