Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie


Die Einladung der Anna Laminit nach München und die Aufdeckung ihres



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13.2 Die Einladung der Anna Laminit nach München und die Aufdeckung ihres
Betruges durch Herzogin Kunigunde
Kunigunde hatte Anna Laminit, die bei König Maximilian und dessen Gattin Blanca
Maria in solch hoher Gunst stand, möglicherweise im Jahre 1504 in Augsburg persön-
lich kennengelernt, als sie sich anläßlich der Verhandlungen im Zusammenhang mit
dem Landshuter Erbfolgekrieg dort aufhielt.
940
 Nachdem aber im Laufe der Zeit Zweifel
an der Redlichkeit Annas aufgekommen waren, wollte sich die fromme Herzogin offen-
bar selbst ein Bild von Anna und ihren angeblichen Wundertaten verschaffen. Kuni-
gunde war sich darüber im Klaren, daß man Anna Tag und Nacht beaufsichtigen müsse,
um eine vollkommene Kontrolle über ihre Eßgewohnheiten zu erhalten, was nach ihrer
Meinung am ehesten in der Gemeinschaft der Schwestern im Pütrich-Regelhaus mög-
lich war.
941
 Da in Augsburg das Gerücht umging, Anna sei aufgrund ihrer Mangelernäh-
rung so schwach, daß sie an manchen Tagen kaum die naheliegende Kirche zum Heili-
gen Kreuz aufsuchen könne, erkundigte sich die Herzogin fürsorglich, ob sie sich stark
genug für eine Reise nach München fühlte.
942
 Anna bejahte diese Anfrage, ließ Kuni-
gunde aber zugleich wissen, daß sie nur mit Bewilligung des Rates und nach einem
schriftlichen Gesuch der Herzogin die Stadt verlassen und nach München reisen könne.
                                                                                                                                                                              
des Humanisten Dr. Konrad Peutinger; dieser Beziehung soll sogar ein gemeinsamer Sohn entsprossen
sein. Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 12 (Vorwurf der Kuppelei und der Beziehung zu Anton
Welser), S. 20 (Vorwurf, Anna habe sowohl von Anton Welser als auch vom Pfarrer der Kirche zu
Heilig Kreuz ein Kind empfangen), S. 86 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 394f. und B
ÖHM
, Augsburg,
S. 153.
940
Zum früheren Aufenthalt Kunigundes in Augsburg vgl. S
ENDER
, Chronik, S. 104f sowie R
OTH
, Anna
Laminit, S. 400.
941
Zur Einladung der Herzogin vgl. L
ANGENMANTEL
, Chronik, fol. 518: ...die selb hertzogin, die alt,
wardt bewegt, durch was ursach ist mir verborgen, doch wardt well bedacht, sy ware von erbaren
namhaften leyten underricht. Jedoch sy schicket nach der junckfraw Lamanita, daß sy zw ir gen
Minichen komen solt, daß thett sy...
942
Vgl. R
OTH
, Anna Laminit, S. 400.

209
Kunigunde aber verzichtete auf eine derartige offizielle Anerkennung für die Laminit, so
daß diese gezwungen war, nach München zu reisen, wenn sie nicht auf ein Treffen mit
der Herzogin verzichten wollte, von dem sie sich eine weitere Mehrung ihres Ruhmes
erhoffte. Sie bat also Kunigunde, den ihr angebotenen Wagen für die Fahrt nach
München zu schicken, nicht ohne die erhaltene Einladung überall in Augsburg bekannt
zu machen.
943
 Nachdem sie am Gallustag des Jahres 1512 begleitet von ihrer Magd
Appel ihre Heimatstadt verlassen hatte, wurde sie in München in allen Ehren empfangen
und in ein für sie hergerichtetes Zimmer geleitet.
944
Über den Verlauf von Annas Münchner Aufenthalt sind wir durch ein Schreiben der
Herzogin informiert, welches sie im Herbst des folgenden Jahres als Antwort auf die
Vorwürfe der Laminit an den Edelmann Kingsfelder gesandt haben soll, um das Ereig-
nis aus ihrer Sicht richtigzustellen. Kunigundes Brief ist allerdings nicht mehr aufzufin-
den, obwohl davon nach Angabe Wilhelm Rems mehrere Abschriften existierten; die in
der Remschen Chronik enthaltene Abschrift scheint allerdings recht vertrauenswürdig,
zumal Rem ein Zeitzeuge der Ereignisse war.
945
  Über den Ablauf der Geschehnisse
berichtet die Herzogin folgendermaßen: Nach ihrer Ankunft habe man Anna Laminit
und ihre Magd in getrennten Zimmern untergebracht. Für die Verpflegung der Magd sei
aufgrund ihrer Anweisungen sowohl während der Reise als auch während des Aufent-
haltes gesorgt gewesen, sie sei jedenfalls der Ansicht, daß sie nit mangel gehabt habe.
946
Solange Anna im Münchner Regelhaus lebte, besuchte sie gemeinsam mit den Pütrich-
Schwestern die Andachten und kam mehrmals mit Kunigunde zu Gesprächen zusam-
men. Die Herzogin soll über das, was die Augsburgerin im Beisein dreier Mitschwestern
über Gespräche mit ihrem Beichtvater erzählt habe, entsetzt gewesen sein, sie habe von
                                                           
943
Vgl. R
OTH
, Anna Laminit, S. 400.
944
Vgl. L
ANGENMANTEL
, Chronik, fol. 518: ...und als sy hiniber kam, wardt sy vast erlichen von der
hertzogin und dern andern frawen empfangen, und gab ir ain aygens styblin und wassen ain darin
hett sy zw gericht, daß sy dar ain sechen kund haymlich.
945
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 13-19. Kunigundes Brief, datiert auf den St. Gallus Tag des Jahres
1513 (16. Oktober) soll von Kingsfelder auch dem Kaiser gezeigt worden sein, der sich zu dieser Zeit
in Augsburg aufgehalten haben soll. Tatsächlich weilte Kaiser Maximilian vom 10. bis 23. November
und vom 27. November bis zum 26. Dezember dieses Jahres in der Stadt. Die Datierung des
Schreibens ist gleichzeitig aber auch ein Beleg für den Irrtum Rems, der für die Entlarvung Annas
ebenfalls das Jahr 1513 angibt. Da die Offenlegung des Schwindels aber erst später, am 21. Oktober
geschah, muß der Münchenbesuch Annas ein Jahr zuvor stattgefunden haben, was sich auch mit dem
von Rem angegebenen Datum der Offenlegung (Donnerstag, St. Ursula Tag = 21. Oktober 1512)
decken würde.
946
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 13 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 400f.

210
ersamkeit des priesterlichen stands nicht glauben und und in diesem Brief nicht nieder-
schreiben wollen, daß ein Beichtvater etwas derartiges aussprechen könne.
947
Dank ihrer klugen Vorbereitungen, die Tür der Anna zugewiesenen Kammer mit klei-
nen Löchern zu präparieren, gelang es Kunigunde relativ rasch, die Wahrheit über die
vorgebliche Hungermärtyrerin zu erfahren. Sie habe, berichtet sie in dem schon
genannten Schreiben, selbst die Schwindlerin beobachtet, als diese, durch die Trennung
von ihrer Magd unvorsichtig geworden, aus einer Truhe zwei kleine Säcke mit Obst und
Backwaren auspackte und diese unter ihrem Bett versteckte. Am nächsten Tag habe sie
dann gesehen, wie Anna sich aus ihren Vorräten bediente und Nahrung zu sich nahm.
Um diese Beobachtung beweisen zu können, habe sie 14 Mitschwestern, die sich in der
Nähe aufhielten, zu sich gewunken und sie ebenfalls durch die Löcher der Tür schauen
lassen. So hätten sich alle davon überzeugen können, daß die Augbsurger Heilige in
Wirklichkeit eine Betrügerin sei.
...die zwen seckl ich noch bei meinen handen hab, gefült mit kiechlein und
airzälten der ain sack, der ander sack mit öpflen und piren und ain
pomerantzenapfel, hat die Lamenittin in dem gmach, darin sie bei der nacht
gewont hatt, under aim bett verborgen und bei nacht und tag, so die Lamenittin
allain ist gewesen, das ich auff ain tag bei scheinender sunnen gesechen, daß mir
nit fälen kan, und ander mein schwestern 14 die Lamenittin aus den obgenanten
verborgen secklen haben sehen essen.
948
Anna habe, so Kunigunde, selbstverständlich aber immer nur dann Nahrung zu sich
genommen, wenn ihre Magd das Zimmer verlassen habe. Zu diesem Anlaß habe sie die
Kammer immer dann von innen verriegelt, wenn sie sich in Sicherheit glaubte; an jenem
von der Herzogin beschriebenen Tag wähnte Anna alle Schwestern beim Essen.
Nach dieser Beobachtung hätten die Herzogin und die übrigen Mitschwestern geduldig
auf einen weiteren Beweis für die Beobachtung gewartet, daß Anna Nahrung zu sich
genommen hatte. Sie seien davon überzeugt gewesen, daß, wer esse, auch einen Abgang
haben müsse; in dieser Erwartung wurden sie nicht enttäuscht.
949
                                                           
947
Vgl.
 
R
EM
, Newe Geschichten, S. 16 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 401.
948
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 13. Eine ähnliche Schilderung der Ereignisse findet sich bei
L
ANGENMANTEL
, Chronik, Fol. 518: Da solt die hertzogin mit 4 andern frawen gesechen haben, daß
sy haymlichen sacklach mit guten letzelten oder andern dingen, das hab sy haymlich gegessen und
bay ir gehept. Auch Clemens Sender berichtet, daß die Herzogin Löcher in die Tür von Annas
Kammer habe bohren lassen; gemeinsam mit etlichen schwestern habe die Herzogin durch diese
beobachtet, wie Anna heimlich Nahrung zu sich nahm. Vgl. S
ENDER
, Chronik, S. 117. Georg Preu
berichtet sogar, Kunigunde habe Anna einsperren lassen und, durch die Löcher in der Wand blickend,
gewartet, bis diese sich in der Kammer von ihren mitgebrachten Vorräten bediente. Vgl. P
REU
,
Chronik, S. 21.
949
Vgl. P
REU
, Chronik, S. 21, sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 401 mit Verweis auf Langenmantel und
Fugger/Birken.

211
Die Schwestern und Kunigunde konfrontierten Anna allerdings nicht sofort mit ihrem
Wissen, sondern ließen diese noch einige Tage in dem Glauben, daß alles seine Ordnung
habe. Erst am 21. Oktober, dem Tag der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen,
950
machte die Herzogin dem Spiel ein Ende und bezichtigte Anna des Betruges:
...auf den pfintztag der 11000 mägt sant Ursula tag hab ich die seckl aus dem pett
genumen und dem Lamentittin under ir augen gehalten und sie umb ir sindtlich,
unwarhafft leben mit vil worten, die zu lang zu schreiben wären, gestraft...
951
Dieser Auftritt und auch das weitere Vorgehen Kunigundes zeigen deutlich, daß die
Herzogin nicht nur lebenserfahren war, sondern daß sie auch Gespür für dramatische
Auftritte besaß. Nach ihrer Strafpredigt beschwor sie die ertappte Betrügerin, in Zukunft
von diesen Lügen abzulassen, da sie und 14 weitere Schwestern die Wahrheit über Anna
kennen würden. Wenn Anna in Zukunft vor aller Augen wie eine Normalsterbliche Nah-
rung zu sich nähme, würde sie nichts von dem, was in München vorgefallen sei, verra-
ten und auch die Mitschwestern anhalten, nichts über diese Vorgänge zu berichten. Sie
wolle es sogar auf sich nehmen, den Leuten, die fragten, warum Anna plötzlich Essen
verzehren könne, zu erklären, daß sie von ihr gebeten worden sei zu essen. Nachdem sie
gesehen habe, daß sie die Speisen bei sich behalten könne, habe sie den Entschluß
gefaßt, sich künftig normal zu ernähren.
952
 Kunigunde, die zwar sehr fromm, aber kei-
nenfalls lebensfremd und mit politischen Kniffen durchaus vertraut war, riet Anna in
dieser Situation also, eine Notlüge zu verwenden, um damit die Grundlagen für ein
anständiges Leben zu schaffen. Anna, die durch die plötzliche Enthüllung ihrer jahre-
langen Schwindlerei mit Sicherheit überrascht und von den Angeboten der Herzogin
überrumpelt worden war, versprach dies. Nach der ersten Verwirrung hatte sie sich aber
binnen kurzer Zeit wieder so unter Kontrolle, daß sie Kunigunde sogar versicherte, es
sei ihr Wille gewesen, mit den Betrügereien ein Ende zu machen:
...auff das mir auch die Lamenittin gesagt, wie sie gott täglichen hab gebetten, ir
aus dem verirten handel zu helfen, hab ir gott jetz ain gutz mittel geschickt, daß
sie nur firan mit guttem fug müg essen...
953
                                                           
950
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 401. Die Heilige Ursula war, wie
oben beschrieben, eine der Lieblingsheiligen der Herzogin; daß Kunigunde die Taten Annas gerade an
diesem Tag offenlegte, ist einerseits eine weitere Bestätigung dieser Tatsache, spricht aber auch für
den Wahrheitsgehalt der Erzählung, da dieser Tag in den Quellen, deren Verfasser in Augsburg
sicherlich nicht im Einzelnen über die Vorlieben informiert waren, ausdrücklich genannt wird.
Offenbar hat die Herzogin mit ihrem Gespür für dramatische Auftritte gerade diesen Tag einer von ihr
besonders verehrten Heiligen ganz bewußt für die Aufdeckung des Betruges Annas gewählt.
951
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14.
952
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 402.
953
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14.

212
Auch nach ihrer Entdeckung konnte Anna es aber offensichtlich nicht lassen, sich ihrer
angeblichen Kontakte mit himmlischen Wesen zu rühmen, denn sie erzählte nun, wie
die Herzogin schreibt, daß am Tag vor ihrer Abreise nach München etwas mit ihr gere-
det habe, daß ihr zugeredet habe, die Fahrt zur Herzogin auch anzutreten. Kunigunde
habe diese Erscheinung als guten Engel gedeutet, der sie zu guttem gern lernen welt.
954
Um ihren Gesinnungswandel zu beweisen, bat die Herzogin den Gast anschließend zu
einem gemeinsamen Mahl mit den übrigen Schwestern, wo Anna, ebenso wie allen
anderen mett und prott angeboten wurde. Als sie daraufhin noch vor dem ersten Bissen
zu Würgen anfing, ließ Kunigunde die Gebäckstücke bringen, die Anna mitgeführt
hatte, und sagte, sie solle davon essen, da alle gesehen hätten, daß ihr der Verzehr dieser
Nahrungsmittel keinen Schaden zufüge. Von dieser schlagfertigen Reaktion der Herzo-
gin war Anna so beeindruckt, daß sie sich schließlich mit dem angebotenen Brot und
Mett zufrieden gab. Später sollte Anna allerdings dann behaupten, sie sei von dieser
ungewohnten Speise krank geworden und habe alles, was sie gegessen habe, erbrochen,
was Kunigunde in ihrer Darstellung der Ereignisse heftig bestritt.
955
In der Zeit bis zu ihrer Rückfahrt nach Augsburg wurde Anna schließlich auf Veran-
lassung Kunigundes, der gewisse psychologische Grundkenntnisse nicht abzusprechen
sind, ständig von einer Schwester bewacht, allerdings nicht wegen ihrer Krankheit, wie
die Schwindlerin später berichten sollte, sondern weil die Herzogin befürchtete, die
Ertappte werde Selbstmord begehen oder aus Rache das Haus anzünden:
...aber ain schwester ist auff aim pett gelegen und die Lamenittin an aim andern
pett, nach bei ainander baide pett steend, als daß die schwester wol hatt sehen
und hören mügen, was die Lamenittin gethan hatt. und das ist nit von kranckhait
willen der Lamenittin geschehen, sonder darumb, nach dem ich die Lamenittin zu
schanden gemacht hett und ich sie dem teuffel, dem herren der lugen, dienstlichen
fand, aus der ursach ich sorg hett, sie wurd ir selbs den tod anton oder sie wurd
uns das haus anzinden...
956
Sehr lange mußte die Herzogin diese Vorsichtsmaßnahmen allerdings nicht anwenden,
denn schon am folgenden Tag, am 22. Oktober 1512, wurde Anna von Kunigunde per-
sönlich zurück nach Augsburg geschickt, wobei sie die beiden Proviantsäcke der
Schwindlerin als Beweismaterial in München zurückbehielt.
957
Die Entlarvung der Schwindlerin wird auch von der Chronik des Klosters Pütrich, aller-
dings nicht von der handschriftlichen Vorläuferversion, unter dem Stichwort die Sünder
                                                           
954
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 402.
955
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14f.; S
ENDER
, Chronik, S. 117 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 402f.
956
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 15 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 403.

213
auff den rechten Weeg zu führen positiv herausgestellt, wenn auch alle Einzelheiten, mit
denen Rem und die anderen Augsburger Chronisten ihre Leser bedienen, nicht erwähnt
werden. Die Verfasserinnen der Klosterchronik, die allerdings auch in einem zeitlichen
Abstand von etwa 200 Jahren schrieben, berichten nur, daß Kunigunde, der die ange-
maßte Heiligkeit verdächtig gewesen sei, Anna nach München eingeladen habe, wo
dann ihr tieff- und durchtringender Verstand derselben Heuchlerey / Betrug und heim-
bliche Gefressigkeit gar bald entdecket habe. Anschließend habe die Herzogin mit treu-
hertzigisten Wahrnungen / und sehr eyfrigen Zusprechen versucht, Anna auf den rech-
ten Weeg der Wahrheit zu führen, was ihr allerdings nicht gelungen sei. Deshalb habe
Kunigunde den Betrug aufgedeckt und zur Verurteilung der Lainmittlin beigetragen.
958
Diese äußerst knappe Schilderung der Ereignisse trägt jedoch nicht zur Rekonstruktion
des tatsächlichen Ablaufes der Laminit-Geschichte bei, da hier, wie im gesamten Kon-
text der Chronik, Kunigundes positive Taten dargestellt werden sollen, um so den
Beweis für ihr sehr auferbäuliches Leben,
959
 das sie im Kloster führte, erbringen zu
können. Daß die Geschichte aber überhaupt aufgeführt wurde, zeigt zumindest den
Stellenwert, den die Verfasserinnen der Chronik dieser Episode in Kunigundes Vita
zumaßen.
13.3 Annas Verhalten nach ihrer Rückkehr nach Augsburg und die Antwort der
Herzogin auf deren Behauptungen
Anna Laminit sah sich bei ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt einer schwierigen Situa-
tion gegenüber: Ihre Einladung zur Herzogin nach München war allgemein bekannt und
sie selbst hatte gehofft, daß ihre Stellung durch die Anerkennung Kunigundes weiter
erhöht werden würde. Schnell hatten sich zudem verschiedene Gerüchte über ihren Auf-
enthalt in München verbreitet, die den tatsächlichen Geschehnissen sehr nahe kamen, so
daß es Anna nicht möglich war, die für sie peinliche Wahrheit durch Lügen zu verdre-
hen. Da auch ihre Dienerin, der die Entlarvung ihrer Herrin nicht verborgen geblieben
sein konnte, in Augsburg viele Male nach dem Ablauf der Reise befragt wurde, blieb
Anna nur die Möglichkeit, das Geschehene in möglichst abgeschwächter Form zu
berichten, auf Mißverständnisse zwischen ihr und der Herzogin hinzuweisen und alle
anderen Gerüchte zurückzuweisen:
                                                                                                                                                                              
957
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 15 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 403.
958
Vgl. B
ITTRICH
, S. 42f.
959
Vgl. B
ITTRICH
, S. 43.

214
Aber als die Lamanita widerumb herkom ist von der hertzogin, soll sy gesagt
haben zw etlichen, die iren glauben noch an sy gehapt haben, die hertzogin thue ir
unrecht, die hertzogin hab sy zw esen gvalt. Aber alsbaldt sy geessen, hab sy es
wider geben und muge noch leyden, daß man sy brobier, so werde es sich finden
daß ir die hertzogin unrecht gethan hab...
960
Schließlich versuchte sie sogar gegenüber den Bewohnerinnen des Pütrich-Regelhauses
eine Rechtfertigung, die sie erst an Kunigundes persönliche Dienerin Magdalena, dann
an die Herzogin selbst richtete.
961
In ihrem Schreiben an die Herzogin versuchte sie, die Vorwürfe, die ihr Kunigunde bei
ihrem Besuch gemacht hatte, zu entkräften. Die airzelten,
962
 die man in ihrem Zimmer
gefunden habe, seien natürlich für ihre Dienerin Appel bestimmt gewesen, sie selbst
habe nur aus Entkräftung wegen der ungewohnten Reisestrapazen eine Kleinigkeit
davon zu sich genommen, aber noch nicht einmal dieses wenige bei sich behalten kön-
nen. Zudem sei es so wenig gewesen, daß ihre Magd nicht einmal bemerkt habe, daß sie
etwas von den Speisen genommen habe. Ihre in München gemachte Aussage, ein Mäd-
chen habe ihr die Speisen gebracht, führte sie auf den schrecken der Situation zurück; in
Wahrheit habe die Appel die zelten von einer Bäckerin geschenkt bekommen, die sie,
Anna,  an ainem finger gehailt habe, die Küchlein dagegen habe die Dienerin vor der
Kirche gekauft.
963
Die Vorwürfe, sie habe schertz mit dem gläsle getrieben, um so den natürlichen Harn-
gang zu verbergen, wies Anna mit der Begründung zurück, sie habe als lang kain harn
gehept, durch den langen Aufenthalt an der Luft während ihrer Reise habe sie dann aber
ain harn zwen löffel vol, gar wenig gehabt.
964
                                                           
960
Vgl. L
ANGENMANTEL
, Chronik, fol. 518f. Ähnlich P
REU
, Chronik, S. 21 sowie R
OTH
, Anna Laminit,
S. 403f.
961
Vgl. R
OTH
, Anna Laminit, S. 404. Als Familienname Magdalenas wird hier, wie auch im Schreiben
Kunigundes,  Schweiklen angegeben, dieser Name ist allerdings nicht im Verzeichnis der Pütrich-
Schwestern zu finden. Dieses Verzeichnis nennt dagegen eine gewisse Magdalena Hörmanin als
Warterin der Herzogin Kunigunde. Vgl. H
UFNAGEL
, Pütrich, S. 292f. Möglicherweise handelt es sich
bei beiden um eine Person; unstrittig ist, daß eine Magdalena zu den engen Vertrauten der Herzogin
während ihres Aufenthaltes im Pütrich-Regelhaus gehörte; der Familienname Magdalenas läßt sich
aber weder dem an sie gerichteten Schreiben Maximilians noch den Anweisungen Kunigundes für eine
Pilgerfahrt entnehmen. Vgl. BayHStA, Fürstensachen 305, fol. 9 und 12. Der Originalbrief Anna
Laminits an Herzogin Kunigunde ist nicht aufzufinden, die überlieferte Fassung findet sich im
Zusammenhang mit dem Schreiben der Herzogin in der Remschen Chronik.
962
„zelten“ sind ein flacher, dünner Kuchen, vgl. G
RIMM
, Deutsches Wörterbuch, Bd. 31, Sp. 625 und
626 (airzelten).
963
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 18.
964
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 18. Auch Georg Preu berichtet, daß Anna für den Fall dieser
natürlichen Körperfunktionen vorgesorgt habe: ... da aß sie aus und harnet ain glaß vol und schitts
hinaus. das sahent die junckfrauen all und giegen zu der hertzogin... Vgl. P
REU
, Chronik, S. 21.

215
Nachdem sie sich geweigert habe, von den Küchlein und Zelten zu essen, habe sie die
Herzogin schließlich an die gemeinsame Tafel der Schwestern geführt, wo sie gemein-
sam mit ihnen met und brot verzehrt habe, das sie aber nicht habe bei sich behalten kön-
nen, sie sei davon sogar so krank geworden, daß zwei Schwestern die ganze Nacht über
bei ihr wachen mußten. Schließlich habe sie beschlossen, so viel zu essen, wie es ihr
möglich sei, davon sei sie aber immer kränker geworden. Als Zeugen für die Richtigkeit
ihrer Aussagen nannte Anna einen Doktor aus Freiburg, der ihr nach der Beichte geraten
habe, in Zukunft keine Speisen mehr zu sich zu nehmen, da dies ihr Leben verkürzen
werde. Er sei, wie Anna weiter schrieb, sogar bereit, persönlich zur Herzogin nach
München zu reisen, um diese über ihren Gesundheitszustand aufzuklären, allerdings sei
er zur Zeit dazu nicht in der Lage, diesen Weg von Linz, wo er sich gerade aufhielte,
anzutreten, da er in die frantzosen ankomen sei. Schließlich bekräftigte Anna nochmals
ihren Wunsch, endlich essen zu können, was aber durch ein schreckliches Würgen ver-
hindert werde.
965
Auf dieses Schreiben, das Anna bald nach ihrer Rückkehr aus München verfaßt hatte,
reagierte Kunigunde, obwohl sie sicherlich sehr aufgebracht darüber war, zunächst mit
Geduld. Sie wollte, wie sie später schrieb, erst die Ankunft des angekündigten Beicht-
vaters abwarten. Erst im folgenden Jahr, auf den Tag genau ein Jahr nach Annas
Ankunft im Regelhaus, schrieb sie einen Brief an eine nicht genannte Augsburger Per-
sönlichkeit, in dem sie Annas Ausreden Punkt für Punkt entkräftete und dafür sorgte,
daß deren Ruf in Augsburg für alle Zeiten zerstört wurde.
966
Als erstes wies sie die Aussage Annas zurück, die mitgeführten airzeltlin und kiechlach
seien für die Dienerin Appel bestimmt gewesen, denn selbstverständlich habe man nicht
die Absicht gehabt, die Magd in München verhungern zu lassen.
967
 Im Anschluß an
diese erste Zurückweisung folgt eine ausführliche Schilderung der Münchner Ereignisse
aus der Sicht der bayerischen Herzogin, bis hin zu Annas Abreise aus München. Daran
                                                           
965
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 18f. sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 404f.
966
Dieses schon angespochene Schreiben Kunigundes, welches im Original nicht aufzufinden ist, ist in
der Remschen Chronik überliefert. Möglicherweise war es an den Rat der Stadt Augsburg gerichtet,
vgl. P
REU
, Chronik, S. 21, der berichtet, Kunigunde habe in einem Schreiben den Rat der Stadt
gebeten, Anna aus der Stadt zu verweisen, ihr Leben aber zu verschonen. Vgl. auch R
OTH
, Anna
Laminit, S. 405. Auch L
ANGENMANTEL
, Chronik, fol. 519, weiß von mehreren Schreiben der Herzogin
zu berichten. Nach seinen Informationen habe sich Kunigunde bei ihrem Bruder Maximilian und ihrem
Sohn Wilhelm über das Verhalten der Laminit beschwert, der Kaiser selbst habe dann den Rat der
Stadt gebeten, Anna der Stadt zu verweisen.
967
Es sei ihr schimpflich gewesen, solt [sie] ir magt erhungern haben lassen, lautete die logische und
überzeugende Entgegnung der Herzogin. Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 13, sowie R
OTH
, Anna
Laminit, S. 405.

216
schließt sich eine weitere Aufzählung der Argumente Annas und deren Richtigstellung
durch Kunigunde an. Den Punkt der manipulierten Harnabgabe verschwieg die Herzo-
gin allerdings höflich von glimpf wegen der lesenden meiner geschrift.
968
Es sei zwar richtig, daß die Laminit von der ersten richt, die sei bei den schwestern im
refet aß, gewürgt habe. Sie habe dann die bei Anna gefundenen Küchlein bringen lassen
und ihr gesagt, sie habe davon gegessen und nicht erbrochen. Weiter habe sie gefragt, ob
diese Speise bösser wär zu behalten als die Speisen, die es im Kloster gebe. Darauf habe
Anna keine Antwort gegeben, die urspünglich aufgetragene Mahlzeit gegessen und diese
auf menschliche daiung bei sich behalten.
969
Die Aussage Annas, sie sei durch die Speisen krank geworden, so daß zwei Schwestern
die Nacht hindurch bei ihr wachen mußten, wurde von Kunigunde ebenfalls zurückge-
wiesen. Es sei auch richtig, daß eine Schwester die Nacht mit ihr im Zimmer verbracht
habe, allerdings nicht aufgrund einer Krankheit, sondern um unbedachte Handlungen
Annas zu verhinderten.
970
Was den Freiburger Doktor betreffe, habe sie nun beinahe ein Jahr auf den angekündig-
ten Besuch gewartet, der aber nie erfolgt sei. Sie fände es jedoch merkwürdig, daß er die
kurze Strecke zwischen Augsburg und München nicht habe zurücklegen können, daß er
aber trotz seiner Krankheit in der Lage gewesen sei, ins viel weiter entfernte Linz zu
reisen. Die Ankündigung Annas an eine der Mitschwestern Kunigundes, sie habe ainem
doctor der hailigen geschrift gebeicht [...], der sei willens, bald her gen München
zekumen, der well selbs mit mir reden, sei aufgrund der langen Wartezeit von einem
Jahr nicht glaubhaft, sie, Kunigunde, sei mittlerweile fest davon überzeugt,  daß die
Lamenittin aus gewonlicher übung unwarhaft geschriben habe.
971
Was den Rat ihres Beichtvaters angehe, nichts zu essen, so sei Kunigunde nicht unbe-
dingt davon überzeugt, daß Anna die Wahrheit sage, da das, was diese bei ihrem Besuch
in München  über den Beichtvater, einen Mönch des Klosters zum Heiligen Kreuz,
gesagt habe, nicht für die Ehrsamkeit des priesterlichen Standes spreche. Annas
Wunsch, essen zu können, kommentierte die Herzogin folgendermaßen: Wenn sie
gewußt hätte, daß Anna Nahrung zu sich nähme, hätte sie diese niemals zu sich eingela-
                                                           
968
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14.
969
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 14f.
970
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 15 und oben.
971
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 15 sowie R
OTH
, Anna Laminit, S. 406. Aus der Angabe Kunigundes,
sie habe ein Jahr auf den angekündigten Besuch des Freiburger Doktors gewartet, erklärt sich auch die
Annahme, daß Anna Laminit die erwähnten Briefe an Kunigundes Warterin und an die Herzogin selbst
bald nach ihrer Rückkehr aus München im Oktober 1512 verfaßt haben muß.

217
den, da sie doch all ihre Berühmtheit nur der Tatsache zu verdanken habe, daß sie wider
menschlichen natur ungeessen zu leben verstünde, weshalb man sie für hailig achten
will.
972
Auch der gegenüber Kunigundes Dienerin Magdalena aufgestellten Behauptung, der Rat
von Augsburg habe sie nicht nach München gehen lassen wollen, widersprach die Her-
zogin. Sie habe allerdings nicht an den Rat der Stadt schreiben und um eine Reiseer-
laubnis bitten wollen, da sie dies von der Lamenittin für ain hochfart verstanden habe;
schließlich sei Anna ja auch ohne eine Bitte zu ihr gekommen.
973
 In diesem Zusammen-
hang wies Kunigunde auch Annas Klage, sie wäre nicht gekommen, hätte man ihr nicht
so viele Briefe geschrieben, energisch zurück: Sie habe in einem Brief die Einladung
ausgesprochen und dies sogar erst, nachdem ihr von der Laminit versichert worden sei,
daß ihr die Fahrt nach München keinen Schaden zufügen werde, obwohl man ihr bei
einem Besuch in Augsburg von einer schweren Krankheit Annas erzählt habe.
974
Abschließend schilderte Kunigunde die Erlebnisse der Ehefrau eines gewissen Jacob
Täntzlis, in deren Gegenwart Anna sich beim Abendmahl geäußert habe, daß ihr das
Sakrament, das die für Laien übliche Größe gehabt habe, zu groß sei. Mit dieser
„Zeugenaussage“ wollte die Herzogin die Behauptung Annas entkräften, hätte sie in
München am Abendmahl teilgenommen, wäre alles übrige nicht geschehen.
975
Ihrem Erklärungsschreiben legte sie eine Abschrift der Zeilen bei, die ihr Anna im Jahr
zuvor geschickt hatte, um so den unglaubwürdigen Verteidigungsversuch der ertappten
Schwindlerin besser belegen zu können. Kunigundes Erklärungen scheinen auch den
Rat der Stadt Augsburg überzeugt zu haben. Möglicherweise sorgte auch eine an Maxi-
milian gerichtete Bitte der Herzogin für eine Verurteilung der entlarvten Schwind-
lerin.
976
 Wie Wilhelm Rem berichtet, wurde Anna Laminit am 18. Februar 1514 auf
Befehl des Kaisers durch den Stadtvogt angewiesen, die Stadt bis zum 20. Februar mit-
tags zu verlassen und nicht mehr zurückzukehren, solange sie lebe. Allerdings war diese
Verbannung eine relativ milde Strafe, da es ihr sogar erlaubt wurde, ihr Vermögen von
etwa 1.600 Gulden mit sich zu nehmen, wenn man einen Vergleich zu anderen, ähnlich
                                                           
972
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 16.
973
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 16.
974
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 16.
975
Vgl. R
EM
, Newe Geschichten, S. 17.
976
Vgl. S
ENDER
, Chronik, S. 117, sowie L
ANGENMANTEL
, Chronik, fol. 519: Und die hertzogin hat es
irem pruder, dem kaiser Maximilian, geschriben und clagt und irem sun, hertzog Wilhelm von Payren.
Also schrieb der kayser ainem rat zw Augspurg und gebott ernstlichen, daß man in angesicht des
mandatz dem Lamanitlin die stat solt verpieten, und darzw, daß sy ain tag raysweg nit solt komen, wo
der kaysser were. Vgl. außerdem R
OTH
, Anna Laminit, S. 407.

218
gelagerten Fällen zieht, wo religiöse Schwindler in der Regel dem Flammentod zum
Opfer fielen.
977
 Ob aber die Fürsprache wichtiger Persönlichkeiten der Stadt Augsburg -
hier wäre beispielsweise an Anton Welser zu denken -, andere Anhänger, der Kaiser
oder die Herzogin für diese milde Behandlung verantwortlich waren, läßt sich aufgrund
der Quellenlage nicht mehr ermitteln.
978
 Die Verurteilte verließ tatsächlich die Stadt,
nach einem Aufenthalt in einem Frauenkloster zu Kempten und in Kaufbeuren, wo sie
einen gewissen schnitzer kennenlernte und heiratete, zog sie gemeinsam mit ihrem
Ehemann nach Freiburg im Üchtland (Schweiz).
979
 Ein langes Eheglück sollte beiden
nicht beschieden sein; aufgrund verschiedener Vergehen wurde Anna im Jahre 1518 in
Freiburg zum Tode verurteilt und schließlich ertränkt.
980
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