Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie



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7.3 Letzte Heiratsvorbereitungen
Trotz des besänftigenden Schreibens Erzherzog Sigmunds an den Kaiser waren schon
am 17. Dezember 1486 in Innsbruck mehrere Verträge geschlossen worden. Sigmund
von Tirol zeigte sich bereit, die Heiratsabrede, die er bereits am 30. August zwischen
seiner junger Verwandten und Herzog Albrecht von Bayern-München aufgesetzt hatte,
erneut zu besiegeln.
328
 In Verbindung mit diesem ersten Vertrag hielt Sigmund sein Ver-
sprechen ein und stellte eine Verschreibung in Höhe von 40.000 rheinischen Gulden
zugunsten Kunigundes aus. Sigmund versicherte in der urkundlichen Fassung der Hei-
ratsabrede ausdrücklich, daß er diese auf Befehl Kaiser Friedrichs und König Maximi-
lians beschlossen und ausgefertigt habe. Nach dieser Einleitung wurden die Bedin-
gungen in Hinblick auf Mitgift, Heiratsgut, Morgengabe und Widerlage aufgelistet:
329
Kaiser Friedrich sollte Kunigunde dem Münchner Herzog Albrecht zur Ehe geben und
diesem und dessen Erben die Herrschaft Abensberg und die Besitztümer des verstor-
benen Niklas von Abensberg zu Lehen vermachen, die Herrschaft sollte aber gleich-
zeitig in den Besitz des Herzogtums Bayern-München  übergehen. Zudem wurde der
Kaiser verpflichtet, seiner Tochter alle fahrende Habe ihrer verstorbenen Mutter zu
überlassen, die auf 20.000 Gulden geschätzt worden war.
330
 Auch König Maximilian
                                                           
326
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 173; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 909 sowie
R
IEZLER
, Vermählung, S: 384 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, 605, 25. Anders bei S
TAUBER
, Herzog
Georg, S. 319. Erzherzog Sigmund habe sich in jenem Schreiben an den Kaiser für den Vollzug der
Eheabrede gerechtfertigt sowie den vorgesehenen Termin für das Beilager gemeldet, wobei er
mehrfach betonte, er habe sich nur an seinen Auftrag gehalten. Zudem sei er auf die negativen Folgen,
die bei einem Nicht-Zustandekommen der Ehe drohen würden, eingegangen.
327
Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 7890; L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 906 und R
IEZLER
,
Vermählung, S. 384.
328
Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 604 sowie Geh.HausA, Hausurkunden 811 (Heiratsabrede vom 30.
August  1486); TLA Innsbruck, Kopialbücher  Ältere Reihe J/8 (1486), fol. 151-155; Druck bei
H
ERRGOTT
, Genealogia, Bd. 3, Nr. XLIV und L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest 907.
329
Zu den Begriffen und ausgewählten Beispielen spätmittelalterlicher Heiratsverträge vgl. Helga
M
ÖHRING
-M
ÜLLER
: ...wenn sie ihren Witwenstuhl unverrückt läßt. Zur materiellen Absicherung
adeliger Frauen im spätmittelalterlichen Franken, in: Dieter Rödel/Joachim Schneider (Hg.):
Strukturen der Gesellschaft im Mittelalter. Interdisziplinäre Mediävistik in Würzburg. Wiesbaden
1996, S. 18-34.
330
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 811:  [...] .die bemelt sein tochter dem genannten unnserm lieben
oheimen, herrn Albrechten zu dem sacrament der heiligen ee geben, und dartzu in und seinen erben

72
erklärte sich bereit, seiner Schwester eine zusätzliche Mitgift in Höhe von ebenfalls
20.000 Gulden zukommen zu lassen.
331
 Erzherzog Sigmund wollte für Kunigunde in
Form einer Verschreibung sogar die doppelte Summe bereitstellen.
332
Herzog Albrecht sollte seiner künftigen Frau Heiratsgut und Widerlage in Höhe von je
60.000 Gulden und eine Morgengabe in Höhe von 10.000 Gulden anweisen, die Kuni-
gunde zur absolut freien Verfügung stehen sollte. Die Summe, die Albrecht aufzubrin-
gen hatte, insgesamt 130.000 Gulden, sollte so gut gesichert sein, daß Kunigunde pro
Jahr 5% der Summe, ye von 20 gulden ain gulden reinisch, als Einnahmen zur Verfü-
gung stehen würden.
333
Weiterhin wurde vereinbart, was mit den genannten Summen nach dem Tod eines der
beiden zukünftigen Ehepartner zu tun sei. Für den Fall, daß Albrecht vor seiner Frau
sterben sollte, aber Nachkommen vorhanden wären, sollte Kunigunde ihr Heiratsgut und
ihre Morgengabe, insgesamt eine Summe von 70.000 rheinischen Gulden, behalten dür-
fen, dazu das Silbergeschirr und den Schmuck aus ihrem persönlichen Besitz. Von den
wertvollen Hinterlassenschaften Albrechts, wozu Hausrat, Geschirr, Kleider und
Schmuck zählten, sollte Kunigunde die Hälfte erhalten. Falls sie sich nach dem Tod
ihres Mannes nicht wieder verheiraten würde, sollte ihr jährlich eine Rente von 1.000
rheinischen Gulden zustehen. Für den umgekehrten Fall, also den früheren Tod Kuni-
gundes bei Hinterlassung von Erben, sollten Herzog Albrecht und seine Erben die ins-
gesamt 120.000 Gulden des Heiratsgutes und der Widerlage, dazu die fahrende Habe
der Verstorbenen und das, was von Kunigundes Morgengabe übrig sei, erhalten. Sollte
Kunigunde dagegen sterben, ohne Albrecht einen Erben zu hinterlassen, sollten die
Morgengabe und die Widerlage in den Besitz Albrechts übergehen, das Heiratsgut
dagegen sollte Albrecht nur bis zu seinem Tod behalten dürfen, danach würden zwei
                                                                                                                                                                              
die herrschaft Abensperg, und wass durch des von Abensperg tod dem reich haymgevallen ist, leyen.
Also das das füran alles zu seinem fürstenthumb gehörn und dabey beleiben sol. Item sein keyserlich
gnad sol auch der genannten seiner tochter, unnser lieben muemen, geben und volgen lassen alle irer
frawen und muetter löblicher gedächtnus varends habe, so hinder ir verlassen hat, ungevarlich auf
zwaintzigktausent gulden geacht.
331
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 811:  Item die kunigklich wirde sol auch unnserm vergenannten
lieben oheimen zu seiner schwester heyratgut geben zwaintzigtausent guldin rheinisch.
332
Zu den Begriffen Widerlage, Morgengabe und Wittum und deren durchschnittlich Höhe im deutschen
Hochadel vgl. S
PIESS
, Familie, S. 133-162, bes. Graphik 3, S. 145. Beim deutschen Adel lag die
Morgengabe im Durchschnitt bei etwa 1.000 Gulden, Kunigunde, die Tochter des regierenden Kaisers
sollte also das Zehnfache dieser Summe erhalten.
333
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 811:  Item dagegen sol hertzog Albrecht frewlein Kunigunde ir
heyratgut widerlegen mit sechtzigktausent guldin reinisch und sy bemorgengaben mit zehentawsent
guldin reinisch. Mit derselben morgengab sol sy mugen tün und lassen in irem leben oder mit geschäft
nach irem tod in allweg, wie sy gelannget und verlust.

73
Drittel, also 40.000 Gulden, an Albrechts Erben übergehen, das restliche Drittel aber
den Erzherzögen von Österreich zufallen.
Sollten der Ehe keine Nachkommen beschieden sein und Herzog Albrecht vor seiner
Frau sterben, sollte Kunigunde ihre Morgengabe und alles fahrende Gut, mit Ausnahme
von Bargeld, Schuldbriefen und dem Inventar der Städte und Schlösser behalten dürfen.
Zudem sollte sie ihr Heiratsgut in Höhe von 60.000 Gulden zugesprochen bekommen,
die Widerlage, ebenfalls im Wert von 60.000 Gulden, sollte dagegen nur bis zu ihrem
Tod in ihren Händen verbleiben und danach an die Erben Albrechts fallen. Falls sie sich
nicht wieder verheirate, sollten ihr alle Zinsen und Renten, die Heiratsgut, Widerlage
und Morgengabe einbrächten, von den Erben des Bräutigams nicht genommen werden
können; im Falle einer erneuten Heirat würde es aber den Erben Herzog Albrechts zuge-
standen werden, die oben genannten Verschreibungen jährlich abzulösen und die
Summe in bar zuzüglich Zinsen an Kunigunde auszubezahlen.
334
 Die Höhe der Rente
war, im Vergleich mit der Absicherungen anderer adeliger Damen der Zeit, recht groß-
zügig bemessen, da sie sich, ähnlich wie im Fall ihrer Verwandten Katharina von
Sachsen, an der im Heiratsvertrag festgelegten Höhe von Widerlage, Heiratsgut und
Morgengabe orientierte.
335
Abschließend erklärte Erzherzog Sigmund, daß für seine versprochene Verschreibung in
Höhe von 40.000 rheinischen Gulden eine Bürgschaft der Bergarbeiter von Schwaz ge-
leistet werden würde, was auch wenige Tage nach der Heirat, am 4. Januar 1487, ge-
schah.
Währenddessen gingen in Innsbruck die Vorbereitungen für die nun unmittelbar bevor-
stehenden Hochzeitsfeierlichkeiten weiter. Thomas Pipperle
336
, ein Vertrauter Herzog
Albrechts am Tiroler Hof, meldete am 21. Dezember nach München, daß Erzherzog
Sigmund zu allem bereit sei, Albrecht möge sich daher so schnell wie möglich selbst
                                                           
334
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 811.
335
Zur Versorgung im späten Mittelalter am Beispiel Frankens vgl. M
ÖHRING
-M
ÜLLER
, Witwenstuhl, S.
18-34, bes. S. 23. Die Jahresrente einer Witwe betrug bei den dort ausgewählten Beispielen zwischen
15 und 250 Gulden; im Falle Kunigundes darf man allerdings ihre Stellung als (künftige) Herzogin
von Bayern nicht übersehen, die durch höhere Ausgaben und Ansprüche auch eine größere Rente nötig
machte. Zu Katharinas Versorgung vgl. C
ARAMELLE
, Katharina, S. 183-191.
336
Thomas Pipperle, Diener und Kämmerer Herzog Albrechts von Bayern-München und möglicherweise
Förster von Tölz in Oberbayern, war ein wichtiger Vermittler bei der Annäherung Albrechts an
Sigmund von Tirol gewesen. Er wurde oft als Bote zwischen den beiden Höfen eingesetzt und besaß
das volle Vertrauen seines Herren. Um die Jahreswende 1486/87 stand er in den Diensten Erzherzog
Sigmunds von Tirol, später gehörte er zu den gestürzten  „bösen Räten“ am Innsbrucker Hof. Vgl.
H
EGI
, Geächtete Räte, S. 41f. sowie S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 315f. Zum Regiment der sog. „bösen
Räte“ vgl. auch N
IEDERSTÄTTER
, Jahrhundert der Mitte, S. 257-260.

74
nach Tirol begeben.
337
 Auch die Verwandten des Münchner Herzogs waren schon von
den anstehenden Feierlichkeiten informiert worden, wie aus einem weiteren Schreiben
Thomas Pipperles an Albrecht hervorgeht. Darin heißt es, daß der Tiroler Erzherzog
nichts dagegen habe, wenn Albrecht vom Pfalzgrafen Otto von Mosbach begleitet
würde. Auch Bischof Wilhelm von Eichstätt und der Graf von Sulz würden in besagter
Angelegenheit von Sigmund weiter in Tirol festgehalten.
338
Außer dem Pfalzgrafen von Mosbach wurden noch weitere Verwandte des Bräutigams
in Innsbruck erwartet; am 14. Dezember erhielt der Verweser des Marschallamtes,
Balthasar von Au, gegen einen Lohn von 10 Gulden den Auftrag, den beiden bayeri-
schen Herzögen Albrecht und Georg entgegenzureiten, da diese anscheinend in Kürze
erwartet wurden.
339
 Gegen eine absolute Geheimhaltung der Vorbereitungen zur Hoch-
zeit spricht neben der Anreise der Wittelsbacher auch der wohl Ende November 1486
entstandene Bericht eines gewissen Heinrich Eberhard, in dem das bevorstehende Bei-
lager Albrechts und Kunigundes erwähnt wird.
340
7.4 Die Hochzeit in Innsbruck
Nach Abschluß aller Vorbereitungen und dem Eintreffen des Bräutigams und der Hoch-
zeitsgäste konnte nun in Innsbruck am 2. Januar 1487 die Trauung Herzog Albrechts
und der Erzherzogin Kunigunde durch Bischof Wilhelm von Eichstätt vollzogen wer-
den.
341
 Zu diesem Fest, das natürlich nicht so aufwendig gefeiert wurde, wie die Hoch-
                                                           
337
Vgl. BayHStA, KÄA 4795, S. 173 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,26.
338
Schreiben des Thomas Pipperle an Herzog Albrecht vom 24. Dezember 1486. Vgl. BayHStA, KÄA
4795, S. 173 und A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 605,27.
339
Vgl. H
EGI
, Geächtete Räte, S. 70, Anm. 1 mit Verweis auf TLA Innsbruck, Raitbuch 20 (1486), fol.
317 und Raitbuch 21 (1487), fol. 537.
340
Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, Nr. 661.
341
Der genaue Tag der Trauung ist umstritten, da die Quellen verschiedene Angaben machen. So findet
man in der Benediktbeurer Fortsetzung von Ulrich Füetrers Chronik die Angabe Der hat hochtzeit
gehebt und beygelegen zu Innsprugk zu den weinachten Anno etc. 1486 und genomen frawen
Kunigunden, geborne Ertzherzogin von Oesterreich und kayser Fridrichs des dritten tochter. Vgl.
F
ÜETRER
, Bayerische Chronik, Benediktbeurer Fortsetzung, S. 264 und ähnlich S. 217. Veit Arnpeck
nennt in seiner Chronik kein genaues Datum, sondern sagt nur in novo anno, was in den Anmerkungen
mit dem 3. Januar aufgelöst wird. Vgl. A
RNPECK
, Chronica, S. 424, Anm. 5. Dieser Deutung schließt
sich u.a. auch Helmuth Stahleder an, der Mittwoch, den 3. Januar als Hochzeitsdatum nennt. Vgl.
Helmuth S
TAHLEDER
: Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157-1505 (Chronik der Stadt München).
München 1995, hier S. 523. Für den 1. Januar als Datum der Heirat plädiert J
ÄGER
, Übergang, S. 223,
der hier vermutlich der Darstellung Birkens im Fuggerschen Ehrenspiegel, gefolgt ist, wo es heißt: Wie
nun alle notturft abgeredt ware / kame er nach Insbruck / liesse sich in einer Kirche daselbst / in
Erzh. Sigmunds und seiner Gemahlinn gegenwart / durch / Bisch. Wilhelm v. Aichstett / am
Neujahrstag / offentlich trauen / und hielte Beylager. Vgl. F
UGGER
/B
IRKEN
, Ehrenspiegel, S. 963. Wie
üblich keine genaue Angabe zur Chronologie bietet die anonyme Biographie Kunigundes: Da nam der
weissblaw Kunig frawlein Chungunden tzur ee, vnnd ist der beygelegen in dess frolichen weissen
kunigs hauptstadt. Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 79.

75
zeit Erzherzog Sigmunds mit seiner zweiten Frau Katharina von Sachsen, hatte sich aber
dennoch eine illustre Gästeschar in der Kirche St. Stephan zu Innsbruck versammelt.
Angeführt von Erzherzog Sigmund, der persönlich mit seiner Gattin erschienen war,
nahmen auch zahlreiche Wittelsbacher, darunter Herzog Georg von Bayern-Landshut,
der Pfalzgraf Otto von Mosbach sowie die Bischöfe von Passau und Brixen am
Trauungsgottesdienst teil, der nach dem Beilager stattfand.
342
Zwei Tage nach der Trauung stellte Herzog Albrecht, der mit seiner jungen Frau noch in
Tirol weilte, die Urkunden über Heiratsgut, Widerlage und Morgengabe in einer Höhe
von insgesamt 90.000 Gulden zugunsten seiner Gemahlin Kunigunde aus. In diesem
Dokument versicherte auch Erzherzog Sigmund nochmals, daß er die Erlaubnis zur
Ausfertigung der Heiratsabrede von Kaiser Friedrich und König Maximilian erhalten
habe. Für die Sicherheit der von ihm garantierten 40.000 Gulden stünden die Berg-
arbeiter von Schwaz ein.
343
 Als Sicherheit für die von Herzog Albrecht garantierte
Summe dienten unter anderem die Herrschaften Landsberg und Pfaffenhofen sowie
Abensberg, das sich aber nicht im Besitz des Münchner Herzogs befand, sondern recht-
lich noch immer zum Reich gehörte, dessen künftige Zugehörigkeit zu Bayern aber aus-
drücklich betont wurde.
344
 Auch die Passagen der Heiratsabrede, die sich mit der fah-
renden Habe Kunigundes, ihrem Schmuck und der Mitgift ihres Bruders beschäftigten,
wurden in dieser Urkunden nochmals festgeschrieben.
345
 Um die Vereinbarungen der
Urkunde zu bekräftigen, wurde der Verschreibungsbrief Herzog Albrechts zwei Tage
später von Bischof Georg von Brixen bestätigt.
346
Bemerkenswert an diesem Vertrag ist besonders die Sparsamkeit Herzog Albrechts, da
Heiratsgut und Widerlage mit jeweils 40.000 rheinischen Gulden insgesamt um 40.000
Gulden geringer ausgefallen waren, als dies in den beiden Heiratsabreden vom 30.
August und 17. Dezember vereinbart worden war.
347
 Dieses und die Tatsache, daß die
                                                           
342
Vgl. R
IEZLER
, Vermählung, S. 384. Hochzeiten mußten im Spätmittelalter durchaus nicht immer
aufwendig gefeiert werden, vgl. S
PIESS
, Familie, S. 119-130, bes. 123. In diesem Fall ist die fehlende
Pracht wohl vor allem durch das fehlende Einverständnis des Kaisers zu begründen.
343
Besorgnis- und Schadlosbrief der Bergarbeiter von Schwaz, vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 812 und
TLA Innsbruck, Kopialbücher Ältere Reihe J/8 (1486), fol. 148-150.
344
Zur rechtlichen Problematik, ein quasi landfremdes Gebiet als Sicherheit anzubieten vgl. J
ÄGER
,
Übergang, S. 324.
345
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 813; HHStA Wien, AUR (Familienurkunden  798) vom 4.1.1487
sowie L
ICHNOWSKY
, Haus Habsburg, Bd. 8, Regest Nr. 911.
346
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 813.
347
Kunigundes anonymer Biograph, der den erfolglosen Ausgang der wittelsbachischen Finanz- und
Expansionspolitik ja bereits kannte, meint dazu, Albrecht habe aufgrund der unsicheren Lage seinen
möglichen Verlust von Anfang an in Grenzen halten wollen, vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 80f.:
Also möcht ain verstänndiger gesell fragen, wie dem also beschehen, dass der blabweiss Kunig seim

76
Herrschaft Abensberg ein Reichslehen war, das ihm noch nicht vom Kaiser verliehen
worden war, war rechtlich nicht korrekt, wurde von Erzherzog Sigmund und der Braut
aber anscheinend kommentarlos zur Kenntnis genommen.
348
 Erstaunlich ist auch, daß
weder Erzherzog Sigmund noch die Braut selbst gegen diese plötzlich eingetretenen
Kürzungen protestierten. Auch die Art und Weise, wie in diesem Dokument über Kuni-
gunde gesprochen wird, beispielsweise die Ausstellung des Ehevertrages durch Erzher-
zog Sigmund, der seine Verwandte dem Ehemann übergeben habe, ist ungewöhnlich
und läßt Kunigunde beinahe wie eine Waise erscheinen, da die Übergabe der Braut
normalerweise durch den Vater geschah. Das Fehlen jeglicher Nennung von Vater oder
Bruder bemängelte schon Kunigundes anonymer Biograph:
So hett es auch sunnst vm den obberürten widerlag vnnd morgengab brief ain fast
vnziembliche gestalt; wann der annders nit gestimet was, dann, ob dess
blabweissen Kunig gemachl fraw Chüngund tzu den zeiten vaterlos, auch von irer
Sipschafft nymand mer im leben wer dann alain der frolich weiss Kunig.
349
Zu den Auffälligkeiten, welche die Hochzeit Albrechts und Kunigundes begleiteten,
zählt auch die Tatsache, daß die neue Herzogin von Bayern-München keinen Erbver-
zicht auf die väterlichen Länder ausstellte, wie dies bei Eheschließungen von Töchtern
regierender Familien normalerweise üblich war.
350
 Kunigunde hätte durch die Unter-
zeichnung der Erklärung darauf verzichtet, für sich selbst, ihren Mann und die gemein-
samen Kinder Ansprüche auf den väterlichen Besitz zu erheben. Erst wenn die Familie
der Habsburger im Mannesstamm erloschen wäre, hätten Kunigunde oder ihre Nach-
kommen das Erbe antreten können. Man kann davon ausgehen, daß der Münchner Her-
zog bewußt einen solchen Verzicht seiner Ehefrau verhinderte, um zu gegebener Zeit
durch die gemeinsamen Kinder Erbansprüche auf Teile des Habsburgerbesitzes stellen
zu können. Herzog Albrecht hoffte besonders auf das Herzogtum Tirol, wo er sich durch
die Verschreibungen Erzherzog Sigmunds gute Chancen auf dessen Nachfolge ausrech-
nete, obwohl die Habsburger im Teilungsvertrag von 1379 die weibliche Erbfolge aus-
geschlossen hatten.
351
 Später sollte dann auch auf bayerischer Seite immer wieder ange-
                                                                                                                                                                              
gemachl frawn Chungunden mer nit widerlegt hab, dann was ir von irm vettern dem frolichen weissen
kunig tzu heyratgut mit geben ward, tzu wissen, vierzig tausennd guldein reinisch. Dem sey auf sein
fragen tzu antwurt gesagt also. Der blabweiss kunig wolt ime halt schadens vor seyn, solt er nw mer
wider ist haben, dann er von seins gemachls heyratgut sicher seyn wesst, was ime sorgklichen, das
wagstücklein, so ime fraw Minne eingeraten, möcht am ennde seine teuren pfenninge cossten. Also
wolt er mit seinen gulden ferrer nit auf die zahlbannckh.
348
Vgl. J
ÄGER
, Landständischer Verfassung, Bd. 2,2, S. 311.
349
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 81. Vgl. ferner J
ÄGER
,  Übergang, S. 324 sowie J
ÄGER
,
Landständische Verfassung, S. 311.
350
Zum Erbverzicht von Töchtern vgl. S
PIESS
, Familie, S. 327-337.
351
Vgl. R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S. 503; S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 318f; B
AUM
, Sigmund, S. 452.

77
sprochen werden, daß Kunigunde das gleiche Erbrecht besäße wie ihr Bruder Maxi-
milian.
352
 Diese Überlegungen Herzog Albrechts werden bestätigt durch die Rechtferti-
gung seiner Heirat gegenüber Herzog Georg von Bayern-Landshut, der ihn im Falle
eines söhnelosen Todes beerben sollte. Albrechts Bote, der Bischof von Eichstätt,
betonte unter anderem auch die Vorteile der Verbindung der Wittelsbacher mit den
Habsburgern, denen weitere folgen könnten.
353
 Relativiert wird die Spekulation
Albrechts auf mögliche Erbansprüche allerdings dadurch, daß Kaiser Friedrich anfäng-
lich der Heirat seiner Tochter aus einem ähnlichen Grund nicht ablehnend gegenüber-
stand. Da Albrechts Brüder Sigmund, Christoph und Wolfgang noch unverheiratet
waren, hoffte er, über die Nachkommen Kunigundes einen Erbanspruch für die Habs-
burger in Oberbayern erlangen zu können.
354
Kurz nach der Hochzeit machte sich das Paar, das von den bayerischen Verwandten
Albrechts begleitet wurde, über Hall im Inntal auf den Weg nach München, wo alles für
den Empfang des Herzogspaares vorbereitet worden war. Am Nachmittag des 9. Januar,
zwischen drei und vier Uhr,
 355
zogen Albrecht und Kunigunde schließlich in Begleitung
Herzog Georgs, der Bischöfe Sixtus Tannberger von Freising und Friedrich von Passau
in München ein,
356
 wo sie von Albrechts jüngeren Brüdern, den Herzögen Christoph
                                                           
352
Vgl. R
IEZLER
, Baiern, Bd. 3, S. 503; 
DERS
., Vermählung, S. 385, sowie Ulmann, Maximilian, Bd. 1, S.
53, Anm. 1; Vgl. außerdem H
EGI
, Geächtete Räte, S. 147, 171 sowie W
IESFLECKER
, Maximilian, Bd.
5, S. 10.
353
Herzog Albrecht meinte möglicherweise das Verlöbnis zwischen Georgs Tochter Elisabeth und
Maximilians Sohn Philipp, das zwar 1491 vereinbart wurde, aber nicht zu einer Ehe führte. Vgl.
R
IEZLER
, Vermählung, S. 386.
354
Vgl. A
NGERMEIER
, RTA 1486, S. 72f. sowie S
TAUBER
, Herzog Georg, S. 318.  Allerdings hatte
Herzog Albrecht bereits am 7. Juli 1485 den Landshuter zu seinem Erben für den Fall eingesetzt, daß
er ohne Söhne sterben würde. Vgl. K
RAUS
, Sammlung der Kräfte, S. 291f. sowie Riezler, Baiern, Bd.
3, S. 498.
355
Vgl. BayStabi, Rar. 509, fol. 48 (Oefele, Scriptores rerum Boicarium): Item mein gnedige Fraw
Kunigund, Kaiser Fridericus tochter, Hertzog Albrechts Gemachel, ist hie zw Munchen des
allerersten eingefarn des 9. Tag Januarii nachmittags zwischen 3 und 4 Urn Anno 1487 Jarn sowie
S
TAHLEDER
, Chronik, S. 523f. In München wurden beispielsweise die Straßen für den Empfang des
herzoglichen Paares geräumt. Diese Formulierung das holtz und kot ab den gassen ze rauwmen, als
unser gnadige fraw kom, ist doppeldeutig, vermutlich handelte es sich aber um das Aufräumen der
Straßen vor dem Eintreffen Albrechts und Kunigundes. Vgl. StadtA München, KR 1486/87 fol. 86r
356
Einige Quellen berichten von einem prachtvollen Einzug des frischvermählten Paares, vgl. A
RNPECK
,
Chronica, S. 424: Postea feria 3. post epiphanias domini ipsa domina sponsa introducta fuit in
Monacum, ubi sibi obviaverunt dominus sponsus Adalbertus et Georgius, duces Bavariae, Sixtus
episcopus Frisingensis ac Fridericus comes de Otingen, electus Pataviensis, et alii quam plures, qui
omnes eam cum gaudio susceperunt et honore induxerunt. Vgl. auch F
UGGER
/B
IRKEN
, Ehrenspiegel,
S. 963: Am o
É
 nach Epiphaniae / reisete er mit ihr von Insbruck ab: und ward folgends diese neue
Herzoginn in Bayrn / in begleitung Herz. Georgens zu Landshut / Bisch. Sixti zu Freysingen / und
Bisch. Friderichs zu Passau gebohrnen Gravens von Oettingen / zu München mit allem pracht ein=
und heimgeführet. Vgl. außerdem J
ÄGER
, Übergang, S. 325. S
TAHLEDER
, Chronik, S. 524 nennt den
Dienstag [= 9. Januar] als Ankunftstag in München. Der gut informierte Biograph Kunigundes erzählt
dagegen, daß in München zwar die recht hochzeit gehalten wurde, daß sich aber die Festlichkeiten im
Rahmen hielten wie wol nit mit übergrossem pranngen, weil der Bräutigam verhindern wollte, daß

78
und Wolfgang erwartet wurden. Die Festlichkeiten, die in den folgenden Tagen
abgehalten wurden, entschädigten das Brautpaar sicherlich für die eher schlicht
verlaufene Trauungszeremonie in Innsbruck. Auf dem Programm stand unter anderem
ein Empfang durch die Bürger der Stadt München in einem der örtlichen Tanzhäuser,
wie die Rechnung für einen Stuhl belegt, der extra für diesen Anlaß angefertigt
wurde.
357
 Das Geschenk der Stadt München wurde der neuen Herzogin erst ein knappes
halbes Jahr nach der Heirat und den Feierlichkeiten überreicht, was für die relative
Heimlichkeit spricht, mit der die Eheschließung vorbereitet wurde. Als Ausgleich für
die verspätete 
Übergabe 
übertrafen die drei goldenen Pokale und die
Goldschmiedearbeiten im Wert von 335 Pfund, die Kunigunde schließlich erhielt, aber
alles bisher Dagewesene.
358
  Möglicherweise drückte die Stadt so ihre Freude darüber
aus, daß dem Münchner Hof endlich wieder eine Herzogin vorstand.
In den folgenden Wochen und Monaten trafen in München auch die Hochzeitsge-
schenke verschiedener anderer Städte ein. So schickte beispielsweise die Reichsstadt
Augsburg noch im Januar die Herren Goss und Ridler in die Hauptstadt Albrechts, um
dem jungen Ehepaar Glückwünsche und das Präsent ihrer Stadt zu überbringen, einen
vergoldeten, mit Bargeld gefüllten Becher im Wert von 130 Gulden.
359
 Ähnlich wertvoll
war das Geschenk der Vertreter der Stadt Nürnberg, die Niklas Groland mit einen sil-
                                                                                                                                                                              
yemand aus der nachperschaft [...] im den armen iudas aufblaset. Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S.
79. Diese Begründung scheint allerdings aus der Luft gegriffen: Die direkten Nachbarn Albrechts,
Erzherzog Sigmund von Tirol und Herzog Georg von Bayern-Landshut sowie verschiedene Bischöfe
der Umgebung, hatten der Trauungszeremonie begewohnt; ferner wußte Albrecht, daß er die Hochzeit
vor seinem Schwiegervater nicht geheimhalten konnte, nachdem Erzherzog Sigmund seinen Vetter
schon am 4. Januar über das Zustandekommen der Ehe informiert hatte.
357
Der Kistler Martin Weissenhorn wurde von der Stadt mit 1. Pfund, 5 Schillingen und 6 Pfennigen für
die Herstellung eines Stuhles entlohnt. Vgl. StadtA München, KR 1486/87, S. 103
r
 sowie S
TAHLEDER
,
Chronik, S. 524.
358
Insgesamt wurde eine Rechnung über 335 Pfund 7 Schillinge und 15 Pfennige ausgestellt. Vgl StadtA
München, KR 1487/88, fol. 77
v
, S
TAHLEDER
, Chronik, S. 527 sowie S
OLLEDER
, München im
Mittelalter, S. 414.
359
 Zur Gesandtschaft der Herren Goss und Ridler vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher 1487, fol.
23r. Die vergulte scheyr wurde vom Augsburger Goldschmied Hans Müller angefertigt und enthielt
100 Gulden, die Kunigunde, des Römischen kaysers tochter, hertzog Albrechts von Bayern gemachel
zum Geschenk gemacht wurden. Zum Geschenk der Stadt Augsburg vgl. auch Friedrich R
OTH
(Bearb.): Chronik des Hector Mülich. 1348-1487. Mit Zusätzen von Demer, Walther und Rem (Die
Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 22. Die Chroniken der
schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 3). Nachdr. der Auflage Leipzig 1892. Göttingen 1965, hier S.
376. Die großzügige Gabe sollte auch den Zorn Albrechts mildern, den dieser, nach Meinung des
Chronisten Mülich, zu Unrecht wegen der Ermordung des Niklas von Abensberg gegen die Stadt
hegte, wurde aber vom Münchner Herzog postwendend zurückgeschickt. Vgl. Cgm 895 (Fuggers
Ehrenspiegel), fol. 370: Auff welche hochzeyt der rath zu Augsburg hertzog Albrechten ain silberine
und verguldte schewren, hundert gulden werdt unnd hundert und sechtzig guldin darinnen, durch sein
raths potschafft schencken unnd verehren lassen, welche der stoltz fürst von deswegen, das der rath
hertzog Christoffen unnd Wolfganngen aus befelch des kaysers wider ine hilff gethan, nicht
annemmen wöllen, sonder wider haimgeschickt [...].

79
bernen Becher im Wert von 120 Gulden nach München schickten.
360
 Was genau die
Stadt Regensburg dem Münchner Herzogspaar überreichen ließ, ist nicht bekannt; Hans
Trainer, der Stadtkämmerer, und Wilhelm Frank reisten am 26. Januar nach München,
um Kunigunde ein nicht näher bezeichnetes klainat zu überreichen.
361
Kurz nach ihrer Ankunft in München machte Kunigunde auch von ihrem Recht der
„preces primariae“ Gebrauch, das einem Fürsten oder einer Fürstin zu Beginn der
Regierung gestattete, in allen Stiften und Klöstern des Landes einen Kanoniker zu
ernennen, der auch akzeptiert werden mußte.
362
 Allerdings scheint sich Kunigunde mit
ihren „ersten Bitten“ nicht immer durchgesetzt zu haben, wie ein Brief eines gewissen
Lienhart Obllocher aus dem Jahr 1491 belegt, der sich gegenüber Herzog Albrecht
beklagte, daß sein Vetter Wolfgang Oberdorfer noch immer Probleme habe wegen des
nicht befolgten erste[n] Gepett vom euer fürstlichen Gnaden Gemachel, meiner
genadigen Frauen.
363
 In diese Angelegenheit schaltete sich sogar der kaiserliche Hof-
marschall Sigmund Prüschenk ein, der in einem Schreiben an den bayerischen Herzog
bat, das Anliegen Lienharts und seines Vetters bezüglich der erste[n] bitt Kunigundes zu
unterstützen.
364
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