4 Zusammenfassung
Bei der Bearbeitung dieser Bachelorarbeit bemühte ich mich die im Voraus
festgelegten Ziele zu erreichen und deshalb war es notwendig, die Arbeit in zwei
Hauptteile zu gliedern. Im theoretischen Teil wurden nicht nur alle Grundbegriffe zum
Thema Sprichwort und Parömiologie definiert, sondern es war auch nötig, die Grade der
Äquivalenz festzulegen, nach der die Sprichwörter anschließend in Gruppen eingeordnet
wurden. Diese Gruppen unterscheiden sich voneinander darin, ob die aufgeführten
Sprichwörter in der deutschen Sprache Voll-, Teil- oder sogar Nulläquivalent aufweisen.
Für das Schulpraktikum an der ausgewählten Schule war es ebenfalls notwendig, den
Begriff Motivation zu begrenzen. Im praktischen Teil habe ich mich mit der
Untersuchung selbst beschäftigt, also konkret mit der kontrastiven Bewertung von
ausgewählten Sprichwörtern und weiter mit der Anwendung der Sprichwörter im
Deutschunterricht an der Grundschule in Pilsen.
In dieser Arbeit wurden folgende Ziele festgelegt. Das erste Ziel dieser
Bachelorarbeit war die Systematisierung von Kenntnissen zum Thema Sprichwort und
Parömiologie. Aufgrund der Fachliteratur wurde festgestellt, dass der Begriff
Parömiologie heutzutage nicht so oft verwendet wird, denn er wird als spezifischer
Bestandteil der Phraseologie und Idiomatik betrachtet. Ein wichtiger Aspekt war
außerdem die Begrenzung der Begriffe Phrasem/Phraseologismus und Idiom. In der
tschechischen Tradition ist es üblich, beide Termini, Phrasem/Phraseologimus und
Idiom, parallel zu benutzen, demgegenüber handelt es sich in der deutschen Tradition um
zwei selbstständige Begriffe, wobei Phrasem/Phraseologismus meist der Oberbegriff für
verschiedene Subgruppen von sprachlichen Ausdrücken ist und Idiom für idiomatische
Redewendungen, deren Gesamtbedeutung sich nicht oder nur teilweise aus der
Bedeutung seiner Bestandteile ergibt, steht.
Das zweite Ziel dieser Bachelorarbeit war die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede zwischen den deutschen und tschechischen Sprichwörtern aufzuzeigen. Für
diese Untersuchung wurden 100 Sprichwörter ausgewählt, diese wurden nach den
festgelegten Kriterien weiter den einzelnen Graden der Äquivalenz zugeordnet. Die
Sprichwörter wurden aus dem Themenbereich Gefühlsseite des Menschen ausgewählt.
Der Grund für dieses Thema war die Tatsache, dass ich Psychologie als Nebenfach
studiere und dass mir Psychologie Spaß macht.
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Nach dem Vergleich der gewählten Sprichwörter wurde festgestellt, dass der
größte Teil der Sprichwörter (genau 52 Prozent von 100 Sprichwörtern) zur Gruppe der
Nulläquivalenz gehört. Dagegen war die Gruppe, die mit 16 Prozent den kleinsten Anteil
enthält, die Gruppe der Sprichwörter, die im Deutschen nur teilweise entsprechende
Äquivalente haben. Das Ergebnis zeigt, dass, obwohl sich die deutsche und die
tschechische Kultur einander sehr ähnlich sind, es oft Unterschiede in den Übersetzungen
der deutschen und tschechischen Sprichwörter gibt.
Das dritte Ziel dieser Arbeit war die Anwendung der Sprichwörter im Unterricht
Deutsch als Fremdsprache an der ausgewählten Schule und eine anschließende
Bewertung, ob die Schüler einige deutsche Sprichwörter kennen. Als Zielgruppe habe ich
eine achte und zwei neunte Klassen an einer Grundschule in Pilsen ausgewählt. Für das
Unterrichtsmodul wurden drei verschiedene Einstellungen zu den Sprichwörtern
vorbereitet, und zwar die grammatische, die lexikalisch-semantische und die
Übersetzungseinstellung. Um zu einem Schluss zu kommen, war es notwendig, vor dem
eigentlichen Unterricht bestimmte Hypothesen festzulegen.
Hypothese H1 geht von der Voraussetzung aus, dass jeder Schüler mindestens ein
tschechisches Sprichwort kennt. In jeder Klasse haben die Schüler insgesamt maximal
drei Sprichwörter angegeben und sie waren nicht einmal nach kurzer Bedenkzeit fähig,
weitere Sprichwörter zu nennen. Diese Hypothese wurde also nicht bestätigt.
Die Voraussetzung der Hypothese H2 war die Fähigkeit, die Bedeutung der
angegebenen Sprichwörter an einem Beispiel zu erklären. Auch diese Hypothese hat sich
teilweise nicht bestätigt. Die Schüler haben die Sprichwörter zwar gekannt, aber meist
haben sie kein Beispiel anführen können, an dem sie ihre Bedeutung erklären könnten.
Es war notwendig, den Schülern zu helfen.
Die dritte und letzte Hypothese H3 wurde aufgrund der Vermutung aufgestellt,
dass die Arbeit mit den Sprichwörtern den Schülern Spaß machen wird. Die Bewertung
dieser Hypothese hat sich in den einzelnen Klassen unterschieden. In den neunten
Klassen hat sich diese These nicht bestätigt, denn die Schüler haben nicht mitarbeiten
wollen, sie haben nicht auf Fragen geantwortet und sie sind leichtsinnig an die
selbständige Arbeit hergegangen. In der achten Klasse wurde diese These im Gegensatz
dazu bestätigt. Die Schüler haben sich in den Unterricht eingeschaltet, sie haben sich
bemüht, Fragen zu beantworten und sie haben verantwortlich die selbständige Arbeit
erledigt.
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Für sehr interessant halte ich auch den Vergleich der Kenntnisse der neunten
Klassen in Abhängigkeit von der Frequenz des Sprachunterrichts. Obwohl die Schüler
der Klasse 9. C erweiterten Sprachunterricht hatten, waren ihre Kenntnisse im Grunde
auf der gleichen Ebene wie die Kenntnisse in der 9. B, wo die Schüler Standardunterricht
haben.
Das Ergebnis der Untersuchung war sehr überraschend für mich, denn keine der
angeführten Hypothesen hat sich trotz meiner Erwartungen völlig bestätigt. Die
Untersuchung zeigt, dass die Kenntnis der deutschen Sprichwörter und die Fähigkeit mit
ihnen zu arbeiten bei den Schülern an der Sekundarstufe der Grundschule auf einer
ziemlich niedrigen Ebene sind. Aus diesem Grund bin ich zu dem Ergebnis gekommen,
dass es von Nutzen wäre, das Behandeln von Sprichwörtern im Fremdsprachenunterricht
auszuweiten. Hinsichtlich der Tatsache, dass die Sprichwörter ein Bestandteil üblicher
sprachlicher Äußerungen sind, würde ich es für hilfreich halten, mindestens die
bekanntesten Sprichwörter in den Fremdsprachenunterricht einzubeziehen.
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