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einprägsamer Form (häufig im End- od. Stabreim) überlieferte Lebensweisheit“ (Wahrig
2001: 1185). Fleischer gibt diese Definition vom Sprichwort an: „Die Sprichwörter sind
feste Satzkonstruktionen mit lehrhafter Tendenz, die sich auf das praktische Leben
bezieht“ (Fleischer 1997: 76).
Die Definitionen sind sehr ähnlich und es ist leicht zu sehen, dass Sprichwörter
Lebenserfahrungen, -weisheiten, Moralgrundsätze und Moralbelehrung enthalten. Diese
Elemente werden entweder direkt oder bildlich ausgedrückt. Sprichwörter speichern
Volkserfahrungen und Wertvorstellungen und sie werden von Generation zu Generation
überliefert. Sprichwörter sind
charakteristisch für Wesen, Kultur und Denkweise des
betreffenden Volkes (vgl. Wilpert 1979: 777).
Es gibt traditionell 3 Typen von Sprichwörtern: metaphorische/bildliche,
gnomische und direkt proportionale Sprichwörter. Metaphorische Sprichwörter drücken
die Moralbelehrung indirekt, bildlich aus, also lassen sie sich wörtlich nicht begreifen
(zum Beispiel
Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach
). Gnomische
Sprichwörter drücken die Moralbelehrung direkt aus, sie lassen sich in der wörtlichen
Fassung begreifen (zum Beispiel
Hochmut kommt vor dem Fall
). Direkt proportionale
Sprichwörter werden auf dem Parallelismus gegründet (zum Beispiel
Gleich sucht sich,
gleich findet sich
). Die metaphorischen Sprichwörter treten am häufigsten auf
(vgl. Mocná et al. 2004: 549).
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Die Sprichwörter sind zu dem Phraseologismus zu rechnen, denn sie erfüllen die
Grundmerkmale des Phraseologismus. Sie sind polylexikalisch, stabil und in dem
unterschiedlichen Grad idiomatisch (vgl. Burger 2007: 102).
Zwischen
Sprichwort
und
Phraseologismus
gibt
es
eine
Menge
Gemeinsamkeiten. Die Sprichwörter verfügen über einen festen, lexikalischen Bestand
und in den meisten Fällen haben sie eine metaphorische, verallgemeinernde Bedeutung.
Das Sprichwort steckt in einer erschließenden, tieferen und nicht wörtlichen Bedeutung.
Es gibt auch wichtige Unterschiede zwischen Sprichwort und Phraseologismus.
Ein Unterschied
besteht zum Beispiel darin, dass die Sprichwörter keinerlei formale
Möglichkeiten der Verbindung mit dem Kontext aufweisen. Sie sind selbst
kommunikative Formeln und sie enthalten pronominale oder andere satzverflechtende
Komponenten. Zwischen Sprichwort und Phraseologismus besteht ein weiterer
Unterschied: Das Sprichwort ist in ausgeprägterer Weise historisch fixiert. Ein klarer
8
Aus dem tschechischen Original übersetzt von M. F.
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Unterschied zwischen Sprichwörtern und Phraseologismen liegt darin,
dass die
Sprichwörter vollständige Aussagen formulieren und dass die sie nach einem relativ
kleinen Satz an Strukturmustern gebildet sind.
Sprichwörter und Phraseologismen stehen zueinander in Beziehung. Aus einem
Sprichwort kann ein Phraseologismus entstehen, zum Beispiel aus dem Sprichwort
Wer
andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein
entwickelte man das Phraseologismus
jmdm.
eine Grube graben
(vgl. Fleischer 1997: 76f.; Burger 2007: 119).
Man unterscheidet wörtliche/freie und übertragene/phraseologische Bedeutung
der Phraseologismen. Die Bezeichnung wörtliche Bedeutung wurde aus der
Alltagssprache übernommen. Von der freien Bedeutung spricht man,
wenn eine
Komponente des Phraseologismus außerhalb des Phraseologismus vorkommt und dort
eine bestimmte Bedeutung hat. Ein Beispiel der freien Bedeutung ist der Ausdruck
sich
die Zähne putzen
. Wo sich zwei mögliche Bedeutungen anbieten, kommt nur die
übertragene Bedeutung in Frage. Anstelle der Bezeichnung übertragener Bedeutung
benutzt man den Terminus phraseologische Bedeutung. Die phraseologische Bedeutung
eines Phraseologismus muss man kennen und man spricht dann von ihr, wenn eine
Komponente des Phraseologismus außerhalb des
Phraseologismus eine andere
Bedeutung hat (vgl. Burger 2007: 13f.).
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