Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie


Erziehung unter der Obhut des Vaters (1467-1480)



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3.2 Erziehung unter der Obhut des Vaters (1467-1480)
Aus den ersten Jahren der Kindheit Kunigundes sind nur wenige Quellen, zumeist
Rechnungen oder Quittungen, überliefert; sie dürfte sich aber häufig, unterbrochen von
einigen kleineren Reisen, teils auch in Gesellschaft ihres Vaters oder ihres Bruders, in
der Burg von Wiener Neustadt aufgehalten haben.
69
 Während aber der Ablauf der Erzie-
                                                           
64
Vgl. F
UCHS
, Exequien, S. 450, Anm. 8. sowie Z
IERL
, Eleonore, S. 184.
65
Vgl. Z
IERL
, Eleonore, S. 1.
66
Vgl. Karl-Heinz S
PIESS
: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters. 13.
bis Anfang des 16. Jahrhunderts (VSWG Beihefte Nr. 111). Stuttgart 1993, hier S. 481.
67
Auch Kunigunde selbst zeigte später, daß ihre eigene Bindung zu ihren Kindern nicht so eng war, wie
man es dem heutigen Rollenbild einer Mutter entspricht, als sie, dem Vorbild der Heiligen Elisabeth
folgend, ihre Kinder, von denen das jüngste gerade erst 6 Jahre alt war, in der Obhut des Hofpersonals
zurückließ, um in das Münchner Pütrich-Regelhaus einzutreten.
68
Vgl. S
PIESS
, Familie, S. 480f.
69
Gelegentlich gab der Kaiser Anweisung, seine Tochter zu ihm kommen zu lassen, so beispielsweise im
April 1478, als er Baltasar von Weispriach und seiner Frau für die Dienste, die sie seiner Tochter
geleistet hatten, dankte und ihn bat, seinen Kämmerer Wilhelm Auersberger zu Kunigunde zu
schicken, damit dieser die Prinzessin samt ihrem Hofstaat zum Kaiser begleiten könne. Vgl. Joseph

17
hung Maximilians relativ gut dokumentiert ist,
70
  gibt  es  für die Kindheit Kunigundes
keine entsprechenden Belege. Man kann aber davon ausgehen, daß die Prinzessin die
ersten Jahre nach dem Tod der Mutter wohl hauptsächlich in der Gesellschaft des ehe-
maligen Hofstaates der Kaiserin Eleonore verbrachte. Dort übernahm vermutlich eine
der Frauen, vielleicht die ehemalige Amme Kunigundes, die „Mutterrolle“. In dieser
Umgebung wurde Kunigunde selbstverständlich unter Beachtung der Normen des spä-
ten Mittelalters erzogen, wobei der Inhalt der Schriften über die Erziehung, die im
hohen und späten Mittelalter Verbreitung fanden, zwar wohl nicht direkt als Vorlage,
aber sicherlich als bekannte Grundlage im Hintergrund diente.
71
 Nach deren Anleitung
wurde Kunigunde in den Anfängen traditioneller Beschäftigungen adeliger Frauen
unterwiesen, wozu neben hoch geachteten Handarbeiten wie Weben, Spinnen oder
Sticken auch Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben sowie eine erste Beschäftigung
mit Gebeten und Psaltern gehörten.
72
 Ihre Kenntnisse im Lesen erwarben sich die
jungen Mädchen vor allem durch die Lektüre von Legenden, Gebeten und
Erbauungsbüchern, die oft speziell für das weibliche Lesepublikum aus dem
Lateinischen  übersetzt worden waren,
73
 teils aber auch in lateinischer Sprache
auswendig gelernt wurden.
74
 Auch Kunigunde dürfte sich zunächst mit Lektüre dieser
                                                                                                                                                                              
C
HMEL
 (Hg.): Monumenta Habsburgica, Abt.1: Aktenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses
Habsburg im Zeitalter Maximilians I. Bd. 2. Nachdr. der Ausgabe Wien 1855. Hildesheim 1968, S.
543. Zu Balthasar Weispriach vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 224f. Wilhelm Auersperger
stammte aus einer bedeutenden Krainer Adelsfamilie, die wohl auch mit der Familie des kaiserlichen
Rates Andreas von Kraig verwandt war, wie ein Schreiben der Dienerin Kunigundes, Siguna von
Kraig, aus dem Jahr 1478 zeigt. Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 231f.
70
Vgl. F
ICHTENAU
, Maximilian; Gustav S
TRAKOSCH
-G
RASSMANN
: Erziehung und Unterricht im Hause
Habsburg, in: 5. Jahres-Bericht des städt. Kaiser Franz-Josef-Jubiläum-Realgymnasiums in
Korneuburg. Korneuburg 1903, S. 1-82, hier S. 12-18; Emanuel
 
H
ANNAK
: Ein Beitrag zur
Erziehungsgeschichte Kaiser Maximilians I. aus dem Jahre 1466, in: Mitteilungen der Gesellschaft für
deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 11 (1892), S. 145-163.
71
Dazu gehören beispielsweise das aus dem 13. Jahrhundert stammende Werk des Vinzenz von
Beauvais  „Über die Erziehung königlicher Kinder (De eruditione filiorum regalium)“, das sich
weitgehend auf die Ansichten der alten Kirchenlehrer stützte, sowie der „Wälsche Gast“ des Thomasin
von Zirklaere, der im selben Jahrhundert entstand. Vgl. Joachim B
UMKE
: Höfische Kultur. Literatur
und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 8. Aufl. München 1997, hier S. 470ff. Einige Jahrzehnte jünger
ist die Erziehungslehre des Erzbischofes von Bourges, Ägidius Romanus (1442/47-1316), die in zehn
verschiedene Sprachen übersetzt und immer wieder neu gedruckt wurde.
Zur Frauenerziehung im späten Mittelalter vgl. allgemein: Dagmar T
HOSS
: Frauenerziehung im späten
Mittelalter, in: Frau und spätmittelalterlicher Alltag. Internationaler Kongress Krems an der Donau, 2.
bis 5. Oktober 1984 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsberichte, Bd. 473). Wien 1986, S. 301-323. Vgl. außerdem: B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 470-
483 sowie S
HAHAR
, Kindheit, S. 250-256, kurz bei S
PIESS
, Familie, S. 274f.
72
Vgl. B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 473f.
73
Vgl. B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 474f.
74
Vgl. S
HAHAR
, Kindheit, S. 253. Zum Bildungsstand adeliger Damen des späten Mittelalters vgl.
außerdem: Martina B
ACKES
: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15.
Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters (Hermaea. Germanistische
Forschungen, NF, Bd. 68). Tübingen 1992.

18
Art beschäftigt haben; daß sie später auch mit „modernen“ Romanen vertraut war, zeigt
die Namensgebung bei den beiden ältesten Töchtern: Die Namen Sidonie und Sybille
waren in den Familien der Habsburger und Wittelsbacher bisher noch nicht aufgetreten
und wurden wahrscheinlich von den Romanen „Pontus und Sidonia“ (entstanden um
1470/80) sowie „Sibille“ (entstanden vor 1437) abgeleitet.
75
Zur Erziehung adeliger junger Damen des Spätmittelalters gehörte ferner, daß sie zur
Übernahme repräsentativer Aufgaben und zur Unterhaltung ihrer Gäste ausgebildet
wurden; dazu mußten die Mädchen Reiten lernen, sich mit Falkenzucht beschäftigen,
Gesellschaftsspiele wie beispielsweise Schach beherrschen, Geschichten erzählen,
singen und ein Instrument spielen können.
76
 Auch Kunigunde dürfte in all diesen Berei-
chen eine gewisse Grundbildung erhalten haben; während ihrer Ehe spielte sie gele-
gentlich mit ihrem Gatten Albrecht Karten.
77
Einen wichtigen Teil in der Erziehung der jungen Mädchen machte das Erlernen gewis-
ser Anstandsregeln aus, die ihr gesellschaftliches Verhalten bestimmten. Was die
Erzieherinnen und ihre Schülerinnen dabei zu beachten hatten, wurde im 13. Jahrhun-
dert beispielsweise von Thomas von Zirklaere im „Wälschen Gast“ und von Robert de
Blois in seinem Werk „Chastoiement des dames“ niedergeschrieben. Dazu gehörte etwa,
daß eine junge Dame nicht mutwillig scherzen und nicht zu laut sprechen sollte. Auch
das Tragen der richtigen, nicht allzu offenherzigen Kleidung oder das richtige Verhalten
beim Essen wurde in diesen Regeln festgelegt.
78
 Einen großen Raum in der Erziehung
nahm auch die Tugendlehre ein, die den Mädchen helfen sollte, ihren guten Ruf zu
bewahren, indem sie sich durch die erwünschten Eigenschaften wie Schamhaftigkeit
und Keuschheit, Sanftmut und Bescheidenheit, Barmherzigkeit, Güte und Demut aus-
zeichneten. Diese moralische Unterweisung geschah in der Regel nicht durch die Mutter
oder eine Erzieherin, sondern durch einen Geistlichen.
79
Diese Ausbildung, die die Mädchen auf ihre spätere gesellschaftliche Rolle an der Seite
eines Fürsten vorbereiten sollte, wurde abgerundet durch eine eher spielerische Ausein-
                                                           
75
Vgl. Bernd B
ASTERT
: Der Münchner Hof und Fuetrers „Buch der Abenteuer“. Literarische Kontinuität
im Spätmittelalter. (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung, Bd.
33). Frankfurt/Main 1993, hier S. 96.
76
Vgl. S
HAHAR
, Kindheit, S. 253 sowie B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 276.
77
Ein kunstvoller Stich des Goldschmiedes Mattheus Zasinger (geb. 1477) zeigt einen Hofball in der
alten Veste zu München; in einem Erker sitzen Herzog Albrecht und Kunigunde beim Kartenspiel.
Vgl. Fridolin S
OLLEDER
: München im Mittelalter. Neudr. der Ausgabe München 1938. Aalen 1962, S.
65; Abbildung S. 413 sowie Sigmund von R
IEZLER
, Geschichte Baierns, Bd. 3: 1347 bis 1508. Gotha
1889, S. 954.
78
Vgl. B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 477-480.

19
andersetzung mit weiblichem Rollenverhalten. Ähnlich wie die Jungen, die durch mili-
tärisches Spielzeug wie Ritterfiguren, Waffen oder Steckenpferde auf ihre spätere Lauf-
bahn vorbereitet wurden, übten die Mädchen in ihrer Freizeit durch die Beschäftigung
mit Puppen und Puppenzubehör schon beim Spielen ihre spätere Rolle als Mutter und
Leiterin eines Haushaltes.
80
Die Erziehung der Erzherzogin Kunigunde beschränkte sich in den Jahren nach dem
Tod der Mutter allerdings nicht nur auf die oben beschriebenen Studien in der Residenz
von Wiener Neustadt; daß sie auch andere Teile der Erblande zu sehen bekam, zeigen
Rechnungseinträge und Briefe, die Aufenthalte an anderen Orten belegen. Im Früh-
sommer des Jahres 1470 verbrachte sie beispielsweise einige Tage in Gesellschaft
Maximilians in Villach, wie aus einer Quittung für den Viztum in Kärnten, Jakob von
Ernau,
81
 hervorgeht, der für die Verpflegung der Geschwister sowie für die Versorgung
der Pferde und des Hofgesindes insgesamt 379 Pfennig erstattet bekam.
82
 12 Pfund
Pfennige pro Woche erhielt der Hofmarschall Georg Fuchs, der um 1470 als Verant-
wortlicher für die Hofhaltung Kunigundes nachweisbar ist,
83
 für die Verpflegung Kuni-
gundes und irs hofgesinds notturft vnd speis ausbezahlt.
84
 Auch im April des Jahres
1474 weilte Kunigunde in Villach, von wo aus sie einen Brief an den Bürgermeister,
den Richter und den Rat von Wiener Neustadt schrieb.
85
 Dieser Bittbrief an das Stadtre-
giment von Wiener Neustadt ist das erste nachweisbare Schreiben der Erzherzogin und
                                                                                                                                                                              
79
Vgl. B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 481-483.
80
Eine Aufzählung des damals üblichen Kinderspielzeugs, zu dem neben den genannten auch Murmeln,
Kreisel oder Bälle gehörten, findet sich bei u.a. bei Elisabeth L
OFFL
-H
AAG
: Hört ihr die Kinder
lachen? Zur Kindheit im Spätmittelalter (Forum Sozialgeschichte, Bd. 3). Pfaffenweiler 1991, S. 96-
112.
81
 Vgl. 
H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 212.
82
Zur Quittung vom 12. Juni 1470 vgl. Joseph C
HEML
: Regesta Chronologico-Diplomatica Friderici III.
Romanorum Imperatoris (Regis IV.). Auszug aus den im k.k. geheimen Haus- Hof- und Staats-
Archive zu Wien sich befindenden Reichsregistraturbüchern vom Jahre 1440-1493. Nebst Auszügen
aus Original-Urkunden, Manuscripten und Büchern. Wien 1859, hier Nr. 6059.
83
Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 72f. Der aus Tirol stammende Georg Fuchs von Fuchsberg
hatte den Kaiser 1436 bei dessen Zug ins Heilige Land begleitet. Georg blieb sein Leben lang mit dem
Kaiser verbunden und fungierte von 1442 bis 1480 als Hofmarschall, Rat, Kammergerichtsbeisitzer
und Pfleger im Dienste des Herrschers; zeitweilig war er auch für den Hof der Erzherzogin Kunigunde
verantwortlich. Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 299f.
84
Vgl. Joseph C
HMEL
 (Hg.): Regesta Chronologico-Diplomatica Friderici III. Romanorum Imperatoris
(Regis IV.). Auszug aus den im k.k. geheimen Haus- Hof- und Staats-Archive zu Wien sich
befindenden Reichsregistraturbüchern vom Jahre 1440-1493. Nebst Auszügen aus Original-Urkunden,
Manuscripten und Büchern. Wien 1859, hier Nr. 5961 sowie M
AYER
, Wiener Neustadt, S. 241.
85
Sie habe, schreibt Kunigunde, durch Leonhard, den Pfarrer von Spital, vom Tod des Pfarrers zu
Feustricz, Andre Gössel, gehört, dessen Kaplanei nun frei geworden sei. Sie bäte nun die
Angesprochenen, das Lehen, das sie zu vergeben hätten, an genannten Herrn Leonhard weiterzugeben.
Vgl. Brief Kunigundes vom 12. April 1474 in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, Nachlaß
Birk, Schachtel 34.

20
gleichzeitig ein erstes Zeichen von politischer Einmischung, die allerdings noch in sehr
kleinem Rahmen erfolgte.
Auch der Kaiser verbrachte natürlich einige Zeit zusammen mit seiner Tochter, wie
beispielsweise aus einem Schreiben des Dr. Heinrich Stercker an den Markgrafen
Albrecht Achilles von Brandenburg vom 8. März 1476 hervorgeht. Der Kaiser heißt es,
verbringe seine Zeit beim Tanzen und Stechen, seiner Tochter zu Ehren, die Estomihi
hier ankam.
86
Kunigunde bereiste in ihrer Kindheit aber nicht nur verschiedene Orte Österreichs. In
Begleitung ihres Vaters scheint sie auch weitere Reisen unternommen zu haben. Als
Friedrich III. im Jahre 1473 in Trier mit dem burgundischen Herzog Karl zusammentraf,
um über eine mögliche Vermählung ihrer Kinder Maximilian und Maria zu verhandeln,
wurde der Kaiser zumindest auf einem Teil des Weges von seiner Tochter begleitet, wie
ein zeitgenössischer Reisebericht zeigt. Nach dem Bericht eines unbekannten Teilneh-
mers der Reise trafen Kunigunde und Maximilian am 3. April 1473 in Sankt Veit an der
Glan mit dem Kaiser zusammen, der schon einige Tage zuvor aus Graz gekommen war.
Als Eskorte hatte Friedrich III. seinen Kindern etwa 100 Reiter ins nahe Straßburg an
der Gurk entgegengeschickt.
87
 Fast drei Monate war der Zug unterwegs, bis der Kaiser
und sein Gefolge Pforzheim erreichten. Friedrich, der von dort aus zusammen mit sei-
nem Sohn Maximilian nach Trier weiterreiste, ließ nun seine Tochter in der Obhut sei-
ner in der Markgrafschaft Baden verheirateten Schwester Katharina zurück.
88
Wenn der Kaiser nicht mit seiner Tochter zusammen war, gab er brieflich Anweisungen
für deren Wohlergehen, teilweise kümmerte er sich dabei sogar um Kleinigkeiten, wie
den Lohn für eine Wäscherin, die im Dienst Kunigundes stand, die Schusterrechnungen
seiner Kinder oder Opfergeld, das an Kunigunde und ihre Dienerinnen ausbezahlt wer-
                                                           
86
Vgl. Felix P
RIEBATSCH 
(Hg.): Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. Bd. 3:
1481-1486 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 71). Neudr. der Ausgabe 1898.
Osnabrück 1965, S. 618.
87
Vgl. Karl S
CHELLHAAS
 (Hg.): Eine Kaiserreise im Jahre 1473, in: Archiv für Frankfurts Geschichte
und Kunst, 3. Folge, 4 (1893), S. 161-211, hier S. 167. Zu dieser Reiser Kaiser Friedrichs vgl. auch
Hartmut B
OOCKMANN
: Kaiser Friedrich III. unterwegs, in: DA 54 (1998), S. 567-582.
88
Vgl. S
CHELLHAAS
, Kaiserreise, S. 177. Unklar bleibt aber, ob mit der Formulierung uf halbem wegk
da rast unser frawe  überhaupt Kunigunde gemeint ist, auch wenn bei Berichten verschiedener
Gesandter des öfteren diese Redewendung für Kunigunde verwendet wird. Für einen Verbleib
Kunigundes, falls sie wirklich angesprochen ist, spricht, daß sie im weiteren Verlauf des
Reiseberichtes keine Erwähnung mehr findet. Bei den Verhandlungen Kaiser Friedrichs und Herzog
Karls in Trier war sie offensichtlich nicht anwesend, da sie in keinem zeitgenössischen Bericht genannt
wurde. Problematisch wäre bei einem Verbleiben Kunigundes in Baden lediglich die Organisation der
Rückkehr Kunigundes nach Österreich, wobei sich zwei Möglichkeiten anbieten: So könnte sie auf der
Rückreise vom Kaiser abgeholt worden oder aber von einer Eskorte zurück nach Wien oder Wiener
Neustadt gebracht worden sein.

21
den sollte.
89
 Auch der Sorge für die Kleidung seiner Tochter nahm sich der Kaiser
zuweilen höchstpersönlich an.
90
 Wie besorgt Kaiser Friedrich um die Sicherheit seiner
Tochter war, zeigen zwei Briefe vom März 1478, in denen er den Hofmeister seiner
Tochter, Kaspar Aspach,
91
 anwies, dafür zu sorgen, daß deren neu bestellte
Hofmeisterin Magdalena, die Witwe des Sigmund Kreutzer, am Tisch Kunigundes esse
und stets mit ihr in einer Schlafkammer liege. Diese Mahnungen wiederholte er in
seinem Schreiben an seine Tochter.
92
 Die Anweisung, Kunigunde nicht allein schlafen
zu lassen, lag in den Sitten der Zeit begründet und sollte wohl vor allem dazu dienen,
die Jungfräulichkeit der Erzherzogin, zu bewahren.
93
Ähnlich gründliche, allerdings eher politisch motivierte Entscheidungen traf der Kaiser
auch bezüglich des Hofstaates seiner Tochter. Offensichtlich hatte es sich Friedrich zur
Gewohnheit gemacht, Einwohner von Wiener Neustadt oder andere für ihn wichtige
Männer mit Frauen zu verheiraten, die am Hof seiner Tochter beschäftigt waren.
94
 So
forderte er beispielsweise im September 1469 den Magistrat von Wiener Neustadt auf,
dem Bürger Wolfgang Pilchdorfer, der sich mit Anna, einer Hofdame der verstorbenen
Kaiserin Eleonore und Kunigundes, verheiraten wollte, Gnad und Fürderung zu erwei-
sen.
95
 Zugleich erteilte er dem Bräutigam Annas, die zum damaligen Zeitpunkt ihren
Dienst als Hofmeisterin Kunigundes versah,
96
 seine Genehmigung zur Heirat. Der Kai-
ser sorgte aber nicht nur für die Verheiratung der Hofdame Anna, sondern auch dafür,
daß eine ungenannte Tochter des kaiserlichen Rates Heinrich von Himmelberg standes-
                                                           
89
So schrieb der Kaiser am 1. Juni 1469 aus Graz, daß Peter Tanner der fraw Margareth, hofweschin
der junckfrawn Kunigunden ihren Wäscherlohn ausbezahlen solle. Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 5580.
Gleich zweimal gab Friedrich im Jahr 1470 die Anweisung, Michel, dem Hofschuster seiner Kinder,
seinen Sold auszubezahlen. Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 5892 und Nr. 6017. Im Dezember des gleichen
Jahres wurde der Viztum von Kärnten angewiesen, Kunigunde zwei Gulden sowie jeder Jungfrau aus
deren Gefolge einen Gulden Opfergeld auszubezahlen. Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 6143.
90
Dies belegt z.B. eine aus dem Jahr 1470 stammende Anweisung. Von Graz aus bat Friedrich den
Kastelwartter, gemeint ist vermutlich Friedrichs Kämmerer Friedrich von Castelbarco, seiner Tochter
fünf Ellen Scharlach zu kaufen. Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 6141 und M
AYER
, Wiener Neustadt, S. 103.
Zu Friedrich von Castelbarco vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 148.
91
Der steierische Ritter Kaspar Aspach war in den Jahren 1478 bis 1485 Kunigundes Hofmeister, zudem
Kammergerichtsdiener und Diplomat in den Diensten Kaiser Friedrichs III. Vgl. H
EINIG
, Kaiser
Friedrich, Bd. 1, S. 64 und S. 194. Offensichtlich blieb Kaspar Aspach auch während Kunigundes
Aufenthalt in Innsbruck als Hofmeister in ihren Diensten, da er noch zu Beginn des Jahres 1487 in den
Rechnungsbüchern Erzherzog Sigmunds als der kaiserin hofmeister bezeichnet wird. Vgl. TLA
Innsbruck, Raitbuch 20 (1486), fol. 36.
92
Vgl. C
HMEL
, Aktenstücke und Briefe, Bd. 2, S. 526.
93
Vgl. S
HAHAR
, Kindheit, S. 252, B
UMKE
, Höfische Kultur, S. 470 verweist auf die Erziehungsschrift
des Vinzenz von Beauvais, deren erstes Gebot besagte, daß  Mädchen einer strengen Bewachung
unterworfen werden sollten, um ihre Jungfräulichkeit nicht zu gefährden.
94
Vgl. M
AYER
, Wiener Neustadt, S. 113.
95
Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 5876.

22
gemäß und dem kaiserlichen Willen entsprechend vermählt wurde. Die junge Frau war
im  „Frauenzimmer“ Kunigundes beschäftigt und heiratete, wie die Hofdame Anna auf
Anordnung des Kaisers, im Jahre 1478 Valentin Lamberger, den Pfleger von Stein.
97
 Im
Jahre 1479 gehörte mit Siguna von Kraig eine weitere Ratstochter zum „Frauenzimmer“
der Erzherzogin.
98
 Dies belegt die Anweisung Kaiser Friedrichs an Andreas von Kraig,
der Siguna, Dienerin der Herzogin Kunigunde, eine Summe von 100 Gulden zu bezah-
len.
99
3.3 Erste Auftritte in der Öffentlichkeit
Kunigunde verbrachte, wie oben erwähnt, ihre ersten Lebensjahre nicht in völliger
Abgeschiedenheit, es gibt vielmehr immer wieder Hinweise darauf, daß die Erzherzogin
in das öffentliche Leben der Herrscherfamilie mit einbezogen wurde. Diese Beteiligung
äußerte sich vor allem darin, daß Kunigunde wiederholt bei Empfängen höher gestellter
Persönlichkeiten am Hofe ihres Vaters zugegen war und ihr sogar repräsentative Aufga-
ben übertragen wurden. Ein Beleg dafür ist ein Brief des Kurfürsten Albrecht von Bran-
denburg an den böhmischen König Georg von Podiebrad, in dem Albrecht erzählt, daß
er jüngst zum Kaiser gereist sei. Auf dem Weg dorthin seien ihm viele Ehren erwiesen
worden, unter anderem von Erzherzog Sigmund von Österreich und in unsers hern des
kaysers landen von seiner gnaden son und tochter.
100
 Vermutlich sollte die damals erst
6-jährige Kunigunde in Begleitung und wohl auch unter Anleitung ihres Bruders auf
spätere gesellschaftliche Auftritte vorbereitet werden.
Daß Kunigundes Teilnahme am Empfang des Kurfürsten Albrecht keine Ausnahme
darstellte, zeigt auch der Bericht des Rentmeisters Hans von Mergenthal, den dieser im
Jahre 1476 als Begleiter des Herzogs Albrecht von Sachsen nach einer Pilgerreise ins
Heilige Land verfaßte.
101
 Auf dem Heimweg kamen die Pilger unter anderem auch nach
                                                                                                                                                                              
96
Elisabeth, die Gemahlin des Hans von Pellendorf, war eine geborene von Rohrbach und hatte schon
dem Hofstaat der Kaiserin Eleonore angehört. Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 275f.
97
Vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 217.
98
Dem Kärntener Andreas von Kraig wurde 1471 vom Kaiser das Oberstkämmereramt verliehen, das
schon sein Onkel Konrad innegehabt hatte. Andreas, ein ehemaliger Rat des Grafen Ulrich von Cilli
hatte sich rechtzeitig auf die Seite Friedrichs III. geschlagen und wurde daraufhin vom Kaiser
besonders gefördert. Wie die nachfolgende  Auszahlungsanweisung Kaiser Friedrichs belegt, muß
Andreas von Kraig auch auf irgendeine Weise für den Hof Kunigundes zuständig gewesen sein. Vgl.
H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 212f.
99
Anweisung Kaiser Friedrichs vom 24. Mai 1479: C
HMEL
, Regesta, Nr. 7284 und Wien, HHStA, AUR
sowie H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 1, S. 213. Drei Tage später quittierte Siguns, die angesprochenen
100 Gulden auch erhalten zu haben. Vgl. C
HMEL
, Regesta, Nr. 7288.
100
Schreiben des Kurfürsten Albrecht vom 20. März 1471 aus Ansbach. Vgl. P
RIEBATSCH
, Politische
Correspondenz, Bd. 1, S. 223.
101
Gotha, Forschungs- und Landesbibliothek, Chart. B. 415, im folgenden zitiert als „Pilgerbericht“. Für
den freundlichen Hinweis und einen Auszug aus dem Pilgerbericht danke ich Herrn Prof. Folker

23
Österreich: Kunigunde, die sich zu diesem Zeitpunkt im Herbst des Jahres 1476
zusammen mit ihrem Vater und ihrem  Bruder in Wiener Neustadt aufhielt, muß davon
unterrichtet worden sein, denn sie schickte Herzog Albrecht von Sachsen nach dessen
Einzug in die Stadt Wien als Geleit 50 Reiter entgegen.
102
 Nach kurzem Aufenthalt in
Wien zogen Herzog Albrecht und sein Gefolge weiter nach Wiener Neustadt, wo sie
von Maximilian empfangen wurden. Kunigunde wartete mit ihrem Gefolge kurz vor den
Toren der Stadt, um den Besucher zu begrüßen.
103
 Im Anschluß begleiteten der Herzog
und sein Gefolge Maximilian und seine Schwester zurück in die Burg von Wiener Neu-
stadt, von wo aus sich der Herzog und seine Begleiter in eine Herberge begaben. Einige
Tage später wurden die Gäste aus Sachsen vom Kaiser persönlich zu einer Hochzeits-
feier eingeladen, bei der auch Kunigunde zugegen war; im Anschluß an die Rennen, die
wegen des Festes abgehalten wurden, machte sie Herzog Albrecht eine Spange und
andere Dinge zum Geschenk.
104
 Im Gegenzug richtete der sächsische Herzog einige
Bitten an Kunigunde, die auch prompt gewährt wurden. Als die Besucher Wiener Neu-
stadt verlassen wollten, wurden sie zum Abschied von Kunigunde und Maximilian
nochmals großzügig beschenkt.
105
 Auch nach ihrer Abreise über Nieder- und Oberöster-
reich in Richtung Bayern erhielten Herzog Albrecht und sein Gefolge auf Geheiß Kuni-
gundes noch mehrere Tage lang berittene Begleitung. Interessant ist hier die Tatsache,
daß Hans von Mergenthal in seinem Bericht zwischen berittenen Begleitern, die auf
Befehl Kunigundes anwesend waren, und Begleitern aus der Gruppe der kaiserlichen
                                                                                                                                                                              
Reichert, Stuttgart. Der Bericht des Hans von Mergenthal liegt auch in gedruckter Fassung vor:
Beschreibung Der löblichen und Ritterlichen Reise und Meerfart in das heilige Land nach Hierusalem
des Durchlauchtigen und Hochgebornen Fürsten unnd Herrn Herrn Albrechten Hertzogen zu Sachssen,
Landgraffen in Duringen, Marggraffen zu Meissen etc. Gestellet durch den Gestrengen und vesten
Hansen von Mergenthal etc. Leipzig 1586. Zum Pilgerbericht des Hans von Mergenthal vgl. auch:
Werner P
ARAVICINI 
(Hg.): Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische
Bibliographie. Teil 1: Deutsche Reiseberichte, bearb. v. Christian Halm. (Kieler Werkstücke, Reihe D:
Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters, Bd. 5). Frankfurt/Main u.a. 1994, hier S.
177-181.
102
Vgl. Pilgerbericht, fol. 26
v
.
103
Vgl. Pilgerbericht, fol.26
v
-27
r
 ... undt ritten also fort biß uff 4 armbrustschuß von der stadt. Do war
des keyßers tochter mit dreyen gülden wägen. Die stunde mit den jungfrawen vor dem wägen. Also
stundt mein gnediger herr von seinem pferdt undt gieng mit sambt dem jungen keyßer zu der keyßerin.
104
Vgl. Pilgerbericht, fol. 27
r
:  Die junge keyßerin schenckte meinem gnedigen herrn nach solchem
rennen ein schonen span mit andern gaben mehr. Mein gnediger herr ging zu der jungen keyßerin
undt brachte etliche werbe selber mündtlichen an ihr gnaden. Waß daz den nun gewest ist, hatt die
junge keyßerin zu keinem nein gesagt undt S. g. so frl. undt hoch empfangen, auch so gnediglich
gegen S. g. beweist, als je einem fursten geschehen ist.
105
Vgl. Pilgerbericht, fol 27
r
-27
v
Als mein gnediger herr weg wolt, schanckte die junge keyserin meinem
gnedigen herrn acht vergülte schöne köppe  [Trinkgeschirr]. Der junge keyßer schanckte S.g. drey
hubsche hengst mit reinem geräthe.

24
Hofleute unterschied.
106
 Daß Kunigundes Wünsche und Befehle gesondert erwähnt wur-
den, zeigt deutlich ihre Bedeutung und Stellung am Hof, ebenso wie die Bezeichnung
die junge keyßerin. Schon in diesem jugendlichen Alter hatte Kunigunde, zumindest
zeitweise, wenn sie in Gesellschaft ihres Vaters weilte, eine festgelegte, nicht unwich-
tige Rolle im Hofleben ihres Vaters zu erfüllen. Teilweise war es wohl sogar ihre Auf-
gabe, die Lücke zu füllen, die nach dem Tode ihrer Mutter im repräsentativen Bereich
entstanden war.
Nachdem sich für die ersten 15 Lebensjahre Kunigundes nur vereinzelt Quellenbelege
finden lassen, die einen Aufschluß  über ihre Lebensführung, ihren jeweiligen Aufent-
haltsort, ihre Umgebung oder ihre Erziehung bieten, scheint die Prinzessin in den Jahren
ab etwa 1480 häufiger in der Öffentlichkeit aufgetreten zu sein, wie die Nennung Kuni-
gundes in Gesandtenberichten,
107
 aber auch die zunehmende Ausführlichkeit ihrer Bio-
graphie zeigen. In diesem Jahr befand sich Kaiser Friedrich zum wiederholten Male im
Krieg gegen die Ungarn. Selbst die kaisertreue Einwohnerschaft von Wiener Neustadt
sei, so berichtet der anonyme Biograph der Erzherzogin, so unzufrieden gewesen, daß
ein Aufstand zu drohen schien. In dieser nicht ungefährlichen Situation soll Friedrich
III. seine Tochter mit auf eine Ausfahrt durch die Straßen von Wiener Neustadt genom-
men haben, wo der Kaiser die Bürger durch Gespräche zu beruhigen suchte. Dies gelang
ihm schließlich, angeblich dank der Anwesenheit seiner Tochter, die in dieser Stadt auf-
gewachsen und daher den Einwohnern bekannt und vertraut war.
108
Anders und wohl auch realistischer stellt sich diese Situation dagegen in den Berichten
des Augsburgers Georg Wieser an den Bürgermeister und Rat seiner Heimatstadt dar.
Kunigunde und ihr Gefolge, „Frauenzimmer“ genannt, verbrachten im Winter 1479/80
anscheinend einige Monate in der Residenz von Wiener Neustadt. Um die Damen des
Hofstaates zu unterhalten, wurden trotz des Krieges Pferderennen und Turniere abge-
                                                           
106
Vgl. Pilgerbericht, fol. 27
v
: „Am sonnabent vor Martini ritt mein gnediger her gen Hanfeldt [Honfelt],
liß uns die junge keyßerin beleiten mit 400 pferden. [Sontag Vigilia Martini, gen Milck, ein schön
Kloster, lies uns die junge Keyserin abermals mit 300 Pferden beleitten.] [...] Am tag Martini ritt mein
gnediger herr zu Ambstet [Ambstedt], aber mit des keyßers hoffleuten. Am dinstag nach Martini ritt
mein gnediger herr gen Abeßberg [Ebelßberg]. Do ließ in aber die junge keyßerin beleitten...
107
So erwähnt der Augsburger Gesandte Georg Wieser in seinen Berichten an den Bürgermeister und Rat
der Stadt Augsburg immer wieder am Rande kleinere und größere Ereignisse, in denen Kunigunde
eine Rolle spielte.
108
Vgl. H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 34f.: Da horet man allenthalben viel böser reden wider den alten
weissen kunig von ettlichen lanndleuten, die dann der trew vnnd pflichten gegen irm naturlichen
herrn vnnd Kunig vergassen [...] Also nam er auch sein tochter, vnnd fueret die in aim slitten vm den
tiergartten tzu der newnstatt, vnnd durch die gassen derselben statt offennlich, dass das menigclich
sehen mocht vnnd darob ain wolgeuallen, auch ain hertz gegen den alten weissen kunig vnnd seim
töchterlein schöpfen...

25
halten;
109
 auch der Kaiser hielt sich bisweilen bei seiner Tochter in Wiener Neustadt
auf.
110
 Vom Krieg mit dem ungarischen König Matthias ist in den Berichten Wiesers
zwar auch die Rede, gleichzeitig sprach der Augsburger aber auch von rennen und
tantzen am kaiserlichen Hof.
111
 Im selben Schreiben erwähnte Wieser auch mehrere
Schlittenfahrten, die der Kaiser zusammen mit seiner Tochter und deren
„Frauenzimmer“ unternommen hatte. Im Gegensatz zu Kunigundes Biographie ist aber
nicht davon die Rede, daß Friedrich mit Kunigunde durch die Stadt gefahren sei, um die
unzufriedene Bevölkerung der Residenzstadt zu beruhigen; es scheint sich vielmehr um
Spazierfahrten zur Unterhaltung Kunigundes und ihres Gefolges gehandelt zu haben.
112
Wieser begründete die ungewöhnliche Freude des Kaisers bei diesen Aktivitäten mit der
Nachricht über eine angeblich lebensgefährliche Erkrankung des ungarischen Königs.
113
Wenige Monate später kann man dagegen von einem „echten“ repräsentativen Auftritt
der Kaisertochter sprechen, als im Frühling des Jahres 1480 Herzog Georg von Bayern-
Landshut mit großem Gefolge nach Wien kam, um sich vom Kaiser die Lehen und die
Regalien über Niederbayern verleihen zu lassen. Im Gefolge des Herzogs befanden sich
unter anderem auch Niklas von Abensberg und Herzog Christoph, der jüngere Bruder
Herzog Albrechts von Bayern-München. Herzog Albrecht, Kunigundes späterer Ehe-
mann, war einen Tag nach seinem Vetter Georg in Wien eingetroffen. Georg, der erfah-
ren hatte, daß sich auch die Tochter des Kaisers in Wien aufhielt, ließ es sich nicht neh-
men, diese höchstpersönlich mit seinem ganzen Gefolge aufzusuchen und zu
begrüßen,
114
 wie nicht nur Kunigundes Biograph, sondern auch Georg Wieser zu
berichten weiß.
115
                                                           
109
Vgl. Schreiben des Georg Wieser aus Wiener Neustadt vom 30. Januar 1480 (Mentag vor Lichtmeß)
in StadtA Augsburg, Literaliensammlung 30. 01.1480: ...so ist das frawnzymer noch hie, dem wirt mit
rennen und stechen altag kurtzweil gemacht...
110
Zum Itinerar Kaiser Friedrichs vgl. H
EINIG
, Kaiser Friedrich, Bd. 3, S. 1347-1389, hier S. 1382.
111
StadtA Augsburg, Literaliensammlung 02.03.1480.
112
StadtA Augsburg, Literaliensammlung 02.03.1480: ...ist auch mermals selb uff dem schlitten, und
mein junge fraw hinder im, mitsampt dem gantzen frawenzymer unnd hoffleuten, allenthalben in der
statt und umb den tiergartten gefaren...
113
StadtA Augsburg, Literaliensammlung 02.03.1480.
114
H
EYRENBACH
, Kunigunde, S. 36: ...vnnd also nachdem er das edl frawlein Chundungen mit irm
frawenzimmer wesst in der hochen burg zu Wienn sein, sawmet er nit vnd wolt dye auch begruesset
haben. Da nam er all Graven, herren vnnd ritter, die mit im hintz wienn verruckht waren tzu ime,
vnnd hat das edl frawlein in irer kammer haimbgesucht vnnd auf das höflichist vnnd freundlichist
begruesset. Zur Reise Georgs nach Wien vgl. auch Reinhard S
TAUBER
: Herzog Georg von Bayern-
Landshut und seine Reichspolitik. Möglichkeiten und Grenzen reichsfürstlicher Politik im
wittelsbachisch-habsburgischen Spannungsfeld zwischen 1470 und 1505 (Münchner Historische
Studien, Abteilung bayerische Geschichte, Bd. 15). Kallmünz/Obf. 1993.
115
Bericht vom 16. Mai 1480 (Erchtag nach Exaudi) in StadtA Augsburg, Literaliensammlung
16.05.1480. Im Postsciptum heißt es Item uff sontag Exaudi ist hertzog Jörg mit den seinen zum ersten
Mal im frawenzymer gewest, hett den ersten rayen mit meiner jungen frawen...

26
Bei dem Ball, der zu Ehren der Gäste aus Bayern abgehalten wurde, konnte man jeden-
falls das Ergebnis der Erziehung Kunigundes bewundern, als sie zusammen mit Herzog
Georg von Bayern-Landshut den Tanz eröffnen durfte und von den anwesenden Herren
ob irer schicklichkait vnnd hübschen manieren mit großem Wohlgefallen betrachtet
wurde.
116
 Einen Tanz gewährte Kunigunde an diesem Abend auch ihrem zukünftigen
Gemahl, dem Münchner Herzog Albrecht, natürlich ohne dies zu erahnen, wie ihr
Biograph anmerkt.
117
 Beim Turnier am Tag der Belehnung war die Erzherzogin mit
ihrem Gefolge schließlich ebenso anwesend wie beim feierlichen Belehnungsakt am
Nachmittag.
118
Erzherzogin Kunigunde und ihr Gefolge waren also bei allen wichtigen Feiern anläßlich
der Lehensverleihung in Wien zugegen. Daß Herzog Georg persönlich in die Gemächer
Kunigundes kam, um sie zu begrüßen, ist ein Beleg für die hohe Stellung, die Kuni-
gunde als Tochter des Kaisers zukam. Da es am Hofe Friedrichs III. nach dem frühen
Tod seiner Frau keine Kaiserin mehr gab, scheint es nur zu verständlich, daß Kunigunde
mit zunehmenden Alter mehr und mehr repräsentative Aufgaben an der Seite ihres
Vaters zu übernehmen begann.
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