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2.4.4 Sprichwörter nach sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten
A.
Sprichwörter in lexikalischer Hinsicht
Ein Phraseologismus ist ein Lexem. Ein Sprichwort ist ein Phraseologismus und
deshalb ist ein Sprichwort ein Lexem. Das Lexem ist eine Bedeutungseinheit des
Wortschatzes. Die Sprichwörter drücken ihre Bedeutung entweder direkt oder indirekt
aus, d. h. die Sprichwörter lassen sich wörtlich oder bildlich begreifen.
Die Sprichwörter sind neben den Zitaten und geflügelten Worten die längsten
Phraseologismen, aber diese Zuordnung wird oft angezweifelt.
B.
Sprichwörter in syntaktischer Hinsicht
Sprichwörter haben eine bestimmte syntaktische Struktur. Diese Struktur ist
durch die Bevorzugung von Autosemantika
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gekennzeichnet (vgl. Fleischer 1997: 76).
Für die Sprichwörter ist ein gnomisches Präsens charakteristisch, das eine zeitliche
Unbegrenztheit und ein allgemeines Subjekt ausdrückt. Das Sprichwort ist gewöhnlich
aus ein bis vier Sätzen zusammengesetzt. Es handelt sich meistens um eine zweiteilige
Aussage mit dem typischen Parallelismus, manchmal um eine einfache und nur
ausnahmsweise um eine kompliziertere Aussage. Zu den wichtigsten Ausdruckmitteln
des Sprichworts gehören Parallelismus, Antithese, Paradox, Synekdoche, Personifikation
oder Wortspiel. Im Sprichwort erscheinen sehr oft die Archaismen. Das Sprichwort
schwankt zwischen der Prosa und dem Vers. Die Sprichwörter neigen in Bezug auf den
häufigen Reim zur Poesie und die syntaktische Symmetrie erinnert an ein Verspaar.
Hinsichtlich der logischen Struktur erscheinen im Sprichwort Generalisierung,
Komparation und Analogie, Deduktion und Kausalität, Dialektik und Relativität des
Lebens. Die Sprichwörter ermahnen oft zu korrekten Verhalten, warnen vor voreiligen
Schlüssen, machen auf Ausnahmen aufmerksam und reagieren kritisch auf oberflächliche
Ideen und auf naive Urteile (vgl. Mocná et al. 2004: 548, 552).
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